Montag, 18. April 2016

Takadanobaba – zwar ohne Alibaba aber schließlich doch mit Beute – in Ikebukoro (08.04.2016)

Die größten Haufen waren verstaut, die gewaschene Wäsche hing überall von allen Stangen in der Bude und Platz war immer noch knapp. Da traf es sich gut, dass wir es noch ein mal wissen wollten: Sind wirklich schon alle Blüten gefallen? Wir verließen also unsere Schlafstätte und fuhren diesmal nach Takadanobaba zum Kanal. Dort erhofften wir bei weniger Menschenandrang als in Naka-Meguro (Tag 1) noch schönblühende Kirschbäume entlang des Kandaflusses anzutreffen. Wer sagt’s denn: Kaum eine Seele unterwegs und die Bäumchen hielten auch noch tapfer ihre Blüten bei den Stängelchen.
 
Der Regen hatte noch nicht so viel Schaden angerichtet und so habe ich das Herabrieseln der Kirschblüten nicht miterlebt.
Auf der Rücktour standen wir plötzlich vor einer Sackgasse und ganz unjapanisch kletterten wir einfach das Mäuerchen hoch und liefen ganz illegal an den Schienen entlang bis zum nächsten Fußweg. Komisch, stand gar Niemand mit Fähnchen herum, der uns hätte vor diesem gefahrvollen Weg warnen können… Ganz unbeschadet, aber mit knurrendem Magen, kehrten wir im Restaurant Seizeriya ein, eine Ladenkette, die mit pseudo-italienischem Flair aufwartet, aber angenehm kleine Mittagsportionen zu sehr anständigen Preisen anbietet. 

Gestärkt stiegen wir in die Bahn und fuhren nach Ikebukoro, um nach einer neuen Windjacke für mich Ausschau zu halten. Meine allerschönste Lieblingsjacke, die mir seit sage und schreibe 15 Jahren durch jede Wetterlage gefolgt ist, wurde in einem unachtsamen Moment mal gegen das Licht gehalten… Die unerbittlichen Sonnenstrahlen offenbarten beim Durchleuchten des Stoffes ein sich auflösendes Innenleben. Zum Glück wurde diese Jacke vor ihrem Dahinscheiden auf einer japanischen Müllsammelecke in voller Pracht auf einem Foto verewigt (vorangegangener Blogeintrag, 10tes Bild). 
In Ikebukoro schlugen wir uns mal zu jenem, mal zu einem anderen Lageplan durch und suchten nach den entsprechenden Outdoor-Bekleidungs-Geschäften und wo sie zu finden sind. In diesem Gewimmel an Einkaufstempeln (die meiner Auffassung nach alle gleich aussehen, wirklich ALLE) mit ihren Verbindungsgängen zur Metro, zu den Zügen und Bussen kann man schon mal den Überblick über den eigenen Standort verlieren. Jedenfalls fanden wir den angestrebten Laden nicht und kehrten stattdessen in Franzens Lieblingsshop ein. Dreimal dürft ihr raten, wer zuerst eine Jacke erbeutet hat… Typisch!

Keine halbe Stunde später hatte ich jedoch auch eine gesehen, zielstrebig anvisiert, mir vom Haken geschnappt, anprobiert und zum Kauf auserkoren. Die Jacke wartet natürlich im Anka-Chic auf und kommt ganz ohne Rüschen, Schleifchen und Muster aus und so ein Dunkelblau ist auch ganz toll. So schnell hatte ich noch nie eine Jacke gefunden! Allerdings durfte ich sie nicht gleich mitnehmen; Franz musste erst einmal Geld kaufen gehen, was bei diesen Entfernungen schon mal eine weitere halbe Stunde dauern kann. Dann schmückte ich sie gleich an und es konnte weiter gehen.

UND: Ganz tapfer habe ich noch am gleichen Abend aus meiner alten Jacke die Reisverschlüsse herausgetrennt und den Rest in den japanischen Müll gegeben, damit nicht unnötiges Gepäck unsere Heimkehr belastet. Nur der Franz, der hat das nicht gemacht und alle seine Jacken eingepackt… (:P bäätsch)

Gegen Abend fuhren wir dann doch nach Ueno, dem Bahnhof, wo ich bei meiner ersten Japanreise vergeblich nach dem Franz Ausschau gehalten habe. Dort stehen schließlich auch eine Menge angeleuchteter Kirschbäumen herum. Unter dieser im Verhältnis kleiner Menge an Bäumen saßen erstaunlich viiieeele Menschen, die sich feucht-fröhlich zu prosteten. Jeder hatte seinen Quadratmeter ordentlich mit einer Decke markiert, die Schuhe wurden davor abgestriffen und der anfallende Müll sorgsam in den dafür vorgesehenen Behältnissen entsorgt. Ich glaube, so gesittet geht es wirklich nur in Japan zu; auch wenn der oder die jene/r oder andere/r ordentlich einen im Tee (?) hatte. 

Auch für alle des Japanischen Nichtmächtigen verständlich und ungefähr alle 30 Meter zu finden.
So 'ne angestrahlte Kirchbaumallee hat schon was...
... auch wenn es immer dunkler wird und die Laternen Mühe haben, dagegen anzukommen.
Dafür, dass es ziemlich frischlich war, saß viel Volk auf den mitgebrachten Decken in den dafür vorgesehenen und gekennzeichneten Flächen auf dem Asphalt und süffelte Aljohol. 
Nicht ganz so spät schlüpften wir ins Bett und schlossen die Äugelein. Die Abfahrt zu unserem Kurztrip nach Sendai war schließlich für den nicht ganz so späten Morgen anberaumt.  

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