Sonntag, 17. April 2016

Über Taipei (06.04.2016) und im Schrank (07.04.2016)


Unser letzter Tag in Taiwan würde ein seeehr laaanger werden, das wussten wir. Der Rückflug war erst für 01:35 Uhr – also eigentlich für den 07.04.2016 – anberaumt und bis dahin galt es, die verbliebene Zeit sinnvoll zu nutzen. Der Check-out aus dem Hostel verlief reibungslos – wir ließen die Schlüssel einfach auf dem Tisch liegen und das war’s. Zum letzten Mal stiegen wir in Yuanshan in die Metro und fuhren in Richtung Busbahnhof Ost, um unseren Reisekoffer im Schließfach zu verstauen. Das klappte auch, obwohl das erste zwar unsere Münzen gefressen hatte, sich aber weigerte, zu schließen.

Kofferlos bestiegen wir die Metro, die uns in den äußersten Osten der Stadt, zum in den Bergen gelegenen Zoo, brachte. Allerdings war nicht der Zoo unser Ziel. Wir wollten hoch hinaus! Mit der Maokong-Gondel gondelten wir gemütlich den Maokong-Berg hinauf und schauten auf die entlegeneren Stadtteile Taipeis hinab. Allerdings nur durch die seitlichen Fenster; Franz hatte es abgelehnt in einer mit Glasboden ausgestatteten Gondel zu fahren… Je höher wir heraufgezogen wurden, desto dichter wurde das Dickicht unter uns und von Weitem lugte immer wieder mal der „Taipei 101“ hinter dem Grün und dem Dunst über der Stadt hervor. Dieses Wahrzeichen der Stadt sollten wir uns am Abend noch genauer ansehen. Jedenfalls wurde sehr deutlich, dass Taipei von zig Bergen umringt ist und dem Auswuchern der Stadtgrenze damit natürliche Grenzen gesetzt sind (sofern sich die Taiwenesen mit dem Abholzen des Regenwaldes zurückhalten, so, wie sie es bisher getan haben). Es war auch dieser eine „richtige“ Wolkenkratzer Taipeis, den wir von der Terrasse des „Faulenzer Cafés“ in der trüben Ferne erblicken konnten, während wir gemütlich etwas Kühles schlürften. So muss ein gelungener Brunch aussehen! (Zumindest, bis lärmende Chinesen ebenfalls auf diese Terrasse stießen…)  

Mit der Gondel ging es hoch hinauf.
"Cat's got nothing to do CAFE - dort schlürften wir einen Kaffee bzw. eine Limo.
Wir hatten jedoch nicht vorgehabt, uns die Landschaft nur aus dem Sessel heraus anzusehen und so hatte auch Franzens Schrittzähler wieder etwas zu zählen. Die Hänge des Maokong-Berges sind für seine zig Teehäuser berühmt. Allerdings sahen wir keine riesigen Teeplantagen, was etwas verwunderte. Vielmehr lagen viele kleinere Felder nebeneinander, die man über angelegte Schlenderwege bequem zu Fuß abschreiten konnte. Damit ist das Areal mehr zu einem Vorzeigeprojekt für ökologischen Teeanbau avanciert, welches nicht nur viele Touristen anzieht, sondern an den Wochenenden sicherlich auch vielen Taipeinesen als Naherholungsgebiet dient. 

Einige Teeplantägchen, neben kleinen Reisfeldern und hier und da eine Bananenstaude.
Zurück am Gondeleingang schlurften wir noch einmal einen frischgepressten Guaven- bzw. Melonensaft und machten uns gegen 16:00 Uhr an den Rückweg. Der Andrang war schon recht groß – schließlich rückte der Betriebsschluss der Gondel um 17:00 Uhr nahe – so wurden wir auch zusammen mit zwei anderen Chinesinnen in eine herunterschwebende Gondel gepackt (hoch zu hatten wir eine für uns allein). Allerdings fragte ich mich schon, warum wir Geld für eine Gondel mit Fenstern ausgegeben haben, da Franz mit dem Schließen der Tür in den üblichen Dämmerzustand verfiel... (Gleiches gilt für Metros, Busse und Züge). 

Mit der Gondel ging es auch wieder hinab. Den schlafenden Franz durfte ich nicht mit posten...
Mit der Metro ging es zurück in die Stadt: das/ den (?) „Taipei 101“ wollten wir nun auch noch von Nahem sehen. Dumm nur, dass das Teil so nah war, dass meine Kamera die Spitze nicht mehr mit auf’s Bild pressen konnte. Nach einer kleinen Kuchenstärkung im Erdgeschoss des 101-Stockwerke hohen Gebäudes, war es dunkel geworden. In Taiwan, ähnlich wie in Tokio, dämmert es so gegen 17:00 Uhr. Bereits eine Stunde später ist es duster. Auf unserem Weg zum Busbahnhof Ost fand sich dann aber doch noch eine Möglichkeit das Wahrzeichen Taipeis abzulichten. 

