Es konnte los gehen. Wir hatten einen Plan. Mit dem Bus von
Taipei nach Luondong und von dort mit dem Zug Richtung Hualien weiter bis zum
Taroko-Nationalpark. Wir hatten schließlich am Vortag Informationen eingeholt.
Der schnöde Tourist ist natürlich mit einer Tour unterwegs. Der etwas wenig schödere Tourist nimmt den Express-Zug nach Hualien, um dann von dort mit dem Shuttle-Bus nach Taroko zu fahren, aber erstens ist diese Verbindung teurer und zweitens auch länger. Der Weg über Hualien ist nämlich ein Umweg. Schon 7:15 Uhr fanden wir Super-Touristen uns voll nach Plan am Schalter der „Kamalan“-Busse wieder
und erstanden ein Kombiticket für die ca. 3-stünddige Bus- und Bahnfahrt für
schlappe 134 Dollar (Taiwandollar wohlgemerkt, also so um die 4 € pro Nase). Der
Andrang war riesig, der Busbahnhof voll und die Busse bereits belegt. Na toll.
In
einem Land, wo es mehr Busse als Privat-PKW zu geben scheint, wird jedoch schnell
und effizient reagiert. Schwuppdiewupp saßen wir bequem in einem Extrabus, der
mal ebenso in den eh schon sehr dichten Fahrplan eingeschoben wurde. (Die
regulären Busse fuhren 7:15 Uhr und 7:35 Uhr usw. usf., unser fuhr pünktlich 7:26 Uhr ab,
so, wie auf dem frischgedruckten Busticket vermerkt.)
Dieses Bild zeigt zwar nicht den Andrang am Terminal, aber belegt die Vielzahl an Bussen und Taxen. Demgegenüber ist die Zahl an privaten PKW deutlich geringer. |
Taiwanesische Busfahrten sind von vielen ruckartigen Stopps
geprägt, weil die Fahrer nicht nur vor der vierrädrigen Konkurrenz Acht geben
müssen, sondern auch von den vielen Zweirädern, die überall noch flux
vorbeisausen, überrascht werden. Diese Dreckmiefen (nicht immer hornalt, oft
jedoch nur mit Hilfe von Klebeband zusammengehalten) erfüllen wirklich GAR
KEINEN wie auch immer geltenden Öko-Standard, findet man jedoch zu hunderttausenden
auf Taiwans Straßen. Sie halten sich nicht immer ganz sooo streng an die
Verkehrsregeln. Von Fahrradfahrern gar nicht erst zu reden.
Zwar nicht lungenfreundlich, aber immer ordentlich dicht an dicht abgestellt. Keine Platzhirsche ersichtlich, wie in manchen mit Parkplätzen knapp bemessenen Seitenstraßen Leipzigs... |
... Gleiches gilt für Fahrräder (deutlich lungenfreundlicher!) |
Zum Glück hatten wir nicht vor, unseren frühmorgendlichen
Tee bzw. Kaffee im Blus zu schlurfen und so blieben die Klamotten suaber. Die
Fahrt verlief reibungslos, bis es RUMMS machte: ein Auto hatte es zwar noch vor dem Bus
geschafft, die Spur zu wechseln, der Busfahrer hat es aber nicht mehr geschafft, zu bremsen. Nix passiert. Das Auto hatte nicht einmal einen Kratzer. Trotzdem dauerte es fast eine Stunde, bis die Polizei erschien und das Protokoll
aufnahm und ein neuer Extrabus angerückt kam (Irgendwo muss es eine ganze
Armada von Extrabussen und Extrabusfahrern geben…). Dieser brachte uns aber
doch noch nach Luodong. Dort werteten wir unsere Zugfahrkarten auf und konnte
in den Express-Zug umsteigen, wo wir allerdings unsere Reise im Stehen
fortsetzen mussten.
In Xincheng / Taroko zu leicht unplanmäßiger Stunde angekommen, stellten wir fest, dass das Kaff
wohl nur aus Bahnhof besteht, um die Leute in den Nationalpark zu kriegen,
sonst gibbet nix, auch nicht zu futtern. Der öffentliche Nahverkehr ist auch
etwas käfflich, jedenfalls fuhr so schnell kein Bus nirgendwohin und wir
sattelten stattdessen auf ein Taxi um. Mit viel Hupkonzert haben wir
schließlich gegen Mittag mit dem „Visitor-Center“, dem Startpunkt aller
Wandertracks, das Ziel unserer Tour erreicht und marschierten einfach mal los, den Shakadang-Pfad entlang.
