Sonntag, 29. Mai 2016

Ende Gelände - Bye Bye Asagaya!

Kaum ist es Mitte 2016, schon komme ich zum Schluss meines schönen Blogs - Nach unserem kleinen Ausflug nach Sendai, Matsushima und dem Ashikaga Flower Park war ja auch einfach Schluss. Ich hatte noch genau einen Abend und einen Vormittag um die *hust* restlichen Sachen zu packen, die am Ende phänomenalerweise in drei fette Koffer und zwei Rucksäcke passten. Außerdem mussten natürlich überzählige Kissen und Futons und Bettzeug zu einem Freund geschafft werden, der gottseidank nur drei Haltestellen weiter weg wohnte und der genug Platz hatte, um zwei Leute und ihr liebenswert minimales Gepäck aufzunehmen - in Tokyo ja durchaus keine Selbstverständlichkeit.  

Dann mussten die Auszugsprozeduren beendet werden - sprich Gas und Strom mussten abgemeldet werden, wobei die Schwierigkeit eigentlich nur darin bestand, auf die Menschen zu warten und bar die letzten Beträge zu bezahlen. Alsdann war das Zimmer abnahmebereit zu putzen. Dann bekam ich sogar meine Kaution sofort zurück und schon schloss sich die Tür hinter uns und es war endlich alles pünktlich erledigt - inklusive meiner Wenigkeit. 

Aber zu einer letzten kleinen Runde mit Freunden in Shin-Okubo beim Koreaner hat es noch gereicht und so verging auch der letzte Tag. Die Abreise war dann auch ungewohnt einfach - Taxi macht's möglich. Immerhin kann man im Internet ziemlich genau sehen, wie viel ein Taxi nach Haneda kosten würde und für ca. 70 € war unsere Rücken- und Nervengesundheit gesichert, die sonst in der morgentlichen Rush-hour inklusive Umsteigen sicherlich den Bach runter gegangen wäre. 

Und schwupps - schon war man in Leipzig, der Abhofservice stand bereit und kutschierte einen nach Hause. Und was soll ich sagen? Es war alles wie immer. Ist ja auch nicht schlecht. :) 

Ich bedanke mich bei den treuen Lesern meines Blogs und vielleicht gibt es ja ein nächstes Mal, auch wenn ich wirklich nicht sagen kann, wann und wo. Mal guggen. :D

Donnerstag, 12. Mai 2016

Michinoku Park - Blümchen bei richtigem Kaltwetter (11.04.2016)

An diesem Tag täuschte der strahlende Sonnenschein am klaren hellblauen Himmel gekonnt über die herrschenden winterlichen Temperaturen hinweg. Das war uns allerdings erst so richtig klar, als wir am Eingang des Michinoku Parks aus dem Bus stiegen. Nachdem wir aus dem Hostel ausgecheckt hatten und unser Köferchen mal wieder in einem Schließfach am Bahnhof zurückließen und eilenden Schrittes zur Bushaltestelle eielten, kam uns das Wetter gar nicht so garstig vor (zumal wir den Tag in Matsushima ja noch in lebhafter Erinnerung hatten). Nach knapper Stunde Busfahrt ließ ich mich dazu hinreisen, Franz auf die schneebedeckten Bergkuppen aufmerksam zu machen und meinte im Scherz, dass es hoffentlich nicht anfangen würde zu schneien.

Schneebedeckte Berge im Hintergrund; die Kirschblüte im Vordergrund. (Aus dem fahrenden Bus aufgenommen)
Dreimal, nein, nur einmal düft ihr raten, was vom Himmel gerieselt kam, als wir ausgestiegen sind! Zum Glück verzog sich die Wolke schnell wieder, aber ich da war ich schon an meine Abstammung vom Wettergott (Papa, siehe Blog) erinnert worden.

Der Michinoku Park liegt etwa mittig zwischen Sendai und Yamagata. Angelegt wurde er wohl, um die Attraktivität des Hinterlandes außerhalb der Mega-Städte zu steigern und gerade junge Familien zu ermuntern, nicht auch noch wegzuziehen bzw. sich wieder niederzulassen. Daher überraschen die großen Spielplatzareale nicht. Ich hätte ja zu gerne die Hüpf-Gummi-Wellen-Dingens ausprobiert, aber Franz musste mir natürlich das KLEINGEDRUCKTE übersetzen und mich darauf hinweisen, dass nur Kinder bis 12 Jahren das Betreten der Anlagen gestattet sei. Hmpf.

Jedenfalls ist die Parkanlage sehr gelungen und im Sommer - oder zumindest bei schönem Wetter - bestimmt überbevölkert, so dass wir gerade an jenem Tag den Park fast für uns alleine hatten. Ein Umstand, der sich auch auf den menschenfreien Fotos bemerkbar macht.

Blumenrabatten.
Bepflanzung der Parkanlage. Es schließen sich ein Teich mit Freiflächen und den Spielplätzen an. Eine Woche später und es hätte wahrscheinlich nur so geblüht und gefarbprächtigt.
Das überhaupt keeeiiin Wind war, sieht man hier...
Durch gefroren wie wir waren, statten wir einer Imbisbude einen Besuch ab und schlürften lecker heiße Nudelsuppe in uns hinein, bevor wir und wieder auf den Weg zurück nach Sendai machten und uns noch ein heißes Schokolädchen gönnten bis wir schließlich in den Shinkansen einsteigen mussten, der uns wieder nach Tokio brachte. Dort angekommen packten wir dann den Großteil der Kledage in die Koffer und sammelten alle Sachen zusammen, die bei einem Kumpel von Franz ein neues Zuhause finden sollten. Die erste Fuhre wurde gleich am Abend noch zu ihm verbracht. Danke für's kommen und helfen, Jan! 

