Sonntag, 17. November 2013

November...brrrrr.

Ja, auch in Japan ist es kalt geworden. Der erste Teil des Novembers war nervtötend unentschieden, aber jetzt, da es kalt ist, ist es noch schlimmer. Wie immer geht es nicht um die äußere Kälte, sondern die Innere. Universitäten, die nicht geheizt werden, zugige Zimmer und die ewige Bodenkälte, die durch die dicksten Socken kriecht - äks.   
(Japans grandioser Beitrag zum Energiesparen: Alle Klimaanlagen sind seit zwei Jahren zentral gesteuert und die Wärmefunktion wurde erst seit ein paar Tagen freigeschaltet. Aber Japaner sind's ja gewohnt: Schulen werden grundsätzlich NIE geheizt - wunderbare Vorstellung. )

Ich sitze also wie ein braves Schneemännchen (also genauso fett - weil eingewickelt in Decken) an meinem Schreibtisch und bin so bei der Sache, dass ich sogar das jährliche "Butterbrot & Bier Event" des  DAAD am 1. November verpasst habe. Kein Schwarzbrot für mich, ein hartes Los! :(  

Dafür gab's fettige Spaghetti und Pizza beim Pseudo-Ketten-Italiener ein paar Tage später, als wir ein Halle-Studi-Treffen hatten. Naja.... zum Glück ist es ja die Begleitung, die zählt. ;) Die Runde war lustig. 

Ansonsten hatte ich nur noch Zeit ins 3D-Kino zu gehen...9:15. O_o Und gestern (16. November) hab ich mich mal wieder zum Saitama Seibu Dome aufgemacht, wie zuletzt im April. Hab fein Sardinchen gespielt im Zug, alles für ein Big Bang-Konzert. :) Immer, wenn man glaubt, es können unmöglich mehr Leute rein passen, wurde man an der nächsten Haltestelle eines besseren belehrt. Sehr beeindruckend. 

Und jetzt sitze ich am PC und mache mich fertig für morgen, denn: Es geht nach Tenri! :D Das ist in der Nähe von Kyoto und Nara. Ich werde dort brav in der Tenri-Bibliothek nach Büchern suchen und durch Staubregale kriechen, aber gezwungenermaßen muss ich doch ein bisschen Sightseeing betreiben, denn am Wochenende sind Bibliotheken selten offen. :) Freut euch also auf viele schöne Fotos.

Dienstag, 12. November 2013

Es war einmal im September... und Oktober..

Der vernachlässigte Blog lebt! Ergo ich auch. Ist das nicht beruhigend. :) 

Erinnern wir uns also an eine Zeit, in der es kuschelig warm und sonnig war. Das Semester hatte angefangen, die Uni hat mich mit allerlei Anmelnde-Krams genervt und die Neuen im Wohnheim wurden am 22. September mit einer Party im Wohnheim begrüßt. Die Party ist nur leider nicht mehr so cool wie früher, denn seit wir in dem Raum eine Musikanlage haben, verstehe ich die Leute nicht mehr und die mich nicht. Meine malträtierten Ohren haben das nicht allzu lange durchgehalten. 

Da geh ich lieber (am 24., einem Dienstag) in netter Runde essen, z.B. Shabu-Shabu, das ich sicherlich 3 Jahre nicht mehr hatte. Ich erlaube mir, aus einem älteren Beitrag zu zitieren:

Shabu-Shabu ist wiedermal ein Gericht, dass man in der Mitte des Tisches zubereitet. Man hat eine Schüssel, die von unten erhitzt wird, in der sich wahlweise Wasser ohne eine Soße befindet. Da wird nun alles mögliche reingekippt: hauchdünn geschnittenes Fleisch, Gemüse, Pilze, Nudeln etc.... Man muss nicht lange warten, dann kann man den Kram rausfischen und mit wieder anderen Soßen zusammen verspeisen und dabei neue Zutaten in die Schüssel kippen. 

Genauso ist das. Sesamsoße schmeckt dabei sehr gut. :D Traurig war nur der Anlass des Ganzen - Jasmins Auslandssemester war rum und dies war ihr Abschiedsessen. :,(
 
Und dann war auch schon Oktober und ich war fleißig wie ein Bienchen, weswegen ich weder viel zu berichten habe noch überhaupt berichten konnte. (Ja, das habt ihr wohl schon gemerkt.) Unterbrochen wurde der Arbeitseifer durch das Oktoberfest bzw. das Deutschland-Fest. 

