Freitag, 31. Juli 2015

Uji - Phoenix-Tempel, Ujigami-Jinja und dann war da noch der Tee

Den letzten Tag der Reise verbrachte ich im schönen Uji (20.7.2015), das sich bisher meiner Aufmerksamkeit entzogen hatte. Die Stadt liegt nur 20 Minuten von Kyoto entfernt und ist somit ein perfekt gelegenes Ausflugsziel.

Wie Wikipedia weiß, verdankt Uji seinen frühen Aufstieg seiner günstigen Lage am Fluss Uji, der insbesondere in historischer Zeit eine bedeutende Wasserstraße war. Schon im 4. Jahrhundert, so heißt es, errichtete der Sohn des Kaisers Ojin hier einen Palast. Die Errichtung einer Brücke in Uji im Jahr 646 durch den buddhistischen Priester Doto festigte die Bedeutung der Ansiedlung.

Als 794 die Hauptstadt nach Heian-kyō, dem heutigen Kyoto, verlegt wurde, war das landschaftlich schön gelegene Uji südlich der neuen Hauptstadt ein beliebter Aufenthaltsort für den Adel. 

Stolz ist die Stadt auch darauf, im ältesten Roman der Welt Schausplatz sein zu dürfen. Autorin Murasaki Shikibu, eine Hofdame am kaiserlichen Hof, ist daher auch in Stein verewigt. Sie hat sich die Zahlreichen Geschichten in "Die Geschichte des Prinzen Genji" im Jahr 1008 ausgedacht.

Eine dieser Adelsvillen der Heian-Zeit (794-1185), die in den Besitz des Regenten Fujiwara no Michinaga überging, wurde schließlich von seinem Sohn Fujiwara no Yorimichi als Tempel gewidmet, der Byōdō-in. Und dieser ist auch das Ziel sämtlicher Touristen, die es geschafft haben, auf dem Weg zwischen den beiden überfüllten Tummelorten Kyoto und Nara auszusteigen und nicht an den vielen Süßigkeitenständen oder in den Grüntee-Cafes kleben zu bleiben. Der Tempel begrüßte einen mit vielen schönen Lotus-Pflanzen, die es in mehreren Farbschattierungen zu bewundern gibt.



Immerhin ist der Tempel nicht nur ein Nationalschatz Japans, sondern auch auf der 10-Yen-Münze abgebilet. Der Byōdō-in besteht aus einer zentralen Halle, flankiert durch zwei Flügelkorridore auf beiden Seiten und einem hinteren Korridor. In der 1053 errichteten zentralen Halle, auch Amida-Halle oder Phoenix-Halle genannt, befindet sich ein Bildnis des Amida Buddha. Dort durfte man leider nicht fotografieren.

 Die Phönix-Halle

Auf dem Dach der Halle stehen Phönixe, die der Halle den Namen gaben. Die Halle sowie diverse andere Gegenstände im Byōdō-in sind Nationalschätze Japans.

In Zusammenhang mit Bürgerkriegsunruhen verbrannten 1336 viele Gebäude auf dem Gelände des Tempels. Die heutigen Bauten sind wie so oft Nachbauten. Im Zuge der Arbeiten wurde der Teich, der direkt an der Vorderseite des Tempels angelegt ist, 1997 wegen archäologischer Ausgrabungen ausgebaggert. Die Gegenstänmde kann man in einem kleinen Museum, das auf dem Gelände liegt, bewundern.

Eigentlich bietet Uji einensehr schönen Rundgang, denn man kann von der Phönix-Halle über kleine Brücken und Inseln im Fluss auf die andere Seite wqechseln, um dort den Ujigami-Jinja Schrein zu sehen. Als ich da war, war die Route jedoch wegen Hochwassers gesperrt - der Uji war fast dabei, die Inseln zu schlucken.So blieb mir nichts anderes übrig, als die große Brücke zu nehmen und meinen Weg entlang der vielen Teehäuser zu suchen.

