Donnerstag, 1. August 2013

"Happiness Science" und weniger schönes Seppuku: die 47 Ronin

Tja, vom Anfang des Monats springen wir auch gleich zur Prüfungswoche und den letzten Unterrichtstagen.

Mit dem Religionsunterricht ging es 10. Juli (Mi) zur Koufuku no Kagaku, bzw. "Happy Science". Das ist eine erst 1986 gegründete Neue Religion, die allerdings ziemlich guten Zulauf hat. So gut jedenfalls, dass aus "Spendengeldern" (Bereiten wir uns auf unseren Eintritt ins Paradies vor, indem wir lernen, Materielles abzugeben und loszulassen. Wer darin gut ist, kommt ganz sicher ins Paradies.) bereits eine Middle- und Highschool gebaut wurden. Die Universität der Gruppe wird nächstes Jahr eröffnet. 

Die Doktrin der Gruppe lautet so: Der Gott "El Cantare" sei natürlich ewig und überhaupt, und sei schon daaaamals im Alten Griechenland als Hermes wieder geboren worden. Deswegen sehen die Gebäude der Gruppe von außen auch ziemlich Akropolis-mäßig aus.  Danach sei der Gott natürlich auch z.B. als der historische Buddha Sidharta Gauthama wieder geboren worden etc., Damit haben sie schon mal etliche Religionen eingepackt. Wenn man in das Gebäude in Tokyo rein geht, sieht man zunächst ein Kitsch-triefendes Altarbild, in dem Buddhas und Engelchen sich in göttlichem Licht antrompeten. Die Gruppe soll quasi das Verschmelzen der westlichen und östlichen Welt = Weltfrieden bringen. Auf die Frage einer Studentin, was denn mit Afrika sei, wusste man nichts zu sagen. (Wurde wohl zum Westen gezählt...) Naja, war jedenfalls recht spaßig. 

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Im Anschluss ging es noch zum Sengakuji-Tempel, an dem die 47 Ronin begraben liegen. Die Geschichte handelt von einem berühmten Ereignis, bei dem 47 Krieger den Tod ihres Herrn rächten.

Gräber sind in Japan wohl schon immer recht spartanisch eingerichtet: Das sind sie alle. In dem kleinen Schrein natürlich der des Lords Asano, der gerächt wurde.   

Die Kurzfassung (Wikipedia lässt grüßen) lautet so: Im Jahre 1701 wurden zwei Daimyō (Fürsten) an den Hof des Shōgun in der Burg Edo gerufen. Es handelte sich um Kamei Korechika sowie Asano Naganori. Sie wurden mit der Aufgabe betraut, eine Empfangszeremonie für das Gefolge des Abgesandten des Higashiyama-Tennō vorzubereiten, der am Hof des Shōgun erscheinen würde. Zur Unterweisung in der nötigen höfischen Etikette waren sie auf den Zeremonienmeister Kira Kōzuke no Suke Yoshihisa angewiesen, der im Shōgunat von Tokugawa Tsunayoshi ein mächtiges Amt innehatte. Aber: Die Daimyo hatten ihm vorgeblich zu geringe Geschenke als Kompensation für die Unterweisungen gebracht und er machte seine Sache sehr nachlässig. Während Asano das ertrug, wurde Kamei immer erzürnter und plante, den Hofmeister Kira zu töten. Kameis aufmerksame Ratgeber übergaben jedoch insgeheim Kira eine große Bestechungssumme und verhinderten so diesen Mord, Kira behandelte Kamei daraufhin sehr zuvorkommend und dieser beruhigte sich.

Asano jedoch dachte nicht daran, sich zu fügen und verletzte Kira, als er die Beherrschung verlor.
Kiras Verletzung war nicht wirklich schwer, aber ein Angriff auf einen Hofbeamten des Shōgunats selbst war schwerwiegend - schon das Ziehen einer Waffe galt in der Burg von Edo, der Residenz des Shōgun, als eine Straftat, die mit der Todesstrafe geahndet wurde, weshalb man Asano nahelegte, Seppuku zu begehen. Nach Asanos Selbstmord am gleichen Tage wurden seine Güter und Ländereien eingezogen und Asanos Samurai wurden zu herrenlosen Rōnin.

Diese töteten Kira und begingen dann selbst Seppuku. Die Ereignisse gelten als vorbildliches Beispiel für die bedingungslose Treue der Samurai (der Ausdruck Rōnin bezeichnet einen herrenlosen Samurai). Sie werden teils zu den Nationalmythen Japans gezählt. Das Unschöne an der Geschichte ist ja mal wieder, dass die Ronin am Ende zwar brav Seppuku begangen haben (ritueller Selbstmord), dass man aber ihre gesamten Familien wohl ebenfalls drangekriegt hat.
Dass man die Familienehre durch Selbstmord reinwaschen kann und die Familien dann verschont werden, ist wohl entweder nur eine nette Geschichte, oder wurde erst später eingeführt, wie's scheint.

Wie sich Parteien einkratzen können: Man stelle einfach mal Bänke auf, damit sich Mensch hinsetzen kann. Clever. 

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