Mit dem Shinkansen brausten wir von Tokyo Richtung Norden in
die Region Tohoku. Sendai, die uns beiden noch unbekannte Stadt in der
Küstenpräfektur Miyagi, war unser Ziel. Während der Zugfahrt schrieb ich fleißig
Blog, während beim Franz mal wieder der Kopf absackte. Na, wenigstens wurde
nicht geschnarcht.
In Sendai angekommen, schlossen wir unseren Koffer mal
wieder in ein Schließfach ein und machten uns auf eine erste Erkundungstour auf.
Sendai ist erstaunlich grün, ist man den Betonchic Tokioter Straßen gewohnt. Nicht
nur, dass man ringsherum das Gebirge in der Ferne sich erheben sieht und man
immer wieder auf Abschnitte des durch die Stadt mäandernden Hirose-Flusses
trifft, auch die größten Straßen der Stadt sind mit Zelkoven gesäumt. Google
weiß (ich nicht), dass es sich um ein Ulmengewächs handelt, welches hauptsächlich
in Südwest- und Ostasien beheimatet ist. Sowohl im Osten als auch im Westen der
Stadt sind größere Parkareale zu finden. Deswegen wurde die Stadt schon Mitte
des 19. Jahrhunderts mit dem Beinamen „Stadt der Bäume“ versehen.
Kaum aus dem Bahnhof heraus, fallem einem die mit Bäumen gesäumten Straßen auf. |
Bevor wir uns jedoch zum ersten kulturhistorischen Stätte
aufmachten, kehrten wir in einem kleinen Restaurantchen ein, was wohl von drei
jungen Leuten betrieben wurde. Franz meinte, es gäbe immer mehr solch‘
kleinerer Imbisse, die mit täglich wechselnden ein-zwei Menüs zur Mittagszeit
aufwarten, dabei aber nicht klassisch nur einer Gerichttradition verhaftet
bleiben, sondern kulinarisch vielfältiger sind. Jedenfalls war mein
Tomatencurry exzellent und von der Menge völlig ausreichend; Franzens
Zitronengras-Hühnchen hat auch super geschmeckt.
Danach konnte es losgehen: Natürlich zur Burg oder was davon
noch übrig geblieben ist. Sendai wurde 1600 von Date Masamune gegründet und
zeitgleich begannen auch die Bauarbeiten an der Burg, die, zu ihrer Bauumgebung
bezugnehmend, „Aobajō“ genannt wurde („Burg der Grünen Blätter“). Erst im Juli
1945 zerstörten Napalmbomben einen Großteil der Burg und die Umgebung. Dagegen richteten
das Erdbeben und der darauffolgende Tsunami von 2011 vergleichsweise wenige
Schäden in der Stadt an. Der unerwartete Sonnenschein ließ uns während des Aufstieges alle Pullover und Jacken ausziehen; die Temperaturen kletterten auf 20°C, in der Sonne war es bestimmt noch wärmer. Jedenfalls war es schön, mal wieder blauen Himmel auf Fotos zu haben.
Date Masamune. |
Anschließend suchten wir die Grabstätten der verschiedenen
Dates auf. Nach erfolgreicher Suche fanden wir auf Umwegen schließlich auch
die erhaltenen, bzw. wiederaufgebauten Mausoleen. Wiederaufgebaut wurden sie
Ende der 1970er und in den 1980er Jahren, wiederum restauriert und gekittet
nach dem Erdbeben 2011. In dem kleinen Museum erfuhren wir, dass Date Masamune
(1567-1636) gerade mal 159cm groß war. Dagegen musste sein Nachfolger, Date
Tadamune (1599-1658), mit 165 cm schon als groß bezeichnet werden, bedenkt man,
dass der Dritte im Bunde, Date Tsunamune (1440-1711), mit gerade mal 155 cm der
kleinste der Lords gewesen ist. Im Schatten der Bäume, auch einiger
Kirschbäume, schritten wir also die drei Mausoleen ab: Zuihoden, Kansenden und
schließlich den Zennoden. Neben den Ruhestädten der Feudalherren fanden sich auch
einige Stelen aufgereiht. Ein unschöner Brauch veranlasste nämlich einige der
Gefolgsleute sich verpflichtet zu fühlen, ihrem verstorbenen Herrn in den Tod
zu folgen. Ihre Leichen wurden zwar in den jeweiligen Familiengräbern
beigesetzt, die Stelen erinnern aber an ihre letzte Ehrerweisung gegenüber
ihrem Dienstherren.
Der Zuihoden. Date Masamunes letzte Ruhestädte. |
Eine Stelenreihe. Es gab ihrer mehrere... |
Bei Einbruch der Dunkelheit durchquerten wir die Stadt, um
zum Tsutsujigaoka Park zu gelangen, wo die angeblich schönste Kirschblüte von
ganz Sendai zu finden ist. Ähnlich wie in Ueno waren auch hier die
Baumkronen hübsch mit Laternen angeleuchtet und entsprechend viele Menschen waren
noch unterwegs. Einige taten dies aber schon nicht mehr selbstständig.
"Hauptstraße" durch den Tsutsujigaoka Park. |
Nach
diesem Abstecher in den Osten der Stadt, sammelten wir am Bahnhof unseren
Koffer ein und schlenderten in Richtung unseres Hostels, wo wir die nächsten
zwei Nächte nächtigen würden. Unterwegs schnasselten wir lecker, lecker Gyoza. Hm,
warum gibt es eigentlich nur Sushi-Restaurants in Deutschland?
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