Der Ujigami-Schrein (宇治上神社, Ujigami-jinja) ist ein Shintō-Schrein und liegt am Fuße des Bergs Asahiyama . Er liegt genau gegenüber vom Byōdō-in, für den er als Wächter-Schrein konzipiert worden war. Wie üblich, bildete der Schrein bis zur Meiji-Restauration 1868 eine Einheit mit dem Byōdō-in. Der Besucherandrang hielt sich aber stark in Grenzen - nur wenige machten sich auf den Weg über den Fluss. 


Diejenigen, die bis zum Ujigami Schrein gingen, waren aber alle diszipliniert und verehrten die Kami. Als Besonderheit gilt einmal das Alter der Haupthalle, denn diese wurde im 12. Jh. errichtet, was sie zum gegenwärtig ältesten noch existierenden Schreingebäude macht. Auf dem Foto sieht man das nicht, aber wenn man durch die Holtverkleidung hindurch sieht, erkennt man, dass im Inneren der Halle nebeneinander drei kleine Schrein stehen, die im Stile des Ikkensha-zukuri ausgeführt sind. 
Sie stammen aus der Zeit um 1200, wobei der Chūden-Schrein für Kaiser Ōjin, der Saden-Schrein für Uji-no-Wakiiratsuko (菟道稚郎子) und der Uden-Schrein für Kaiser Nintoku bestimmt waren. Uji-no-Wakiiratsuko soll nach dem Tod Kaiser Ōjins als Kronprinz Selbstmord begangen haben, um die Nachfolge seinem älteren Stiefbruder, dem folgenden Kaiser Nintoku, zu überlassen.

Auch die kleineren Schreine, die zum Komplex gehören, werden nicht vergessen. Man weiß ja nie. Ist vielleicht die kleine Eideckse, die sich auf der Schreintreppe sonnt, eigentlich ein Kami in Verwandlung? Sicher ist sicher.


Neben der durch Fluss und Brücke gegebenen und durch die Nähe zur Hauptstadt verstärkten Position als Handelsplatz verdankt Uji seine wirtschaftliche Bedeutung außerdem dem Tee.

Der Tee wurde in Japan durch den Zen-Priester Eisai im 12. Jahrhundert eingeführt und Uji war ein Zentrum für die Produktion herausragenden Tees. Noch heute beziehen Tempel und Chado-Häuser ihren Tee aus Uji. Das Gramm von erstklassigem Tee (Tenju Premium) erzielt einen Preis von bis zu 200 Yen (1,50 €). Also musste enatürlich Tee konsumiert werden in irgendeiner Form, aber das war leichter gesagt, als getan. Die Tee-Häuser platzten aus allen Nähten, denn so manch einer hat sich das schöne Weltkulturerbe der Unesco, mit dem Uji 1994 zusammen mit anderen Stätten in Kyoto um Umgebung bedacht wurde, lieber in flüssiger Form gegönnt.  Aber auf der Ujigami-Seite des Flusses war noch ein schöner Sitzplatz zu haben und so bestellte ich Mochi-Klebreis mit Grüntee-Mus. Mjam. :)

Leider hat die Zeit dann nicht mehr für einen Ausflug zu den eigentlichen Teefeldern gereicht, denn ich musste so langsam in den Shinkansen Richtung Tokyo hüpfen. Daran, dass der Schnellzug alle 10 Minuten zwischen Kyoto und Tokyo fährt, kann man sich nur schwer gewöhnen. Für mich ist ein Schnellzug immer noch etwas, was man pünktlich erewischen sollte, sonst steht man zwei Stunden dumm in der Landschaft oder so - deshalb konnte ich mich wider besseren Wissens auch nicht zusammen reißen, als der Zug nach Tokyo noch auf dem Gleis stand und ich gerade so noch reinspringen konnte. Obwohl der nächste in 10 Minuten gefahren wäre. Obwohl die freien Sitzplätze natürlich fast alle besetzt waren und die nächste Chance auf einen Sitzplatz in Nagoya, d.h. in einer Stunde gewesen wäre. Aber ich hatte Glück - ein Sitzplatz hatte doch noch auf mich gewartet, so dass ich bequem Richtung Tokyo flitzen konnte.    

