Mittwoch, 28. September 2011

Der Schrein der Schreine und Nagoya

Sooooo! Der krönende Abschluss des Reiseberichts ist da!

Der 6. September 2011, ein Dienstag, sollte eigentlich ein gaaanz entspannter Tag werden. Das Ziel, Ise, lag nicht so weit von Osaka entfernt und ich wollte mir den ganzen Tag Zeit für diese kleine Stadt nehmen. Wo lag das Problem? -.- An der japanischen Reisfeld-Pampa. Da ich ja das seishun-18-Ticket hatte, konnte ich nur mit JR-Zügen fahren. Anstatt also den in 1 h direkt nach Ise fahrenden Privatbahn-Express einzugsteigen, wollte ich mit 3 mal Umsteigen nach Ise tingeln. Sollte 2 h dauern, war also noch verkraftbar - wenn, ja wenn a) die erste Bahn pünktlich gewesen wäre, ich b) gewusst hätte, auf welches Gleis ich zum Anschluss hätte springen müssen und c) mir bewusst gewesen wäre, was das Verpassen eines Zuges bedeutete. In der japanischen Pampa ist es nämlich nich' anders als in DE: der Zeug fährt genau einmal pro Stunde. Was bei zwei verpassten Anschlüssen was macht? Genau: 2 h! Abgesehen davon, dass ich natürlich die Expresszüge verpasst habe, was mich zusätzliche endlose Stunden durch die Käffer tingeln lies, bis ich es dann nach 4 h aufgegeben habe und die letzten 30 Minuten doch abgekürzt habe, in dem ich in die Privatlinie umgestiegen bin. UND WAS WAR??? In Ise sind die Ausgangs-Gates von der Privatbahn und der JR-Bahn ÜBERHAUPT NICHT GETRENNT! Das heißt, es hätte kein Schwein gemerkt, wenn ich gleich die Privatbahn genommen hätte! &gt;.< Meine Nerven!

Nach der Nachmittags-Touristen-Zeit ist nix los in Ise. Aber ein paar schöne alte Häuser stehen noch rum.

Jedenfalls war ich in Ise dann 16.00 Uhr und nicht 13.00 Uhr, fand ich ganz genial. Mein einziges Trostpflaster war, dass die Ise-Schreine DIE Shinto-Schreine von ganz Japan sind und dementsprechend nicht bereits 17.00 Uhr sondern erst 18:00 Uhr zu machten. Eigentlich spricht man immer von dem Ise-Schein, beziehungsweise Ise-Jingu. Obwohl auch das falsch ist, denn eigentlich ist der Schrein nur "Jingu" - also "Schrein, der dem Tenno gewidmet ist" - im Gegensatz zu normalen Schreinen, die "Jinja" heißen. Der Schrein aller Schreine braucht schließlich keinen anderen Namen eben "Schrein". Inzwischen macht sich der Namenszusatz aber doch ganz gut, denn es gibt nunmehr 3 Jingus in Japan -und darauf aufgeteilt die drei Throninsignien Japans: Im Meiji-Jingu oder im Palast in Tokyo soll angeblich der Edelstein Yasakani no magatamin sein, im Atsuta-Schrein in Nagoya ist angeblich das Schwert Kusanagi und in Ise soll der Spiegel Yata no kagami aufbewahrt sein. Von denen sieht man aber so wenig wie von den Ise-Schreinen selbst. Inmitten uralter Riesenbäume liegen der Innere und der äußerem Schreinbezirk, von denen man jeweils nur an den Eingang gelangen kann, um ein bisschen durch die Zaunlatten zu luken.

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Eingang und ein Gebäude des äußeren Schreins.

Nebenschrein. Das Gelände ist sehr schön.

