Freitag, 18. Dezember 2015

Kanazawa: Sushi, der Nata-dera und die Geschichte von Benkei

Nach meinem Seminar, das feucht-fröhlich endete (es gab u.a. gebratenen Fugu - den giftigen Fisch - Ich bin nicht gestorben und der Fugu schmeckte wie Hühnchen), habe ich meinen Koffer aus seinem finsteren Schließfach gerettet und den Zug nach Kanazawa genommen, wohin ich aufgrund akutem Schlafplatzmangels in Kyoto und weiterer Umgebung ausgewichen bin. Außerdem wohnen dort Freunde, die ich zwei Jahre zuvor schon einmal besucht hatte und die so goldig zu mir waren, dass ich gern noch einmal an die Japanmeerhälfte gefahren bin.  

Auch diesmal wurde ich trotz der späten Stunde vom Bahnhof abgeholt, denn Katja und Kensuke wohnen in Kahoku, das ca. 45 Minuten Autofahrt entfernt liegt. Die Nacht und der Sonntag verliefen dann so, wie Wochenenden zu sein haben - Ausschlafen, Spazieren gehen, Meer gucken, und Essen! Sogar der Kaffee lächelte mich an. :) Die Frucht oben rechts im Bild ist eine Yuzu, eine Verwandte der Zitrone, die eigentlich auch genauso groß ist. Nicht jedoch dieses prächtige Exemplar. 

 Das Licht sieht zwar bedrohlich aus, aber es war ein schöner sonniger Tag. 
Danach kam das kulinarische Festmahl, denn die Japanmeerregion rühmt sich, besonders gutes Suchi zu haben. 

 Nicht, dass ich jetzt genau alles benennen könnte. links:  Es gab Muscheln, Garnelen, eine Art Fischeier (?). rechts: Das Weiße vorn ist Tintenfisch. die zwei rosanen Fischlis sind unterschiedliche Stücken vom Thunfisch,

 Außerdem Hering, Ei und einen gebratenen, schleimigen Teil vom Lachs - unglaublich lecker!
 Moi glücklich mit fettem Thunfisch


Am Montag, einem Feiertag, nahmen sich meine Gastgeber Zeit um mir die schönen Seiten der Gegend zu zeigen. Da ich Kanazawa letztes Mal schon gesehen hatte, fuhren wir gemütlich zum Nata-dera, wobei Kensuke bedauerte, dass es dort am Feiertag so voll sei. Ja.....mit Kyoto konnten die Massen zum Glück nicht mithalten, von daher war alles in Ordnung. 


Der Natadera (那谷寺 "Japan-Tal-Tempel")  gehört zur Shingon-Schule und schmiegt sich an einen Felsen, seit ein Mönch den Tempel 717 gründete, als er auf der Suche nach einer in der Gegend verehrten Gottheit, die sich als Kannon Buddha entpuppte. 



In den Höhlen im Felsen sind Bildnisse von Kannon aufgestellt. 


Am Abend sind wir noch zum Benkei-Schrein gefahren, der an dem Ort aufgestellt ist, an dem der Kriegermönch Benkei seinem Herrn Minamoto Yoshitsune die Flucht ermöglicht hatte. In der Szene am Stand sieht man Benkei als Mönch verkleidet, den Brückenwächter und Yoshitsune.

Benkei (1155; † 1189) ist als Kämpfer eine der beliebtesten Figuren der japanischen Folklore. Daher wurde sein Leben auch in zahlreichen Stücken des Kabuki und Nō-Theater verewigt. Glaubt man den Autoren und Wikipedia, so soll Benkei die Gojo-Brücke in Kyōto bewacht und jedem, der diese überqueren wollte, die Waffen abgenommen haben. Nachdem er so 999 Schwerter gesammelt hätte, sei er in seinem eintausendsten Zweikampf von Minamoto no Yoshitsune besiegt worden. Von da an soll er Yoshitsune als Gefolgsmann begleitet und zusammen mit diesem für dessen Bruder Minamoto no Yoritomo gekämpft haben. Und da man als treuer Kämpfer natürlich seinen verdienten Lohn erhält, lies Yoritomo seinen Bruder danach steckbrieflich suchen, weil Yoshitsune beliebter war als er. Also mussten Benkei und Yoshitsune fliehen, wurden aber bei Ataka an einer Brücke (es sind immer die Brücken!) angehalten. Um Yoshitsune nun nicht zu verraten, schlägt Benkei seinen Herren, um zu demonstrieren, dass es unmöglich sein Herr sei kann. Dieser höchste Akt samurailicher Treue beeindruckte den Wächter, der Benkei natürlich erkannt hatte, so sehr, dass er Yoshitsune und Benkei ziehen lies.  