Das  Oktoberfest fand an der Deutschen Schule Yokohama statt. Natürlich gab es am selben Tag auch ein Oktoberfest mit Bierzelt und was nicht alles in Yokohama am Hafen, aber die Preise dort sind naturgemäß teurer und alles viel voll gestopfter. Die Deutschschule hat einen großen Hof zu bieten,  der gerade genug war, um alle Besucher zu fassen. Es hatten doch etliche den Weg dahin gefunden. Unterhalten durch eine jodelnde und Kuhglocken schwingende Japanerin im Dirndl und später allerlei Schulbands, mampften wir unsere Würstchen (*-*) und genossen das wunderbare Wetter. Dabei wurde versucht, Kindern deutsche Tänze beizubringen.

 Eine Besonderheit auf dem Fest: Es gab einen Stand "Spezialitäten aus Norddeutschland" mit Heringshappen und Fischbrötchen. Das habe ich zum ersten mal gesehen. Und es gab (von den Eltern selbst gebackenen) Kuchen! *-* Das war es alle mal Wert.

Am Abend gab es dann noch eine taiko-Vorstellung. Diese Trommelauftritte sind immer cool.

Das Deutschland-Fest fand eine Woche später in Aoyama statt und ist halb-Oktoberfest, halb-"Wir verkaufen Sachen aus Deutschland"-Fest. Passte mir gut - um den Ententanz hab ich mich gedrückt, aber Schwarzbrot habe ich bekommen. :)

Ansonsten fand das letzte Dir en grey Konzert des Jahres am 18. Oktober 2013 statt und ja, das war dann der Oktober.

Dieses hübsche Bild stellt die Situation japanischer Züge dar, wenn der Taifun mal wieder über das Land kommt. Vom Taifun an sich habe ich nicht so viel mitbekommen - an einem Dienstag Abend musste ich patschnass nach Hause laufen (trotz Regenschirm) und dann hat es halt die ganze Nacht gegossen und gestürmt. Ich hab geschlafen. ;) Am nächsten Morgen war es zwar noch sehr stürmisch, aber es war herrlich klares Wetter. Wir Keio-Studenten konnten zum Glück trotzdem zu Hause bleiben, denn das Problem ist ja wie immer nicht das Wetter, sondern der Verkehr. Service-orientiert wie Japaner dabei sind, kann man auf Seiten wie oben gezeigt in Minutentakt die Situation für jede Bahnlinie verfolgen. Dies hier ist meine Linie, die Meguro-Linie, um 10:30. Also der Zeit, zu der die Keio entscheiden sollte, ob der Nachmittagsunterricht gestrichen wird. Wie man sieht, darf man selbst das rote Männchen draußen sein, sprich: Du kommst hier nicht rein.

August-September: Korean Town, Kyu Iwasaki Teien und Party


  Ende August war ich dann noch in der "Hyde x Amano" Ausstellung, der Zusammenarbeit eines Zeichners und eines Musikers.Najaaa... Yoshitaka Amano mag ich eigentlich, aber wirklich neu waren die Motive diesmal nicht und das ganze doch etwas kitschig geraten.

Außerdem war ich seit 2008 das erste mal wieder in Shin-Okubo - Korean Town. Ok, da hat sich allerdings mächtig was geändert. Anno 2008 schrieb ich im Blog "Im Großen und Ganzen unterscheidet sich das Straßenbild nicht vom Rest der Stadt, außer dass eben überall koreanische Schriftzeichen herumhängen." Nein, nein, nein, da hat die Tourismus-Industrie aber mächtig zugeschlagen. Schon wenn man in Shin-Okubo aus der Bahn steigt, sieht man zunächst erstmal Werbung für koreanische Fernsehserien und Stars und nicht für Japanische. Kommt man am Bahnhof raus, hängt an der Wand eine Karte, in der die einzelnen Korea-relevanten Geschäfte fein detailliert eingezeichnet sind, damit man auch ja weiß, wo man schoppen soll. 