Außerdem ist der Ise-Schrein der Schrein Japans, an dem man die rein shintoistische Architektur sehen kann, ohne buddhistische Einflüsse. Dem ein oder anderen Banausen könnte dabei ein: "Sind ja bloß olle Holzhütten" entschlüpfen. In der Tat zeichnet sich shintoistische Architektur vor allem durch einen sehr schlichten Aufbau aus, die einzigen Verzierungen sind goldene Beschläge. Beeindrucken fand ich vor allem die Japaner bei den Schreinen. Das sich auch Touristen immer vor den jeweiligen Schreinen verbeugen, ist mir ja nicht neu. Aber am Ise-Jingu artet das ein wenig aus: ich habe etliche Besucher gesehen, die sich vor dem Torii am Eingang zum Gelände verbeugt haben, um sich dann bei jedem einzelnen Schrein auf dem Gelände an den Stufen des Schreins, am Schrein selbst, auf dem Rückweg sich umdrehend noch einmal an den Stufen und dann wieder am Ausgangs- Torii zu verbeugen.

Torii vor dem Hauptschrein. Weiter darf man nicht fotografieren und so sehr viel weiter darf man aber auch nicht gehen.

Kagura-den im Inneren Schrein. Dort werden zu festen traditionelle Tänze aufgeführt.

Stufen zum Hautschrein und ein ziemlich lustig gewachsener Baum

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Bild aus Wikipedia: Diese Dächer sind das Markenzeichen der Ise-Schreine.

Man sieht mir leichte Zug-Müdigkeit an in dem Foto..^^°

In Ise hatte im am Abend noch eine nette Begegnung: Ich stand gerade an einem Schrein und schrieb eine Handy-Nachricht an Noriko, bei ich übernachten wollte, als eine Frau auf mich zutrat und fragte, ob alles in Ordnung sei oder ob ich irgendwie Hilfe bräuchte. Ö_ö Öh, , mir ging's gut. Aber jedenfalls entwickelte sich ein Gespräch und das Ende vom Lied war, dass sie so nett war und mich im Auto mitnahm um mich zur Spezialität von Ise zum Abendbrot einzuladen: Ise-Udon. Udon sind fette Nudeln, die es überall in Japan gibt. Sie werden in eine Soße getunkt gegessen und die regionale Besonderheit besteht zum einen in der Bissfestigkeit der Nudeln und zum anderen in der Soße. Ise-Udon kriegen jedenfalls 100 Punkte! :D Die Nudeln sind richtig weichgekocht und die Soße erinnert in der Konsistenz an Bratensoße oder so, jedenfalls richtig dick und stark im Geschmack. Hmmm..lecker! Dann wurde ich netterweise noch zum Bahnhof gebracht und ich verabschiedete mich nach Nagoya.

Der Atsuta-Schrein in Nagoya ist in demselben Shinto-Stil gebaut wie der Schrein in Ise.

In Nagoya war Noriko am selben Tag wie ich zwei Stunden vor mir gerade erst aus Halle angekommen, da hatte ich wirklich Glück. Ich durfte bei ihrer Familie übernachten und am nächsten Tag nahmen sich ihre Mutter rund ältere Schwester Zeit, mir ein bisschen von Nagoya zu zeigen und mir - natürlich - die regionalen Spezialitäten vorzuführen. Das war super-lieb von allen! Besonders aufgeregt war Norikos kleiner Neffe Shuya, der erst 5 Jahre alt war und fürchterlich mit seiner Höflichkeitssprache strauchelte, die er bei mir an die Frau zu bringen versuchte. Dass Noriko und ihre Schwester sich dabei fast vor Lachen gekugelt haben, half dem Kleinen dabei nicht unbedingt. :D

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Raubtierfütterung: Die Massen warten vor DEM Aal-Restaurant in Nagoya.
unten: Fumiko und Noriko Yamada. Nach dem Alter darf man mal wieder echt nicht fragen..-.-