Dunstverhüllte Berggipfel... |
... und Kletteraffen. |
Immer dem Flusslauf entlang und unter dem Fels hindurch
ging es sich recht flott, ohne dabei im Pulk anderer Parkbesucher zu ersticken.
Nach einer Stunde, bei den Imbissbuden, war Schluss. Wegen eines Taifuns, der
den weiteren Streckenabschnitt stark beschädigt hatte, durften wir nicht weiter
und mussten umkehren. Natürlich nicht, ohne vorher ein irgendwie süßlich und zirtonig schmeckendes Würstchen zu ergattern.
Imbissbuden von hinten :) |
Zurück ging es den gleichen Weg, was sich in der Zeit
bemerkbar machte, schließlich hatte ich schon auf dem Hinweg fotofiert :). Am Startpunkt
angekommen, warteten wir auf den Bus, der uns zum nächsten Startpunkt eines
anderen Pfades bringen sollte. Nach vielem Hin-und-Her entschieden wir uns, an
der nächsten Haltestelle (Bulawan) auszusteigen. Es winkten: Eine Aussichtsterasse, ein
nachgebautes Dorf der Ureinwohner Taiwans, dem Taroko-Volk, und ein Pfad zur Swallow-Grotte.
Wir dachten, wir hätten uns ein ambitioniertes, aber doch schafbares Programm
für unsere verbliebene Zeit vorgenommen, bevor wir wieder - mit dem letzten Bus
- zum Bahnhof zurückmussten. In Taiwan schließt alles „Öffentliche“ um 17 Uhr,
daher fuhr auch der letzte Bus 16:30 Uhr. Jedenfalls glauben wir das dem Fahrplan
entnommen zu haben. Wir können uns irren, so genau wissen wir es nämlich immer
noch nicht. Hier fährt jeder Bus eh, wann er eben kommt und abfährt. An den
Fahrplänen steht extra drunter: „Uhrzeiten sind als Richtwerte zu betrachten“.
Es scheint auch unterschiedliche Fahrpläne zu geben, jedenfalls wunderten wir
uns über die Busse, die tatsächlich fuhren, und über jene, die wir nicht zu
Gesicht bekamen… Egal, die Busse fahren und zumindest in Taipei fahren sie
oft.
Jedenfalls erklommen wir in Bulawan zunächst die
Aussichtsplattform und gelangten so bereits zum Taroko-Dorf, dass allerdings
schon zu schließen schien – Den Souvenirshop und das Restaurant konnten wir
daher nicht mit unserer Anwesenheit beehren. Die Zeit wurde genutzt, um mal
wieder ein Blödel-Foto zu machen…
Im Tanzen war ich noch nie so richtig begabt, aber der "Standtanz" überforderte sogar mich nicht. |
Nun ja, uns blieb ja noch ein Pfad zur Schwalben-Grotte. Wir fanden ihn blos
nicht. Egal, mit einem Eis lässt es sich auch so schön die Zeit rumkriegen.
Besonders wenn man quasi minütlich das Herabgleiten des Nebels am Berghang
übereinem selbst live und in Farbe (also in Grautönen von hell bis dunkel) beobachten
kann.
Schließlich fanden wir doch den Pfad zum Pfad, mussten aber feststellen,
dass der Taifun auch hier gewütet hat und selbiger nicht für Besucher
freigegeben war. Zum Glück, so brauchten wir uns nicht zu ärgern,
schließlich hätten wir ihn jetzt eh
nicht mehr in Angriff nehmen können. Eine entschlossene letzte Runde ums Carree
überbrückte die Wartezeit auf den 16:30 Uhr-Bus zurück zum Bahnhof, wo die „Heute-Show“
die Zeit bis zur Abfahrt des Zuges, diesml direkt nach Taipei, zu überbrücken
half. Zuckel, zuckel, holterdiepolter und ruckel, ruck, ru…. Der Bummelzug machte
seinem Namen jedenfalls alle Ehre und so kamen wir so gut durchgeschaukelt wie
schon lange nicht mehr spät abends in Taipei an.
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