Donnerstag, 9. Juli 2009

Testphase II

Der Donnerstag gehört zu Franzis bevorzugten Uni-Tagen, da bin ich ihr ein wenig im Wege. Da ich Test I so gut bestanden hatte, konnte ich an die zweite Stufe mutig herangehen: Fast einen ganzen Tag allein durch Tokyo.
Ausgerüstet mit einem klaren Ziel und einem Zettel, auf dem Linien, Stationen und Richtungen der Bahn vermerkt waren, machte ich mich frohgemut auf den Weg und fand auch alles ganz einfach bis zum ersten Schreck - die Bahncard war weg. Einfach weg, völlig unerklärlich. Alles ausgepackt und durchsucht, ein zweites Mal - nix. Ich muss sie nach der Schranke neben das Fach gesteckt haben, keine Ahnung, wie das geht. Erste Panikreaktion vorbei, was tun? In Japan kommt nix weg, da wird einem das Geld noch hinterhergetragen, also ab zum Service - Punkt, Meldung machen.
Durch eine große Glasscheibe wurde mir - als Ausländerin nicht zu übersehen - schon von Weitem von zwei adretten jungen Burschen zugewunken - einer mit den Händen, einer mit der Karte und einem kleinen Formular. Ich unterschrieb und dabei taten die beiden, als ob ich ihnen einen Gefallen getan hätte. Wahnsinn!!!
Derart beglückt konnte der Tag nur noch schön werden und wurde es auch. Mich hat die klebrige Feuchte bei 30 °C absolut nicht mehr gestört und ich fuhr das letzte Stückchen zum Ziel.

So, und jetzt zur spannenden Frage - Wo war ich denn? Genau hinsehen!

Falsch!


Ich war in Odaiba. Das ist eine künstlich aufgeschüttete Insel, noch nicht ganz fertig, aber schon voller Museen, Parks und Hightech. Wenn man am Teleport aus der Bahn fällt, sieht man als erstes ein Riesenrad.
Es kommt einem von unten so vor, als ob es sich fast nicht bewegt, aber in einer Gondel ist das sicher anders.
Auf der anderen Seite sieht man das Fuji TV Hauptquartier, nicht sehr schön, aber imposant.

Hat man es auf die Nord-Seite der Insel geschafft, kann man auf den Tokyo-Beach schauen, auf die Shopping - Meile, die Rainbow Bridge, welche die Insel mit dem Festland verbindet.

So nennt sich das Ganze.

Herzzerreißend weinende Eisbärchen künden von ihrem Aussterben, leider brauchen sie dazu ziemlich viel Strom, denn sie leuchten im Dunkeln.

Geht man die Promenade entlang weiter nach Westen, so sieht man den Hafen - er ist riesig und geht ewig weiter.



Danach geht man über eine ewig lange Brücke, unter der Straßenverkehr tobt, zum Academic Park mit Schulen und Instituten, Technischen Museen und dem Telecom Center.



Die Gebäude sind alle fertig, aber die Insel wird noch begrünt, gerade heute war wieder Baum- pflanz - Tag. Damit das keiner übersieht oder zu Schaden kommt, steht ein Männlein und leitet Spaziergänger um Autos und Bäume herum. Wenn keiner zu leiten ist, macht er Faxen, deshalb ist er nicht gut getroffen. Er fabriziert völlig unnötige Dreheungen um sich selbst, kombiniert mit etwas, das wie Karate aussieht, und kann sich vor Lachen kaum halten.



Das Akademische Viertel besteht hauptsächlich aus Glas, viel Glas, und alles spiegelblank. Außerdem steht ein wenig moderne Kunst herum, dazwischen Grün mit Bänken, auf denen sich die Akademiker in der Mittagspause ausruhen.



Aber es gibt auch hin und wieder Geschmacksverirrungen und Hinweise auf die Olympia- Bewerbung.