Wir hatten und angemeldet und warteten "bloß" eine Stunde. Das Restaurant ist solchen Andrang aber gewöhnt: Routiniert schrie man die Namen der Wartenden in die Menge, draußen sind bereits fest Schilder installiert, die einen in die Warteschlange einreihen und weiterhin gibt es einen separaten Raum mit Stühlen nur für wartende Gäste, damit keiner bei der Prozedur umkippt. Aber das Warten hatte sich gelohnt: Es gab eine Reisschüssel mit gebratenem/geräucherten/irgendwie jedenfalls gemachtem Aal drauf, den man wahlweise mit Lauchringen, Wasabi-Meerrettich oder mit dünner Soße unter Wasser gesetzt essen konnte. Das war auch richtig gut! Ich war ja zuerst skeptisch, weil Aal schließlich Fisch ist, aber Aal schmeckt nich' wie seine flossigen Verwandten.

Und damit war's auch schon vorbei. Mitternacht stieg ich in meinen Nightbus, in dem ich nun wirklich nicht schlafen konnte, nachdem ich die Hälfte meiner Ferien pennend im Zug verbracht habe und entsprechend geplättet kam ich zu Hause an.

Noch was in Sachen modernes Japan. Noriko im Supermartkt an der Do-it-yourself-Kasse. Man schiebt die Barcodes einfach selbst unter den Scanner. Das Verwunderliche: Ich hab' zumindest an den Rolltreppen-Ausgängen keine Piep-Tore gesehen, die gemeldet hätten, wenn man nicht alles scannt.

Freitag, 23. September 2011

japanische Hinterhöfe & europ. Flair: Onomichi + Kurashiki

Nach Hiroshima war nun erst einmal Schluss mit Burgen. Nichtsdestotrotz warteten spannende Dinge, die ich fast übersehen hätte, da Onomichi nicht berühmt genug ist, um im Reiseführer erwähnt zu werden und Kurashiki selten erwähnt wird. Aber dank Freunden und Oma&Opas Superreiseführer kam ich den kleinen Örtchen auf die Schliche und war angenehm überrascht.

Der 5. September 2011 startete ob des straffen Programms dann auch ordentlich früh, aber da beide Orte auf der Strecke Hiroshima - Osaka liegen, war die Reise recht einfach. Zuerst war Onomichi an der Reihe. Ich dachte, ich bekomme ein kleines Städtchen mit einem oder zwei schönen Schreinen zu sehen, deswegen hatte ich nur den Vormittag dafür eingeplant - Was ich an der obligatorischen Touri-Info am Bahnhof bekam, war der Plan eines kleines Städtchens gespickt mit historischen Stätten (25!!), die in vielfach möglichen Kurs-Kombination abgelatscht werden konnten. O_O Natürlich fehlte auch nicht der typische Berg - Tempelbau macht ja sonst auch sicher keinen Spaß.

Fleißig hat man in Onomichi jede Straßenecke beschildert, damit die Touristen auch keine Sehenswürdigkeit auslassen. Allerdings wurde auch an die Kultur-Muffel gedacht - man kann in Berg auch ohne Tempeltour erklimmen und wird mit genauen Angaben darüber belohnt, wie viele Kalorien man bereits verloren hat. Auf dem Schild rechts steht "Der Weg zur Gesundheit".

Immerhin gab' es aber auch ein lohnendes Ziel: Wenn man am Berg entlang die Schreintour beendet hat, kommt man an der Seto-Ohashi-Brücke heraus, die die Stadt mit der Insel Shikoku verbindet.


Onomichi-Panorama: Bild von Wikipedia

links: Das Ziel ist im Hintergrund undeutlich zu erkennen; rechts: Eins der vielen Cafes an der Route.

Onomichi ist sicherlich nicht die beeindruckendste Stadt, dafür aber die mit Abstand schnuckeligste: Man wird zu den Klein- und Kleinsttemeln/Schreinen quasi durch die Hinterhöfe der Bergbewohner geschickt, so das man urische traditionell-japanische Winkelstraßen-Bauweise und Schachtel-Häuserstrukturen aus nächster Nähe besichtigen kann. :D
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links: Das ist der Eingang zu einem kleinen Restaurant. Sah eher aus, wie jemandes Rümpelkammer vorm Haus mit dem Wohnzimmer, wenn man reingeht, aber laut Fahne isses öffentlich....