Mittwoch, 29. Juli 2015

Weiße Reiher Burg in Himeji und der Shosasan

Am 18. August lauschte ich fleißig fleißig dem Seminar, das ja auch der Grund für meine Reise gewesen ist. So ganz nebenbei war ich ja eigentlich für die Arbeit gekommen nach Kyoto gekommen. ;) Das Arbeits-Abendessen inklusive Anekdoten aus dem Leben japanischer Wissenschaftler zäjlte natürlich auch dazu!

Am 19. dann war noch eine Sehenswürdigkeiten-Lücke zu schließen: Ich wollte endlich auch die Weiße-Reiher-Burg in Himeji einmal gesehen haben! Anno 2011 begrüßte mich ja ein formschöner grauer Bauklotz, auf dem die Burg zwecks Restaurationsmaßnahmen 2010-2015 wunderbar abgedruckt war, aber so ganz das Wahre war das dann ja doch nicht, wa. Diesmal aber! Die Burg war gerade erst generalüberholt worden, so dass sie sogar wieder ihrem Namen alle Ehre machen kann und ganz in weiß glänzt. (Die Jahre zuvor war das eigentlich weiße Dach einfach allgemeinem Dreck zum Opfer gefallen.) 
 Die  Begrüßungskulisse sah demensprechend gleich viel spektakulanter aus. So sieht der Blick direkt vom Bahnhof aus.
 Auch als Museumshintergrund macht sich so eine Burg nicht schlecht.


Kamouflage-Burg - passt sich dem Hintergrund an.. :) Aber das Dach ist schon ganz schön weiß geworden. Wahrscheinlich hält das bloß nicht allzu lange, dann sieht' wieder so aus, wie das kleine Gebäude nebem dem Hauptgebäude. Auf der Promenade immer der Nase nach pirschte ich mich also an die Burg heran - zusammen mit den anderen Millionen. Acha, Burg ganz in weiß, das wollten auch andere sehen. Aber müssen die sich alle schon vor mir angestellt haben?! 2 Stunden Wartezeit in prallem Sonnenschein waren mir dann doch etwas zu viel des Guten. Außerdem hatte ich das Innere ja letztes Mal schon begutachten können.
 
In Himeji gibt durchaus noch etwas anderes zu sehen - den Shosha-san Berg mit dem Engyoji-Tempel. Schon hab ich den nächsten Bus geschnappt und auf ging es 40 Minuten durch ein äußerst kleinstädtisches Himeji. Am Berg angekommen, wand sich der Weg zu Tempel hoch, gesichert durch eine ganze Reihe von BuddhaStatuen am Wegesrand, die auch alle durch ein Stück Kleidung oder einen Rosenkranz etc. dekoriert und verehrt waren.

Am Tempel angekommen, verbrachte ich meinen Tag also mit einer Wanderung durch die Natur, vorbei an all den Buddha-Hallen und Einsiedlerhallen und Rückzugstempeln und sonstigen Tempeln, die so ein Berg-Tempel so zu bieten hat. Davon gab es natürlich dutztend, denn der Engyoji ist nicht einfach irgendein popliger Bergtempel, nein! Hier wurde z.B. der Film ¨Last Samurai¨ gedreht, wie dir alle Nase lang irgendein Zettel erzählt. Und er wurde 966 gegründet.
Die Empfangshalle am Anfang des Berges. Ich überlegte kurz, ob ich ganz heroisch den Naturpfad zu den anderen Hallen wählen sollte, umgeknickte Bäume erwiesen sich aber als eindeutiger Wink mit dem Baumstumpf.

 An jeder Ecke wollen die Buddhas was haben. Warum eigentlich, wo die doch im Nirvana nichts haben wollen sollen?
 Die Fotos  von den drei Haupthallen sind leider nichts geworden - nicht nur, weil mir die Weißkäppcen andauernd vor der Linse rumranten - sondern auch, weil das Licht so gleißend war, dass man auf den Fotos kaum etwas erkennt.
 Auf der Veranda war es dann aber schön schattig.

