Montag, 21. März 2011

Vor dem Beben..da war auch noch ein bissl' was

Damit ich hier keine Erinnerungs-Lücke zurückbehalte, schreibe ich noch kurz, was vor meiner vorläufigen Rückkehr nach DE passiert war.

Kurz vor dem 6. März, an dem Nancy und ich zurückgeflogen sind, haben wir uns mit Alex getroffen. Alex ist eine Kurzstipendiatin, die das "kurz" leider unterstreichen musste, da auch sie vorfrüh wegen des Bebens & Folgen wieder zurück kehren musste. Aber an besagtem Dienstag, dem 1. März, waren wir froher Dinge und leisteten uns in Mita einen netten Plausch beim Inder (Achtung: Das Essen ist nur in Form des Mittagsmenüs erschwinglich, dafür aber richtig lecker) und anschließendes Karaoke. :D

l: alt und neu in Shibuya, r: Family kurz vor dem Abflug, als ich sie in Asakusa in den Narita-Zug gesetzt habe

In der Woche konnte ich auch in Vorfreude auf Zuhause schon mal einen Hauch Family wittern: Meine Tante & Anhang in FOrm von Lebensgefährte und blondem Engel-Kind waren für 10 h in Tokyo, da sie auf der Durchreise nach Neuseeland waren. Zu viert haben ein bisschen Asakusa und Shibuya unsicher gemacht, wobei das Goldlöckchen sämtlichen Omas und Schulmädchen quietschende kawaiiii (wie niedlich!!) entlockte.


Danach stand auch schon hecktisches Packen für die Rückreise an, wobei die Tücke nicht darin lag, dass ich viel hätte packen müssen, sondern darin, dass ich eben gar nichts mitnehmen musste und durch den leichten Koffer ständig entnervt das Gefühl hatte, dass doch etwas fehlen müsse. (Heute weiß ich: Auch Handy-Ladekabel soll man mitnehmen. -.- Und wenn man schon sein elektronisches Grafik-Tablet mitschleppt, macht sich der dazugehörige Stift auch nicht schlecht. T_T)

Naja, das weitaus größere Problem war jedoch das Erreichen des Flughafens. Haneda schließt seine Pforten laut Homepage zwischen 24:00 und 5 uhr, unser Flug ging schon 6 Uhr nochwas. Natürlich fuhr die erste Bahn von Hiyoshi viel zu spät, als dass wir morgens hätten fahren können. Nach guten 3 h Internet-Befragens hatten Nancy und ich dann aber die Lösung: Ein Manga-Cafe sollte es sein, das uns Obdach in der Nacht bieten würde. Von da müsste man dann mit dem ersten Zug nach Handeda kommen können.

Das Manga-Cafe war erträglich. Auch wenn es dazu ausgelegt ist, dass man dort schlafen kann, soll man nicht glauben, dass das tatsächlich geht. Ein Mnaga-Cafe ist auch kein Cafe, sondern ist ein Raum mit vielen Manga, die man sich zu Lesen nehmen kann und abgetrennten Buchsen, denjenigen in Großraumbüros nicht unähnlich, wo man jeweils einen bequemen Liege-Stuhl, einen (steinalten) PC mit (super-lamen) Internat undKopfhörer hat. Ich hab natüprlich die Box direkt unter der Lampe bekommen, von daher hatte ich mir die Schlaf-iIlusion gleich geschenkt und lieber gelesen. Das ging bis 4:30 Uhr dann auch ganz ordentlich.

So sieht eine Box im Manga-Cafe aus. Es gibt auch welche, die haben Duschen, unseres aber nicht.

Die Probleme kamen erst, als wir zum Flughafen wollten.
Schwerwiegender Fehler Nr. 1: Zu glauben, dass man sein Gepäck im Bahnhof Daimon abstellen und von Bahnhof Hamamatsucho aus abholen kann. Die beiden Bahnhöfe liegen wie so viele direkt nebeneinander und sind verbunden, werden aber von verscheidenen Gesellschaften bedient. Was wir nicht wussten: Daimon wird nachts abgeschlossen. O_O Rolltor runter, zack, zu. Unser Zug fuhr 4:58 Uhr, 4:40 Uhr war noch kein Rankommen an unser Gepäck. Es hat uns einige Nerven gekostet, zu warten, bis der Bahnhof endlich 4:45 Uhr öffnete, wir die Koffer aus dem Schließfach nehmen konnten, um damit schnellstmöglich nach Hamamatsucho zu schnipsen. Da hat uns die Tatsache, dass wir neben den 600 yen vom Vortag noch einmal 600 Yen fü's Schließfach bezahlen mussten (alles in 100 Yen-Münzen! Hab' die mal auf die Schnelle!), schon kaum mehr interessiert. Ebenso wie die Tatsache, dass wir noch eine Yamanote-Bahnstation bezahlen mussten, auch wenn wir nicht Zug gefahren sind. Aber irgendwie stand der Haneda-Zug so ausgeschildert, dass man durch die Yamanote-Gates hindurch- und wieder raus musste. -.-