Nach dem finalen Sieg der Minamoto über die Taira in der Seeschlacht von Dan-no-ura wurde Yoshitsune durch seinen älteren Bruder Minamoto no Yoritomo verraten, der sich gegen ihn wandte. In den beiden folgenden Jahren begleitete Benkei Yoshitsune als Gesetzloser. Schließlich wurden beide im Schloss von Takadachi eingekreist. Der Legende nach soll Benkei vor den Toren zum Schloss, in dem sich Yoshitsune befand, von Pfeilen durchbohrt bis zu seinem Ende gekämpft haben und sei im Stehen gestorben und kein Soldat habe sich am toten Benkei vorbei getraut, wodurch er Yoshitsune ermöglichte, rituellen Selbstmord (Seppuku) zu begehen.


Am Dienstag musste cih dann noch nach Hause fahren und Katja brachtem ich wieder nach Kanazawa. Zu guter Letzt: Der Bahnhof von Kanazawa- Letztes Mal habe ich vergessen, ein Bild von dieser wunderbaren Trommelstruktur zu machen. 

Mittwoch, 16. Dezember 2015

Kyoto: Der donnernde Drache im Shoukoku-ji

Am Freitag, dem 20. November, war strahlender Sonnenschein angesagt und ich las meine Texte schwitzend in einem sehr schönen kleinen Café, dessen Terassen-Platz ich mir natürlich sofort schnappte.

Für die kulinarisch Interessierten: Die Süßigkeit der Kafféstunde war "o-senzai" (Schale links). Das weiße sind geröstete Reisklößchen, die allerdings so lange gestampft worden sind, bis der Reis eine klebige Konsistenz annimt und leicht süßlich schmeckt. Das ganze schwimmt in süßer Azuki-Bohnensuppe und schmeckt himmlisch, v.a. wenn man dazu guten Maccha-Grüntee trinkt, der absolut bitter schmeckt.  

Am Samstag dann war der Tag des Seminars, weswegen ich überhaupt zur Reise aufgebrochen war. Bevor dies 13.00 Uhr began, unternahm ich jedoch einen letzten Versuch, mich für Kyotos Tempel zu interessieren. Ein Professor, mit dem ich mich getroffen hatte, riet mir, den Shoukoku-ji zu besuchen, der recht leer und interessant sein sollte. So schwer, wie dieses Mal, viel es mir jedoch selten, eine Sehenswürdigkeit als sehenswert einzustufen. Denn Kyoto säbelte gekonnt an meinen Nerven, denn es war Herbstzeit, verlängertes Wochenende und ich brauchte ein großes Schließfach für meinen Koffer am Bahnhof. :( Die Aussichten waren schlecht, wie ich aus Erfahrung wusste - ab 7.00 Uhr: Ankunft der Fernbusse; ab 8.00 Uhr: Schließfächer adé. Die Gepäckannhame hatte schon ihr Schild aufgestellt ( = eine Stunde Anstellen) und schloß außerdem zu früh. Also kreiste ich durch den Bahnhof, die Kaufhäuser, das Untergrundkaufhaus, schärfte meinen Blick und spitzte die Ohren, bis ich das ersähnte Signal empfing - in einem der Aufgänge, so munkelte es, soll es noch freie Plätze geben. Nix wie hingehuscht und kaum hatte ich mein Köfferchen eine gute Stunde spazieren gefahren, schon hatte ich ein entsprchendes Fach. Die Nerven waren allerings blank und die Aussicht auf einen weiteren überfüllten Touristenmagneten reizte mich nicht ein bisschen.

Aber das Wetter war schön, ich wollte wenigstens spazieren gehen und der angepriesene Tempel liegt praktischerweise direkt an der Doshisha-Universität, so dass auch keine Ausrede gegolten hätte. Also auf in die heiligen Hallen!  