Montag, 25. April 2016

Matsushima – Kieferinseln bei Wind- und Regenwetter (10.04.2016)


Nachdem es am Sonnabend so herrlich warm war, während wir durch Sendai spazwandern gewesen sind, überraschte uns der Temperatursturz (trotz eindeutigem Wetterbericht) doch etwas (sehr). Dick eingepackt und mit tief ins Gesicht gezogenen Kapuzen stiegen wir in Matsushima aus der Bimmelbahn aus. Der Name des Ortes ist Programm: Matsu- (Kiefern) und -shima (Inseln). Die Küstenlandschaft zählt zu den „drei schönsten Landschaften Japans“ (Der berühmte Torii von Miyajima haben wir beide schon gesehen; bei der Himmelsbrücke Amanohashidate waren wir beide noch nicht) und da lag ein Ausflug nahe. 

Die Kieferninseln verschwinden auf dem Foto zwar fast alle im Nebel, aber sie waren/ sind immer noch da.

Da es also sooo ungemütlich war, huschten wir schnell zur ersten Insel, die man bequem über eine kleinen Steg erreichen konnte und begaben uns dann erst einmal auf die Suche nach einem Happen zum Mittagessen. Die Suche ist gar nicht so einfach, bedenkt man meine Abneigung, die ich allen Meeresbewohnern entgegenbringe, die allerdings typisch für die regionale (Küsten-)Küche sind: Krabben und Muscheln. So entschieden wir uns, die zweite für die Region typische Kochempfehlung zu kosten: Ochsenzunge. Ich muss sagen, die schmeckte gar nicht so schlecht; eigentlich ganz gut sogar. Also, um ehrlich zu sein, sie war sogar sehr delikat. 

Insel Godaido - Gerade mal so groß, dass ein kleiner Schrein darauf Platz hat.
Schrein von vorne.

Frisch gestärkt, nahmen wir nun die zweite küstennahe Insel ins Visier und nachdem wir den fälligen Brückenzoll entrichtet hatten, drehten wir auf ihr eine Runde. Von dort aus blickten wir auf die weiter entfernt verstreut liegenden Inseln und fassten den Plan, uns einfach in eines der Ausflugsschiffe zu setzen und dem Wind hinter den Kabinenscheiben ein Schnippchen zu schlagen. 

Gesagt, getan. Eine knappe Stunde schipperten wir so durch die Bucht vor Matsushima und umschifften einige der 260 Kleinstinseln. Einige von ihnen haben während des Erdbebens von  2011 gelitten und sind in sich zusammengefallen oder wurden auseinandergerissen, alles in allem haben sie aber die Stadt vor der größten Katastrophe bewahrt, in dem sie als natürliche Wellenbrecher fungiert haben. 

Die meisten Inseln haben - ähnlich wie Steinsformationen in Yelhliu - je nach Form, spezifische Namen erhalten. Die, die meiner Meinung nach stark an eine Ente erinnert, lässt die Japaner allerdings eher an einen sitzenden Samurai denken (Niōjima). Nun ja. Natürlich hatte auch Date Masamune eine Lieblingsinsel (Senganjima). Die beeindruckendste war allerdings die von mir getaufte "Brückeninsel" (Kanejima).

Kanejima.
Niōjima.
Nach diesem Kurzausflug hielt uns nicht mehr viel in der Eiseskälte und wir fuhren nach Sendai zurück. Unser Plan: Ein Toastbrot auftreiben und im Hostel ausgiebig abendbroten, um anschließend den Blog voran zu bringen. Vereitelt wurde Teil Zwei unseres Plans durch die leutselige Runde, die sich im Aufenthaltsraum gebildet hatte und uns vom Arbeiten abhielt und wir uns sehr gerne abhalten ließen. 

Mittwoch, 20. April 2016

Sendai – Großstadt trifft Natur (09.04.2016)



Mit dem Shinkansen brausten wir von Tokyo Richtung Norden in die Region Tohoku. Sendai, die uns beiden noch unbekannte Stadt in der Küstenpräfektur Miyagi, war unser Ziel. Während der Zugfahrt schrieb ich fleißig Blog, während beim Franz mal wieder der Kopf absackte. Na, wenigstens wurde nicht geschnarcht.

In Sendai angekommen, schlossen wir unseren Koffer mal wieder in ein Schließfach ein und machten uns auf eine erste Erkundungstour auf. Sendai ist erstaunlich grün, ist man den Betonchic Tokioter Straßen gewohnt. Nicht nur, dass man ringsherum das Gebirge in der Ferne sich erheben sieht und man immer wieder auf Abschnitte des durch die Stadt mäandernden Hirose-Flusses trifft, auch die größten Straßen der Stadt sind mit Zelkoven gesäumt. Google weiß (ich nicht), dass es sich um ein Ulmengewächs handelt, welches hauptsächlich in Südwest- und Ostasien beheimatet ist. Sowohl im Osten als auch im Westen der Stadt sind größere Parkareale zu finden. Deswegen wurde die Stadt schon Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem Beinamen „Stadt der Bäume“ versehen.  