Flughafen London-Heathrow
Schwerwiegender Fehler Nr. 2: Der Website von British Airways vertrauen, die angibt, man solle zu Terminal 2 fahrn. In der Bahn ist eindeutig ausgeschildert, dass es einen international termial sowie Terminal 1 & 2 gäbe. Die Frage, warum British Airways nicht vom international Terminal abfliegen sollte, beschäftigte unsere Gemüter schwer, trotzdem beschlossen wir, den Angaben der Website zu trauen. Stand ja so da. Man soll sich ja nicht für schlauer halten, das das allmächtioge WWW. Haneda war ja erst ein Neustem internationaler Flughafen, weir weiß, was die sich gedacht hatten...? Ja, war natürlich alles Käse, das ging uns dann auf, als wir in Terminal 2 standen und wir nur nach Malaysia, Korea und sonstwohin in Asien hätten fliegen können. Zur Abwechslung mal weit und breit kein Personal, die Bahn zurück zum international Terminal kam in 5 Min., was tun? Zum Glück sind wir reingesprungen, es war schon 5:35 min. und 6:00 Uhr würden die Gates schließen für unseren FLug. Aber wir haben es noch geschafft und ich hab im Flugzeug dank gewisser Mittelchen dann auch tief und traumlos geschlafen.

Was Interessantes zum Schluss: In fast allen japanischen Toiletten gibt es diese Kindersitze, damit Mutti (ich hab' mir sagen lassen, Vati auch) problemlos auf's stille Örtchen gehen können, ohne den Nachwuchs unbeaufsichtigt zurücklassen zu müssen.

Desaster Desaster

Tja.. Ich habe nun seit zwei Wochen nix mehr geschrieben und so richtig Lust, etwas zu ergänzen habe ich auch nicht. Die Ereignisse der vorletzten Woche scheinen auch einfach nicht mehr wirklich wichtig zu sein: Worüber man sich so aufgeregt hat, worüber man noch gelacht hat, das erscheint einem ja doch irgendwie unwichtig.

Aber ich sollte noch einmal erzählen, was die meisten von euch wissen wollen, auch wenn inzwischen, glaub' ich, alle schon informiert sind:
Als am 11. März 2011 das Erdbeben in Japan passierte, war ich wohlbehalten und sicher in Halle, da ich an einem Symposium teilnehmen sollte. Dafür war ich bereits am 6. März nach Deutschland geflogen (die Pannengeschichte dazu folgt dann später -.-) und hab' eigentlich nur meinen Vortrag am Samstag im Kopf gehabt, der am besagten Freitag Abend noch nicht einmal fertig war. Da es meiner Mitstreiterin Nancy Jahn ebenso ging, hatte sie ihr Netbook in die Uni mitgebracht. Und während wir am Buffet standen und die Vorbereitungen für die Erfrischungen der Symposiumsgäste machten, haben wir die Nachrichten vom Erdbeben gelesen. Am Anfang hab' ich gar nicht begriffen, dass es schon wieder um ein neues Erdbeben ging, ich dachte, es seien noch die Neuigkeiten über das Beben davor. Wir haben ehrlich gesagt überhaupt nicht begriffen, was das Beben bedeutete. Wie auch. Das wurde dann ja aber immer deutlicher, je länger wir die Nachrichten verfolgten.

Aber wie gesagt, ich war nicht dabei und ich habe aufgrund meines Vortrags am Samstag und der Tatsache, dass ich wirklich früh (wegen des tollen Schienenersatzverkehrs Halle-Leipzig) bis Mitternacht unterwegs war, auch die vielen Anrufe von Verwandten und Bekannten und Freunden gar nicht entgegen nehmen können. Das hat Mutti zum Glück für mich getan, sie fühlte sich an diesem WE wohl wie meine Chefsekretärin höchstpersönlich. Auch wenn mir davon berichtet wurde, habe ich trotzdem noch nicht so richtig die Ausmaße der Sorgen meiner Lieben verstanden. Die waren mit dem Begreifen wohl alle schneller als ich.

Trotzdem haben wir den Flug umbuchen lassen, sonst wären Nancy und ich schon am 13.3 wieder zurückgeflogen. Aber dass wir den Flug nur um eine Woche verschoben haben, zeigt einmal mehr, dass wir's nicht so richtig begriffen hatten. Tja, so richtig ist mir die Schwere der Katastrophe dann auch erst gestern klar geworden, als meine Schwaster erzählte, Oma und Opa in Wismar hätten sich gar nicht beruhigen können, da sie von meinem verschobenen Flug noch nicht wussten. Und als Oma und Opa aus Freiberg mich gestern freudestrahlend emfpingen, als sei ich doch schon halb verschwunden gewesen.

Inzwischen haben wir den Flug noch einmal geändert, jetzt steht der 2. Mai als Termin, denn die japanische Universität setzt sowieso pro Forma alle Lehrveranstaltungen im April aus. Morgen erfahren wir dann den Plan für die nächsten Woche. Aber keine Sorge. Dass mir nicht langweilig werden wird, weiß ich jetzt schon. :(