Freitag, 27. November 2015

Die Moomins und der Tag der Kultur am Schießstand

Der Titel sollte jetzt nicht missverstanden werden - Weder schießen die Moomins, noch werden die Moomins erschossen. Noch gehören sie direkt zum japanischen Tag der Kultur. Auch wenn nicht zu bestreiten ist, dass sie fester Bestandteil von Japans Kyaraktaa (Character)-Kultur ist, die es schafft, aus allen Figuren etwas Niedliches zu machen oder, wo keine vorhanden sind, welche zu erfinden, und überhaupt alles an sich zu reißen, was fluffig ist, weich und große Augen hat. So geschehen also mit den Moomins, die pützigen Trolle, die urprünglich aus einem finnischen Kinderbuch stammen, es zu meiner Grundschuldzeit ins polnische Sandmännchen geschafft haben (als damals verkannter Anime natürlich), um nun mit Vorliebe alle japanischen Kaufhäuser, die etwas auf sich halten, zu zieren. Es gibt komplette Küchenausstattungen, natürlich tausende Schreibwaren, Handtuchsets und Sonstiges mit den (t)drolligen  Motiven und alles, was zum Glück noch fehlt, ist wohl ein Moomin-Land, auch wenn das gerüchteweise in der Mache ist. Momentan muss man sich also mit einem Moomin-Café zufrieden geben, das direkt am Tokyo Dome, im LaQua-Kaufhaus angesiedelt ist.
Zusammen mit meiner Mitstreiterin Tina, die sich an die echte Moomin-Story genauso wenig erinnert, wie ich, machten wir uns also auf, um, natürlich, eine Stunde anzustehen. Aber das Wetter war schön, wir standen in der Sonne und es plauschte sich auch so ganz gut. Man musste schließlich auch vorarbeiten, denn bei großem Betrieb (also mindestens jedes Wochenende) ist die Sitzzeit auf 90 Min. begrenzt. Da mus man sich ja dann sputen, wa. Das Menü selbst ist nicht sonderlich, auch wenn es schön gestaltet ist - aber darum geht es ja auch nicht. Ziel ist natürlich das Gespräch mit einem der Moomins, die durch das Personal unterstützt durch das Café rotieren und sich hart ihren Lebensunterhalt verdienen. Da wird dann brav gefragt, ¨Darf sich der verehrte Moomin-Urahn neben Sie sitzen?¨ Natürlich darf er das, er darf sogar mit auf's Foto links. :) Auf dem Foto oben ist natürlich Papa Moomin.
  
Was gab es sonst? Ich war auf einem kleinen Live in Kichijoji, bei dem drei verschiedene Rock-Bands auftraten. Es scheint ein Mangel an Sängern zu geben, nur ¨The Badasses¨, der Star des Abends,  konnten mit einer Sängerin aufwarten. Dafür hatten die anderen ein Saiteninstrument, dass ein unnatürlich breiten Hals hatte und auf dem sowohl Gitarren- als auch Bass-Saiten gespannt waren. Der Bass-Gitarrist spielte dann einfach zeitgleich beide Melodien. O_ö  It´s Magic! Aber wie das Teil genannt wird, wussten nichtmal die anderen Musiker vor Ort.
 The Badasses - Fire, gi-na und Toshi, mit Drummer Tetsuya Hoshiyama im Hintergrund

Das Foto darf ich doch mal ganz groß reinstellen - Haaach, so viele Models auf einem Bild! ;P In Shinjuku ist ja immer etwas los - an dem Tag hatte ich gerade eine Kimono-Show erwischt und diese drei präsentierten Kimonos im Hakone-Style, wenn ich mich richtig erinnere.

