Sonntag, 30. Juni 2013

im Zeichen der Hortensie - Anfang Juni :)

Jetzt habe ich euch fast einen Monat warten lassen, das tut mir Leid. Aber so viel ist auch nicht passiert im Juni, denn - oh Schreck! - das Semester neigt sich dem Ende entgegen und irgendwie stehen die Endsemester Prüfungen nächst etlicher Referate vor der Tür.

Einen schönen Ausflug hatte ich jedoch mit meiner "Religion in Japan"-Klasse, die uns am 5. Juni 2013 (Mi) zum Gokoku-ji im Nord-Westen Tokyos führte. Er wurde von der Mutter des Shogun Tokugawa Tsunayoshi gegründet und sollte das Land beschützen (daher auch der Name Gokoku-ji - "Schutz des Landes-Tempel). Die Haupthalle des Gokoku-ji von 1697, als Wichtiges Kulturgut eingestuft, ist eins der wenigen alten Gebäude, die in Tokio den 2. Weltkrieg überstanden haben und daher auch ein Zeugnis der traditionsreichen Vermischung von schintoistischen und buddhistischen Elementen.

Das mächtige Haupttor soll wie immer Dämonen und Ähnliches draußen halten, wofür auch die Wächterfiguren rechts und links im Tor zu sorgen haben. Sie werden Nio genannt und waren Weggefährten und Beschützer von Buddha - und stehen unter anderem auch für die Rechtfertigung von Gewaltanwendung zur Bekämpfung des Bösen im Buddhismus.

Heutzutage gibt es viele Tempel, an denen das Kleben dieser weißen Zettel verboten ist, aber früher war das eine gute alte Pilgertradition. Etliche dieser Zettel stammen daher aus der Tokugawa-Zeit. Im Prinzip sind es Visitenkarten, weil auf ihnen der eigene Name gezeichnet ist. Diese Zettel muss man eigentlich heute noch beim Tempel bestellen und dann pappt man sie an alle Tempel, an denen man vorbei kommt. Es gibt Forschung, die sich damit beschäftigt, Pilgerwege zu rekontruieren und dabei sind diese Namensnachweise wohl äußerst praktisch. Natürlich sammelt man mit den Zettelchen Karma-Punkte. Es stellt sich die Frage, ob der Schwierigkeitsgrad der Verrenkung, die nötig war, um einen Zettel irgendwo anzubringen, das Punktekonto besonders aufladen kann - ich habe teilweise Zettel an der Decke des Tores gesehen. Und was sagt das Karma eigentlich im Punkt Kreativtiät? Der goldene Zettel rechts im Bild sieht wurde jedenfallssicherlich nicht bein Mönch gekauft. 



Auch in diesem Tempel-Komplex darf das eigentlich shintoistische Reinigungsbecken nicht fehlen. Aber wer meinen Blog aufmerksam liest (oder runter schrollt, wo ein Bild von einem weiteren Wasserbecken zu sehen ist), wird wissen, dass solch ein Becken üblicherweise mit Bambus-Schöpfkellen ausgestattet ist und einen Drachen als Wasserspeier hat. Dieses Becken jedoch ist in Buddhistischer Tradition in Form einer Lotusblüte gehalten.  
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Danach muss man Treppen zur Haupthalle hochspazieren - genau 54, die Hälte von 108 - den 108 Sutren, die zur Erlösung führen. Wenn man also auf jeder Stufe hin und zurück das entsprechende Sutra murmelt, ist man schon ein ganz schönes Stück weit gekommen. ;) Im Tempel selbst durfte man nicht fotografieren, aber weil wir eine Führung hatten, durften wir sogar hinter die übliche Absperrung an der Spendenbox. Wir durften also z.B. das Goma-Feuerbecken aus nächster Nähe sehen. Eine gute Beschreibung des Rituals gibt es z.B. hier: *click*

Da der Gokoku-ji im Endeffekt ein Tempel ist und kein Schrein, war er auch nicht dem rituellen Neubau unterworfen. (Zumal das Geld dafür sowieso fehlt und dieses Ritual im Prinzip vor allem auf die schintoistischen Ise-Schreine zutrifft und sonst eher sparsam durchgeführt wird). Aus diesem Grund kann man immer noch die im 17.Jh. erbaute Haupthalle im Original bewundern.   