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Mir kamen nur ein paar alte Leute entgegen, die fleißig gelaufen sind, wenn auch nicht sehr weit, wie ich annehme, und Mopedfahrer. Ein Hoch auf den Postboten-Job. *-* Und die Zeitungsausträger. :P

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Kulturschatz in einem der Schreine. ....und Palme :D

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Rechts ist ein Tengu-Schrein (in etwa oft Streiche spielende Dämonen) zu sehen. Was man nicht sieht: Der Schrein ist sehr sehr klein (vllt. einen Meter lang) und unter einem Gang, der zwei Schreine miteinander verbindet. Ich musste quasi drunter kriechen für das Foto.
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Die Bilder vermitteln euch hoffentlich einen kleinen Eindruck von Kurashiki. Ich muss zugegeben, dass ich den Schrein auf der Bergspitze ausgelassen hab', auch wenn die Japaner natürlich eine kleine Seilbahn nach oben gebaut haben. Und ich hab' es auch nicht bis zur Brücke geschafft, denn dann hätte ich Kurashiki nicht mehr sehen können.

Der Lions-Club ist auch mit von der Partie.

Was es sonst noch zu japanischen Kleinstädten zu sagen gibt: Eigentlich können sie es gut und gerne mit den Großstädte aufnehmen, was Einkaufsmöglichkeiten und Personennahverkehr anbelangt. Da wo es möglich ein. Bei Bergstädten wie Onomichi ist verständlicherweise genau dort der Haken - auf dem Berg sind die Straßen lange nicht breit genug, um einen Bus durchzulassen. Einkauftstechnisch ist die Stadt ebenfalls eigentlich gut ausgerüstet. Wo ist das Problem? Das liegt darin, dass die Geschäfte irgendwie nie offen sind. O_o Vielleicht lang es daran, dass ich wochentags dort war, aber obwohl es viele Cafés, Kneipen und sonstige Läden gibt, war mehr als die Hälfte zu. Dabei sahen sie eigentlich nicht aufgegeben aus, d.h. ich denke, dass die nur zu bestimmten Zeiten an bestimmten Tagen auf sind, wenn es sich mehr lohnt. In Kurashiki war es genau dasselbe.

Kurashiki liegt nur eine knappe Stunde von Onomichi entfernt und ist berühmt für seinen schönen Kanal und die alten Lagerhäuser aus der Edo- und Meiji-Zeit. Als ich da war, kam ich partout nicht darauf, warum Kurashiki tatsächlich anders ist als andere erhaltene Edo-zeitliche Orte, aber ein Blick ins Internet verriet es mir: Es gibt keine Strommasten in den Straßen! So kann man den Flair der Altstadt uneingeschränkt genießen.



In der Meiji-Zeit (1868-1911) war Kurashiki als Produktionsstandort wichtig. Heute ist die alte Spinnerei über und über mit Efeu überwuchert und ein Hotel bzw. Touristenattraktion mit dem Namen "Ivy Square garden".


Am Abend übernachtete ich noch einmal in Osaka. Der nächste und letzte Reise-Eintrag erzählt euch dann von Ise und Nagoya. Und jetzt geh' ich lernen. -.-

Dienstag, 20. September 2011

Burg Nr.3: Hiroshima + das Torii aller Torii

Der Taifun hat sich aus-Taifun-isiert. Hier ist alles in Ordnung. :D

Weiter geht's mit Hiroshimaaaa!

Am Abend des 1.09. bin ich in Miyajimaguchi angekommen, wo auch mein Hostel lag. Die Schlafgelegenheit war diesmal ein Doppelstockbett mit äußerst dünner Matratze und ohne Decke, was schon etwas komisch war. Das Hostel war mehrfach zum "Hostel mit der besten Atmosphäre" in Japan gewählt worden, daher hatte ich irgendwie etwas mehr erwartet. Mir wurde allerdings gesagt, dass das Haus im Gegensatz zu den zwei, drei Belegten Betten pro Raum in allen Sommern zuvor brechend voll und bis auf die letzte Liegefläche ausgebucht gewesen ist. Das Erdbeben hat doch ganz schön nachgebebt.