Der Shōkoku-ji (相國寺 "Landes-Tempel") ist einer der sieben Haupttempel der buddhistischen Rinzai-Schule und hat als solcher über 100 Zweigtempel, darunter den Goldenen und Silbernen Pavillon. Der Bau des Tempel wurde auf höchsten Kaiserlichen und Shogunalen Befehl im Oktober 1383begonnen, brannte aber quasi ständig hier und dort und ist heute nicht mehr so bekannt oder berühmt wie seine metallfarbenen Söhnchen. Trotzdem ist er ein schönes Plätzchen, denn die etlichen Gebäude liegen in einem Parkgelände und außerdem beherbergt der Tempel Elefanten und Drachen. 

Vom Drachenfresko an der Decke einer großen Halle durfte man leider kein Foto machen, aber hier kann man es sehen: Link. Der Drache ist so gemalt, dass er einem immer mit den Augen folgt, wenn man in der Halle umher geht. Außerdem sieht es so aus, als würde sich der Drache dabei auf den Bauch drehen. Das ist schon ziemlich beeindruckend. Noch besser allerdings ist das "Donnern" des Drachens - wenn man genau in der Mitte der Halle steht und in die Hände klatscht, wir das Klatschen so von den Wänden reflektiert, dass man ein Geräusch hört, dass dem Klackern von Murmeln auf einem Dielenboden ähnelt. Es ist so gut hörbar, dass ich und die zwei Ömchen neben mir gute 5 Minuten dastanden, und wie die Kinder in die Hände klatschten, um das Geräusch zu hören. :) Außerdem hat der Tempel auch ein Bild der Göttin Kannon, dessen Linien samt und sonders aus Sutren-Text gemalt sind. Zu Guter letzt hat ein guter Zen-Tempel auch einen schönen Zen-Garten. Ich erinnerte mich, als ich zum ersten Mal in Kyoto im berühmtesten aller Zen-Gärten war und mir dachte: "Mäh. Sand und Steine." Nicht so dieses Mal: Denn wenn nicht gerade ganze Schulklassen an einem vorbeirauschen und Touristen tratschen und Blitzen, kann so eine Zentempel-Veranda ein Ort echter Entspannung sein. Einfach mal sitzen, sonnenbaden und Rillen im Sand verfolgen - Ich werde nie wieder etwas gegen Zen-Gärten sagen! So waren jedenfalls die Tempel für mich gerettet und ich konntem ich mit Kyoto versöhnen, das mir seit dem Tofukuji gehörig auf die Nerven gegangen war.   


Samstag, 12. Dezember 2015

Kyoto: Tofukuji und das Geheimnis der Zen-Tempel


Für und an sich sind Hostels eine feine Sache. Man kann monatelang tourenden Rucksaktouristen beim Schwadronieren über Indien, China oder Neuseeland zuhören, man hat einen Grund, weniger an die Arbeit zu denken, als man wollte sollte und man erfährt eventuell, wo man noch so Schönes hingurken könnte. So gesehen konnte ich der Japanerin, die mir vom Tofukuji erzählt hat,  doch nichts tun, als ich 3:30 Uhr immer noch wach lag und Art und Weisen erdachte, wie ich die Nachttischlampe im Doppelstockbett gegenüber doch noch ausknipsen könnte. Während Madame jedenfalls seelenruhig (mit Brille!) schlief und sich nicht zuckte, konnte ich mich bei bestem Lampenlicht nur von der einen auf die andere Seite wälzen. 

Entsprechend war ich nicht bei Einlass 9:00 Uhr am Tofukuji, sondern gerade mal am Frühstückstisch. Aber so schlimm kann es wohl nicht sein – bei den 600+ Tempeln, die Kyoto hat, werden doch nicht alle ausgerechnet zum Tofukuji wollen?!
Man beachte das Selfie-Stick-Verbot mittleres Bild rechts

 Es waren mehr als "alle". Zügeweise wurden Schulklassen, Rentnervereine und Kimono-Foto-Girls über diesem Tempel ausgekippt, und das an einem Donnerstag! Als ich jedenfalls schon auf der Brücke zum Tempel kaum vorärts kam und mich der Anblick Foto unten ereilte, hatte ich die Hauptattraktion, nämlich den Garten, schon abgeschrieben. 

 Normalerweise um die Zeit feuerrot, lockte der Garten dieses Jahr nicht so richtig. Zumindest mich.