Kaum aus dem Bahnhof heraus, fallem einem die mit Bäumen gesäumten Straßen auf.
Bevor wir uns jedoch zum ersten kulturhistorischen Stätte aufmachten, kehrten wir in einem kleinen Restaurantchen ein, was wohl von drei jungen Leuten betrieben wurde. Franz meinte, es gäbe immer mehr solch‘ kleinerer Imbisse, die mit täglich wechselnden ein-zwei Menüs zur Mittagszeit aufwarten, dabei aber nicht klassisch nur einer Gerichttradition verhaftet bleiben, sondern kulinarisch vielfältiger sind. Jedenfalls war mein Tomatencurry exzellent und von der Menge völlig ausreichend; Franzens Zitronengras-Hühnchen hat auch super geschmeckt. 

Danach konnte es losgehen: Natürlich zur Burg oder was davon noch übrig geblieben ist. Sendai wurde 1600 von Date Masamune gegründet und zeitgleich begannen auch die Bauarbeiten an der Burg, die, zu ihrer Bauumgebung bezugnehmend, „Aobajō“ genannt wurde („Burg der Grünen Blätter“). Erst im Juli 1945 zerstörten Napalmbomben einen Großteil der Burg und die Umgebung. Dagegen richteten das Erdbeben und der darauffolgende Tsunami von 2011 vergleichsweise wenige Schäden in der Stadt an. Der unerwartete Sonnenschein ließ uns während des Aufstieges alle Pullover und Jacken ausziehen; die Temperaturen kletterten auf 20°C, in der Sonne war es bestimmt noch wärmer. Jedenfalls war es schön, mal wieder blauen Himmel auf Fotos zu haben.

Blick auf Sendai vom Burgplateau. Außer dem nachgemauerten Grundriss steht von der Burg aber nix mehr. Anders als in Tokio, kann man in Sendai aber Vieles einfach zu Fuß erlaufen, ohne dafür Tagesmärsche einzuplanen.
Date Masamune.
Anschließend suchten wir die Grabstätten der verschiedenen Dates auf. Nach erfolgreicher Suche fanden wir auf Umwegen schließlich auch die erhaltenen, bzw. wiederaufgebauten Mausoleen. Wiederaufgebaut wurden sie Ende der 1970er und in den 1980er Jahren, wiederum restauriert und gekittet nach dem Erdbeben 2011. In dem kleinen Museum erfuhren wir, dass Date Masamune (1567-1636) gerade mal 159cm groß war. Dagegen musste sein Nachfolger, Date Tadamune (1599-1658), mit 165 cm schon als groß bezeichnet werden, bedenkt man, dass der Dritte im Bunde, Date Tsunamune (1440-1711), mit gerade mal 155 cm der kleinste der Lords gewesen ist. Im Schatten der Bäume, auch einiger Kirschbäume, schritten wir also die drei Mausoleen ab: Zuihoden, Kansenden und schließlich den Zennoden. Neben den Ruhestädten der Feudalherren fanden sich auch einige Stelen aufgereiht. Ein unschöner Brauch veranlasste nämlich einige der Gefolgsleute sich verpflichtet zu fühlen, ihrem verstorbenen Herrn in den Tod zu folgen. Ihre Leichen wurden zwar in den jeweiligen Familiengräbern beigesetzt, die Stelen erinnern aber an ihre letzte Ehrerweisung gegenüber ihrem Dienstherren. 

Der Zuihoden. Date Masamunes letzte Ruhestädte.
Eine Stelenreihe. Es gab ihrer mehrere...
Bei Einbruch der Dunkelheit durchquerten wir die Stadt, um zum Tsutsujigaoka Park zu gelangen, wo die angeblich schönste Kirschblüte von ganz Sendai zu finden ist. Ähnlich wie in Ueno waren auch hier die Baumkronen hübsch mit Laternen angeleuchtet und entsprechend viele Menschen waren noch unterwegs. Einige taten dies aber schon nicht mehr selbstständig. 

"Hauptstraße" durch den Tsutsujigaoka Park.
Nach diesem Abstecher in den Osten der Stadt, sammelten wir am Bahnhof unseren Koffer ein und schlenderten in Richtung unseres Hostels, wo wir die nächsten zwei Nächte nächtigen würden. Unterwegs schnasselten wir lecker, lecker Gyoza. Hm, warum gibt es eigentlich nur Sushi-Restaurants in Deutschland?

Montag, 18. April 2016

Takadanobaba – zwar ohne Alibaba aber schließlich doch mit Beute – in Ikebukoro (08.04.2016)

Die größten Haufen waren verstaut, die gewaschene Wäsche hing überall von allen Stangen in der Bude und Platz war immer noch knapp. Da traf es sich gut, dass wir es noch ein mal wissen wollten: Sind wirklich schon alle Blüten gefallen? Wir verließen also unsere Schlafstätte und fuhren diesmal nach Takadanobaba zum Kanal. Dort erhofften wir bei weniger Menschenandrang als in Naka-Meguro (Tag 1) noch schönblühende Kirschbäume entlang des Kandaflusses anzutreffen. Wer sagt’s denn: Kaum eine Seele unterwegs und die Bäumchen hielten auch noch tapfer ihre Blüten bei den Stängelchen.
 
