Montag, 18. Februar 2008

Minka-en, Yukata, Restaurant

Gestern, am 17.3, Sonntag (muss ich dazu schreiben, ich bin hier völlig außer der Zeit), waren wir alle im Minka-en, einem Freilichtmuseum, in dem es japanische Häuser der Edo- und Meji-Zeit zu bestaunen gab. Gekommen bin ich darauf durch die Wikipedia, wo ich von einem Teilnehmer angeschrieben wurde. Entgegen den Angaben in den Blogs der anderen kannte ich keinen dieser Leute, auch nicht als Wiki-Teilnehmer selbst, aber Leipziger Stammtische sind immer interessant und ich dachte, dass es wohl lustig wäre das auch zu versuchen.

Also machten wir und mal wieder über unsere U-Bahn und JR-Linien-Karten her und verwünschten einmal mehr, dass erstere einfach irgendwo aufhört und "unser" Bahnhof nicht mit drauf ist. Aber wir haben eine Verbindung gefunden und nachdem wir einmal mehr zielsicher in die falsche Richtung gelaufen waren, erklärte und ein freundlicher Japaner den Weg zur Station. Das Minka-en war dann ausgeschildert, aber auch hier sind wir nicht ohne Umwege angekommen.



Schuld war diesmal nicht unser (fehlender) Orientierungssinn, sondern ein Kimonoladen, der Nancy magisch anzuziehen schien. Trotzdem konnten wir sie mit der Versicherung, später wieder vorbeizukommen, da hinaus lotsen. Am Minka-en trafen wir die Wikipedianer. Es ist schon lustig, das Leben, denn eine Teilnehmerin kannte ich aus einem Besuch in Halle, wo sie eine Gruppe japanischer Studenten begleitet hatte. Danach wurden wir von einem lustigen und des Englischen mächtigen Herrn durch die Häuser geführt. Dabei wurde mir mal wieder klar, warum Schuhe mit Klettverschlüssen erfunden worden sind. Man durfte die Häuser nämlich betreten, aber selbstverständlich nur auf Söckchen.



Die Häuser der wärmeren Regionen waren in etwa so, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Von Grund auf Holzkonstruktion, mit Tatami (Strohmatten) ausgestattete Räume, unterteilt durch Schiebetüren, die auch teilweise die Außenwände darstellten und Holzschindeln auf dem Dach. Doch ich hatte mir wohl nie Gedanken darüber gemacht, was die Menschen in Nordhonshu mit den Schiebetürhäusern wollten, immerhin freut man sich dort immer über massiven Schneefall im Winter. Diese Häuser ähnelten dann auch mehr dem europäischen Bauernhaus: dickes Strohdach und an Stelle der Schiebetüren Lehmwände. Die Stelle waren auch oft unterm Dach, das Klo aber wie immer draußen.

Nahdem wir über 2 Stunden dort durch die Gegend gelaufen waren, hatten wir noch Zeit und begleiteten die nach weiteren 1,5 h überglückliche Nancy, die es in dieser Zeit geschafft hatte, einen Yukata (Sommerkimono) samt Zubehör zu erstehen. (Bis auf Socken und Sandalen - ist halt schlecht mit europäischem Großlatschenformat.) Die Männer, die sich längst in ein Café verkrümelt hatten, wurden abgeholt und wir gingen zum reservierten Restaurant.


Dabei hörten wir plötzlich ziemlichen Lärm die Straße entlangdonnern, mir flogen ja fast die Ohren ab, und komische japanische Musik (Enka oder wie?) plärrte lautstark aus einem Auto. Mir wurde gesagt, dass das die japanischen Rechtsradikalen seien, die mit solchen Aktionen leider kein Gesetz überschreiten und gerne durch ohrenbetäubenden Krach (unter anderem) auf sich aufmerksam machen und die Geschäfte lahm legen.

Wie man so ein Restaurant nennt, in das wir gegangen sind, weiß ich leider nicht, aber es war ein typisch japanisches, mit so abgetrennten Nischen, vor denen man die Schuhe ausziehen und in ein kleines Schränkchen tun musste um anschließend auf dem Boden zu seinem Sitz zu rutschen. Der Boden stellte quasi die Sitze da, aber für die Füße gab es dann...wie sagt man das?..also der Boden war erhöht und Füße (sowie die Tische) standen tiefer, so dass man letztendlich trotzdem ganz normal sitzen konnte. Danach wurden mir japanische Tischsitten sowie Gerichte noch etwas näher erläutert. Dabei haben wir Sammelbestellung aufgeben und jeder konnte von jedem was probieren. Über das Essen werd' ich extra noch schreiben, weil das ganz interessant ist. Es wurde viel geredet, beispielsweise darüber, wie Deutsche überhaupt auf die Idee kommen, Japanologie zu studieren, wie es in Deutschland mit dem Studium so aussieht, was so toll an japanischer Popmusik sein soll. Danach wurden noch Wikipedia-relevante Themen erläutert. Ich unterhielt mich noch (auf japanisch!) mit Fukuten, der kein Deutsch verstand und es daher etwas schwer hatte. Ich fragte ihn über meine Jizo aus und wir ergingen uns in Deutsch-Japanischen Vergleichen über alles Mögliche. Japaner scheinen wirklich zu glauben, dass alle Deutschen Christen, ergo jeden Sonntag in die Kirche rennen..O_o..



Als wir zurück kamen, war es schon reichlich spät und nach dem Allabendlichen Fotoaustausch ging dann jeder auf sein Zimmer. Ich bin, wie gestern auch schon, bei meinem Hörbuch eingeschlafen (echte Schlaftablette, obwohl es spannend ist..) und wachte dann gegen 3.00 Uhr auf und machte Lampe und PC aus.

2 Kommentare:

christian_g hat gesagt…

Solche Restaurants nennt man Izakaya 居酒屋. Diese gibts in verschiedensten Formen, wobei am guenstigsten oftmals die grossen landesweiten Ketten wie uotami, wara wara, za iwatami, u.a. sind. Ich glaube der Wikipediartikel bietet zu Izakaya auch einiges an Infos.
Ich fand den Abend auch sehr spassig, auch wenn wir nicht so die Gelegenheit zum sprechen hatten.
Gruss
Christian

Dr. Frank Steffen hat gesagt…

Hi Kleine! Als unwissender paps mit bloss Ost- Europa- Ost- Wissen klingt das alles ganz spannend. Kann also leider keine Kommentare mit wegweisenden Infos abgeben wie der christian_g :-( Aber es macht mir Spass, das zu lesen. Ob es mir auch Spass machen wuerde, das zu alles zu essen, w3as du da beschreibst, da bin ich im Zweifel... Gruesse