Mittwoch, 8. Juni 2011

Mita no Ie Lebensweisheiten + Oktoberfest im Mai

Am Monatg, dem 23. Mai, waren Nancy und ich im Mita no Ie. Das ist ein Gemeindehaus oder so ähnlich. Ich war auch 2008/2009 schon ein paar Mal dort, weil immer montags lustige Runden veranstaltet werden. Üblicherweise sind ca. 10 Mann da, wobei sich die Zahl der Ausländer zu der der Japaner dieses Jahr erstaunlich die Waage hält. Es geht zum einen darum, dass man sein Japanisch/English an den Mann bringt, und zum anderen darum, bestimmte Sachen zu diskutieren und zu erfahren. Das Thema dieses Montags fand besonderen Anklang: Mit ca. 30 Mann war es doch recht eng. Es ging um Freiwilligenarbeit im Erdbeben-Gebiet. Vier Studenten und der eine Leiter des Mita no Ie haben uns erzählt, wie sie im Norden Japans unterwegs waren für ein paar Tage, und untergebracht in Zelten und versorgt durch Militär-Futter hauptsächlich Aufräumarbeiten erledigt haben. Laden-Sauber machen, Müll räumen, Brücke von Angeschwemmten befreien. Man sah den Leuten an, dass sie sichtlich bewegt waren - zum einen durch die schiere Unmöglichkeit der Aufgabe, dieses Gebiet jemals wieder herzustellen (allein das Räumen wird wohl noch Jahre beanspruchen) - zum einen durch die kleinen sichtbaren Erfolge, die man in ein, zwei Tagen Helferarbeit durchaus erzielen kann.

Eine neuseeländische Studentin und der Leiter des Mita no Ie haben beispielsweise in ca. 2 Tagen geholfen, einen kleinen Laden vom Dreck zu befreien und einigermaßen wiedeherzustellen, so dass die Betreiber wieder eine Perspektive sahen, ihren Laden neu eröffnen zu können. Ein weiterer Vortragender war Hobby-Taucher und hat erzählt, dass sein Freund seinen Taucherausrüstungs-Laden in Osaka (glaub ich) für ein Jahr geschlossen hat, um oben zu helfen, vermüllte Flüsse wieder frei zu räumen. Auch der Salaryman verlegt seine Tauchwochenenden jetzt alle nach Miyagi um dort den Flussboden von angeschwemmten Fischernetzen und sonstigem Kram zu befreien. Die selbstgeschossenen Bilder der Leute waren jedenfalls äußerst eindrucksvoll. (Für 'ne genauere Beschreibung: Nancy hat sich länger über den Abend ausglassen. )

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Lustiger Abend mit Shuheis Freunden + ein Beispiel leckerer japanischer Küche: Fritierter Tofu

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l: Auch die Party mit Shuhei: Damit ihr mein Gesichts nich so shcnell vergesst. ^_~ r: beim Italiener mit Yurie + den Haribo-Bächren, die sie von Nancy bekommen hat.

Die weitere Woche war intensiv mit Arbeit gespickt, schließlich hatten Nancy und ich am WE mal wieder Einiges vor: Oktoberfest in Hibiya. Saufen geht schließlich immer! Leider hatte die Woche der Monsun angefangen: Es goss erst aus Eimern, dann aus Wannen und schließlich wusste man überhaupt nicht mehr, wie um Himmels Willen über eine so lange Zeit ständig nur Regen runterkommen kann! Am Samstag, dem 28. Mai, hat Shuhei (vom Gasshuku) das Treffen dann zum Glück auch in eine Bar mit deutschem Essen verlegt. Das Treffen war sehr lustig, Shuhei hatte seine Shakaijin-Freunde (=bereits arbeitende Bevölkerung) mitgebracht. Man darf echt nich' umrechnen, was solche Abende kosten (und wie immer haben Studenten den ermäßigten Preis gezahlt), aber lustig war es alle mal! Der Abend wurde dann mit Karaoke in Hiyoshi abgerundet, Samstag nach 11 Uhr ist it Lernen schließlich eh nix mehr. :) Allerdings mussten wir uns zusammenreißen: Sonntag stand trotz Regens Oktoberfest an, denn es war der letzte mögliche Tag. Tapfer standen Yvonne (aus Halle), Jumpei (Austausch-Student aus Halle) + Freunde im strömenden Regen und versuchten, alle Kleidungszipfel unter dem Schirm zu verstecken. Ich muss sagen, ich war äußerst erfolgreich! - bis ich unter dem verdammten Bierzelt saß und der angesammelte Regen vom Zeltdach-Rand plötzlich mit einem lauten Platsch meinen Rücken 'runterlief. -.- Die Japaner jedenfalls ließen sich vom Regen auch nich' abhalten und saßen tapfer auch auf den Bänken, die nicht unter dem Zelt waren. Ich hab mich an meine teuer erstandenen Kreppelchen gehalten und war damit dann trotz nasser Klamotten sehr glücklich. :D

Nancy & Yvo auf dem verregneten Fest.
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Noch mehr Regen und Jumpei + Freund, die sich unter Schirmen davor verstecken

Typisch japanischer Service: Armes Mensch, der die wunderbare Aufgabe hatte, Tische wie rechts im Bild mit 'nem Schrubber von Wasser zu befrieien. Wer weiß, wenn man seinen hintern schnell genug platzierte, schaffte man es vlt. tatsächlich, kaum naß zu werden. Von unten, zumindest. XD