Also spazierte ich die Tempelhallen entlang und fand auch ein paar schöne Ecken, die wohl nicht im Reiseführer abgebildet waren – zumindest in dieser Sache kann man sich auf die Japaner verlassen.
 


 Der Tofuku-ji nimmt seinen Namen interessanterweise von 2 Tempeln in Nara, die ich schon oft in meinem Blog genannt habe – dem Todai-ji (mit dem großen Buddha) und dem Kofuku-ji (der schon wenig im Bau und und wo man immer nur die Pagode fotografieren kann). Er gehört zu den 5 großen Zen-Tempeln in Kyoto und hat momentan 26 Gebäude, wobei es früher über 50 gewesen sind. 



 Mal keiner im Bild, das muss man nutzen!


 Und ein bisschen Rot war doch!

Ein wichtiges Wahrzeichen ist das große Tor, das Sanmon (3-Tor). Dieses Tor ist ein wichtiges Symbol eines jeden Zen-Tempel. Es steht zwischen dem Eingangstor und der Haupthalle und macht sich hauptsächlich wichtig. Die wichtigsten Tempel haben ein Tor mit 2 Etagen und 3 Eingangstoren – dem Kuumon (Tor der Leere, 空門), dem musōmon (Tor der Formlosigkeit 無相門) und dem muganmon (Tor der Leidenschaftlosigkeit, 無願門). 

Diese Tore symbolisieren den Zen-Weg zur Erleuchtung. Wenn man sie durchschreitet, sollen sich Pilger von Gier, Hass und Dummheit befreien.  Dabei hat das Sanmon nur Durchgänge und keine Torflügel, was auf seine Symbolfunktion hinweist. Zum Schließen ist ja das Eingangstor gedacht. Das Sanmon des Tofuku-ji ist das älteste seiner Art, aber nicht das wichtigste. 



 Das Wichtigste ist das Tor des Chion-in, bitte sehr. 


Nach diesem Spaziergang, bei dem ich noch zehn andere Tempel erspähte, hatte ich die Nase von Kyoto gestrichen voll. Beim Anblick der Reisebusse, die sich durch die engen Tempelgassen quetschten, trat ich die Flucht nach Tenri an, wo ich wie vermutet mutterseelenallein durch die Stadt schlich und mich meinen Studien widmete. Angeblich soll das Nest jeden 26. im Monat von Tausenden Pilgern überfallen werden, aber das glaube ich erst, wenn ich es sehe. 



Zurück in Nara winkten Kaffee und Kuchen, und ja, meine Konzentrationsfähigkeit winkte auch, bevor sie sich davon machte. Weg war sie jedenfalls und anstatt mich tapfer durch meine Notizen zu graben, beschloss ich, noch am Kasuga Taisha vorbei zu schauen. Dem ¨Dicken¨ Buddha sagte ich nicht schon wieder ¨Hallo¨, aber da ich den Reh-Schrein letztes Mal im Sommer nicht geschafft hatte, pilgerte ich diesmal hin. Leider verzichtet man hier aber auf ein abendliches Light-Up, so dass man gegen 17.00 Uhr herzlich wenig vom Schrein sah und schnellstens den Rückweg antreten musste, weil die Steinlaternen am Wegesrand nicht für den schnöden Touri leuchten. Zum Abendessen gab es leckeren Thunfisch im Maguro-koya, der zweitbesten Adresse in Nara, laut der Website Tripadvisor. Es hat auch wirklich gut geschmeckt - Es gab Sashimi (roher Thunfisch diesmal) mit Miso-Suppe und Reis.                

Samstag, 5. Dezember 2015

Tenri: Isonokami-jingū


 Am Mittwoch hatte ich ein Treffen mit einem Professor in Tenri, der mir zum Glück wertvolle literaturhinweise und überhaupt Ratschläge mit auf den Weg gab, bevor ich wieder in der Bibliothek landete. Das war auch sehr willkommen, denn inzwischen waren die Socken doch etwas lahmend. Und warum? Weil Tenri ein Kaff ist, darum! 
Meine Wanderung begann am Morgen, denn vor dem Mittagessen wollte ich noch dem Isonokami-jingū (石上神宮 "Oberer-Stein/Gott Götter-Schrein") einen Besuch abstatten. Genauso wie der Oyamato-Jinja vom Vortag spielt er natürlich eine Rolle in der Geschichte der Tenrikyo, der Neuen Religion, die in Tenri beheimatet ist und die ich im Rahmen meines aspirierten Doktortums erforsche. Zunächst geht es vom Tenri-Bahnhof wie immer die Ladenstraße 15 Min. schnurstracks gerade aus, bis man zum Tenrikyo-Hauptquartier kommt. Anstatt aber zur Universität hin abzubiegen, geht man geradewegs weitere 20 Minütchen, bis man am Inosokami-jingū angekommen ist. 