Der Regen hatte noch nicht so viel Schaden angerichtet und so habe ich das Herabrieseln der Kirschblüten nicht miterlebt.
Auf der Rücktour standen wir plötzlich vor einer Sackgasse und ganz unjapanisch kletterten wir einfach das Mäuerchen hoch und liefen ganz illegal an den Schienen entlang bis zum nächsten Fußweg. Komisch, stand gar Niemand mit Fähnchen herum, der uns hätte vor diesem gefahrvollen Weg warnen können… Ganz unbeschadet, aber mit knurrendem Magen, kehrten wir im Restaurant Seizeriya ein, eine Ladenkette, die mit pseudo-italienischem Flair aufwartet, aber angenehm kleine Mittagsportionen zu sehr anständigen Preisen anbietet. 

Gestärkt stiegen wir in die Bahn und fuhren nach Ikebukoro, um nach einer neuen Windjacke für mich Ausschau zu halten. Meine allerschönste Lieblingsjacke, die mir seit sage und schreibe 15 Jahren durch jede Wetterlage gefolgt ist, wurde in einem unachtsamen Moment mal gegen das Licht gehalten… Die unerbittlichen Sonnenstrahlen offenbarten beim Durchleuchten des Stoffes ein sich auflösendes Innenleben. Zum Glück wurde diese Jacke vor ihrem Dahinscheiden auf einer japanischen Müllsammelecke in voller Pracht auf einem Foto verewigt (vorangegangener Blogeintrag, 10tes Bild). 
In Ikebukoro schlugen wir uns mal zu jenem, mal zu einem anderen Lageplan durch und suchten nach den entsprechenden Outdoor-Bekleidungs-Geschäften und wo sie zu finden sind. In diesem Gewimmel an Einkaufstempeln (die meiner Auffassung nach alle gleich aussehen, wirklich ALLE) mit ihren Verbindungsgängen zur Metro, zu den Zügen und Bussen kann man schon mal den Überblick über den eigenen Standort verlieren. Jedenfalls fanden wir den angestrebten Laden nicht und kehrten stattdessen in Franzens Lieblingsshop ein. Dreimal dürft ihr raten, wer zuerst eine Jacke erbeutet hat… Typisch!

Keine halbe Stunde später hatte ich jedoch auch eine gesehen, zielstrebig anvisiert, mir vom Haken geschnappt, anprobiert und zum Kauf auserkoren. Die Jacke wartet natürlich im Anka-Chic auf und kommt ganz ohne Rüschen, Schleifchen und Muster aus und so ein Dunkelblau ist auch ganz toll. So schnell hatte ich noch nie eine Jacke gefunden! Allerdings durfte ich sie nicht gleich mitnehmen; Franz musste erst einmal Geld kaufen gehen, was bei diesen Entfernungen schon mal eine weitere halbe Stunde dauern kann. Dann schmückte ich sie gleich an und es konnte weiter gehen.

UND: Ganz tapfer habe ich noch am gleichen Abend aus meiner alten Jacke die Reisverschlüsse herausgetrennt und den Rest in den japanischen Müll gegeben, damit nicht unnötiges Gepäck unsere Heimkehr belastet. Nur der Franz, der hat das nicht gemacht und alle seine Jacken eingepackt… (:P bäätsch)

Gegen Abend fuhren wir dann doch nach Ueno, dem Bahnhof, wo ich bei meiner ersten Japanreise vergeblich nach dem Franz Ausschau gehalten habe. Dort stehen schließlich auch eine Menge angeleuchteter Kirschbäumen herum. Unter dieser im Verhältnis kleiner Menge an Bäumen saßen erstaunlich viiieeele Menschen, die sich feucht-fröhlich zu prosteten. Jeder hatte seinen Quadratmeter ordentlich mit einer Decke markiert, die Schuhe wurden davor abgestriffen und der anfallende Müll sorgsam in den dafür vorgesehenen Behältnissen entsorgt. Ich glaube, so gesittet geht es wirklich nur in Japan zu; auch wenn der oder die jene/r oder andere/r ordentlich einen im Tee (?) hatte. 

Auch für alle des Japanischen Nichtmächtigen verständlich und ungefähr alle 30 Meter zu finden.
So 'ne angestrahlte Kirchbaumallee hat schon was...
... auch wenn es immer dunkler wird und die Laternen Mühe haben, dagegen anzukommen.
Dafür, dass es ziemlich frischlich war, saß viel Volk auf den mitgebrachten Decken in den dafür vorgesehenen und gekennzeichneten Flächen auf dem Asphalt und süffelte Aljohol. 
Nicht ganz so spät schlüpften wir ins Bett und schlossen die Äugelein. Die Abfahrt zu unserem Kurztrip nach Sendai war schließlich für den nicht ganz so späten Morgen anberaumt.  

Sonntag, 17. April 2016

Über Taipei (06.04.2016) und im Schrank (07.04.2016)


Unser letzter Tag in Taiwan würde ein seeehr laaanger werden, das wussten wir. Der Rückflug war erst für 01:35 Uhr – also eigentlich für den 07.04.2016 – anberaumt und bis dahin galt es, die verbliebene Zeit sinnvoll zu nutzen. Der Check-out aus dem Hostel verlief reibungslos – wir ließen die Schlüssel einfach auf dem Tisch liegen und das war’s. Zum letzten Mal stiegen wir in Yuanshan in die Metro und fuhren in Richtung Busbahnhof Ost, um unseren Reisekoffer im Schließfach zu verstauen. Das klappte auch, obwohl das erste zwar unsere Münzen gefressen hatte, sich aber weigerte, zu schließen.

