Donnerstag, 1. Januar 2015

Tim Burton, Ikegami Honmonji und Gundam zum Schluss

Liebe Leute, nun ist doch schon 2015 und ich bin längst wohlbehalten zurück in Deutschland. Man soll ja eigentlich nicht mit unerledigten Sachen ins Neue Jahr starten, aber...*seufz* Dafür hat man ja dann gute Vorsätze. ;) Nun kommt also noch der Abschlussbericht.

 Ein weiteres Highlight meines Aufenthalts war ein Besuch in der "Tim Burton Ausstellung" in Roppongi, in die wir bereits nach anderthalb Stunden Wartezeit betreten durften. Merke: Niemanls den Roppongi Mori Arts Tower an einem Sonntag betreten wollen! Etliche beobachtende Studien zu japanischer Mode und typischem Warteverhalten später wurden wir dann auch durch die Aussstellung geschoben. 

Dass Japaner sich über Wartezeiten nicht aufregen, ist ja bekannt und hat mehrere Gründe: Erstens gehört dies als fester Bestandteil zu jedem guten Date - endlich können Pärchen dank Wartezeit miteinander reden und müssen nicht nur immer aneinander vorbei singen! Etliche hatten die Zeit auch fest in ihren Entertainment-Plan integriert, holten ihr Nintendo DS oder ihr Buch heraus und waren so vollauf beschäftigt. Wieder andere sehen in den Warteminuten eine Bestätigung für den Sinn ihrer kulturellen Unternehmung - je länger man wartet, umso kultureller muss es schließlich sein. Das spiegelt sich dann auch im Ticket-Preis wieder, denn für eine Ausstellung internationaler Künstler geht es selten unter 1500 Yen (mom. 10 €).   

Die Ausstellung zum Filmregisseur Tim Burton (verantwortlich für eher düster anmutende Tragikkomödien und z.B. viele Johnny Depp Filme wie "Sleepy Hollow", "Edward mit den Scherenhänden") beinhaltete v.a. seine Karriere als Animator und Zeichner, so dass man viele Skizzen, Storyboards und Entwürfe "Nightmare before Christmas", "The Corpse Bride" etc. sehen konnte.  
 
Weihnachten fand dann auch noch irgendwie statt - in Form von Festbeleuchtung aller Art, in die Tokyo ab Ende November standardmäßig gehüllt ist.
Diese Art von Lichtverschmutzung zieht alle romantischen Japaner quasi magisch an - und bewirkt, dass man wie immer inmitten von Massen versuchen muss, das romantischste draus zu machen. Die Japaner werden schon wissen, wie. 

Ein anderer Ausflug fand eines schönen Abends statt, als Lynn und ich beschlossen, dass wir unbedingt einen kleinen Verdauungsspaziergang brauchte und mir einfiel, dass ich den lokalen Tempel in Ikegami noch gar nicht gesehen hatte. Den hatte ich mir für weniger arbeitsame Tage aufgespart, aber irgendwie kam ich nicht so recht dahin. Das lokale Tempelchen entpuppte sich dann auch gleich als der Ikegami Honmonji (池上本門寺), dem administrativen Zentrum der buddhistischen Nichiren-Schule und Grabstätte von deren Grüder, Nichiren. 

Die Treppen hätten einem wahrscheinlich bereits verraten müssen, dass auch in solch kleinen Örtchen wie Ikegami wichtige Kulturgüter schlummern können. 
 
 Ein Vorhäuschen
 Die Tempelhalle

Wenn man von alten Tempeln spricht, dann muss man ja immer beachten, dass man erstens nicht nur ein Gebäude, sondern zusammenfassend das ganze Gelände meint und dass es zweitens auch nicht um das Baualter der zentralen Halle gehen kann. Wie so viele, wurde auch der Ikegami Honmonji 1945 während eines Luftangriffes stark beschädigt, so dass die heutigen Gebäude Rekonstruktionen sind. Zu diesen zählt auch die fünfstöckigen Pagode aus dem Jahre 1608. (Und ich dachte, die einzige stünde in Asakusa!) 

 Das Grabmal Nichirens

Lustigerweise war die Tempelanlage ursprünglich ein gutes Stück weit von Tokyo selbst entfernt, so dass 1907 die Japanologen B.H. Chamberlain notierten, dass der Tempel vorzüglich gelegen und durch die wunderbare Holzverarbeitung ein gutes Ausflugsziel in der näheren Umgebung Tokyos sei. Nun gut, von dieser malerischen Lage ist nichts übrig, denn rings um den Tempel erstreckt sich Tokyos Häusermeer.  


 Zu Guter Letzt habe ich jetzt auch endlich den Gundam auf Tokyos aufgeschütteter Insel Odaiba gesehen. Japan ist ja bekannterweise ein Land, wo man (bis zu einem gewissen Grad) nicht als kindisch abgestempelt wird, nur weil man Comics liest und Animationsfilme liebt. Diese Leidenschaft wird natürlich durch allerlei Accessoires unterstützt, so dass man seine Kinderlieben auch nicht vergessen muss, sondern seinen Leidenschaften angemessen im Erwachsenenalter frönen kann. Dazu zählen als quasi Basisausstattung auch Plüschtier-Masskottchen und Schlüsselanhänger. Mehr noch aber interessieren Themen-Cafés und natürlich Modell-Kits und Figuren, die man nicht direkt für Taschengeld zu Sammlerzwecken kauft. Eine Serie, die es in den Sammel-Olymp geschafft hat, ist zweifellos Gundam, das mit 1000+ Anime-Ablegern, Sonderserien, Mangareihen, Romanreihen und und und alle Sparten der Leidenschaft problemlos bedient und zur Krönung einen Riesen-Roboter vor einem Gundam-Café in Odaiba aufgestellt hat. Dieser Liebling aller Besucher wird auch täglich ab 17.00 Uhr angestrahlt und zu gewissen Zeiten durch eine Lichtershow zum Leben erweckt, denn erkann sich teilweise bewegen, Rauch ausstoßen und sicherlich auch abheben. ;) 

 Ebenso interessant sind die Kaufhäuser auf Odaiba, die durch ihre Nähe zum innerstädtischen Flughafen Haneda Duty Free Shops haben und äußerst beliebt sind. Man spart in Japan jedenfalls nicht an Details, um die Kunden zu locken - Das Venus Fort wartet mit ultra-kitschigem Design auf und bietet eine filmreife Kulisse - man geht durch venezianische Straßen, landet in Kirchhofvorplätzen oder findet sich plötzlich in einer Oldie-Automobil-Ausstellung inklusive italienischem Altstadt-Flair wieder. 


Aber zu Weihnachten ist mir good old Europe doch in echt lieber - und so flog ich nach Abschieds-Karaoke zurück nach Hause, um Weihnachten doch ein bissl stilechter (mit Stollen und echten Kerzen an einem echten Baum!) zu feiern.