Einen weiteren schönen Ausflug habe ich am 11. Juni unternommen: Es ging zum Hakusan-Schrein und zum Hortensien-Bewundern. Mit von der Partie war Steffi, die ich anno 2009 im Shimoda kennen gelernt hatte und die jetzt als Doktorandin zwei Monate in Tokyo ist. Viel gibt es nicht zu sagen, außer, dass der Schrein schnucklig und die Hortensien wunderschön waren. :) Aber überzeugt euch selbst:



Zur Feier des Tages gab es auch eine traditionelle Affen-Show zu sehen, bei der der Affe verschiedene Kunststückchen machen musste. 



Ja, ich war auch da! - Und Harajuku hat jetzt Japan's erstes Desigual-Geschäft.




Harajuku hat auch mal wieder neue Standarts in Sahcen Design gesetzt. Wer's nicht erkennt: Dies ist der Eingang zu einem Kaufhaus. Und der Nachmittag war auch gerettet - das eines kleinen süßen Cafe's , das uns vor dem Regen rettete.
Langsam merkt man, dass die Regenzeit naht, auch wenn das Wetter zumeist immer noch wunderbar sonnig bzw zumindest ohne große Luftfeuchte daher kommt.


Sonntag, 9. Juni 2013

Mai, oder besser: herrlicher Sommer!

Es ist an dder Zeit, diesen bislang herrlichen Sommer zu rekapitulieren. Das Wasser, das dem geneigten deutschen Leser in den letzten Tagen teilweise im Keller stand, scheint in der japanischen Atmosphäre gerade zu fehlen - das Gewächshausklima bleibt zu Zeit noch aus, mit dem Ergebniss, dass wir einfach wunderbares Wetter haben. 

Schon bin ich am Tag nach Taiwan (4. Mai 2013) aus den Federn gesprungen (ok, gewankt), denn ich hatte Akiko versprochen, nach Tamagawa-Futako-Shinchi zum Barbeque zu kommen. Das sollte schon 10.00 Uhr beginnen..O_o Leicht übermüdet quälte ich mich also in den Zug, nur um die Nachricht zu erhalten, dass das Ganze doch um 11.00 Uhr beginnt. Natürlich, war ja im Prinzip klar gewesen. -.- Aber der Tag am Tamagawa-Fluss war sehr schön, wenn auch Grillen hier ein bisschen das gemütliche Flair vermissen lässt - so inmitten der Tausenden, die auch da waren. Denn natürlich darf man nicht einfach irgendwie irgendwo grillen, oh nein! Man darf sich zunächst in einer Schlange anstellen und käuflich einen Eintritts-Sticker erwerben, woraufhin einem Grill, Holzkohle und Zelt gestellt werden. Dann darf man sich ein freies Fleckchen Erde freischubsen (höflich natürlich!) und seine Fische und Nudeln und so auf den Grill schmeißen. Danach darf man seinen Müll in bereitsgestellte Plastiksäcke verfrachten und alles fein säuberlich verlassen. Japaner eben! Am Abend macht man sich dann auf nach Hause, nur um m heimischen Spiegel festzustellen, dass Gesicht und Handgelenke feuerrot sind - dabei war es im Prinzip die ganze Zeit bewölkt gewesen. Die nächsten Tage habe ich also Sonnenbrand kuriert. 