Kofferlos bestiegen wir die Metro, die uns in den äußersten Osten der Stadt, zum in den Bergen gelegenen Zoo, brachte. Allerdings war nicht der Zoo unser Ziel. Wir wollten hoch hinaus! Mit der Maokong-Gondel gondelten wir gemütlich den Maokong-Berg hinauf und schauten auf die entlegeneren Stadtteile Taipeis hinab. Allerdings nur durch die seitlichen Fenster; Franz hatte es abgelehnt in einer mit Glasboden ausgestatteten Gondel zu fahren… Je höher wir heraufgezogen wurden, desto dichter wurde das Dickicht unter uns und von Weitem lugte immer wieder mal der „Taipei 101“ hinter dem Grün und dem Dunst über der Stadt hervor. Dieses Wahrzeichen der Stadt sollten wir uns am Abend noch genauer ansehen. Jedenfalls wurde sehr deutlich, dass Taipei von zig Bergen umringt ist und dem Auswuchern der Stadtgrenze damit natürliche Grenzen gesetzt sind (sofern sich die Taiwenesen mit dem Abholzen des Regenwaldes zurückhalten, so, wie sie es bisher getan haben). Es war auch dieser eine „richtige“ Wolkenkratzer Taipeis, den wir von der Terrasse des „Faulenzer Cafés“ in der trüben Ferne erblicken konnten, während wir gemütlich etwas Kühles schlürften. So muss ein gelungener Brunch aussehen! (Zumindest, bis lärmende Chinesen ebenfalls auf diese Terrasse stießen…)  

Mit der Gondel ging es hoch hinauf.
"Cat's got nothing to do CAFE - dort schlürften wir einen Kaffee bzw. eine Limo.
Wir hatten jedoch nicht vorgehabt, uns die Landschaft nur aus dem Sessel heraus anzusehen und so hatte auch Franzens Schrittzähler wieder etwas zu zählen. Die Hänge des Maokong-Berges sind für seine zig Teehäuser berühmt. Allerdings sahen wir keine riesigen Teeplantagen, was etwas verwunderte. Vielmehr lagen viele kleinere Felder nebeneinander, die man über angelegte Schlenderwege bequem zu Fuß abschreiten konnte. Damit ist das Areal mehr zu einem Vorzeigeprojekt für ökologischen Teeanbau avanciert, welches nicht nur viele Touristen anzieht, sondern an den Wochenenden sicherlich auch vielen Taipeinesen als Naherholungsgebiet dient. 

Einige Teeplantägchen, neben kleinen Reisfeldern und hier und da eine Bananenstaude.
Zurück am Gondeleingang schlurften wir noch einmal einen frischgepressten Guaven- bzw. Melonensaft und machten uns gegen 16:00 Uhr an den Rückweg. Der Andrang war schon recht groß – schließlich rückte der Betriebsschluss der Gondel um 17:00 Uhr nahe – so wurden wir auch zusammen mit zwei anderen Chinesinnen in eine herunterschwebende Gondel gepackt (hoch zu hatten wir eine für uns allein). Allerdings fragte ich mich schon, warum wir Geld für eine Gondel mit Fenstern ausgegeben haben, da Franz mit dem Schließen der Tür in den üblichen Dämmerzustand verfiel... (Gleiches gilt für Metros, Busse und Züge). 

Mit der Gondel ging es auch wieder hinab. Den schlafenden Franz durfte ich nicht mit posten...
Mit der Metro ging es zurück in die Stadt: das/ den (?) „Taipei 101“ wollten wir nun auch noch von Nahem sehen. Dumm nur, dass das Teil so nah war, dass meine Kamera die Spitze nicht mehr mit auf’s Bild pressen konnte. Nach einer kleinen Kuchenstärkung im Erdgeschoss des 101-Stockwerke hohen Gebäudes, war es dunkel geworden. In Taiwan, ähnlich wie in Tokio, dämmert es so gegen 17:00 Uhr. Bereits eine Stunde später ist es duster. Auf unserem Weg zum Busbahnhof Ost fand sich dann aber doch noch eine Möglichkeit das Wahrzeichen Taipeis abzulichten. 

Etwas einsam und verlassen steht er da; aber vielleicht kommen ja noch andere Skyscrapers hinzu.
Franz nutzte auch wirklich jede Gelegenheit, um sich irgendwo anzulehnen und die Äuglein zu schließen.
Vom Busbahnhof stiegen wir in einen der im 15-Minutentakt fahrenden Busse zum Flughafen und bezahlten somit nur ein Drittel des Preises unserer Hinfahrt, als wir der Bequemlichkeit halber ein Taxi genommen hatten (was den Vorteil hatte, dass wir bis vor die Haustür des Hostels gefahren wurden und es nicht suchen mussten). 