Gegenüber dem Bahnhof leuchtet einen bereits der erste KPop-Laden an, der lauter Merchandise und CDs/DVDs etc. von den beliebtesten Idol-Gruppen und Sternchen verkauft. Er ist nur der erste, beileiben icht der einzige seiner Sorte. Was mich überrascht hat: Die verkaufen da Mengen an illegalem Kram. O_O Ich hab mich erst die ganze Zeit gewundert, was diese Regale voller CD-Rohlinge in Papierhüllen darstellen sollen, bis ich begriff, dass dort gebrannte CDs mit TV-Aufnahmen von Auftritten, Interviews, Werbespots und wofür sich koreanische Popgruppen noch so hergeben käuflich zu erwerben sind. Ahja. Man kann auch die Konzert-DVD seiner Lieblinge mit bestem Drucker-Cover und Aufkleber für die Hälfte des Preises gebrannt kaufen. 
Das geht echt nur in Japan - also bitte, wenn ich den Mist nicht "in echt" kaufe, geb ich doch kein Geld für etwas aus, dass ich auch selbst downloaden kann? *Kopfschüttel* Aber es scheint sich zu verkaufen, die Läden sind voll davon. Ansonsten stapeln sich die koreanischen Restaurants und Kosmetik-Läden im Viertel, dass man sich fast nach Myeong-Dong zurückversetzt fühlt.

Das nächste Wochenende (Sa, 7. September 2013) habe ich viele Leute, die in Halle ihr Austauschjahr gemacht haben wieder getroffen, das war auch sehr schön. :)Der Laden hatte gerade erst aufgemacht, man sieht die Sake-Fässer und Blumen, die traditionell von umliegenden Geschäften geschenkt wurden. (Tur mir Leid, das Bild glänzt etwas - so ein Smartphone ersetzt eben doch nicht die gute alte Kamera)

 Im nächsten Bild seht ihr unser Sashimi-Schiff. :) So macht Essen doch Spaß. 

Damit war ich jedenfalls gerüstet, denn nachts stand noch Clubbing an. Yeah, habe ich mich nach 5 Jahren also doch noch dazu überreden lassen, in einen Club in Shibuya zu gehen, denn 1. hatte Lynn, Jasmins Freundin, versprochen, dass es keine Techno-Musik geben würde und 2. wohnte Jasmin zu dem Zeitpunkt in Yoyogi, wohin man zu Fuß laufen kann, so dass wir nicht bis zum ersten Zug am Morgen durchhalten mussten. Natürlich war es trotzdem eher schrecklich. -.- Der Club unserer Wahl hat eigentlich 6 Floors, aber an dem Abend war wegen Renovierung nur einer offen. Was wir nicht wussten, war 1., dass es nicht der große Hauptfloor war und  2., dass die Clubbetreiber trotzdem so viele Leute reinlassen würden, wie als wenn es der Hauptfloor gewesen wäre. Das Ergebnis war eine Stunde Quetschen eher ohne Tanzen, in voller Konzentration darauf nicht an Atemnot zu ersticken. Das Einlösen unserer Drink-Tickets an der Bar war unmöglich, denn es war kein Duschschieben zur Bar möglich und als dann nach einer Stunde doch auf Techno umgestellt wurde, sahen wir ein, dass wir diesen Kampf nicht gewinnen konnten und verzogen uns aus diesem Loch.

Am Sonntag beschlossen Jasmin und ich, dass wir uns das Kyu Iwasaki Teien - den Alten Familiensitz der Familie Iwasaki einmal anschauen sollten. Wie das kleine Bild verrät, befindet sich das Gebäude unweit des Ueno Parks mit seinem Seerosenteich.

