Samstag, 31. August 2013

Korea VII - Busan, die Stadt der entfleuchenden Festungen und falschen Wege

Der Rest des Tages gestaltete sich etwas verwirrend. Nach einem wunderbaren Mittagessen in der Pusan University shopping street (die Myeong-Dong in Seoul sehr ähnelte) machte ich mich auf die Suche nach der Geumjeongsanseong Fortress. Ja... immerhin stand an meiner Touristenkarte am richtigen Metrobahnhof der richtige Ausgang und der richtige Bus, richtig?

Ja, da stand nur leider nicht, dass man a) vom Ausgang aus nicht gerade aus sondern in die entgegengesetzte Richtung gehen musste und dass man b) mit dem Bus nicht an ein bestimmtes Stück Festung gebracht wird, wie ich dachte. Kurz: Die Festung ist keine Festung sondern eine Burgmauer mit Türmchen (wahrscheinlich ähnlich Suwon) und ist als Wanderroute gedacht. Dazu muss man nur eben auch an der Mauer aussteigen und nicht an der Endhaltestelle der Busroute, die zwar nach der "Festung" benannt ist, aber genau in der Mitte des Burgmauerrings liegt - ca. 3 km ringsum zu besagtem Objekt der touristischen Begierde. Das kriegte ich aber auch erst heraus, als ich bereits die halbe Strecke in die eine Richtung gelaufen war, weil ich die Karte nicht gefunden hatte und... damit war das Projekt Geumjeongsanseong Festung abgesagt. So.
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Dies hier also ein Bergdorf irgendwo am Rand von Busan.

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Also hab' ich ein Alibi-Bild von dieser süßen Mauer gemacht (vielleicht Rest der alten Festung?) und eins von diesen lustigen Fischlis und fuhr mit dem Bus wieder zurück.

Danach ging es zum modernen Teil der Stadt, denn ich wollte vom BEXCO-Center aus den Fluss entlang zur Gwangnan Brücke, die an der Flußmündung zum Meer gelegen ist und in er Nacht natürlich schön angestrahlt sein soll. Soweit so gut. Vorbei an den Busan Cinema Studios ging es zur Flusspromenade.

Riesen-Architektur: Das Dach des Kinokomplexes.
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Wohnen am Fluss.

Die Promenade war auch schön und so spazierte es sich.. und spazierte es sich.. und noch weiter.. und irgendwie. Dauerte das ziemlich lange. Man checke noch einmal die Karte und stelle fest: Südlich vom BEXCO Center sind die Busan Cinema Studios, passt doch? :( Und nördlich davon ist das Busan Cinema Center. Jetzt könnt ihr euch denken, warum ich nach einer Stunde Wandern immer noch nicht am Meer war. Aber andererseits, wer weiß. Vielleicht dauert das ja solange. Man frage also andere Spaziergänger, denn trotz fehlender Koreanischkenntnisse kann es ja nicht so schwer sein, von irgendjemandem herauszukriegen, wo auf der Karte man sich befindet. Norden oder Süden, das wär mir ja schon genug. Nein, weiß man nicht. Wir können kein Englisch.


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Wäre ja auch zu viel verlangt, dass Busaner wissen, wo man ist auf so einer Karte. Am einzigen Fluss der Stadt als ziemlich eindeutigen Anhaltspunkt. Englische Zeichensprache können wir nicht. Gut, stellen wir die Frage anders: WO IST DAS MEER? Da oder da? Nein, weiß man auch nicht. Wir können ja immer noch kein Englisch, auch nicht in Zeichen. O_o Ist das zu fassen? Na, egal, ich war jedenfalls falsch und machte mich missmutig auf den Weg zurück, denn ich kam auch nicht von der Promenade herunter, da es nur wenige Ausgänge gab.

Die schmerzenden Füße konnten immerhin bei einer halben Stunde "Toy Story 3" auf Koreanisch ausgeruht werden, denn die große überdachte Freilichtbühne des Busan Cinema Center hatte ein kostenloses Sommerprogramm. Kam ich also noch zur Brücke? Nein, natürlich nicht. Es stellte sich heraus, dass die Brücke eine Autobahnbrücke ist und nicht zu Fuß erreicht werden konnte.