Ansonsten habe ich im Oktober auch viele Freunde getroffen und singedes Eis gegessen. (Bei dieser amerikanischen Kette, wo die Verkäuferinnen bei jedem Eis ein Lied singen müssen. Würd' mich mal interessieren, wie lang bei denen eine Schicht ist. Wir hatten jedenfalls das Schneewittchen Hey-ho! Zwergen-Lied und die japanischen Verkäuferinnen vollbrachten das Wunder, abends 23.00 Uhr noch frisch und glücklich auszusehen. Ich seh ja dagegen aus wie'n Panda!) Es gab natürlich auch Halloween - folgendes Foto rechts zeigt, wie nah ich persönlich dem ganzen Trubel gekommen bin. Aber in Shibuya soll es wieder mächtig heiß her gegangen sein, weil die Polizei sich weigert einzusehen, dass sie diesen Kampf um japanische Obrigskeitshörigkeit eindeutig verloren hat. Jedes Jahr strömen mehr Halloweener auf die berühmte Kreuzung und mit jeder Ampelphase bricht Chaos aus, wenn die Leute versuchen, von A nach B zu kommen, B nur leider noch nicht wirklich Platz für noch mehr Leute hat, weil man ja von allen Seiten nun diese Kreuzung mitsammt schillernder Fußgängerschaft auf Fotos und Filme bannen muss.
Da kann die Polizei noch so sehr trillern und die Autofahrer hupen - viele Grünphasen für den Verkehr erkämpfte man an diesem Abend, glaube ich, nicht. Danach kommt natürlich die Berichterstattung, wo sich alte Herren im Anzug über die respektlose Jugend von heute aufregen. Anstatt dass man einfach den Verkehr einschränkt und mehr Straße für die Leute freigibt, wie bei allen anderen Festen in Shibuya auch. Ist ja nicht so, als wäre man überrascht, dass Halloween tatsächlich jedes Jahr, am selben Datum, stattfinden würde.

Aber natürlich ist das ja keine echte japanische Kultur. Die wird dann im November ausgiebig zelebriert - mit dem Tag der Kultur und dem Spektakel, dass das Wochenende drum herum angestellt wird. Dazu gehört das Chrysantemen-Festivsal, denn die Chrysanteme ist ja die kaiserliche Blume und der Meiji-Schrein, bei dem ich war, ist ein kaiserlicher Schrein. Nicht vergessen darf man natürlich die Bonsai-Ausstellungen. Dabei gibt es auch lustige Kleingarten-Arrangements zu bestaunen, die Szenen aus Legenden oder echte Orte nachstellen.

Außerdem ist im November auch das 7-5-3-Fest, bei dem für 3- oder 7-jährige Mädchen und 5-jährige Jungs gebetet wird. Dieses Geschwister-Paar sonnte sich jedenfalls nicht nur im Sonnenschein. :)
 

Außerdem konnten Nancy, Tina und ich eine Forführung in der Kunst des Büchsen-Schießens bewundern. Also Büchsen wie Schießgewehre.^^ Intressanterweise wird dies praktiziert wie andere Kampfkünste auch - Die verschiedenen Arten, ein Gewehr zu laden und die Schieß-Formationen werden wie beim Karate oder Judo ¨Kata¨ genannt (was auch die Japaner überraschte). Diese wurden einzeln und mit echtem Pulver vorgeführt. Es knallte jedenfalls ordentlich und lauten Applaus gab es auch für besonders schön gelungene Rauchringe. :)   




 Zentraler Punkt etlicher "Kata" ist jedenfalls das Problem des Zielens bzw. des Stabilisierens des Gewehrs. Ob ich hierbei der Vordermann sein wöllte - naja.


 Bei etlichen Positionen zündet es mächtig Nahe an der Wange. Müsste ich dann auch nicht haben...
 Und dann gab es noch ein falsches Reh, das zu einer Schrein-Zeremonie aus einer der nördlicheren Präfekturen gehörte.

Am 14. und 15. November war ich dann noch mit Lynn bei Big Bang im Tokyo Dome. Die Karten gelten dann mal als frühes ausgiebiges Gebustagsgeschenk an mich selbst. :)  

Dienstag, 24. November 2015

Oeshiki-Fest am Ikegami Honmonji und der Takagawayama

Im Oktober war ich mal wieder in Ikegami, wo ich Herbst 2014 für einen Monat bei einer amerikanischen Freundin Lynn unterkommen durfte. Anlass war, dass Hallenser Ex-Bachelorinnen viel miteinander zu bequatschen hatten, dass ich besagte amerikanische Freundin treffen wollte, und natürlich weil das Oeshiki Fest des Ikegami Honmonji stattfand. Den Ikegami Honmonji selbst – ein erstaunlich großer Tempel in dem Stadtteil-Nest – habe ich im im Blog letztes Jahr bereits beschrieben. (Ihr dürft gern klicken).   

