Samstag, 28. Dezember 2013

Reise-Abschluss:Gold in Kyoto

Nun also der Anschluss der Reise - Kyoto musste sein. Viel Zeit hatte ich nicht, also beschloss ich, meine Foto-Kollektion des Goldenen Pavilions um eine weitere Jahreszeit. Fotos im Sommer und Winter/Frühling gibt es ja schon, nun wollte ich also sehen, ob's im Herbst gute Fotos geben kann.

 
Allerdings ist der Pavilion leider so angelegt, dass man das wunderbare Herbstlaub zur Rechten und Linken nicht aufs Bild kriegt. :(

Aber das Highlight war ja auch die Herbst-Beleuchtung am Kiyomizudera-Tempel. Da wollte ich noch hin. Wobei "mal eben schnell" nicht war, wie konnte ich auch nur so naiv sein. Wir steckten schon auf der Souvenirstraße zum Tempel im Schritttempo fest, noch bevor der Kiyomizudera überhaupt in Sicht war. Alle Touristen in Kyoto + die Kyotoer selbst wollten anscheinend dahin, also war es das übliche "wir schieben und gegenseitig durch die Attraktionen".  Aber das angeleuchtete Herbstlaub war wirklich nicht zu überbieten. An dieser Stelle möchte ich meine kleine Kamera loben, die dank automatischem Modus auch ehne Stativ irgendwie Bilder hingekriegt hat.
 
 Der Kiyomizudera bei night

Kyoto von oben
 Leider sieht es auf meinen Fotos eher nach Waldbrand aus. O_o



  Es war saukalt, aber die Leute saßen beim Nabe-Eintopf wie nix. Das ist mir uuuunbegreiflich. Im Sommer springen diese Japaner mit lichtgeschwindigkeit aus jedem Sonnenstrahl, an Open-Air-Cafes u-Ä. ist gar nicht zu denken, aber wenn es irgendwo eine Veranstaltung gibt, dann frieren die sich freiwillig den Allerwertesten ab, das macht denen plötzlich nix.

 Mir war das jedenfalls zu kalt draußen und so aß ich Curry-Udon-Nudeln mit Fleisch. Schmeckte gut.Allerdings hatte ich bald Angst, nicht mehr rechtzeitig zum Bus zu kommen, denn durch diese Nachtveranstaltung drängten sich die Massen an der Bushaltestelle. Zum Glück kann man sich aber wie immer auf die Japaner-Schafe verlassen: Während alle brav in langer Schlange anstehen, um pro ankommenden Bus noch 3 Leute reinzuquetschen, lief ich halt die 10 Minuten zur Bushaltestelle davor. Voila, Problem gelöst. Immer diese Ordnungs-Roudies :P. 

Mittwoch, 25. Dezember 2013

Nara: Yakushi-ji und Toshodai-ji

Huch, da war das Jahr ja fast schon rum. Aber aus dem Dezember gibt's auch nicht viel zu beirchten, also habe ich den Nara-Report absichtlich in die Länge gezogen. Genau. ;)

Am Sonntag, dem 24. November, war also ein weiterer Massen-Vermeidungs-Tag angesagt. Daher hab ich die Tempel im Südosten Naras angeschaut, außerhalb der üblichen Touristen-Route. Der Wichtigste ist dabei der Yakushi-ji, der für Buddha Yakushi, den Medizin-Buddha erbaut wurde. Was man als Kaiser im Jahre 680 halt so macht, wenn die Kaiserin erkrankt.Der lustige Mönch in der Guide-Session erklärte, dass Kaiser Temmu deshalb verehrt wird, weil er seine Inschrift nicht für alle gut sichtbar angebracht hat, um sich selbst zu rühmen, sondern in der metallenen Pagoda-Spitze, die logischerweise nie jemand sieht. Gerade diese Spitze ist aber gerade zu bestaunen gewesen, weil Restaurationsarbeiten anstanden.



 Hier die metallene Spitze mit der Inschrift

 Und der ganz obere Teil

Gegenüber dem Yakushi-ji liegt fie Halle für Fudo-myo, die irgendiwe zu dem Komplex dazugehört. 



Dämonen-Dachziegel zur Tempel-Abwehr.
  Und hier mein Mittagessen: Reisegericht direkt im Topf gegart. Das ist wohl irgendwie eine Sepzialität. Hat auch gut geschmeckt. 

Unweit vom Yakushiji liegt dann noch der Toshodai-ji, eine wunderbarer "Herbst-Tempel". 
 Hinter diesem Eingangstor lag ein weitläufig angelegter Tempel, mit viel Grün drumherum. Ich habe leider keine guten Fotosvon den hallen und drinnen durfte man nicht fotografieren, weil die Holzstatuen sehr alt waren.
 Das ist nicht nachgefärbt. Noch nichtmal der Kamera-Modus ist irgendwie angepasst.

