Die größten Haufen waren verstaut, die gewaschene Wäsche
hing überall von allen Stangen in der Bude und Platz war immer noch knapp. Da
traf es sich gut, dass wir es noch ein mal wissen wollten: Sind wirklich schon
alle Blüten gefallen? Wir verließen also unsere Schlafstätte und fuhren diesmal nach Takadanobaba zum Kanal. Dort
erhofften wir bei weniger Menschenandrang als in Naka-Meguro (Tag 1) noch schönblühende
Kirschbäume entlang des Kandaflusses anzutreffen. Wer sagt’s denn: Kaum eine
Seele unterwegs und die Bäumchen hielten auch noch tapfer ihre Blüten bei den
Stängelchen.
Der Regen hatte noch nicht so viel Schaden angerichtet und so habe ich das Herabrieseln der Kirschblüten nicht miterlebt. |
Auf der Rücktour standen wir plötzlich vor einer Sackgasse
und ganz unjapanisch kletterten wir einfach das Mäuerchen hoch und liefen ganz
illegal an den Schienen entlang bis zum nächsten Fußweg. Komisch, stand gar
Niemand mit Fähnchen herum, der uns hätte vor diesem gefahrvollen Weg warnen
können… Ganz unbeschadet, aber mit knurrendem Magen, kehrten wir im Restaurant Seizeriya ein, eine Ladenkette, die mit pseudo-italienischem Flair aufwartet, aber angenehm
kleine Mittagsportionen zu sehr anständigen Preisen anbietet.
Gestärkt stiegen wir in die Bahn und fuhren nach Ikebukoro,
um nach einer neuen Windjacke für mich Ausschau zu halten. Meine allerschönste
Lieblingsjacke, die mir seit sage und schreibe 15 Jahren durch jede Wetterlage
gefolgt ist, wurde in einem unachtsamen Moment mal gegen das Licht gehalten… Die
unerbittlichen Sonnenstrahlen offenbarten beim Durchleuchten des Stoffes ein
sich auflösendes Innenleben. Zum Glück wurde diese Jacke vor ihrem
Dahinscheiden auf einer japanischen Müllsammelecke in voller Pracht auf einem
Foto verewigt (vorangegangener Blogeintrag, 10tes Bild).
In Ikebukoro schlugen wir uns mal
zu jenem, mal zu einem anderen Lageplan durch und suchten nach den
entsprechenden Outdoor-Bekleidungs-Geschäften und wo sie zu finden sind. In
diesem Gewimmel an Einkaufstempeln (die meiner Auffassung nach alle gleich
aussehen, wirklich ALLE) mit ihren Verbindungsgängen zur Metro, zu den Zügen
und Bussen kann man schon mal den Überblick über den eigenen Standort
verlieren. Jedenfalls fanden wir den angestrebten Laden nicht und kehrten
stattdessen in Franzens Lieblingsshop ein. Dreimal dürft ihr raten, wer zuerst
eine Jacke erbeutet hat… Typisch!
Keine halbe Stunde später hatte ich jedoch auch eine
gesehen, zielstrebig anvisiert, mir vom Haken geschnappt, anprobiert und zum
Kauf auserkoren. Die Jacke wartet natürlich im Anka-Chic auf und kommt ganz
ohne Rüschen, Schleifchen und Muster aus und so ein Dunkelblau ist auch ganz
toll. So schnell hatte ich noch nie eine Jacke gefunden! Allerdings durfte ich
sie nicht gleich mitnehmen; Franz musste erst einmal Geld kaufen gehen, was bei
diesen Entfernungen schon mal eine weitere halbe Stunde dauern kann. Dann
schmückte ich sie gleich an und es konnte weiter gehen.
UND: Ganz tapfer habe ich noch am gleichen Abend aus meiner
alten Jacke die Reisverschlüsse herausgetrennt und den Rest in den japanischen
Müll gegeben, damit nicht unnötiges Gepäck unsere Heimkehr belastet. Nur der
Franz, der hat das nicht gemacht und alle seine Jacken eingepackt… (:P bäätsch)
Gegen Abend fuhren wir dann doch nach Ueno, dem Bahnhof, wo
ich bei meiner ersten Japanreise vergeblich nach dem Franz Ausschau gehalten
habe. Dort stehen schließlich auch eine Menge angeleuchteter Kirschbäumen
herum. Unter dieser im Verhältnis kleiner Menge an Bäumen saßen erstaunlich
viiieeele Menschen, die sich feucht-fröhlich zu prosteten. Jeder hatte seinen
Quadratmeter ordentlich mit einer Decke markiert, die Schuhe wurden davor abgestriffen
und der anfallende Müll sorgsam in den dafür vorgesehenen Behältnissen
entsorgt. Ich glaube, so gesittet geht es wirklich nur in Japan zu; auch wenn
der oder die jene/r oder andere/r ordentlich einen im Tee (?) hatte.
Auch für alle des Japanischen Nichtmächtigen verständlich und ungefähr alle 30 Meter zu finden. |
So 'ne angestrahlte Kirchbaumallee hat schon was... |
... auch wenn es immer dunkler wird und die Laternen Mühe haben, dagegen anzukommen. |
Dafür, dass es ziemlich frischlich war, saß viel Volk auf den mitgebrachten Decken in den dafür vorgesehenen und gekennzeichneten Flächen auf dem Asphalt und süffelte Aljohol. |
Nicht ganz so spät schlüpften wir ins Bett und schlossen die
Äugelein. Die Abfahrt zu unserem Kurztrip nach Sendai war schließlich für den nicht
ganz so späten Morgen anberaumt.
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