Damit war die Woche rum, aber die nächste war auch recht verplant. Am Montag (30. Mai 2011) folgte ein weiterer netter Abend im Mita no Ie . Das konnte ich mir nicht entgehen lassen, trifft man in dem Haus doch immer auf Japaner, die beweisen, dass das Land nicht so schwarz/weiß ist, wie es oft den Anschein hat. Diesmal gab es einen Vortrag von Shun Mizobuchi, einem Businessman-turned-Musical star. Zurzeit auch erst 25, erzählte er wie er auf Druck seiner Eltern nach kleineren Ausflügen in die Musical-Welt während der Uni erst einmal anständig auf Job-Suche gegangen ist und schließlich bei einem von Japans größten Geldinstituten, Marubeni, anfing zu arbeiten. Er blieb dort 2 Jahre und verdiente nicht schlecht Geld, aber letztendlich beschloss er trotzdem, seinen Traum zu verfolgen und sich im Musical-Business zu versuchen. Er meinte, es laufe gut für ihn, auch wenn das Gehalt natürlich nicht zu den Pluspunkten seines jetzigen Lebens zähle. Aber während er erzählte und unsere Fragen beantwortete, merkte man einfach, dass das ein Mensch war, der glaubte, trotz seiner gerade mal 25 Jahre seinen Platz im Leben gefunden zu haben. Naja, da kann ich momentan nur neidisch sein. :D Am Ende sang er 3 Lieder und ich dachte, mir müssten bald die Trommelfelle platzen. O_ö Das Mita no Ie ist jetzt wirklich nicht groß, ein netter Wohnzimmerraum halt, aber der Mann brachte es beim Singen auf eine Lautstärke, die war Ehrfurcht einflößend.

Shun beim Vortrag. Auf der PPT stehen seine Mottos, die er uns wärmstens empfohlen hat: "konkyo naki jishin" (grenzenloses Selbstvertrauen, ohne das auf etwas stützen zu können/ dafür einen Grund angeben zu können) und "nantoka naru" (wird schon werden - irgendwie). Rechts im Bild (also, auch im Bild) eine seiner lustigeren Rollen.

Am Mittwoch, dem 1. Juni, trafen Nancy und ich Yurie, die mit Nancy auf die Sophia Universität gegangen war und die letztes Jahr Weihnachten nach Halle und Leipzig gekommen war. :D Wir haben lecker gegessen und uns ausgemacht, wann wir zu CATS gehen würden. Yay! ...

l: Vorbildlich wie immer. um die heiße Pfanne herum warnt ein Papierrand, dass sie...heiß ist.
r: Koda-Sensei (Lehrer) lässt sich Bier einschenken. Typisch japanisch: Dass man sich nicht selbst einschenken darf + dass das Bierglas so klein ist.


Am Freitag, dem 3. Juni, feierten die Germanisten diesmal die Willkommensparty für alle ihre Master-Studenten und Doktoranten, von denen es dann doch erstaunlich viele gab.

l: Nancy, ganz rechts: Akiiro, der nächsten jahr nach Halle gehen wird

Als Student hat man wirklich einiges zu tun, am Semesteranfang. Es sollte nämlich nicht unsere letzte Willkommensparty bleiben: Am Montag, dem 6. Juni, war dann die Party unseres Kurses. *-* Kimura-sensei hat uns quasi eingeladen (der Betrag, den wir blechen mussten, war eigentlich zu gering um es überhaupt zu erwähnen) und wir konnten unsere Kursteilnehmer ein wenig besser kennen lernen. Was ich nicht erwartet hätte: Wir haben eine im Kurs, Noriko, die hat nach etlichen Jahren Arbeit beschlossen, nochmal zur Uni zu gehen und ist damit deutlich die älteste im kurs. Was wir letztend erfahren haben: Als ide ihren ersten Heim-Pc kaufte, hat sie angefangen zu arbeiten. Das war in dem jahr, als der Großteil des Kurses, einschließlich meiner Wenigkeit, geboren wurde.

vorne l - hinten l.: *-*. Shin, Noriko, v.r-h.r: Jacqueline, Suu



v.l: Noriko, Chou, Kimura-sensei, Jacquline, Lena
2.R.v.l.: ?, *-*, Kawamura, Nancy, Shin, Suu

Hab ich was vergessen? ...achja, am Samstag davor bin ich mit einem Freund mal die Gegend ums Wohnheim erkunden gegangen. Ein Jahr reicht halt doch nicht, um alle Ecken kenne zu lernen, hinter dem Wohnheim gibt es sogar einen Streifen grün mit Sitzbänken! Ich war ganz von en Socken...

r: Ajisai, Hortensien

Naja, allen, die sich jetzt fragen: Ja, lernt die überhaupt noch was?, die sollen noch beruhigt werden. *-* Natürlich lerne ich noch mehr als genug. -.- Aber mal ehrlich: anstatt tagelang im wohnheim vorm Rechner rumzuhängen, nur um effektiv trotzdem nicht mehr als 3 h ordentlicher Arbeit am Tag rauszukriegen, kann ich mich auch durch fröhliches Außer-Haus-Gehen so unter Druck setzten, dass ich an den verbleibenden Tagen auch tatsächlich konzentriert was zu Stande bringe. Das ist endlich mal eine Strategie, die funktioniert! :D


Zum Abschluss was Lustiges aus der Welt der Kanji: Auch Japaner haben nicht immer Zeit/Lust, alle ihre komischen Striche zu pinseln. Was macht Student also, wenn er den recht komplizierten Namen unserer Uni (Keio) pinseln muss?


Hübsch, oder? *-*