Dienstag, 11. März 2014

Nationale Rumpelkammer, äh, Nationalmuseum

Melone geht immer!
Am Freitag, dem 7. März, stand das Nationalmuseum auf dem Plan. Auf gewohnte Weise schippertern wir mit dem Boot (Orangene-Linie, 30 Baht, alles in Ordnung) den Chao-Praya hinauf nach Tha Thien, wo wir ausstiegen und am Wat Pho und Palast entlang das Museum suchten. Musste da ja irgendwo sein. Na jut, sind wir halt einen kleinen Umweg über die Thammasat Universität gegangen. Die liegt malerisch am Fluss gelegen und lieferte etwas Ruhe, nachdem wir uns durch den Markt am Pier wuseln mussten. Soweit wir erkennen konnten, deutete Nichts auf die berühmte Vergangenheit der Uni hin. (Wikipedia erklärt uns aber, dass es ein Denkmal gibt.)

Die 1934 gegründete Uniwar während der 1970er-Jahre ein Zentrum der prodemokratischen Studentenbewegung und Ausgangspunkt des Volksaufstandes im Oktober 1973, der zum vorläufigen Ende der Militärdiktatur führte. Allerdings überfiel die nationalistische Miliz "Rote Büffel" im August 1975 die Universität und versuchte, ihre Gebäude niederzubrennen. 1976, als der entmachtete Militärdiktator Thanom Kittikachorn aus dem Exil nach Thailand zurückgekehrt war, demonstrierten wieder tausende Studenten und Aktivisten auf dem Campus. Die Proteste wurden am 6. Oktober von Polizei und ultrarechten Bürgerwehren brutal niedergeschlagen, was zu einem Massaker führte.

Campus am Fluss in malerischer Idylle
Das Nationalmuseum war malerisch anzuschauen: Etliche Häuserreihen im traditionellen thailändischen Baustil machten etwas her. Am Eintrittshäuschen kamen wir brav der Aufforderung, Taschen und Kameras abzugeben nach - man ist ja lernfähig. Aber Pustekuchen: "national" ist nicht gleich "royal" und während jeder Zentimeter royalen Besitzes mit Argusaugen bewacht wird, interessierten die Besucher das Museumspersonal kein bisschen. Allerhöchstens als Störfaktor wurde man wahrgenommen, während die Damen und Herren guten Gebrauch von Radio, Handy und elektronischen Tablets machten. Das schien ihr Tagesinhalt zu sein. Der Rest der Besucherschafft fotografierte jedenfalls munter vor sich her, so dass wir uns am Ende auch nochmal kurz unsere Kamera schnappten, um wenigstens ein paar Fotos zu haben.   

Das Nationalmuseum
Das Museum begann informativ mit einem Rundgang durch die Geschichte Thailands. Die Kurzfassung lautet wie folgt: "Es kam König so-und-so, mutig und klug besiegte er die-und-die und eroberte das-und-das. Gnädig baute er dieses und jenes. Fortschrittlich erkannte König Rama der x-te, dass Thailand sich modernisieren musste, um einer Kolonialisierung im 19. Jhd. zu entgehen und machte das Leben für alle seine Untertanen besser. Fortschrittlich, wie Rama der nächste war, hatte er ja quasi auch schon selbst eine Verfassung in der Schublade liegen, die ollen bürgerlichen kamen ihm aber zuvor und revolutionierten. Natürlich willigte der große König sofort ein und seither brachten die Könige Rama I - Rama IX Segen und Wohlstand für's Volk." Da fehlte nur noch ein Amen. Dichter, Denker und sonstige Experten kennt die Geschichte Thailands nur, wenn der König gerade selbst ein bisschen gepinselt hat, ansonsten besteht die Geschichte Thailands nur aus gütigen Herrschern und ihren Siegen. 
Museum
Nunja, die tatsächliche Geschichte ist in Kurzfassung so: 
Die Thai gründeten im 10. Jhd. auf den Gebieten der Mon, Khmer und Malaien ihre eigenen Königreiche, Sukhothai und Ayutthaya. Diese Staaten bekriegten sich dauernd, während sie gleichzeitig gegen Khmer, Burmesen und Vietnamesen verteidigen mussten. Im 19. Jhd. dann war Thailand tatsächlich als einziges südostasiatisches Land fähig, sich gegen die Kolonialisierung durch Engländer und Franzosen zu wehren, was wohl in der Tat auf eine Reihe Ramas zurückzuführen sei, die im Ausland studierte hatten etc. und die Rivalität der Kolonialmächte geschickt ausnutzten. Trotzdem verlor Thailand was heute teilweise Malaysia ist. Während Thailand ab 1932 relativ unproblematisch zur konstitutionellen Monarchie wurde, ist es seither allerdings von einer ganzen Reihe von Militärregierungen geführt worden, die erst in den 80er Jahren ein demokratisches System zuließen. Aber momentan sind die Thais ja auch nicht unbedingt zufrieden...
einer der moderner gestalteten Räume

Das anschließende Musuem ist... ein Unikum. Es erinnerte mich stark an die Kunst- und Naturalienkammer  in den Franckeschen Stiftungen in Halle. In den alten Gebäuden stehen diese uralten Holzvitrinen, wie man sie heutzutage nirgendwo mehr sieht. In diesen Vitrinen liegen die Kunstgegenstände ohne Klimatisierung oder ähnliche Schutzvorrichtungen, etliche Exponate stehen oder liegen frei in Regalen oder auf dem Fußboden. Die goldenen Kutschen und Palanquine der Könige stehen einfach so auf dem Hof, ohne Absperrseile oÄ.
Ludwig XIV und König Rama III auf einem Buchschrank. Auch dieser Nationalschatz steht da einfach so rum zum Antatschen. 

Königliche Begräbnis-Barken. Eine güldener als die nächste. Diese hier ist von Rama II.

Ein Wat darf nicht fehlen.

Und wo ein Wat ist, ist auch ein Buddha.

Das Museum schloss 16.00 Uhr, also trollten wir uns. Hier ein paar Impressionen von Bangkok.

The Thai-life: Das ist der Markt. Markt ist immer und überall.
Während man den Fluss beschippert, kann man noch ein paar Eindrücke eines älteren Bangkok erhaschen.
 


Zu guter Letzt waren wir noch auf Souvenir-Jagd. In Bangkok gibt es alles - vor allem den größten Schund. Den will man ja niemandem andrehen, also versuchten wir unser Glück im staatlich gesponserten Kunsthandwerk-Kaufhaus in Siam, dem Narai Phand. Naja... 1 Postkarte haben wir erstanden.
Siam Square - Bangkoks modernes Zentrum. Links ist der Skywalk, der Gehweg über den Straßen, der rechts und links in Hotels und Geschäfte abzweigt. 

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