Das Oeshiki-Fest wird anlässlich des Todestags des Begründers des Nichiren-Buddhismus, mit posthumen Namen Nichiren, abgehalten. Im Ikegami Honmonji ist dieser beigesetzt worden, daher ist das Fest entprechend groß. Es geht 3 Tag lang und besteht v.a. aus etlichen Straßenzügen voll Fresszeug, durch das sich Leute mit entsprechend großen Mägen langsam und genüsslich kämpfen können.  Lynns Truppe jedenfalls hatte sich den Großteil des Nachmittags damit um die Ohren schlagen können. Zusammen mit insgesammt ca. 300.000 Leuten, die zum Anlass aufschlagen. Wir waren jedoch nicht am Tag des Mando-Umzugs da, was schade war, aber Luft zum Atmen ließ. Die Laternenstangen, die mit Kirschblütenzweigen dekoriert werden, haben wir trotzdem schon gesehen, auch wenn der Nachtumzug mit ca. 3000 Teilnehmern sicherlich noch wesentlich beeindruckender gewesen wäre.   

 Die Sicht von oberen Rand der Treppe auf den Weg zum Tempel hin


Überhaupt war ich zum ersten Mal bei einem rein buddhistischen Fest- Die Somer-Matsuri sind ja eine Shinto-Tradition. Die wirbelnden Standartenträger habe ich auch zum ersten Mal gesehen – die sicherlich nicht eben leichte Standarte muss dabei in verschiedenen Mustern um die eigene Achse gedreht werden, so dass die Wedel-Pompesel sich schön drehen. Das kann man anscheindend zu religiösen Zwecken mit- oder gegeneinander veranstalten.

Früh übt sich. :) Die Kleidung der Buddhisten hat derwegen doch recht viel Ähnlichkeit mit einer gewissen Nachtbekleidung...


Den Hauptumzug am montaglichen Feiertag – dem Tag des Sports – habe ich verpasst, weil ich eben Sport treiben musste und mit Freunden aus dem Master den Takagawayama hochkraxeln wollte. Da mir Seouls Bukhansan-Park noch eindrucksvoll in Erinnerung war, wappnete ich mich innerlich auf eine strapaziöse Tour – im Endeffekt war es aber halb so schlimm. Bei schönstem Sonnenschein stiegen wir mitten im Nirgendwo aus und konnten als Tourismus-verwöhnte Tokyoter gar nicht glauben, dass am Berg keine Essenstände nur darauf warteten, uns für den Trip auszustatten. Selbst die Getränkeautomaten am Bahnhof waren nur Deko - nämlich nicht angeschaltet. O_ö

Nachdem wir also erstmal eine Stunde damit verbrachten, die Tour zum nächsten Supermarkt zu machen, ging es dann auch wirklich los.  

Immerhin – Toiletten müssen sein!

Äußerst diskriminisierend kann man den Gipfel auf dem Männer-Pfad und dem Frauen-Pfad erklimmen. Diskussionslos entschieden wir uns einstimming für den Frauen-Pfad. Das hier war wohl die schlimmste Stelle - ein Klaks! :)

Neben schönem Wetter, frischer Luft und viel Unterhaltung war dies dann die Ausbeute des Tages – der Fuji (was sonst?!), mit dem ersten Schnee des Jahres bedekt.


Falls ihr euch also gefragt hattet, warum es denn nun der Takagawayama ist und kein anderer Berg: Die Aussicht auf den Fuji ist hier immer Grund Nr. 1 irgendwo hinzugehen oder hochzukraxeln. Der Gipfel selbst war denkbar klein. So war das Picknick auf dem Gipfel eine recht familiäre Angelegenheit,  man saß sich ja praktisch auf dem Schoß. Die Aussicht war aber schon recht spektakuliziös und so machten wir es uns bei schönstem Oktober-Sonnenschein ein Stündchen gemütlich.

Während der Berg nicht mit tierischer Artenvielfalt glänzte, verdutzte dieser Präriehund ein paar Tage später im Yoyogi-Park mit seiner Anwesenheit. :)