So. Das war's dann aus Nara. Am Montag und Dienstag Vormittag war ich wieder fleißig in Tenri unterwegs und dann fehlt nur noch Kyoto, wo ich ein bisschen Zeit rumbringen musste, bis mein Nachtbus fuhr. 

Samstag, 14. Dezember 2013

Wenn der Berg ruft: Enryakuji und der Hiei-zan - und der Nishi-Honganji in Kyoto

Die Bibliotheken in Tokyo sind auch am Samstag geöffnet, aber ich länlichen "Rest" gibt es wohl ordentliche Arbeitszeiten - Am Wochenende sind die Bibliotheken in Nara und Tenri jedenfalls zu. Klugerweise beschloss ich, den Herbstlaub-Massen aus dem Weg zu gehen und beschloss, dass es Zeit war, Neuland zu erkunden.  

Wie voll es am Wochenende sein würde, lies sich im Vorfeld bereits im Internet recherchieren: Suche nach Hostel für Samstag, den 23. November bringt: 0 Treffer. So was hab' ich auch noch nie gesehen. Zum Glück wurde ich aber auf Japanisch trotzdem noch fündig, leider nur in Nara. Der Hieizan (Berg) liegt zwar von Nara aus gesehen hinter Kyoto, aber was soll's. Der Vorteil war immerhin, dass ich mein Gepäck im Yuzan-Guesthouse lassen durfte und quasi nur meinen Schlafanzug für die eine Nacht umquartieren musste. Daher konnte ich also auch quietschmunter (@_@) in aller Herrgottsfrühe nach Kyoto fahren, um mich an dem vollkommen überlasteten Bahnhof zum Zug nach Sakamoto durchzuquetschen.Bei herrlichem Sonnenschein und malerisch blauem Himmel also kommt man nach 15 minütiger Fahrt dort an und es steigt eine Busladung Touristen ebenfalls mit aus. Das sind dann die, die sich auch alle in die Seilbahngondel den Berg hinauf pressen würden.

Sakamoto ist eine kleine Tempelberg-Stadt. Sprich: Man bemüht sich um die Erhaltung der alten Anwesen, von denen es noch viele gibt. Die Leute hatten anscheinend Geld, denn überall lugen alte Häuser hinter Hecken hervor, die Straßen sind breit angelegt und man lebt anscheinend gut von der Touristen-Verköstigung.  

Die sind zwar nicht so zahlreich, wie in Kyoto oder Nara, aber immerhin genug, um einen an der Seilbahn ca. eine Stunde anstehen zu lassen. Pah, wer macht denn so was mit. Ist ja schließlich nur ein Berglein. Ein 848 m Bergchen. Hügel, geradezu! Sprachs und nahm den ersten Pfad, der am Neigungswinkel gemessen nach "oben" führte. Nja.... die Belohnung war dieser schöne Schrein:  Hiyoshi-Taisha.
Das musste man als Hiyoshi-Wohnender schließlich hin. (Wobei Hiyoshi einfach nur "Tages-Glück" oder "Sonnenglück" heißt und jedenfalls ein Glückwunsch ist.) Auf dem Foto sieht man das nicht so gut, aber im Prinzip ist dieser Schrein ein Miniatur-Nikko. Der Baustil ist nämlich derselbe, inklusive der opulenten Schnitzereien und der Mauer drumherum.
 
 Der Schrein steht am Fuß des Berges, deswegen habe ich mir leider nicht die Zeit genommen, mir alles anzusehen. Hatte da ja noch einen kleinen Weg vor mir. Der mich aber zunächst nur zu einem Baseball-Feld einer Highschool führte. Es kam mir schon so komisch vor, als mich auf dem Weg hinauf Grüppchen von Baseballern bei Laubkehr-Arbeit verschreckt aber vernehmlich mit Verbeugung und einem lauten "Ohayo gozaimasu!" (Guten Morgen!) grüßten. Anscheinend war an dem Tag das Abschlusspiel der Abschlussklasse angesagt. Oha. Ich wollte aber hoch zum Enryakuji. Falscher Weg? Ahja. Wo ist der richtige? Das sei schwierig zu erklären. Hm. Aber einen Versuch ist es doch wert? Ach nein, man zeigt lieber den Weg. Auch ok, danke. Schon wurde ich mit einer Eskorte von 5 Mann versehen, die mich den ganzen Weg "zur Treppe" führen. Berg wieder runter, unter der Brücke den Weg lang, am deutlich sichtbaren Schild abbiegen. Ja, war super-schwer zu finden. (Ungefähr so schwer wie in Tenri, als mir die Studentin unmöglich den Weg zur Bibliothek erklären konnte und mich direkt hinführte - es ging geradeaus und an der einzigen Kreuzung weit und breit links herum.)
 Dies war also "die Treppe", der Eingang zum Tempelberg. Schnauf, schnauf.. bis der Weg oben zu ende war und man durch diese Tür auf den Weg geführt wurde, den man auch hätte hochgehen können, wenn man an der Treppe einfach links weitergegangen wäre. -.-''
 So also spazierte es sich bergauf - locker, flockig... äääächtz. Nie wieder.