Am Do, dem 9. Mai, stand dann ein ganz besonderes Highlight an. Hanna, die Schwedin, die vor 5 Jahren auch im Shimoda gewohnt hat, war zu Besuch. :D Und am Abend habe ich Nancy und unsere Musical-Partnerin Yurie getroffen.  Am Freitag stand dann der Besuch beim DAAD an, der mit echtem Brot und Aufschnitt zur "Butterbrot & Bier" Veranstaltung lockte. So gestärkt konnte ich dann auch am Samstag zur langweiligsten Konferenz aller Zeiten antanzen. Überlebt habe ich sie trotzdem kaum.. Und was habe ich überhaupt auf der Konferenz zu "Verkehrswege und Poststationen in der Edo-Zeit" gemacht? Ich musste hin, weil unser Unterricht Altjapanisch in der Golden Week ausgefallen war. Der Tausch 1,5 h Unterricht gegen 3 h Vortrag erwies sich jedenfalls als Falle - der erste Vortrag war ja noch recht interessant, aber beim zweiten bin nicht nur ich eingeschlafen. Angesichts dieser Tortur, die mich den ganzen Nachmittags auf den Stuhl nagelte, entschied ich mich kurzerhand am Sonntag dazu, mit Jasmin zum Kanda-Matsuri Fest zu gehen. 


 Stolz präsentierten die Nachbarschaften in Akihabara, der Electric town Tokyos, ihre traditionellen Mikoshi - die tragbaren Schreine, in denen die Götter spazieren getragen werden. Bei unbarmherziger Sonnenstrahlung hieften die Mannschaften die tonnenschweren Dinger durch die Straßen Akihabara und Kandas zu ihrer Destination - dem Kanda-Schrein. Der imposante Schrein hat nur ein Problem - eine sehr enge "Einfahrt". Natürlich waren zu beiden Straßenseiten des Tores Essenstände aufgestellt und ein jeder drängte entweder raus oder rein - bis die Mikoshi einer nach dem anderen um die Ecke kamen. Denen musste Platz gemacht werden, ging ja nicht anders. Dabei schwankten die schweren Dinger allerdings den Essenständen ein ums andere Mal gefährlich nahe entgegen. 

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Wie es sich für einen Schrein mitten im Anime & Manga-Viertel gehört, waren die Votivtafeln über und über mit kunstvollen Bildern dekoriert. Neben den üblichen Wünschen für Glück und Frieden scheint dies das Mekka für zukünftige Zeichner und Animateure zu sein. Man fragt sich, welcher Gott sich dafür zuständig fühlt. ;)
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Zu solchen Anlässen wie dem Fest durfte man auch ein Anwesen betreten, das dieses alte und immer noch bewohnte Haus zu bieten hat. Natürlich durfte man nur bis zur Veranda vor, aber zur Feier des Tages waren diese traditionelle Puppe und der Shinto-Schrein in der oberen Zimmer-Ecke zu bewndern.


Bei einem teueren Stück Wassermelone (mjam!) lauschten wir auch der Trommel-Vorführung und machten uns dann auf die Suche nach den Schoko-Bananen, die auf so einem Fest quasi ein Muss sind.  




 
Auf diesem Fest konnten wir auch diesen Herrn bewundern, der aus gefärbten Zucker Figuren zauberte.







Am 13. Mai 2013, einem Montag, habe ich einen weiteren Meilenstein in meinem Leben erklommen - ich bin dem Schwimmclub beigetreten! Jaha, da staunt ihr! (Ich auch O_o) Aber ich wurde gezwungen. Also, nicht so richtig, aber trotzdem. Jedenfalls habe ich den Ehrgeiz, endlich meine verkorksten Schwimmbewegungen gerade zu biegen und am Ende irgendwie ordentlich schwimmen zu können. Es klappt zugegebenermaßen nicht so ganz - aber beim Kraulen kann ich jetzt z.B. schon gleichzeitig Atmen, das ist doch ein echter Fortschritt! ;)

So viel sportlicher Ehrgeiz musste gefeiert - und dem Muskelkater eingeheizt werden: Am Mittwoch, dem 15. Mai, ging es zum Dir en grey-Konzert in Shin-kiba! :D Die Kalorien, die ich nun natürlich dringend wieder aufstocken musste, wurden am Donnerstag in einem koreanischen Restaurant reingespachtelt, als ich mich mit meinen ehemaligen Master-Leuten getroffen habe. Nancy ist ja nun Deutschlehrerin hier, und Judith ist in einer japanischen Firma in Düsseldorf angestellt und muss hier ein Jahr lang Berufstraining absolvieren. Dann wird sie nach Deutschland zurückgehen, so die offizielle Version - von ihren Vorgängern scheint es aber noch keiner zurück nach Deutschland geschafft zu haben. ^^ Und zusammen mit den Japanern aus unserem Programm war die Runde ja sogar beinahe komplett, wär hätt's gedacht.