Ein "jingū" ist die höchste Bezeichnung für einen Schintoistischen Schrein und reserviert für diejenigen, die einen besonderen Bezug zur Kaiserfamilie haben. In Tokyo meint man damit zumeist den Meiji-jingū, den Schrein des Meiji-Kaisers aus der Restaurationszeit. Eigentlich steht "jingū" (ohne Namenszusatz) aber als Synonym für den Ise-Schrein, den wichtigsten Schinto-Schrein. (Da war ich 2011.)   

Der Isonokami-jingū wird bereits in einem Gedicht im Man’yōshū, der ältesten japanischen Gedichtsammlung, erwähnt. Außerdem besitzt er Japans älteste Bethalle. Wikipedia weiß außerdem, dass der Hauptgegenstand der Verehrung des Schreins das Schwert Futsu-no-mitama(-no-tsurugi) ist. Dieses Schwer ist also die Seele eines Kami (insofern schintoistische Kami "Seelen" haben können, aber ich wißt, was gemeint ist!). Nach Ansicht mancher Shintō-Theologen handelt es sich dabei um die Seele Japans schlechthin. Der Legende nach handelt es sich hierbei nämlich um das Schwert, bei dem der Gott Susanoo den Drachen Yamata-no-orochi erschlug. Daraufhin konnte Susanoo dem späteren ersten Tenno Japans, Jimmu, den Gott Take-mika-dzuchi zur Seite Stellen, der für Jimmu die Erde (sprich Japan) unterwarf. 

 Das Wetter war nicht fototauglich und so besonders sah der Schrein zugegebenermaßen nicht aus. ;)

Das Schwert soll dann vom 10. Tenno, Suijin, im Jahr 93 v. Chr. im Schrein eingelagert worden sein, nachdem es sich vorher im kaiserlichen Palast befunden hatte. Im Inneren des Schreins befinden sich eine große Zahl an Waffen, eine besonders berühmte Reliquie ist das Nanatsusaya-no-tachi, ein siebenschneidiges Schwert aus dem Jahr 369. 

Nunja, danach sollte es einen heißen Kako geben in diesem Niesel-Piesel-Wetter und ja, da waren auch zwei Cafés in der Nähe des Schreins, zurück auf dem Weg zur Universität. Bei hatten mittwochs geschlossen, acha. Dann eben auf dem Campus, der ist ja weitläufig genug und es gibt immer(!) Cafés. Fehlanzeige. Aber ich hatte noch 2 Stunden totzuschlagen bis zum Treffen, also auf zur Ladenstraße, wo ich endlich einen Kakao bekam, in einem dieser 80er Jahre angehauchten Cafés mit schwerer dunkler Holzvertäfelung und Schnörkelschnitzkunst an den Stuhlarmlehnen. Danach ging es wieder gute 20 Minuten zur Universität und zum Mittagessen ging es -richtig- zurück zur Ladensstraße, die kaum etwas Essbares zu bieten hatte, weswegen ich in professoraler Begleitung fast bis zum Bahnhof vorlaufen musste. Danach ging es für wieder zurück zur Bibliothek und später dann, recht fußlahm, "nach Hause".

Freitag, 4. Dezember 2015

Tenri: Der Ōyamoto Schrein

Am 17. Oktober war ich auf dem Weg nach Tenri in die Bibliothek, aber nicht, ohne vorher noch am Ōyamato Schrein (大和神社 Der Große Yamato/Japan Schrein) vorbeizuflitzen. Schließlich war nur für Vormittag Sonne angesagt und die sollte genutzt werden. Obwohl die Gegend um Nara selbst jetzt nicht sooo viele Sehenswürdigkeiten zu bieten hat, ist der Ōyamoto Schrein selbst dem Hostel-Besitzer unbekannt. Ähnlich geht es Google - auf Englishc ist der Suchaschine höchstens ein kurzer Wikipedia-Eintrag zu entlocken, und das auch nur, wenn man Ōyamoto mit dem "O mit Stich" eingibt. 