 Das heißt, man sollte sich zumindest vorbereiten und wissen, wie weit man laufen muss. Ich hatte wirklich gar keine Ahnung, denn ich dachte eigentlich, dass Japan doch ein Vorbild-Touri-Land ist. Aber die hatten die Wanderwege wohl den echten Wanderern überlassen, seit es die Seilbahn gibt, die sowieso die meisten benutzten. Auf meinem Weg kamen mir jedenfalls nur ca. 10 Leute entgegen, und die waren alle für's Wandern ausgerüstet - es war kein Gelegenheitstourist dabei.
Ich bilde mir ein, es war das erste mal, dass ich so eine Schildkrötenstele auch in Japan gesehen habe. Bisher hatte ich sie nur in Korea gesehen. Andererseits ist der Hieizan mit seinen Tempeln auch Uralt und hatte mit dem Kaiserhof zu tun, und so hoch oben hat sie wohl einfach überdauert.
 Nach 2,5 Stunden Qual (vor allem, weil es viel wärmer war als in Nara und ich vollkommen falsch angezogen) war ich also endlich da: Am Enryakuji Tempelkomplex.Wikipedia weiß:
Das Kloster Enryaku-ji (jap. 延暦寺) ist einer der berühmtesten buddhistischen Tempel in Japan, gegründet 788 vom Mönch Saichō, auf dem Berg Hiei nahe der damaligen Hauptstadt Heian-kyō (heutiges Kyōto). Bald wurde der Yakushi-nyorai gewidmete Tempel um die sogenannte Kompon-chūdō (根本中堂, Haupthalle), in der bei wichtigen Ereignissen alle Angehörigen des Klosters zusammenkommen, erweitert. Auch am Berg erbaute man in jedem Tal sehr viele Tempel – auf der Höhe der Macht des Enryaku-ji sollen es 3000 gewesen sein.
Es gibt viele Gründe für die Macht des Tempelberges: Erstens wurden buddhistische Tempel im Stadtbezirk von Kyoto verboten, nachdem es nach Nara die neue Hauptstadt geworden war. Man versuchte so, den Einfluss der 6 Nara-Schulen des Buddhismus zu brechen. Zum anderen war Kyoto strategisch angelegt worden - Der Berg befindet sich im Nordosten der Stadt, der "Dämonischen Himmelsrichtung". Da aus dieser Himmelsrichtung (genauso wie aus dem Süd-Westen) nur Böses kommt, werden besonders viele Tempel und Schreine dort gebaut, um die Hauptstadt zu schützen. Und da Berge generell die Sitze der kami (Götter) sind, war diese Lage laut Feng-Shui besonders glücklich.

Machtvoll wurde der Hieizan aber gerade deswegen: Machten die Hofadeligen in Kyoto nicht das, was man auf dem Berg wünschte, so kamen die Mönche und Priester mit Mikoshi - tragbaren Schreinen, in denen ein kami umherkutschiert wird - und stellten diesen vor der Residenz des jeweiligen Adligen ab. Anschließend weigerten sie sich, den kami zu besänftigen. Da im Mittelalter geglaubt wurde, dass kami grundsätzlich launische Wesen sind, die wütend werden, wenn man ihnen nicht angemessen huldigt, konnte der betreffende Adlige nur klein beigeben und einen Deal mit den Mönchen schließen, damit sie den Mikoshi ja wieder auf den Berg zurück tragen und die entsprechenden Riten zur Besänftigung weiter gingen. Die Mönche des Hieizan waren dem kaiserlichen Hof sowohl religiös als auch politisch also eng verbunden und darüber hinaus hatte sich der Tempel auch zu einem Zentrum für Kampfkunst-Mönche entwickelt. Der Enryakuji besaß eine der Größten Mönchs-Armeen, so dass der Feldherr Oda Nobunaga den Tempelberg  1571 teilweise verwüstete, als die Mönche mit seinen Gegnern paktiert hatten. 

 Die Haupthalle Konpon-chūdō (根本中堂). Ich war leicht ermattet und hab daher keine guten Fotos gemacht. Im Inneren durfte man auch eigentlich nicht fotofieren....
 
