Sonntag, 7. Februar 2016

Das Daikanyama T-Site

Eigentlich ist es wirklich Quatsch, sich an den Wochenenden auf Touren durch Tokyo zu begeben. Es wäre sooo viel klüger, dies auf einen Wochentag zu legen und dafür am Wochenende im Büro zu sitzen. Aber mal ehrlich...nee. Also machte ich mich wider besseren Wissens zum ersten Mal nach Daikanyama auf. Daikanyama ist ein piekes schniekes Viertel, das an Shibuya angrenzt und das ich den Ehrgeiz hatte, füßlichens zu erreichen. Achja.. ich fuhr also nach Yoyogi, weil ich bis dahin kostenlos fahren kann, und stiefelte dann nach Harajuku und weiter nach Shibuya. So weit so bekannt. Nun dauert es von Shibuya im Prinziiiip nur eine Viertelstunde nach Daikanyama, wenn man denn, ja, wenn man denn die richtige Einflugsschneise findet. Aber es war ein schöner Tag und 10.000 Schritte wollen schließlich auch erstmal erlatscht werden, also bitte.

Immerhin wurden die Domizile langsam größer und luxuriöser und die ausgewiesenen Preise an den Menükarten kletterten auch merklich, ein sicherer Indikator dafür, dass ich auf dem richtigen Weg war. Daikanyama ist nämlich der schicke Vorort Shibuyas, nah genug an der Innenstat, aber weit genug weg vom großen Trubel und dem störenden Pöbel ;-). Ob Daikanyama nun Ausländer angezogen hat oder die Ausländer Daikanyama, weiß ich nicht, aber die relativ hohe Dichte an Business-Monseigneurs und Madames mit ihren Püdeln und Dachshündeln sorgt dafür, dass die Straßen und Fußwege breit, die Geschäfte modern, teuer und "westlich" sind und überhaupt alles vorhanden ist, was die Schickeria abseits der Ginza so braucht. Die großen Shopping-Tempel sind ja schon um die Ecke in Omote-Sando, daher siedeln sich in Daikanyama die kleinen, ausgewählten und teuer-hippen Läden an.  

Nach insgesamt anderthalb Stunden hatte ich auch mein konkretes Ziel, das T-Site, erreicht.  Das T-Site ist der Vorstoß des Buch- und Musikladens Tsutaya in das Viertel. Eigentlich lugt das relativ häßliche blaue Schild mit dem gelben Tsutaya-Schriftzug an jeder Ecke hervor und man kann dort sowohl kaufen als auch ausleihen. (Japan ist das Land, wo die illelagen Downloadraten niedrig und die Videotheken noch am Leben sind). Für Daikanyama sieht das Konzept jedoch anders auch - Hier finden wir ein sehr schönes Beispiel für ein architektonisch ausgefallenes Büchercafé.
 
Zunächst mal gibt es kein penetrantes blau-gelb und der Name ist nur klein in lateinschen Buchstaben zu sehen - Kanji sind wohl wieder in Mode? Der Komplex besteht auch 3 von diesen Würfeln, (die oben im Bild zu sehen sind)  die untereinander verbunden sind und noch durch andere Gebäude ergängzt werden. Zum Beispiel einen Shop für Hundebedarf - sprich Klamotten und Spielzeug aller Art - so dass sogar die Leinenhalterung liebevoll gestaltet ist.

Im Gechäft gibt es so ziemlich alles, was das Herz begehrt, wobei wohl v.a. auf Fachabteilungen Wert gelegt wurde. Im Musikabteil spielte gerade ine Jazzband live und der ganze Laden ist mit Sitzplätzen zwischen den Regalreihen gespickt, so dass man in Ruhe schmökern könnte, wenn wir nicht in Tokyo wären und es kein Wochenende wäre. So war natürlich jeder Platz besetzt und auch das integrierte Starbucks platzte aus allen Sitzen.   


Die Holzvertäfelung vesuscht, den Flair alter Bücherläden in modern nachzumachen. Dazu kommt der übliche japanische Drang, jede Ecke auszunutzen, so dass es über die gequetschen Bücherregale gar nicht modern minimalistisch, sondern überraschenderweise sehr warm wirkt.


Für die Klientel, die es sich leisten kann, gibt es oben ein Café mit Ledersitzen und eine Auswahl an Kunstbänden und Zeitschriften etc. Dort ist es ob der Preise dann auch etwas ruhiger.

 In der Mitte gibt es auch das Ivy Restaurant mit Außensitzen.

Insgesamt ist es also eine gelungene Idee, die unter chronischer Überfüllung leidet. Daher verzog ich mich dann doch lieber in eine Schokoladenbar, die ich ein paar Straßen weiter entdeckte. :)

Daikanyama hat viele Cafés und Läden der Art, wie ich sie mag - mit großen Fenstern und viel Licht. Es hat sich nur etwas in der Preisklasse vertan. Und es sind deutlich zu viele angezogene Hackenbeißer unterwegs.