Etwas einsam und verlassen steht er da; aber vielleicht kommen ja noch andere Skyscrapers hinzu.
Franz nutzte auch wirklich jede Gelegenheit, um sich irgendwo anzulehnen und die Äuglein zu schließen.
Vom Busbahnhof stiegen wir in einen der im 15-Minutentakt fahrenden Busse zum Flughafen und bezahlten somit nur ein Drittel des Preises unserer Hinfahrt, als wir der Bequemlichkeit halber ein Taxi genommen hatten (was den Vorteil hatte, dass wir bis vor die Haustür des Hostels gefahren wurden und es nicht suchen mussten). 

Kaum betraten wir den Flughafen, als die eisige Klimaanlagenluft das Ende des Sommers verkündete. Abendessen konnte daher erst nach einem Klamotten-Upgrade eingenommen werden. Da die Geschäfte doch schon 22:00 Uhr schlossen, konnten wir gar nicht duty-free-Shopping betreiben und waren gezwungenermaßen dazu verdonnert, unsere letzten Taiwan-Dollar zu behalten. Franz krallte sich die letzte der freien Liegen und erhob sich bis zum Boarding auch nicht wieder (War geplättet und nicht Willens, meine Augen auch nur eine Sekunde länger auf zu halten als nötig). 
Pünktlich landeten wir in Narita, wo einzelne Imbissbuden bereits ihre Türen für frühe Reisende geöffnet hatten und genehmigten uns ein kleines Frühstück. Die Fahrt mit dem Narita-Express nutzten wir, um dem rauschenden Regen dabei zuzuschauen, wie er alle Kirschblüten von den Bäumen wedelte und die Stadt in eine einzige große Pfütze verwandelte. Super…   
Dieser angebrochene Tag wurde dann genutzt, um die ersten Sachen aus Franzens Wohnungchen in die riesen Reisekoffer zu verstauen. Ihr glaubt gar nicht, wie viiieeel Zeug sich in einer sooo kleinen Bude so stapeln lässt, dass es dort zwar reinpasst, aber die Kofferpackerei zur wahren Schichtungskunst werden lässt. 

Wenn alle Sachen aus dem Schrank auf dem Bett ausgebreitet sind...
... dann kann auch der Franz im Schrank weggeräumt werden.
Nachdem die Dreckwäsche erst einmal aus dem Weg geräumt war und der Regen in Tokio aufgehört hatte zu fallen, machten wir uns noch auf, um eventuell doch noch die in voller Blüte stehenden Kirschbäume zu bewundern. Im Shinjuku gyoen genannten Park blühten sie noch in (fast) voller Pracht, sieht man den Blütenblättern ab, die dem Regen doch nicht haben standhalten können… oder im Sog unseres Geh-Windes von den Bäumen heruntertrudelten. Da der Park schon 16:30 Uhr seine Pforten schließt und nicht erst 17:00 Uhr, wie vom Franz angenommen, drehten wir nämlich eine Power-Spazierrunde durch den Park. 

Na, das sah ja noch ganz passabel aus.
Ich war jetzt auch endlich mal zur Kirschblüte da! Allerdings mit heftigem Heuschnupfen... HATSCHIII I I I   I  I   I.
Anschließend fuhren wir noch nach Harajuku, um für mich ein Küchenutensil (Essen-mit-sich-herum-trag-Dingens) zu kaufen, dass durch anschraubbare Module sehr praktisch veranlagt ist und nicht nur Kaltes frisch hält, sondern auch Warmes warm. (Solche Thermo-Gefäße sind nämlich praktisch, wenn Unis nicht einmal Mikrowellen zu bieten haben.) Da allerdings keine Saison für solche Dingens zu sein schien und die, die es zu kaufen gab, mir nicht zusagten, kehrten wir ohne heim. So kam ich jedoch noch in den Genuss die wohl schönste Dachterrasse ganz Tokios zu erklimmen und den Ausblick auf die hellerleuchtete Stadt zu haben (diesmal ohne etwas zu Essen).

Dachterasse, wo auch andere die Aussicht genossen. Zum Schnasseln war es einfach etwas zu frisch da oben. Der Wind blies uns doch ganz mächtiglich um's Näschen.
Harajuku by night.

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