 So sah's da also aus. *-*
Ein Möglicher weiterer Grund für meine vorübergehende Ermattung war diese Treppe, die sich gegenüber dem Tempel präsentierte.
 Ich habe stark darüber nachgedcht, die einfach auszulassen, aber... nur die Harten kommen in den Garten und so. O_ö Also nix wie hoch.
 Nachdem meine Socken aber bereits an der Haupthalle durchgefroren waren (Schuhe ausziehen!) habe ich mir den sicherlich tollen Blick von der Terrasse des Monju-rō -Tores gespart.

 Die Feuerwehr war auch dabei.
 Die Amida-Halle.

Die  Ordinations-Halle. Der Enryakuji war der erste Tempel, dem von Kaiserhof eine eigene Ordinationsplattform bewilligt worden war - bis dahin wurden alle Priester in der alten Hauptstadt Nara ordiniert.


 Dies hier war ein kleiner Klanggarten. Wunderbar mit Pfeilen markiert, die das Bild versauen, konnte man tatsächlich Musik hören. So ähnlich wie bei diesen Röhren-Flöten, wenn der Wind durchpustet. Nur, dass es hier mit Stein und Wasser zu tun hatte.
  Zu guter Letzt wurde auch diese malerische Sicht auf den Biwa-ko, den größten Binnensee Japans, frei. 
Auch Jizo, der Budhha, der die Kinderseelen über den Totenfluss bringt, darf auf dem Berg nicht fehlen. 

Insgesamt war es also ein schöner Ausflug bei noch schönerem Wetter. Leider war das nur ein Bruchtteil des Enryakuji, denn die verbleibenden Tempel und Schreine sind auf dem ganzen Berg verteilt und es gibt keinen Rundweg, den man hätte gehen können.  Daher bin ich zurück nach Kyoto gefahren, um dort nach Mittagessen zu suchen und ein bisschen durch die Stadt zu gurken.

Man, war ich froh, dass ich mich gut genug auskannte, um nicht die Stadtbusse nehmen zu müssen. Die Stadt war gerammelt voll. Ich wollte aber einfach nur ein bisschen spazieren gehen und schauen, ob ich vielleicht einen hübschen Tempel entdecke, bei dem ich noch nicht war. Kann ja weiß Gott nicht so schwer sein in Kyoto. Ich kam allerdings hier heraus:

Hm...ein Tor von der Größe eines ganzen Tempels/Schreins. Hm...jetzt lass mich mal überlegen, wie viele Tempel/Schreine im ganzen Land groß genug sind, um allein ein so riesiges Tor zu besitzen? Der Student weiß: Es musste entweder Ost-Honganji oder West-Honganji sein, denn sonst ist kein Tempel so groß. An beiden war ich schon im Sommer, anno 2009.

 Die Halle ist so groß, man kann sie nicht aus Bild bannen. Und für ein Panorama-Bild war die Sonnenstrahlung zu hinderlich. Aber der Honganji kann gut und gerne mit dem Tempel in Tenri - Verzeihung, Kirche - mithalten; Es könnte durchaus sein, dass es er der Maßstab war, den man übertrumpfen wollte.
 Auch der Honganji stand auf Oda Nogunagas Liste - denn der Tempel und die Jodo-Shinshu-Schule des Buddhismus hatten sich zum Zentrum einer v.a. von Bauern getragenen Bewegung gemausert, die Nobunaga zusetzten. Der Tempel funktionierte aber wohl wie eine Festung - jedenfalls konnte Oda den Tempel 1570 nicht einnehmen und zog daher lieber zum Enryakuji (s.o. ;) 
 Das prächtige Tor (ein von vieren) zeugt von Jahrhunderten des Reichtums.
 Löwe?
 An diesem Ginko-Baum konnte ich mich gar nicht satt sehen. Wie er so dastand und in den blauen Himmel hinein strahlte. Einfach herrlich.
 Die Honganji-Halle von innen.

Ein weiteres Gebäude - momentan die Basis für die buddhistischen Bemühungen zum Wiederaufbau der vom Tsunami verwüsteten Region, wie am Schild abzulesen. Der Honganji ist immer noch ein wichtiges Buddhistsches Zentrum.

Am Abend machte ich mich auf den Weg zu meinem neuen Hostel, in dem gerade eine Nabe-Party im Gange war. Nabe bedeutet Topf und mein Eintopf. D.h. man erhitzt eine Soße und schmeißt Tofu, Fleisch und Gemüse hinein, dass man nacheinander wieder herausfischt und isst. Wunderbar, so kam ich auch zu meinem Abendessen.