Mit einem äußerst rundgebogenen, stark-begreteten, großen und robusten Schirm vom Hostel bewaffnet, hab' ich mich am 2. September 2011 nach Hiroshima aufgemacht, das wohl Zeit seines Bestehens nur mit "Atombombe" assoziiert werden wird. Der Himmel hat entprechend düstere Seiten aufgezogen und anteilnehmend geheult - den ganzen Tag. In dieser trauernden Atmosphäre habe ich den Atombombendom gesehen, die einstige Industrie- und Handelskammer, die nur deswegen teilweise noch steht, weil die Bombe direkt darüber detoniert war.


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Daneben liegt der Friedenspark, mit Denkmälern in Erinnerung an die Opfer von so ziemlich jeder ethnisch-, altersmäßig-, arbeitstechnisch und sonstwie differenzierbaren Gruppe, die es zu dem Zeitpunkt in Hiroshima gegeben hat.

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Das Kinderdenkmal mit bunten Kranichen. Begonnen wurde es von der an Leukämie gestorbenen Sadako Sasaki, die gemäß einer alten japanischen Legende geglaubt hat, dass sie geheilt werden könnte, wenn sie 1000 Papierkraniche faltet. Ein Kasten ist immer offen, so dass immer weiter Papierkraniche hinzugefügt werden können.


Eine Regenpause "gönnte" mir dann das Peace Memorial Museum, dem wohl stillsten Museum auf dieser Erde. Hätten nicht alle unweigerlich mit ihren Regenschirm-Tüten geraschelt, hätte man in dem Haus überhaupt nichts gehört. Ausgestellt war die Geschichte von Hiroshima, das ursprünglich als Militärbasis bekannt war, sowie die Gründe für den Atombombenabwurf und natürlich die Auswirkungen auf die Stadt. Ein zentraler Punkt ist die Forderung nach der Einstellung der Atomwaffenproduktion und genereller Abrüstung.
links: Unter der nachgebildeten Kuppel sind alle Briefe der Bürgermeister von Hiroshima ausgestellt, die Amerika und das Einstellen von Atom-Waffentest bitten.
rechts: Hiroshima im Regen und das Eingangsschild zur Okonomiyaki-Mura. Das ist ein Bezirk, in dem es sehr viele Okonomiyaki-Läden gibt. Das ist eine Art Omlett mit Allerlei Zeugs drin, bei Hiroshima-Style wird aber nicht durchgemischt, sondern schichtweise aufgetragen und gebraten.


Um den Regen für längere Zeit zu entkommen, beschloss ich, am Nachmittag noch ins 40km entfernte Iwakuni zu fahren, wo es die Kintaikyo zu bestaunen gibt. Das ist eine 200 m lange Brücke, die ohne einen einzigen Nagel erbaut worden sein soll. Leider fegte mich der Wind da fast wieder runter, so dass ich den Spaziergang hoch zu den Tempeln von Iwakuni nicht mehr geschafft habe, was schade ist, weil ich gerade die Geschichte der Zen-Sekte erforsche und Iwakuni in der Meiji-Zeit wichtig war. :(

Allerdings hatte ich damit eher Glück denn Pech, weil: Ab 20:00 Uhr hat die JR (Japan Railways) den Zugbetrieb kurzerhand wegen herannahendem Taifun Nr.12 eingestellt. ö_ö Ahja, deswegen hat es so geweht - klang logisch, als ich 20:00 Uhr in der Lobby des Hostels stand und davon erfuhr. Der Taifun hat uns die Nacht dann auch nicht vergessen lassen, dass es ihn gibt. Mein Hostel stand direkt am Hafen und es zog und pfiff um das Haus, es war der Wahnsinn. Wir haben uns den Abend aber trotzdem nicht verderben lassen. Wir, dass waren die wenigen Gäste des Hostels und v.a. Shinji, der leider nur am ersten Tag Dienst hatte. Die verliehen dem Haus Leben. Da waren Matt und Maik, Engländer, die für 3 Wochen in Japan waren und alle zum Jenga-spielen animiert haben.


