Freitag, 30. März 2012

Nikko

Jetzt ist doch wieder mehr Zeit ins Land gegangen, als gedacht, aber das Warten hat ein Ende. Hier der letzte Reisebericht meiner Japantour 2012:

Da war es wieder, das von Franzen so oft beschworene mystische Wetter, das ich eher als mistig-nibulös bezeichnen würde. Aber egal, wir hatten Wetter, das ist ja schon mal was. Zusammen mit drei von Franzens Bekanntschaften aus dem Wohnheim stiegen wir in den Zug, der uns ohne Zwischenfälle, Verspätungen oder andere erwähnenswerte Vorkommnisse nach Nikko verbrachte. Kaum 10 Minuten aus dem Bahnhof heraus und nach 50 Metern zurückgelegtem Weg zum Ausflugsziel fing es zu regnen an und hörte an diesem Tag auch nicht wieder auf; nicht eine Regenpause, nicht einmal für 5 Minuten. Also stiefelten wir mit Kapuze ausgestattet und gezücktem Regenschirm weiter. Der „Nikko-World-Herritage-Pass“ für schlappe 3800 ¥ pro Person beinhaltete die Hin- und Rückfahrt von Asakusa aus und berechtigte außerdem zur Besichtigung der wichtigsten Tempel und Schreine, von denen es auch in Nikko eine nicht gerade kleine Anzahl gibt. Heilige Quellen, Bäume, Stelen nicht mit gerechnet, für die man aber auch keinen Eintritt löhnen muss, sondern mehr oder weniger darüber stolpert. Los ging es gleich mit einem Tempel in „Verpackung“, der die übliche Restaurierungszeit erreicht hatte.

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Wetter und Tempel

Nach ein wenig Stau an einer Reihe von kleineren Buddhastatuen mit anschließendem Verkaufsstand mit Talismanen waren wir wieder draußen. Wir, d.h. Franzen und ich. Wartend wurde mir wieder einmal klar, dass ich kein Gruppenmensch bin und lieber mein eigenes Tempo gehe. Nichts desto trotz blieb die Gruppe zusammen und erkundete weitere drei, vier Tempel. Die habt ihr nun schon mehrfach in anderen Nikko-Berichten gesehen, daher lassen wir das an dieser Stelle. Zu sagen gibt es bloß: Es lag SCHNEE.

Zum Schluss wollte ich unbedingt noch die Jizo-Statuen sehen, die in Reiseführern und Fotos immer so abgebildet werden, dass man einfach denken MUSS, sie säßen in endlosen Reihen an einem verlassenem Ort irgendwo tief im Wald. Die Gruppe entschloss sich erst was zu essen, anschließend zu den Jizos zu gehen und dann zum Zug zurück zu tigern. Gesagt und fast getan. Das Gaststädtchen war ulkig. An der Tür begrüßte ein Schild auf Englisch ausdrücklich auch alle Vegetarier, ausgewählte Speisen wurden auf Spanisch angepriesen. Der Innenraum mit drei Tischen – oder waren es doch noch vier? – war über und über mit Zettelchen, Postkarten, Kritzeleien gespickt und an Hand der Sprüche, Witze, Grüße konnte man erahnen, dass Nikko in den Japan-Reiseführern aller Sprachen dieser Erde mit drin ist :). Die resolute ältere Köchin/ Besitzerin/ Kellnerin nahm sich auch kurzerhand des nassen Haares unseres englischen Begleiters an und nachdem also nach einem 15-maligen „Daijobu“ (oder wie man das auch immer transkribiert…es heißt jedenfalls so viel wie „Daijobu?“ – „Geht‘ s so?/ Alles in Ordnung?“ und „Daijobu.“ – „ja, alles o.k.“) die Haare verstrubbelt aber etwas trockner wieder an ihren richtigen Platz und gewünschte Ordnung gebracht waren, war auch das Essen servierbereit.