Kaum betraten wir den Flughafen, als die eisige Klimaanlagenluft das Ende des Sommers verkündete. Abendessen konnte daher erst nach einem Klamotten-Upgrade eingenommen werden. Da die Geschäfte doch schon 22:00 Uhr schlossen, konnten wir gar nicht duty-free-Shopping betreiben und waren gezwungenermaßen dazu verdonnert, unsere letzten Taiwan-Dollar zu behalten. Franz krallte sich die letzte der freien Liegen und erhob sich bis zum Boarding auch nicht wieder (War geplättet und nicht Willens, meine Augen auch nur eine Sekunde länger auf zu halten als nötig). 
Pünktlich landeten wir in Narita, wo einzelne Imbissbuden bereits ihre Türen für frühe Reisende geöffnet hatten und genehmigten uns ein kleines Frühstück. Die Fahrt mit dem Narita-Express nutzten wir, um dem rauschenden Regen dabei zuzuschauen, wie er alle Kirschblüten von den Bäumen wedelte und die Stadt in eine einzige große Pfütze verwandelte. Super…   
Dieser angebrochene Tag wurde dann genutzt, um die ersten Sachen aus Franzens Wohnungchen in die riesen Reisekoffer zu verstauen. Ihr glaubt gar nicht, wie viiieeel Zeug sich in einer sooo kleinen Bude so stapeln lässt, dass es dort zwar reinpasst, aber die Kofferpackerei zur wahren Schichtungskunst werden lässt. 

Wenn alle Sachen aus dem Schrank auf dem Bett ausgebreitet sind...
... dann kann auch der Franz im Schrank weggeräumt werden.
Nachdem die Dreckwäsche erst einmal aus dem Weg geräumt war und der Regen in Tokio aufgehört hatte zu fallen, machten wir uns noch auf, um eventuell doch noch die in voller Blüte stehenden Kirschbäume zu bewundern. Im Shinjuku gyoen genannten Park blühten sie noch in (fast) voller Pracht, sieht man den Blütenblättern ab, die dem Regen doch nicht haben standhalten können… oder im Sog unseres Geh-Windes von den Bäumen heruntertrudelten. Da der Park schon 16:30 Uhr seine Pforten schließt und nicht erst 17:00 Uhr, wie vom Franz angenommen, drehten wir nämlich eine Power-Spazierrunde durch den Park. 

Na, das sah ja noch ganz passabel aus.
Ich war jetzt auch endlich mal zur Kirschblüte da! Allerdings mit heftigem Heuschnupfen... HATSCHIII I I I   I  I   I.
Anschließend fuhren wir noch nach Harajuku, um für mich ein Küchenutensil (Essen-mit-sich-herum-trag-Dingens) zu kaufen, dass durch anschraubbare Module sehr praktisch veranlagt ist und nicht nur Kaltes frisch hält, sondern auch Warmes warm. (Solche Thermo-Gefäße sind nämlich praktisch, wenn Unis nicht einmal Mikrowellen zu bieten haben.) Da allerdings keine Saison für solche Dingens zu sein schien und die, die es zu kaufen gab, mir nicht zusagten, kehrten wir ohne heim. So kam ich jedoch noch in den Genuss die wohl schönste Dachterrasse ganz Tokios zu erklimmen und den Ausblick auf die hellerleuchtete Stadt zu haben (diesmal ohne etwas zu Essen).

Dachterasse, wo auch andere die Aussicht genossen. Zum Schnasseln war es einfach etwas zu frisch da oben. Der Wind blies uns doch ganz mächtiglich um's Näschen.
Harajuku by night.

Dienstag, 12. April 2016

Yehliu: „Queens Head“ und „Cute Princess“ (05.04.2016)

Heute waren wir auf königlichen Spuren unterwegs.

Es ging nach Yehliu, sprich Yeliou, also „Jehlioł“ (Ganz normales „J“, ein langes „E“ und hintendran ein polnisches „dickes L“, jedenfalls fanden wir unsere Aussprache eindeutig, nur Chinesen verstanden uns nicht…). Egal, in jenem eben kleinem Küstenort am Pazifik, ca. eine Busstunde von Taipei entfernt, haben die Wellen über die Jahrhunderte/Jahrtausende/ Jahre über Jahre die ulkigsten Steinformationen hinterlassen, die man heute im „Geologischen Park“ besichtigen kann – diesmal gegen Eintritt.

Pilzköpfe, Enten, einen Tanzschuh und eben königliche Häupter galt es in den Besuchermassen ausfindig zu machen. Das mit den Pilzköpfen ging ohne Probleme; über die fällt man quasi drüber, sobald man den Eingangsbereich des „Parks“ passiert hat.

Pilzkopf mit Hohl...

Wir schlenderten den Pfad weiter und suchten uns denjenigen aus, wo am weniger Besucher unterwegs waren und kamen an einer Art Aussichtsplattform an, von der man aber nicht viel Aussicht genießen konnte. Der Horizont verschwand einfach im Dunst und alles bildete eine grau-blaue Fläche, so weit die Augensehstärke reichte. Unser geplanter Rückweg am Strand entlang viel aus, da dieser Pfand gesperrt war (obwohl sich einige Chinesen da keinen Kopf machten). Jedenfalls kamen wir so wieder an der Felsformation dabei, die laut Broschüre eine „Ente“ darstellen sollte. Franz meint diese auch erkannt zu haben, ich nicht. Ein Foto war unmöglich, weil sich plötzlich jeder Chinese einzeln davor stellte, zurechtgerückt wurde und dann das „Foto-Lächeln“ aufsetzte. Ich war genervt! Erst später, mit dem Teleobjektiv, zoomte ich den Brocken vor die Linse, ha!  (Bild habe ich blöderweise aber nicht von der Kamera auf das Tablet überspielt, also kann ich es auch (noch) nicht in den Blog hochladen...)
Dann entdeckten wir auch die verschiedenen Fossilien, die man zu Hauf im Boden finden kann. Seesterne sind wohl die dominierende Lebensform dort gewesen…

Das war vielleicht einmal ein Blümchen... oder es ist nachgemacht "made in China", so perfekt, wie das aussieht (?).