Da war meine Zimmernachbarin, die ich an allen drei Tagen, die ich dort war, immer nur im Bett liegend mit ihrem IPad angetroffen hatte. Und dass, obwohl sie bereits 40+ ist und schon lange im Dormitory-Raum des Hostels wohnt, weil sie wegen ihrer alten Mutter kein Auslandsstudium machen kann und Ausländer kennen lernen bzw. ihr Englisch verbessern will. Unten im gemeinsam genutzten Raum war sie aber kein einzige Mal. Und da waren Chie und Saki, die ganz untypisch forsch waren und Alkohol für alle gekauft haben, um sich in die Runde setzen zu können. Mit denen habe ich einen schönen Abend verbracht. :D

Weniger schön für die anderen war die Nachricht, dass sie momentan gestrandet waren. JR würde den Betrieb am 3. September nicht aufnehmen und die Shinkansen fuhren auch nicht. Ich hatte mehr Glück - ich fuhr einfach mit der Privatbahn nach Hiroshima, um mir die Burg anzuschauen. Ich hatte befürchtet, ich müsste wieder der Sintflut trotzden, aber der Sturm hatte sich komplett aus dem Gebiet verzogen - ich hab' den ganzen Tag umsonst meinen Schirm mitgeschleppt.

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Das moderne Hiroshima: Mit Straßenbahn!

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Eingang zur Burganlage

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Die Burg von Hiroshima. Man sagt immer, Burgen in Japan sähen alle gleich aus, aber ich finde, sie ähneln sich auch nich' mehr als die Burgen in Europa, die halt auch alle aus Stein sind und'n Türmchen haben.



Zum Abschluss gab's noch einen gemütlichen Spaziergang bei Sonnenschein im Shukkei-en, einem wunderschön angelegten japanischen Garten.



Am letzten Tag in der Gegend, dem 3. September 2011, stand Miyajima an! Das Warten hatte sich gelohnt - es war ein wunderbarer Tag zum Wandern und Baden! :D Miyajima bedeutet vor allem eins: Tsukushima-Schrein, d.h. großes rotes Torii im Wasser. Das von den Japan-Plakaten und Japan-Werbungen im Reisecenter. Hat garantiert ein jeder schon'mal gesehen. Aber da der Schrein im Wasser stehen soll und ihn bei Ebbe zu fotografieren daher einfach mal uncool ist, bin ich zunächst den Misen-san hochgekraxelt. Ok, so hoch ist der nich', aber bei 80% Luftfeuchte bei 30°C überlegt sich der besonnene Tourist beim nächsten Mal dann doch zweimal, ob die 1000 Yen für die Seilbahn nicht doch gut angelegt sind. X_X Oben angehechelt, ist der sich bietende Blick ist alle mal schön genug, um die gefühlte Stunde, die man braucht, um wieder zu Kräften zu kommen, voll auszufüllen. ;)

Sicht auf das Setonaikai Binnenmeer und das ZIEL!


Seht ihr den kleinen Menschen unten am Bildrand? So, jetzt wisst ihr, wie riesig diese Feldformationen sind!