 Hallo?
 Dämonen dienten als Abschreckung an den Gibeldächern.
 Wo ein Tempel, da auch ein Schrein. Oder zwei.

Montag, 27. Juli 2015

Kyoto im Taifun - Schwimme zur Doshisha und zum Gion-Matsuri

Am 17. August habe ich also den Großen Buddha besucht und mich dann auf den Weg zur Doshisha Universität und dem Gion-Matsuri gemacht. Eine von zwei Paraden hatte ich damit leider verpasst, und natürlich wäre es die interessantere mit den großen Umzugswagen gewesen. Schade, schade.  
Die umzugswagen in Miniatur  
Allerdings machte es an dem Tag auch einfach keinen Spaß. Als ich in Kyoto ausstieg, begrüßte mich so ein großer Wolkenbruch, dass ich, obwohl ich schon am Ausgang war, noch einmal freiwillig über Rolltreppen und durchs Bahnhofslabyrinth schlich, nur um mir 30 Meter Fußweg zu sparen. Aber es half alles nichts, den Weg vom Bus zum Guesthouse wurde ich aus Eimern begossen und als ich dann zur Doshisha Universitäts-Bibliothek wollte, waren wir schon bei Badewannen-Ladungen angelangt.  Ich schwamm also den Bürgersteig entlang, in der Hoffnung, dass die Bibliothek nicht allzu streng war an dem Tag. War sie zum Glück nicht. Also vebrachte ich die nächsten Stunden mit Materialsuche und hoffte, dass ich vielleicht immerhin Abends meine durchweichten Sohlen würde trocknen können. 
  (Die Fotos sind im übrigen vom Samstag, als es nicht mehr regnete)

Die Doshisha wurde einem ehemaligen Samurai, Niishima Jō (新島 襄, engl. Joseph Hardy Neesima, 1843–1890) gegründet. Niishima war 1864 im Bestreben, eine westliche Ausbildung machen zu können, heimlich aus Japan nach Boston gereist, obwohl Auslandsreisen vor der Landesöffnung 1868 verboten waren und eigentlich eine Rückkehr ausschlossen. Er war der erste Japaner, dem in Übersee akademische Auszeichnungen verliehen wurden.

Der Glückspilz erlebte die Landesöffnung jedoch noch und kehrte 1875 zurück. Er gründete die Dōshisha Eliteschule (同志社英学校, Dōshisha eigakkō) in Kyoto, die schließlich auch eine Rechtsschule, eine gewöhnliche Schule und ein Frauencollege umfasste. Der Name Dōshisha bedeutet wörtlich etwa: „die Gesellschaft der Menschen mit dem gemeinsamen Willen“.

Um 1920 war die Dōshisha schließlich zu einer Volluniversität anglo-amerikanischer Tradition gewachsen. Heute zählt sie zu den besten Universitäten in der Kyoto-Region und liegt im Landesranking zwar nicht unter den besten 10, aber knapp dahinter.

Nix da, gegen 17.00 Uhr waren die Badewannen ausgegangen, es regnete Sturzbäche und ich setzte mich in ein Cafe nähe der Gion-Kreuzung, wo am Yasaka-Schrein der Umzug staarten sollte. Obwohl es heiß war in Kyoto, fror man in den klimatisierten Cafes an diesem Tag besonders schön und so ging ich freiwillig wieder raus, als die ersten begossenen Pudel, äh, majestätischen Fahnenträger die Straße marsch-plätscherten. Was für ein herrlicher Anblick - die Mannen in weißen, komplett durchnästen Kostümchen sahen unfreiwillig... äh... freizügig aus und versuchten trotz der Regenoffensive irgendwie festlich dreinzuschauen. 