Gleich um die Ecke standen auf einmal viele Chinesen ganz brav in einer Schlange und warteten. Die Schlange wurde immer länger… Hm. Wir hatten uns also dem Wahrzeichen des Geländes genähert: dem „Königinnen-Kopf“. Und da wirklich jeder Chinese ein Einzelbild mit diesem gaaanz besonderen Stein haben wollte, stellten sich auch wirklich alle brav an. Wir nicht, Teleobjekt sei gedankt.
Da die Steine immer noch der Witterung ausgesetzt sind, verändern sie natürlich ständig ihre Form – auch der Königinnen-Kopf ist vor Wind, Wellen und überhaupt Wetter nicht gefeit! Um das Wahrzeichen nicht gänzlich irgendwann zu verlieren, gibt es einen bis ins Detail nachgebildeten wetterbeständigeren Granitstein, den „Königinnen-Kopf II“. Sieht genauso aus, ist genauso groß, ist also auch ein Königinnenkopf und deswegen gibt’s hier ein Foto der Nachbildung, ganz ohne Menschen und ohne dafür lange angestanden zu haben.

Original
Exakte Nachbildung
Anschließend ging es zurück nach Taipei, genauer nach Ximen, wo wir uns was leckeres zu Futtern suchten. Diesmal durfte es Koreanisch sein. Hatte ich schon erwähnt, dass Koreaner verdammt scharfes Essen zubereiten? 

Die Nacht klang mal wieder auf dem Expo-Gelände an, wo wir diesmal in den Genuss einer Tai-Chi-Vorführung kamen. Die Gruppe machte den Eindruck, als ob sich einige (ältere Herrschaften vor allem, aber nicht nur!) regelmäßig zum gemeinsamen "Sport" treffen, um die geistigen und körperlichen Kräfte mittels gleichmäßigen Bewegungen in die richtigen Bahnen zu lenken. Einige waren augenscheinlich Anfänger und trotzdem willkommen mit zu machen. Wir futterten lieber Obst und schauten zu.

Montag, 11. April 2016

Calla-Lilien & Tamsui: Kleinere Ausflüge, um Kraft zu sparen (04.04.2016)

Wir sitzen im Shinkansen (11.04.2016) und fahren zurück nach Tokyo, um morgen Franzens gesamten Hausrat aus der Bude zu schaffen, bevor wir uns am Mittwoch in den Flieger Richtung LE zu setzen. Aber ich greife vor, noch hinkt der Blog um eine gute Woche hinterher ;)  (aber ich arbeite an der Aufarbeitung, sogar während der Zugfahrt!)

Am Montag vor einer Woche also, waren wir mit Go-San, einer von Franzens Freundinnen aus dem Shimoda, zum Abendessen verabredet. Weil in Taiwan Feiertag war, wollte sie sich bereits im Lokal ihrer Wahl in die Schlange stellen und eine Nummer ziehen (das Prinzip funktioniert wie bei uns die Wartenummern bei Amtsgängen), damit wir zusammen gegen 19:30 Uhr dort Essen gehen konnten. Also gut, Chinesen kann man auch nichts ausreden und so mussten wir uns überlegen, was wir am besten bis zu unserem Treffen tun wollten.

Am Abend zuvor bin ich bei der Einrichtung des freien W-Lan-Netzes auf der Seite der Stadtverwaltung Taipeis auf deren Ausflugstipps gestoßen: das Calla-Lilien-Festival in einem kleinen verschlafenem Ort  (Zhuzihu, noch nicht einmal auf der Karte zu finden) nahe des Yangmingshan-Nationalparkes nördlich von Taipei. Das erste Tagesziel war damit festgesetzt. Mit Bussen hatten wir ja unsere guten Erfahrungen gemacht und wurden auch diesmal nicht enttäuscht. Mit noch Luft zum Atmen im Bus war die Hin- und Rückfahrt auch erträglich, zumal wir noch jedes Mal Sitzplätze ergatterten. Auch wenn die Loops, Bodenwellen und das Auf- und Abgeschaukel des Busses meinen Magen auf die Probe stellten, musste ich zurück in Taipei lediglich einige Minuten tiiieeef durchatmen…

Das Festival sollte unter dem Motto der Fabeln Aesops stattfinden, also dachten wir, es würden – wie in Parks üblich – Rabatten entsprechend gestaltet, oder so Ähnlich. Wir hatten nicht erwartet, dass die Bewohner des Ortes bloß Calla-Lilien-Felder bewirtschaften und viele Besucher die Gelegenheit des „Festivals“ nutzten, um sich die Blumen, Schnipp-Schnapp, selbst zu pflücken, äh abzuschneiden. Und um zu Futtern. Egal, jetzt wissen wir, Calla Lilien  brauchen sehr feuchten Boden oder müssen sogar eine Zeit lang im Wasser stehen, um zu prächtigen. Das Wetter war schön und so spazierten auch wir über die Bretterstege durch die Felder und schauten hin, wo das Auge eben hängen blieb. Und da, tatsächlich, zwei Frösche, einer davon aufgeplustert. Das konnte doch nur der Ochsenfrosch sein, der größer zu sein vorgab, als er tatsächlich war – Aesops Fabelmotiv ist uns nicht entgangen!