Hier also bloß der Anfang, den man vom Fluss aus sehen konnte.

Freitag, 30. August 2013

Korea VII - Busan, Beomeosa Tempel

Am 15. August 2013, einem Donnerstag, fand ich problemlos meinen Bus und fuhr nach Busan. Busan liegt am Südende Koreas, direkt am Meer. Dort fand ich sogar mein Hostel auf Anhieb und ohne Probleme. Mein Hostel war zwar nicht in der Nähe des Meeres, so wie die meisten, aber dafür war der Beomeos Tempel in der Nähe. Im Jahre 678 gegründet, ein Tag vor dem Unabhängigkeitstag Koreas (Ende der Kolonialzeit), war der Tempel gut besucht. 

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Ein Grund dafür war sicherlich der kleine Fluss und die großen Steine darin, die halb Busan (die andere Hälfte war am Strand) die Möglichkeit zum Picknicken bot. Rechts seht ihr das "Iljumun"-Tor, gebaut 1614. Es ist eine architektonische Besonderheit, weil es auf diesen weißen Steinpfeilern aufgebaut ist. Außerdem (das sieht man jetzt schlecht) steht das Tor auf vier Pfeilern, die von der Seite gesehen aussehen wie nur einer. Es symbolisiert den wahren Weg zur Erleuchtung, die die Welt stützt.

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Pilgern soll ja nicht einfach sein. Der Tempel ist nicht auf einem Berg, er ist auch nur durch eine Reihe Treppen und Tore zu erreichen.Tada! Der Tempel:

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Bei diesen Dachziegel sagt man, dass sie die Heirat von männlichen und weiblichen Dachziegeln darstellen. So hat mir das ein Guide in Gyeongju erklärt.

 

Hier außerdem die Pilgerkleidung. Ich muss sagen, dass ich nicht verstehe, warum die Koreaner diese Kleidung nicht öfter anziehen. Busan war HEISSSSSS. Ein paar ältere Frauen haben immer noch Hosen und Blusen aus diesem halb durchsichtigen Stoff an, der für Korea typisch zu sein scheint. Bunt natürlich, nur Pilgerkleidung ist grau. Finde ich jedenfalls sehr vernünftig bei diesem Wetter.


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Diese schwarzen Stoffbahnen waren überall gespannt, wo es nur ging. Schatten, bitte! Vor einem der Tempel waren diese Reihen von Stühlen aufgebaut. Die sehen gerade leer aus, aber das ist nur, weil alle im Tempel sitzen und den Mönchen zuhörten, die irgendwelche Sutren vorlasen. Es war viele Leute da, aber sicherlich 90% Frauen über 50 Jahre alt.

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Diese Stelen standen überall rum.  - Das koreanische Alphabet "Hangeul", durchsetzt mit chinesischen Kanji.

Donnerstag, 29. August 2013

Korea VI - Gyeongjus Nationalschätze - Bulgugsa, Seokguram, Bunhwangsa...

Nachdem die Füßchen eine Nacht ruhen durften, ging es mit dem Bus zum Bulguksa-Tempel. Dort angekommen, erfuhr ich aber, dass der Bus zur Seokguram-Grotte, der nur von dort abfährt, nur einmal in der Stunde vorbei kommt, deswegen sprang ich schnell hinein und fing den Tag also bei der Grotte an. 

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 Am Glockenturm vorbei, ging es einen malerischen Pfad entlang zur Grotte bzw. den davorgelagerten Souvenirshops bzw. der obligatorischen Verjüngungskur-Quelle.
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Die Gyeongju-aner sind sehr stolz auf ihre zahlreichen Quellen bzw. Bergflüsschen, die hier und da Wasser ausspucken und sind der Überzeugung, dass das Wasser jung, frisch, glücklich und gesund macht. ;) Da der Mindestbedarf an Wasser dieser Tage 3 L nicht unterschreiten sollte, stellte ich mich ebenfalls an, um meine zwei Wasserflaschen an jeder Quelle, an der ich vorbeikam, neu aufzufüllen. 
Die Seokguram Grotte ist Nationalschatz und UNESCO Kulturerbe und zählt als Außenanlage des Bulguksa-Tempels. Die Besonderheit ist, dass diese Grotte künstlichen erbaut wurde (751-774), damit gilt sie als einer der Höhepunkte der Silla-Kultur. Allerdings verlor der Buddhismus stark an Einfluss während der neokonfuzianischen Joseon-Dynastie (1392−1910) und das Heiligtum geriet in Vergessenheit. 