Der Weg war zum Glück denkbar einfach: Man steigt einfach einen Bahnhof hinter Tenri in Nagara aus. Dass man im japanischen Hinterland angekommen war, hätte man bereits am Ausblick sehen können, wenn man im Zug nicht gepennt hätte. Oder daran, dass sich der Schaffner nicht die Mühe machte, alle Türen des Zuges aufzumachen, sondern nur eine - pro zwei Wagons. O_ö Den Wink der freundlichen Dame neben mir habe ich zum Glück noch rechtzeitig begriffen und flitzte schnell in den vorderen Wagon, aus dem ich dann aussteigen konnte. Möglicherweise hing das alles damit zusammen, dass der Schaffner sehen wollte, ob man seine Zug-Karte auch am Automaten auscheckt, denn anders als ...überall sonst, gibt es in Nagara keine Absprerrungen oder so, die einen hindern könnten, nicht-zahlend seiner Wege zu gehen. 

Der Schrein war zum Glück ausgeschildert - man folge einfach dem größten Schild, das in der Landschaft steht. Vorbei an einem schnuckeligen Dorf, indem noch viele alte, aber vergelichsweise große Anwesen angesiedelt sind. Möglicherweise helfen ja die Glücksgötter, die bevorzugt auf die Mauern gesetzt werden.       
Vorbei an einem Feldweg, Reisfeldern, hässlich verseucht aussehenden Feuerwehrteichen und neugierig guckenden Bauern, kann man den Schrein in einem Hain erspähen. Dieser geht über in einen Wald hin zu einem Wanderpfad, den ich aber nicht bewandern wollte. Der Schrein jedenfalls ist sich um seine Randexistenz bewusst und verkündet gut sichtbar (das Schild im Foto ganz oben), japans ältester Schrein für die Verehrung des Gottes Yamato Ookuni Tama no Ookami (Schatz-Großgott des Landes Yamato oder so....) zu sein. 

Dabei bringt der Schrein gute 1000 Jahre Geschichte mit sich - Als Schrein unter imperialer Schrimherrschaft war er schon 965 im Register gelistet, denn Kaiser Murakami ordnete damals an, dass bei wichtigen Ereignissen ein Bote vom Hof zum Schrein entsand werden sollte, der den Schutz-Kami Japans das Neuste berichten sollte. Diese Boten gab es für insgesamt 16 Schreine. Auch in der Meiji-Zeit war der Schrein noch wichtig, denn ihm wurde im Rangsystem der Regierungs.gesponserten Schreine der erste Rang verliehen. 

Nicht beeindruckt? Na, vielleicht sagt euch ja das hier was - Der Ōyamoto Schrein ist Namensgeber und Schutz-Schrein für das Kriegsschiff Yamato, das im Pazifikkrieg (wie man in Japan v.a. den Asienschauplatz des Zweiten Weltkriegs hauptsächlich nennt) zum Einsatz kam.



 Wie immer ist das nur der sichtbare vordere Teil des Schreins. Die eigentlichen Schreingebäude befinden sich dahinter und sind von einem Zaun eingezäunt und nicht zugänglich.

 Hier kann man die dahinterliegenden Gebäude erspähen
    
Ist das nicht idyllisch? In einem kleinen Kaff, mitten im Norgendwo, einsam und allein - Was sahen da meine müden Augen?! 1, 2, 3,...10, 20 rote kleine Mützen, die verdächtig nach Grundschulklasse aussahen!? Ein Glück brauchten die Erzieherinnen eine geschlagene Viertelstunde, um die Meute zu ordnen, bis dahin hatte ich alles gesehen. Aber trotzdem, wie hoch war die Wahrscheinlichkeit?!

 Auch an diesem Schrein kann man Schutz- und Glücks-Amulette kaufen. In Ermangelung an Personal auf Vertrauensbasis - so hätte ich diese Schreinerde für 300 Yen erwerben können

 Auch ein kleiner Fuchsschrein musste sein.
 Und Extra-Schreinhäuser für verschiedene weitere Götter

Danach fing es an zu gießen wie aus Eimern, aber ich hatte ja genug zu tun.