Hier mal ein Gericht von der Speisekarte. Auf dem Teller liegt gedünsteter Kohl, eine Kimchi-Paste und Schweinefleisch. Nun soll man sich ein Kohlblatt nehmen, es ins Kimchi tauchen und das Fleisch drin einwickeln und alles zusammen essen. Hat sehr gut geschmeckt. Noch mehr Koreanisch gab es dann am Sonntag, als ich mit einem koreanischen Freund in die Mucha-Ausstellung bin und wir uns danach noch mit anderen Leuten getroffen haben, um Essen zu gehen.

Aber zurück zu Mucha. Der Alfons Mucha natürlich - in einer großen Ausstellung in Roppongi in all seiner Jugendstiliziztät zu bewundern. Warum nochmal bin ich da an einem Sonntag, am letzten Tag er Ausstellung da hin?! Nie. Wieder. Wenn ich mal gewusst hätte... aber das hatten die schon clever gelöst. Man konnte nämlich zwar ahnen, aber nicht wirklich wissen, wie lange man anstehen muss. Natürlich gab es am Anfang brav ein Schild "Ab hier noch 60 Min.". Aber wer glaubt so was schon. Die Schlange endete ja auch bloß...auf der Treppe. Also auf der Treppe, die in den zweiten Stock führte, wo der Weg zum Ticket-Counter führte, von wo aus die Schlange in Serpentinen zum Aufzug in den 30gsten Stock oder so führte, von wo aus.. man weitere 100 m zum Ausstellungseingang wartete, um sich dann ENDLICH in Schneckentempo zusammen mit dem Rest von Tokyo an jedem einzelnen Bild vorbeischieben lassen zu können. Sagen wir, das hat den Genuss der Ausstellung doch etwas beeinträchtigt. T_T Aber immerhin -Tokyo wäre nicht Tokyo, wenn sie nicht wirklich die Drucke sämtlicher wichtigen Werke da gehabt hätten, inklusive einer Menge, die ich noch nie gesehen habe. Und das riesige "Slavische Epos", von dem ich noch nie was gehört hatte.

Zu Guter Letzt bot der Mai noch eine Fahrt ins Grüne. Jan, der auch in Taiwan mit dabei war, hatte einen Auto fahrenden Freund aufgetrieben, der gewillt war, uns am Mittwoch (22. Mai) zu den Shiba-Zakura zu fahren. Übersetzt: "Wiesen-Kirschblüten". Also, der "Wiesen-Teil" stimmt, der "Kirschblüten"-Teil natürlich nicht. Aber es waren allemal hübsche Blümchen. Das Highlight des ganzen sollte der Fuji sein, der sich majestätisch über dem Feld erhebt - wenn er nicht gerade von Wolken vollkommen verdeckt wird, nicht wahr.

Deswegen hier mal ein geklautes Foto, das ein Freund aufgenommen hat, der so schlau war, bereits in den frühen Morgenstunden anzurücken. Danke Daniel!     



Dieser kleine Park lag jedenfalls mitten im Nirgendwo, so dass wir danach noch an einen der Fuji-Seen gefahren sind. Als dann traten wir auch schon wieder die Heimreise an. Der Haken an der Sache - die Hinreise hatte 1,30 h gedauert, die Rückreise 2,3 h und wir wurden 40 Zugminuten vor Yokohama rausgelassen, weil der Verkehr gegen 17.00 Uhr so grausam war, dass es sich nicht lohnte, weiter in diesen Moloch reinfahren zu wollen. Unklar, das ganze. Genauso wie die Autobahnmaut. Für unsere kleine Expedition waren ca. 50 € allein dafür fällig.
 
So, das war auch schon der Mai. Der Rest-Mai erfreute mich mit einer Neuinstallation des PCs inklusive kompletten Auseinandernehmens und solcher Späßchen. Und schließlich bin ich ja auch nicht ganz zum Spaß hier. ;)