Die Landschaft war meleeerisch, aber wie immer, ging sie im Dunst etwas unter.

Um diese Blümchen drehte sich alles, bzw. bückte sich jeder.
Die Fabeln oder Aesop, völlig egal, die Frösche sorgten für das Fotomotiv und das Wasser diente der Abkühlung.



Zurück in der Stadt wechselten wir in die Metro und fuhren bis zur Endhaltestelle im Norden Taipeis: Tamsui. Der Ort besticht nicht gerade durch seine Uferbebauung des Tamsui-Flusses, aber weil Feiertag war, war viel Volk unterwegs, schmauste und picknickte, was das Zeug hielt. Das kleine Volk autoscooterte glücklich über die Wiese und bekam gar nicht mit, dass eigentlich Papa beim Fernsteuern des Wagens den meisten Jux hatte. Wir sahen und ergatterten unsere ersten Postkarten, erstanden wieder einmal frisch gepresste Obst-Säfte und diesmal auch süße „frittierte Milchbällchen“. Wie das Zeug zusammen hielt, bevor es durch die Fritteuse gejagt wurde, weiß der Fuchs, geschmeckt haben sie leckerlich und deswegen erstanden wir auf unserm Rückweg auch noch sechs weitere. Direkt an der Küste war die Schwüle auch nicht ganz so drückend und so ließ es sich aushalten.

Tamsui: Die Straßen waren belebt und alles vermittelte das Gefühl von allgemeiner Heiterkeit. Da sind die hässlichen Wohnblocks im Hintergrund schnell vergessen.

Die Kultur kam auch nicht zu kurz. Taiwan (früher Formosa) wurde schon früh durch die Europäer als Versorgungsstützpunkt auserkoren und entsprechend befestigt. Das Fort San Domingo war ursprünglich eine durch die Spanier 1629 errichtete Festung aus Holz, bevor das Glück im Welthandel sich den Niederländern, später den Engländern, zuwandte und das Fort zu einer massiven Festungsanlage aus Stein ausgebaut wurde. Dort wollten wir hin.

Auf unserem Weg dorthin stolperten wir auf ein altes Gebäude zu, dass sich als erstes westliches Hospital in Taiwan entpuppte. Errichtet wurde es durch einen Arzt, der im Dienste der Presbytäer in Taiwan missionieren sollte: George Leslie Mackay (1844-1901). Da der Herr im kanadischen Verwaltungsbezirk Oxford geboren wurde, bevor er in Schottland zum (Zahn-)Arzt ausgebildet wurde, kann man in Tamsui noch heute die alte von ihm errichtet „Oxford-School“ besichtigen (wenn man vor 17:00 Uhr dort antanzt…), wo junge Chinesen in westlicher Medizin unterrichtet wurden. Zum Ensemble gehörten auch die christliche Kirche und eben das Hospital.

Denkmal für George Mackay, der nicht nur als Missionar und Lehrer tätig war, sondern sich auch gegen die Extrabesteuerung von chinesischen Einwanderern in Kanada einsetze, weil er sie als rassistisch ablehnte.
Die christliche Kirche in Tamsui. Heute gleich neben dem Gelände der Universität, deren Gründung ebenfalls auf Mackay zurückgeht.

Das erste westliche Hispital in Taiwan. Noch heute gibt es in Taipei das "Mackay-Gedächtnis-Krankenhaus".
Auf dem Hügel angekommen, machten wir einen Schnellgang über das Fortgelände, da die Schließzeit bereits herangerückt war. Das Fort erhielt sein aktuelles Aussehen 1868, nach dem zweiten Opiumkrieg, als die Engländer das Fort einnahmen und es rot anmalten (vorher weiß). Auf dem Gelände sind Kanonen aus dem 17. Jhd. zu bestaunen und ein Originalwasserbehälter aus Gusseisen aus dem 18. Jhd. (Ein Brunnen, oder dessen Reste, waren nicht auszumachen). Im Inneren des Forts war die Möblierung der Wohn- und Arbeitsstube, des Esszimmers und der Küche aus der Jahrhundertwende nach erhaltenen Fotographien wieder hergerichtet worden, nach dem das Fort 2005 als Museum für Besucher geöffnet wurde (kostenlos!). In Taiwan haben wir überhaupt nur selten Eintritt gezahlt… Das Land wird immer sympathischer.

Das Fort San Domingo.
Den Tagesabschluss markierte das gemeinsame Essen mit Franziskas Freundin. Diese hatte, aus welchem Grund auch immer, angenommen, ich könne auch Japanisch und hat sich wohl etwas gewundert, warum ich nichts zum Gespräch beigetragen habe… Nun ja, meine Versuche, die paar Brocken Japanisch zum Besten zu geben, die ich mir mühsam aus jahrelangem Anime-schauen eingeprägt habe, trug jedenfalls immer zur Erheiterung bei.