Erst 1909 wurde die Grotte wieder entdeckt und unter der japanischen Kolonialherrschaft (1910−1945) begann eine teilweise unsachgemäße Restaurierung. Die anschließenden  Restaurierungsmaßnahmen sahen zur Klimaregulierung und als Schutz vor den Besucherströmen eine Glasscheibe vor dem  Grotteneingang vor und außerdem wurde ein Holzgebäude als Eingangsbereich vorgebaut. Fotos von der Buddha-Statue drinnen darf man daher auch nicht machen, bemühen wir also Wikipedia.

Was mir hier zum ersten Mal auffiel: Es gibt viele Pilger in Korea. Bzw. andersherum: Anders als die Japaner, verbeugen und beten die koreanischen Touristen nicht vor jeder Steinstatue, an der sie vorbei laufen. Dagegen gibt es aber viele Leute (v.a. Frauen 50+), die eigens zum Beten zu kommen scheinen. 

Das sieht dann so aus.
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Eine interessante Möglichkeit der Spende sieht man auf dem Foto links unten: Für ca. 100 E kann man einen Dachziegel kaufen, beschreiben und natürlich segnen lassen. Dieser wird dann bei der nächsten Reparatur verwendet (so, dass die Beschriftung nach unten zeigt).

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Da der Bus, wie schon gesagt, nur einmal die Stunde kam, wählte ich den Wanderweg zurück zum Bulguksa-Tempel. Sind ja nur 2,2 km (steinerne Treppen runter).

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Tja, leider hab' ich keinen Papa-Bär (mit Beiern-Federhut??) mit, der mich heldenhaft vor Steinschlag schützt. Aber es ging auch ohne. ;) - Und sollte man sich auf der geraden Wanderstrecke verlaufen oder sonstiges passieren, so hat der moderne Wanderweg für Telefon-Besitzer auch Möglichkeiten, sofort die richtige Notrufnummer zu erfahren.

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Wildtiere gab es auch zu beobachten und die Füße konnte man im kühlen Nass ausruhen. 

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(Der Baum hat sich in der Jahreszeit vertan.) 2,5 h später war ich also da: Bulguksa. Der Tempel gilt als Meisterwerk der Blütezeit der buddhistischen Kunst im Silla-Königreich.

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Wie sich das gehört, wird das Tor von den Jüngern Buddhas beschützt.
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Dies ist der ehemalige Haupteingang des Tempelkomplexes, der über eine zweiteilige Treppenanlage durch das „Tor des purpurfarbenen Nebels“ (Jahamun) zum großen Tempelhof führte. Die Treppenanlage hat 33 Treppenstufen (die man aber nicht betreten darf). Sie symbolisieren die 33 Stufen zur Erleuchtung und bestehen aus geschnittenen Granitblöcken. Die Treppenanlage stammt aus dem 8. Jahrhundert und ist Koreas Nationalschatz Nr. 23. Der untere Teil, die „Brücke der blauen Wolken“ (Cheongungyo), ist 6,3 m lang und hat 17 Stufen. Der obere Teil, die „Brücke der weißen Wolken“ (Baegungyo), ist 5,4 m lang und hat 16 Stufen.
 Besucher betreten heute den hinter dem Jahamun-Tor gelegenen Tempelhof über einen Seiteneingang, u dem es durch diesen Durchgang (rechts) geht.

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Da ging's erst rein.