Von welchem Ereignis dieser Kunde übrig blieb, kann ich nicht sagen, aber es muss etwas Großes gewesen sein. Die Aufräumarbeiten waren noch im Gange, und immer noch strömte viel Volk herbei, um Fotos zu machen oder einfach nur zu staunen.

Auch sonst sind auf der Insel noch skurrile Dinge zu finden - in einem Riesen - Vergnügungspark (von dem man eben das Riesenrad bis sonstwohin sieht). Aber auch ein Hochzeits - Village (sieht bisschen nach Disneyland aus) lässt keinen Kitsch nach unseren Maßstäben aus. Den Leuten dort scheint es zu gefallen, sie würden sonst nicht zu Billionen dort hinpilgern.

Daneben gibt es auch jede Menge sinnvolle Sachen - den Hafen natürlich, Messegelände, ein Krankenhaus, Sportgelände u.a.m. Ich habe nicht alles ansehen können, denn langsam war die Mittagszeit erheblich überschritten und ich wollte noch mit Franz zum Tokyo- Tower.

Das ist der Eingang zum Messegelände, direkt gegenüber ist der Eingang zur Bahn, diesmal eine Zuckelbahn - nach japanischen Maßstäben). Wer mit der fährt, kann die Aussicht rundum genießen und fährt einen Kreisel über die Rainbow Bridge in die Stadt zurück. Überirdisch und so, dass man noch Fotos machen kann.
Ich habe auch diesmal den Umsteigetest bestanden und war pünktlich auf die Minute 15. 00 an der Uni.

Mit Franziska ging es also dann zum Tower, wo wir auch gleich eine Kleinigkeit einwarfen, um dem Restwandertag entgegenzugehen. Dabei hatte ich eine interessante, wenn auch schweigsame Begegnung.



Nicht weit von diesem Hightech- Teil, der für viel Radio und Fernsehen in diesem Land zuständig ist, kamen wir durch einen kleinen Park zu einem Friedhof. Interessant schienen mir die Opfergaben. Ein Stück weiter wieder eine große Jizo - Abteilung, bevor man den Tempel erreicht. Dort waren gerade zwei Mönche dabei, mit Weihrauch, Trommeln und ihrer Stimme den Raum zu füllen, deshalb nur ein heimliches Foto ohne Blitz. Das "Ommmm" brummt gewaltig.



Habt ihrs erkannt? Eine Dose Bier!



Das Tor neben dem Tempel hat zu beiden Seiten Dämonen stehen. Aber der zweite ist hier nicht mit drauf!

Gegenüber sieht man ein Hochhaus im Bau; gut zu erkennen, wie das Stahlgerüst hochgezogen wird. Danach werden der Reihe nach die inneren Wände und schließlich außen die Glasscheiben eingehängt. Es sieht spielerisch leicht aus.

Neben dem Tempel entsteht noch ein Pärkchen - diese Bilder sind vor allem für Anka. Das Schild "Park" stand im Februar schon da, aber der Park war nicht zu erkennen. Jetzt sieht man, was es werden wird.



Da sieht es nur so aus, als ob mein Franz im Dschungel verschwindet, das ist noch ein kleines Fleckchen Grün und gehört zum Shibu - Park gleich daneben. Auch hier gibt's noch einen Schrein mit Füchsen davor, aber die sind mir inzwischen suspekt.




Zum Schluss für heute zwei Bilder, die zum alten Tokyo gehören und sehr selten sein dürften:



Links ein Mann in traditionellen weiten Hosen wie aus der Meji - Zeit.
Links das bisher einzige von mir in T. gesehene unbewohnte und fast zusammenfallende Haus.

So, ihr Lieben. Franziska ist inzwischen zu Hause, sie war wieder zu einer Abschiedsfete und ich habe auch den Weg nach Hause allein gefunden - sonst gäbe es jetzt keinen Blog.

Ja-ne, die liebe Uta

1 Kommentar:

kokke hat gesagt…

Die Bierdose ist aber leer, oder?! O.o?