Freitag, 8. April 2016

Taiwan, Taroko und Tuckerzug

Es konnte los gehen. Wir hatten einen Plan. Mit dem Bus von Taipei nach Luondong und von dort mit dem Zug Richtung Hualien weiter bis zum Taroko-Nationalpark. Wir hatten schließlich am Vortag Informationen eingeholt. Der schnöde Tourist ist natürlich mit einer Tour unterwegs. Der etwas wenig schödere Tourist nimmt den Express-Zug nach Hualien, um dann von dort mit dem Shuttle-Bus nach Taroko zu fahren, aber erstens ist diese Verbindung teurer und zweitens auch länger. Der Weg über Hualien ist nämlich ein Umweg. Schon 7:15 Uhr fanden wir Super-Touristen uns voll nach Plan am Schalter der „Kamalan“-Busse wieder und erstanden ein Kombiticket für die ca. 3-stünddige Bus- und Bahnfahrt für schlappe 134 Dollar (Taiwandollar wohlgemerkt, also so um die 4 € pro Nase). Der Andrang war riesig, der Busbahnhof voll und die Busse bereits belegt. Na toll. 

In einem Land, wo es mehr Busse als Privat-PKW zu geben scheint, wird jedoch schnell und effizient reagiert. Schwuppdiewupp saßen wir bequem in einem Extrabus, der mal ebenso in den eh schon sehr dichten Fahrplan eingeschoben wurde. (Die regulären Busse fuhren 7:15 Uhr und 7:35 Uhr usw. usf., unser fuhr pünktlich 7:26 Uhr ab, so, wie auf dem frischgedruckten Busticket vermerkt.) 
 
Dieses Bild zeigt zwar nicht den Andrang am Terminal, aber belegt die Vielzahl an Bussen und Taxen. Demgegenüber ist die Zahl an privaten PKW deutlich geringer.
Taiwanesische Busfahrten sind von vielen ruckartigen Stopps geprägt, weil die Fahrer nicht nur vor der vierrädrigen Konkurrenz Acht geben müssen, sondern auch von den vielen Zweirädern, die überall noch flux vorbeisausen, überrascht werden. Diese Dreckmiefen (nicht immer hornalt, oft jedoch nur mit Hilfe von Klebeband zusammengehalten) erfüllen wirklich GAR KEINEN wie auch immer geltenden Öko-Standard, findet man jedoch zu hunderttausenden auf Taiwans Straßen. Sie halten sich nicht immer ganz sooo streng an die Verkehrsregeln. Von Fahrradfahrern gar nicht erst zu reden.

Zwar nicht lungenfreundlich, aber immer ordentlich dicht an dicht abgestellt. Keine Platzhirsche ersichtlich, wie in manchen mit Parkplätzen knapp bemessenen Seitenstraßen Leipzigs...
... Gleiches gilt für Fahrräder (deutlich lungenfreundlicher!)
Zum Glück hatten wir nicht vor, unseren frühmorgendlichen Tee bzw. Kaffee im Blus zu schlurfen und so blieben die Klamotten suaber. Die Fahrt verlief reibungslos, bis es RUMMS machte: ein Auto hatte es zwar noch vor dem Bus geschafft, die Spur zu wechseln, der Busfahrer hat es aber nicht mehr geschafft, zu bremsen. Nix passiert. Das Auto hatte nicht einmal einen Kratzer. Trotzdem dauerte es fast eine Stunde, bis die Polizei erschien und das Protokoll aufnahm und ein neuer Extrabus angerückt kam (Irgendwo muss es eine ganze Armada von Extrabussen und Extrabusfahrern geben…). Dieser brachte uns aber doch noch nach Luodong. Dort werteten wir unsere Zugfahrkarten auf und konnte in den Express-Zug umsteigen, wo wir allerdings unsere Reise im Stehen fortsetzen mussten. 

In Xincheng / Taroko zu leicht unplanmäßiger Stunde angekommen, stellten wir fest, dass das Kaff wohl nur aus Bahnhof besteht, um die Leute in den Nationalpark zu kriegen, sonst gibbet nix, auch nicht zu futtern. Der öffentliche Nahverkehr ist auch etwas käfflich, jedenfalls fuhr so schnell kein Bus nirgendwohin und wir sattelten stattdessen auf ein Taxi um. Mit viel Hupkonzert haben wir schließlich gegen Mittag mit dem „Visitor-Center“, dem Startpunkt aller Wandertracks, das Ziel unserer Tour erreicht und marschierten einfach mal los, den Shakadang-Pfad entlang. 