Die Umzugsgägenstände hatten leider in Plastikplanen eingewickelt werden müssen, so dass Tanz und Musik ins Wasser fielen. Auch das "heilige Kind", das den Umzug auf einem Pferd reitend führen sollte, durfte nach kurzer Zeit vom Pferderücken krabbeln. Der Mikoshi-Umzug selbst fand aber statt. Vielleicht sah man also an dem Tag interessanterweise mehr vom eigentlichen Gion Matsuri als sonst - schließlich ist das Fest mehr als nur eine Touristenattraktion, sondern entstammt einer alten Tradition, nach der Krankheitsgeister im Sommer, in dem bekanntlich Epidemien und Lebensmittelvergiftungen besonders gern die Runde machten, aus der Stadt befördert werden sollten. Im Jahr 869 wurden wohl erstmals die O-mikoshi (tragbaren Schreine) des Gion-Schreins durch die Straßen von Kyōto getragen, um eine Seuche zu bekämpfen, die die Stadt befallen hatte. 
Das Matsuri fällt daher selten aus - obwohl wegen des Taifuns die Sorge bestanden hatte, ob die meterhohen Umzugswagen am Morgen fahren würden, weil die bei zu viel Wind lebensgefährlich werden können. Deshalb hatte ich mir das ja auch gespart.    

 Für die Zuschauer gab es glücklicherweise die überdachten Fußwäge




Jedenfalls versammlten sich die verschiedenen Mannschaften vor dem Yasaka-Schrein zur Zeremonie, um dann anschließend die oft tonnenschweren Mikoshi auf zwei Tragebalken durch die Straßen zu befördern. Dabei stellen sich die (zumeist) Männer fächerförmig auf, wobei jeweils ausgehend von den Trägern Ketten gebildet werden, indem man die Hand an der Schulter des Nebenmannes hält. Durch lautes Rufen werden die Träger angefeuert, die ihrerseits ihre Verehrung für die Gottheit zeigen müssen, indem sie den Mikoshi nicht nur tragen, sondern auf ihren Schultern auf und ab wippen. Das ermöglicht auch einen raschen Wechsel der Träger, wenn jeweils der nächste in der Kette die Position übernimmt. 

Leider ist das Masturi, wie so oft, inzwischen nur noch zum anschauen und nicht zum mitmachen. Eigentlich sollten die Zuschauer ebenfalls durch Rufen und Klatschen helfen, aber man hält ja lieber Handys und Kameras, um Fotos in Dauerschleife machen zu können. Danach bin ich abgerückt - mir hat's gereicht. Lustigerweise hatte unser Hostel Schuhtrockner - quasi ein Föhn, dem man sie Schuhe drüberstülpen konnte. Zum Glück schienen alle anderen zu faul dazu zu sein, ich glaub, ich habe meine Ledersandalten die ganze Nacht damit trocknen lassen. Dann konnte ich sie immerhin wieder einpacken. 

Samstag, 25. Juli 2015

Nara's "Dicker" - der Große Buddha von Nara

Am 17. Juli musste ich nach Kyoto umziehen, was auch nicht schlecht war, weil das einer der Haupttage des Gion-Matsuri war. Leider startete die Hauptparrade schon 9:00 Uhr und da ich meine müden Äuglein den Tag zuvor 5:50 hatte öffnen müssen, konnte mir das unmöglich noch einmal gelingen. Außerdem sträubten sich mir angesichts der erwarteten Massen sowieso die Nerven, denn es wäre doch gar zu schade, mein kurzes Leben als zerquetschter Tourist auf Kyotos Pflastersteinen beenden zu müssen. ;) 

Bild rechts: Kleine Jizo-Figuren in einer Hausnische. Ob das Haus quasi um die Figuren drumherum gebaut worden ist? Sosnt wird ja wohl keiner nachtrglich so eine Nische in seine Wand machen...

Jedenfalls  war ich natürlisch pünktlich 5:00 Uhr wach und fragte mich, was der Mist nun wieder sollte. Aber ich war zu träge, meine Pläne noch einmal zu ändern, also verordnete ich mir noch 3 Stündchen Zwangs-Schlaf und brach dann auf, um mir am Vormittag nocheinmal den "Dicken" anzuschauen. Irgendwie kann man nicht in Nara sein, und den Buddha ignorieren - das bringt bestimmt schlechtes Karma! Zumal mein Hostel diesmal ein schnuckeliges japanischen Traditionshäuschen direkt am Nara-Park und damit keinen Kilometer vom Toudaiji, der Buddha-Halle, entfernt war. 