Auch wenn euch die Familie Iwasaki nichts sagt - Mitsubishi lautet das richtige Stichwort. Japaner lieben Iwasaki, weil er die perfekte Verkörperung der japanischen Erfolgsgeschichte der Meiji-Zeit ist. Ähnlich dem Tellerwäscher-Millionär-Traum war Iwasaki Yataro ein Sohn einfacher Bauern, da sein Großvater zur Tilgung von Schulden seinen Samurai-Status verkauft hatte.
 Als das 300-jährige Shogunat 1867, ergriff Yataro die Gunst der Stunde und übernahm in Osaka eine im Zuge der Meiji-Restauration privatisierte Handelsniederlassung seines Geburtslehens Tosa, womit er den Grundstein für sein späteres Firmenimperium legte - das er 1873 Mitsubishi nannte. Und wer schon immer einmal wissen wollte, was die drei Romben auf seinem Auto eigentlich bedeuten: Das Mitsubishi-Logo ist eine Verschmelzung seines eigenen Wappens mit dem des Tosa-Clans. Das Firmenlogo stellt drei Rauten dar, was auch der Bedeutung des Firmennamens entspricht. Die Rauten sind abgeleitet von der Form der Wassernuss. Die Iwasaki Residenz gehört jedenfalls Yataros Sohn Hisaya. 

 Hisaya beauftragte den britischen Architekten Josiah Conder. Der Entwurf sah ein zweigeschossiges Haupthaus im westlichen Stil vor, dahinter ein Gebäude im japanischen Stil, ferner ein Billiard-Haus im Schweizer Stil sowie über 20 weitere kleinere Gebäude. Das Grundstück hatte mit 49.500 Quadratmeter das Dreifache der heutigen Fläche.

Auch wenn man es nicht vermuten würde: Auch das Haupthaus ist komplett aus Holz. 
Dort sind vor allem der westlich eingerichtete Speisesaal und Gästezimmer untergebracht. Die Familie selbst wohnte in dem Gebäude im japanischen Stil, das durch einen Durchgang mit dem Haupthaus verbunden ist.  Im Bild rechts seht ihr das Billard-Haus.

Am 12. September fand nun zum 6. und letzten Mal in meinem Leben der Placement Test an der Universität statt, der mir diesmal das 13. Level bescherte. Endlich das letzte. :) Das musste am darauf folgenden Samstag auch gefeiert werden und wie, wenn nicht am Strand? :D Zusammen mit den neuen Wohnheimleuten machten wir uns auf die 1,5 stündige Fahrt an den Strand, aber es hat sch gelohnt, denn wir hatten Bomben-Wetter und eine Menge Wellen. Am Ende hatten einige Muskelkater davon.



Danach sah man die Woche nur noch frustrierte Gesichter, die versuchten, irgendwie herauszukriegen, wie man  seinen Stundenplan basteln sollte, wie man das richtige Klassenzimmer zu seinen mühsam herausgefundenen Stunden erfahren könnte und welche Kurse man eigentlich registrieren darf. Auch ich habe wieder etliche Nerven gelassen bei dieser Aktion. 
Aber es gab ein Licht am Ende des Tunnels: Am 21. September (Samstag) war Austauschstudenten-Tag in Ueno, wo man kostenlos ins Nationalmuseum durfte.

Da war ich zwar vor 4 Jahren schon gewesen, aber das heißt ja nicht, dass man nicht noch einmal gehen kann. ;) Diesmal habe ich auch andere Bilder gemacht, wie zum Beispiel von diesen lustigen Kerlchen - zwei Haniwa-Figuren aus der Kofun-Zeit (3.-6. Jh.). Das waren Grabbeilagen aus Ton, wobei teilweise Hofstaat und Gefolge nachgebildet wurden. Diese zwei lustigen Tänzer haben dem jeweiligen Fürsten sicher die Zeit im Jenseits versüßt. ;)

 Außerdem gab es eine Abteilung zu Naturkunde-Büchern. Im 19. Jh. waren die Japaner ganz wild bei der Klassifikation ihrer Flora und Fauna dabei und haben daher diese wunderbaren Tierchen auch bildlich (wie in einem Bilderlexikon) festgehalten.
Welche Spitzmaus das gerade ist, weiß ich leider nicht.
Dies ist mit Sicherheit ein Maulwurf, eher tot, von oben und unten.
   Das Museum von innen.
 Das modernste Gebäude des Musuems zeigt die Schätze des Horyuji-Tempels.

Und um Abschluss gibt es noch das Bild dieser wuuuuuuuuuuuunderbar geputzen, gewienerten, gewachsten, gesäuberten und überhaupt in Stand gebrachten Küche! So sah das Wunderwerk einen Tag lang aus, nachdem wir mit ca. 3 Leuten 4 Stunden lang geschrubbt, geschrubbt und geschrubbt haben. Es war ja echt nicht mehr zum Aushalten.