 


Leider wurde gerade restauriert und die Sonne blendete so stark, dass die Fotos nicht so gut geworden sind. Aber man sieht das Hauptwerk. Wikipedia weiß: "Die außergewöhnliche Dabotap-Pagode, Koreas Nationalschatz Nr. 20, ist ca. 10,40 m hoch und zählt zu den bedeutendsten buddhistischen Kunstwerken der Welt. Der unterste Teil der Pagode wird durch einen Quader gebildet, welcher das irdische Yin-Prinzip verkörpert. Auf diesen führen vier neunstufige Treppen. Auf dem Quader stehen vier massive Eckpfeiler und ein zentraler Herzpfeiler. Diese stützen eine quadratische Dachplatte mit Zaun. Über dieser Dachplatte geht die Pagode in eine komplizierte achteckige Bekrönung über. Das Achteck symbolisiert dabei den Kreis, welcher das himmlische Yang-Prinzip verkörpert. Die Dabotap-Pagode ist auf der aktuellen 10-Won-Münze abgebildet." Leider habe ich keine, daher ich eine Überprüfung nicht möglich. 10-Won-Münzen stehen nicht direkt hoch im Kurs, ihr Wert ist 0,0068 E.

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Die Deckenkonstruktion ist wie immer prächtig!

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Drachen und Touristen, die einem das Bild versauen, dürfen natürlich nicht fehlen.

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Außerhalb des Hauptkomplexes schloss sich natürlich ein weiterer an.

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Das Hauptaugenmerk dort lag auf der Stein-Stürmchen-Tradition.

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Danach ließ ich mich von einer Oma in ein koreanisches Restaurant zerren. Warum auch nicht, es war Mittagszeit. Es gab Nemmyong - in etwa "kalte Nudelsuppe". Wobei man die Suppe im Prinzip nicht trinkt, die ist nur dazu da, den Nudeln Geschmack zu geben. Unter Andrem durch ein Stück Wassermelone. Aha.. Gyeongju-Tradition?
Ein Koreaner, den ich später danach fragte, war auch erstaunt. Er meinte, dass das vielleicht die lokale Spezialität sei und die sich dann halt in fast jedem Essen wiederfinde. Möglich. Schmeckte jedenfalls gut. :)

Auf der Rückfahrt nach Gyeongju stieg ich im Nationalmuseum aus. Ich brauchte Schatten! Das Museum war zudem kostenlos und die goldene Silla-Krone musste man gesehen haben.

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Dies ist die größte erhaltene bronzene Glocke in Korea. Wenn sie geschlagen wird,  soll man sie an klaren Tagen in einem Umkreis von 64 km gehört haben. hm..

Ansonsten hab ich auch endlich erfahren, warum mich dieses Halbgesicht in der ganzen Stadt anschaut. Wie man im Bild unten sieht: Im Silla-Reich hat man wohl gern Gesichter auf Dachziegel gebrannt und dieses erhaltene Exemplar ist eins der Markenzeichen von Gyeongju.

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Humor hatten sie auch, die Koreaner. Leider habe ich vergessen, warum sie diese Gefäße in Entenform gemacht haben.

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Und hier das Prachtstück: Eine der 6 entdeckten Goldkronen. Überhaupt haben die Adligen in Silla übermäßig viel Gold verwendet, im ganzen Museum funkelte es nur so vor Goldschmuck. Sogar Schuhe aus Golddraht gab es, aber ich glaube, die waren zur Leichenverzierung gedacht.^^


Als nächstes ging es über Wiesen und Felder zu Bunhwangsa. Sowohl Tempel als auch Pagode sind jedoch Ruinen, von den ursprügl. 9 Stockwerken sind nur noch 3 erhalten und vom Tempelkomplex steht nur noch ein Gebäude. Die Pagode soll die älteste in Korea sein.

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Abends ging es dann noch durch die Märkte Gyeongjus. Das Abendsbot des Tages: Schokoladen-Parfait. :)

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Danach beschloss ich, den Bustermial zu suchen, der mich am nächsten Tag nach Busan bringen sollte.  Die Leute an der Auskunft im Bahnhof konnten sich nämlich nicht einigen, ob ich nun vorher ein Ticket kaufen musste oder nicht. Im Endeffekt musste ich natürlich ein Ticket kaufen, aber ohne Platzreservierung und auch erst am nächsten Morgen. Aber nun ja, stiefelt ich also von einem Ende der Stadt ans andere.

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Die graue Pilgerkluft gibt's im Übrigen im Geschäft zu kaufen.

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Mal ein Bild von der modernen Stadt Gyeongju.

Am Abend war ich noch einmal am Anapsji-Teich. Ich war froh, dass ich am Tag vorher gemütlich drumherum gepilgert bin ,denn am Abend war echter Massenauflauf. 


Aber es hat sich gelohnt. :)