(Die alten Blogeinträge kann man hier nachlesen: 2011 und 2013.)
 
Zunächst aber wackelte ich noch an einem kleinen Garten vorbei, dem Yoshiki-en, der schon geöffnet hatte. Der größere und bekanntere Garten, Isuien, liegt gleich daneben, war aber noch nicht zugänglich, da man noch nach Taifun-Schäden suchte. Acha, in der Tat hatte es in der Nacht pächtig gepfiffen und gestürmt und etliche Liter Wasser abgeladen. Auch am Morgen niesel-pieselte es noch vor sich hin. Aber einen echten Touristen schreckt das ja nicht ab! Die Mücken im übrigen auch nicht. :( Aber der Garten war sehr schön, im Moos-Stil gehalten. Sprich, dass überall alles vermoost war, ist Teil des Anspruchs an einen Moos-Garten und soll so sein. Blümchen brauchte man natürlich nicht suchen, dafür gab es die üblichen steinernen Laternen und ein Teehäuschen und einen hübschen See.

  
 
Et voila - le Buddha in seiner Halle. Schon stand ich vor dem Eingangstor (Nandaimon) des Toudaiji aus dem Jahr 1199.

Der Toudaiji ist mit seinen 50,48 Metern und einer Höhe von 48,74 Metern das größte rein aus Holz gebaute Gebäude der Welt. Der Tempel wurde von Kaiser Shoumu erbaut, als eine verheerende Pockenepidemie von 735 bis 737 ein Drittel der Bevölkerung Japans auslöschte und Shōmu beschloss, in jeder Provinz staatliche Klöster und Konvente mit großen Buddha-Bildern zu errichten. 
 
 Die Halle

Zwei Modelle zeigen die Halle wie sie jetzt aussieht (inks) und wie sie um 1/3 größer vorher aussah (rechts). Man kann sich das kaum vorstellen..
 Die Laterne vor dem Eingang
 Der Eingang - hochfotografiert, so dass man unten noch die Flügeltüren, oben das Vordach sieht. Dazwischen ist noch ein geschlossenes Fenster, das nur 2 mal im Jahr geöffnet wird. Dann kann man das Gesicht des Buddha von draußen sehen.
 Der Fuß des Räucherstäbchen-Beckens vor der Tür
 Le Buddha
 Eine Nachbildung eines Lotus-Blattes, auf dem der Buddha sitzt.
 Die Gravierungen stellen die kosmologische Buddha-Ordnung dar - Oben die Buddha im Himmel, und davon abgehend die verschiedenen Tempel im Land
 Schmetterfink

 Bishamonten wacht streng über den Buddha - und schaut den Touristen zu, wie sie sich durch das Lock in der Säule quetschen.
Dass Der Toudaiji eng mit dem Kasuga-Taisha Schrein tief im Wald von Nara verbunden ist, zeigt auch dieser Neben-Buddha, ein Bildniss Kannons, vor dem eine Laterne des Kasuga-Schreins steht. Die Buddha sollten nämlich ursprünglich die Kami beschützen und zur echten Erleuchtung führen. 

Rechts neben dem Eingang zur Haupthalle befindet sich eine verwitterte Holzstatue des Arhat Pindola-Bhāradvāja aus dem 18. Jahrhundert. Der Begriff Arhat bezeichnet im Theravada-Buddhismus einen Praktizierenden, der durch die Praxis der Buddhistischen Lehre zum Erwachen gelangt ist. Sie werden als Shravaka-Buddhas („Hörer“) bezeichnet. Somit ist die Bezeichnung „Buddha“ im Prinzip nur die Ehrenbezeichnung für einen Arhat, der ohne Anleitung die volle Erleuchtung erlangt hat und durch den Eintritt ins Nirvana nicht mehr wiedergeboren wird. Pindola war einer der 16 Arhats, soll sich mit Zauberei befasst haben und darf daher nicht in den Tempel hinein. Wenn man einen Körperteil der Statue berührt und danach den entsprechenden eigenen Körperteil reibt, sollen Krankheiten in diesem Körperteil geheilt werden.