Dunstverhüllte Berggipfel...

... und Kletteraffen.
Immer dem Flusslauf entlang und unter dem Fels hindurch ging es sich recht flott, ohne dabei im Pulk anderer Parkbesucher zu ersticken. Nach einer Stunde, bei den Imbissbuden, war Schluss. Wegen eines Taifuns, der den weiteren Streckenabschnitt stark beschädigt hatte, durften wir nicht weiter und mussten umkehren. Natürlich nicht, ohne vorher ein irgendwie süßlich und zirtonig schmeckendes Würstchen zu ergattern. 



Imbissbuden von hinten :)
Zurück ging es den gleichen Weg, was sich in der Zeit bemerkbar machte, schließlich hatte ich schon auf dem Hinweg fotofiert :). Am Startpunkt angekommen, warteten wir auf den Bus, der uns zum nächsten Startpunkt eines anderen Pfades bringen sollte. Nach vielem Hin-und-Her entschieden wir uns, an der nächsten Haltestelle (Bulawan) auszusteigen. Es winkten: Eine Aussichtsterasse, ein nachgebautes Dorf der Ureinwohner Taiwans, dem Taroko-Volk, und ein Pfad zur Swallow-Grotte. Wir dachten, wir hätten uns ein ambitioniertes, aber doch schafbares Programm für unsere verbliebene Zeit vorgenommen, bevor wir wieder - mit dem letzten Bus - zum Bahnhof zurückmussten. In Taiwan schließt alles „Öffentliche“ um 17 Uhr,  daher fuhr auch der letzte Bus 16:30 Uhr. Jedenfalls glauben wir das dem Fahrplan entnommen zu haben. Wir können uns irren, so genau wissen wir es nämlich immer noch nicht. Hier fährt jeder Bus eh, wann er eben kommt und abfährt. An den Fahrplänen steht extra drunter: „Uhrzeiten sind als Richtwerte zu betrachten“. Es scheint auch unterschiedliche Fahrpläne zu geben, jedenfalls wunderten wir uns über die Busse, die tatsächlich fuhren, und über jene, die wir nicht zu Gesicht bekamen… Egal, die Busse fahren und zumindest in Taipei fahren sie oft.

Jedenfalls erklommen wir in Bulawan zunächst die Aussichtsplattform und gelangten so bereits zum Taroko-Dorf, dass allerdings schon zu schließen schien – Den Souvenirshop und das Restaurant konnten wir daher nicht mit unserer Anwesenheit beehren. Die Zeit wurde genutzt, um mal wieder ein Blödel-Foto zu machen…

Im Tanzen war ich noch nie so richtig begabt, aber der "Standtanz" überforderte sogar mich nicht.
Nun ja, uns blieb ja noch ein Pfad zur Schwalben-Grotte. Wir fanden ihn blos nicht. Egal, mit einem Eis lässt es sich auch so schön die Zeit rumkriegen. Besonders wenn man quasi minütlich das Herabgleiten des Nebels am Berghang übereinem selbst live und in Farbe (also in Grautönen von hell bis dunkel) beobachten kann. 


Schließlich fanden wir doch den Pfad zum Pfad, mussten aber feststellen, dass der Taifun auch hier gewütet hat und selbiger nicht für Besucher freigegeben war. Zum Glück, so brauchten wir uns nicht zu ärgern, schließlich  hätten wir ihn jetzt eh nicht mehr in Angriff nehmen können. Eine entschlossene letzte Runde ums Carree überbrückte die Wartezeit auf den 16:30 Uhr-Bus zurück zum Bahnhof, wo die „Heute-Show“ die Zeit bis zur Abfahrt des Zuges, diesml direkt nach Taipei, zu überbrücken half. Zuckel, zuckel, holterdiepolter und ruckel, ruck, ru…. Der Bummelzug machte seinem Namen jedenfalls alle Ehre und so kamen wir so gut durchgeschaukelt wie schon lange nicht mehr spät abends in Taipei an.

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