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Gaststättchen

Dieses hat geschmeckt, obwohl ich mit meinen Gyoza (hab‘ immer noch nicht gefragt, wie man die „richtig“ schreibt, es sind jedenfalls die gefüllten Teigtaschen – von denen ich immer noch weiß, wie man sie schreibt: „T-E-I-G-T-A-S-C-H-E-N“) wieder nur belächelt wurde. Ich würde zu wenig essen. Hey! Drei Mahlzeiten am Tag und das mehr oder weniger regelmäßig – das hab‘ ich sonst höchst selten! Mampf, mampf… die Zeit verging. Es blieb eine Stunde, um die Jizos aufzusuchen und es machten sich auch tatsächlich alle im strammen Tempo auf den Weg. Zwei blieben schon etwas zurück und als wir den Weg nicht gleich auf Anhieb fanden, strich auch die dritte im Bunde die Segel, und alle drei kehrten schon zum Bahnhof zurück, um den Zug nicht zu verpassen. Na ja, auch verständlich, schließlich mussten alle drei nicht nur nach Asakusa, sondern noch weiter und Tokyo ist – wie jetzt hinreichend bekannt sein dürfte – groß und die Entfernungen entsprechend. Blieben Franzen und ich übrig. Wir fanden die Jizos und nun weiß ich wenigstens, dass die Bilder von langen Reihen tief im Wald verborgener Jizos geschummelt sind - auf den Winkel des Objektivs kommt es an :). Auf einem eisüberzogenem Pfad und vorbei an einer Schlammpiste, die sich an einen Parkplatz mit Klohäuschen anschlossen, trafen wir die Jizos an. Alle in Reihe aber bei weitem nicht unendlich viele und der tiefe Wald entpuppte sich als Stückchen grünen Berghanges. Egal, nun kann ich wenigsten ruhig geschlafen, ich hab’s gesehen.


... und der Beweis, auf den Winkel kommt es an :)

Nun hatten wir noch etwas Zeit ehe unser Zügele abfahren sollte, es regnete und es frischte auf (nicht dass es an diesem Tag warm gewesen wäre, aber es wurde eben noch kälter). Ein Schokolädchen mit einem Stückelchen von einem Küchelchen waren jetzt angebracht. Nun ist Nikko ein Ort, ähnlich wie Kamakura in der Nähe von Yokohama (siehe Bericht 2009) mit bergigem Gelände, waldbewachsen und Flüsschen nebenan mit Tempeln und Schreinen zwischendrin.

unsere erste Tempelanlage

Kleine Gaststättchen und Souvenierlädchen gesellten sich erst später dazu, was dazu führt, dass mit der Schließzeit der Tempelanlagen um 17:00 im Städtchen die Bürgersteige hochgeklappt werden. Nun, unser Zug ging aber erst kurz nach 18:00… Wir fanden immerhin ein Cafe, das noch offen hatte und waren die einzigen, für die der "Warm-Wind-Macher" eingeschaltet wurde. Die Tasse heißer Schokolade konnte richtig genossen werden, weil richtig gut, der Preis musste eher mit Erstaunen zur Kenntnis genommen und bezahlt werden :). Der Kuchen hat auch geschmeckt… und weil kein Zitronenkuchen mehr da war, mussten wir mit Schoko Vorlieb nehmen. Was kann man denn gegen Schokokuchen einwenden? Genau: NICHTS! Lecker. Aber die Ladeninhaberin war untröstlich erließ und 100 ¥ bei der Endrechnung und schenkte und zudem noch 6 selbstgefertigte winzige Origami-Kraniche. Wie faltet man die denn bitte? Mit Lupe und Pinzette?!

Zurück im Hostel wurden Sachen sortiert, umsortiert, einsortiert und aussortiert. Mein Rucksack füllte sich, wurde praller, barst aber nicht. Gut, dass wir schon weitere 10 Kilo Bücher und Schuhe mit der Post verschickt hatten.

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