Schreinchen ganz oben und noch mehr Felsen. *-*

Ursprünglich gab' es auf Miyajima 6 Heilige Orte, allerdings waren 3 davon Bäume, die heute nicht mehr stehen. Ein weitere ist das Feuer, das angeblich noch nie verloschen ist, seit Kobo Daishi es angezündet hat, aber irgendwie hab' ich das nicht gefunden. Und ein anderes ist ein Fels, in dessen Seite sich eine kleine Mulde geformt hat, wirklich mitten im Feld und ganz klein. In der Mulde ist immer Wasser und angeblich hebt oder senkt sich der Wasserspiegel mit den Gezeiten. Leider hatte ich nun nicht die Zeit, dem näher auf den Grund zu gehen.^^°

Wegegottheit, der mit Steinen gehuldigt wird. Da haben schon viele vor mir drum gebeten, dass der Weg bald geschafft ist, denn es gab keine Steine mehr, die man noch hätte darbieten können.

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Meine Knie sprachen sich eindeutig gegen den Rückweg füsslicherseits aus.

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Unten angekommen, ging es dann zum Ikutsushima-Schrein (sprich das mal einer aus @_@), der jetzt malerisch geflutet im Meer stand.


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Es gab auch gerade eine Zeremonie zu bewundern. Einmal mehr habe ich mich darüber gewundert, dass auch junge Leute sich heutzutage noch dazu überreden lassen. Immerhin soll das Ganze ja nicht so billig sein.

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Ältere Teile der Anlage

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Zur Mittagsessenzeit saßen alle an diesem kleinen Kanal und haben die Füße ins Wasser gehalten. Hab' ich mir gespart, denn ich hatte was viel bessres vor: Strand, ich kooooommeeee! :D

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Der Weg dahin führte mich durch japanische Hinterhöfe und am Reisenöffel vorbei. Miyajima ist für Holzkunst- und Handwerk bekannt. Der Riesenreislöffel geht außerdem auf ein Wortspiel zurück: Das Austeilen von Reis aus dem Kochtopf heißt „meshitoru“, was mit anderen Zeichen geschrieben auch „einen Feind besiegen“ heißen kann. Und schwupps - haben wir ein neues Glückssymbol, das Souvenirtehnisch auch super vermarktet werden kann. ;)


Am Strand angekommen, hatte ich ihn auch fast für mich, denn er ist zugegebenermaßen einen 40 minütigen Fußmarsch von der Hauptattraktion der Insel - dem Torii +Schrein - entfernt. Jedenfalls war das mein erstes Sonnen- & Meerbaden in diesem verdammt heißen Sommer und es hat sich 100% gelohnt! :D

Auf dem Rückweg habe ich dann als allerman erheiternde Touristenattraktion gedieht. T_T Ich wurde von einem Reh vrfolgt. O_ö Genauso wie in Nara, schwarwenzeln die Viecher frech hinter allem und jeden her, der/die/das lecker und fressbar aussieht. Ich hatte zugegebenermaßen den Fehler gemacht, mir ein Eis zu gönnen, und schon war so' Reh spitz drauf. Das hab ich allerdings erst gemekrt, als dessen Nase quasi schon in meinem Eis hing. Wildes Fuchteln hat nichts genutzt, Flucht war angesagt! Ich wollte ja sowieso noch einmal zum Schrein. Kein Problem für den Vierbeiner, das dumme Vieh hat nicht abgelassen, bis es endlich den Rest der Eistüte bekam. Ob das als adequates Rehfutter gilt? Naja, aber damit nicht genug. Das dumme Rehauge hat nämlich gesehen, dass ich noch das Papier vom Eis in der Hand hatte und meinte, das auch noch haben zu müssen. Bitte sehr... ö_ö Zum Glück wurde das Viecht dann endlich von zwei Kindern umlagert, die es lange genug ablenkten, so dass ich mich verdrücken konnte. Die Zuschauer hatten jedenfalls ihren Spaß.

Aber nun zum Höhepunkt des Tages: Tadaaa!


Ihr wisst gar nicht, wie viel Schweiß es gekostet hat, so ein Foto mit meiner Kamera hinzubekommen!


Ich hatte dann noch ein bisschen gewartet, weil das Wasser wohl bei Ebbe so weit weggeht, dass man zum Torii spazieren kann, aber das scheint wohl nicht immer so zu klappen.