Montag, 24. August 2015

Seoul Tag 5: Gyeongbokgung-Palast und Bukchon Hanok Village

Es sollten keine Berge sein. (Franz ist aber auch manchmal stur!) Allerdings ließ das sich einrichten, schließlich war kein Montag im Staate Korea, sondern Mittwoch. Mittwochs haben alle Paläste geöffnet, damit auch der größte, schönste und überhaupt… aber auch der weitläufigste (ich bin nicht schadenfroh, überhaupt gar kein bisschen nich :P). 
Bevor wir aber die Metro in Richtung Stadt bestiegen, besuchten wir unser erstes Tagesziel eines fast jeden Tages: die Toiletten in der Metro. So ein Frühstückstee ist schließlich ganz schnell durchgelaufen. Bei der Gelegenheit machte ich ein Foto, was so in Berlin wohl nie aufgenommen werden könnte. Nicht, weil es das vielleicht nicht gäben könnte (also in Zukunft; wenn der Flughafen fertig ist; vielleicht), sondern weil es nicht lange so aussehen würde, dass man es auch benutzen wollen möchte. Genau, Kinderklos. Leider hab‘ ich’s verschusselt, ein Bild von den herunterklappbaren Kindersitzen zu machen, in denen Mutti ihr Kind reinsetzen kann, damit es nicht wegrennt, während Mutti, na ja, was man eben so macht in einer Toilette. Natürlich fehlten auch die Sicherheitshinweise nicht, die der Mutti klipp und klar zu verstehen gaben, dass beim Öffnen und Schließen der Kabinentür darauf zu achten ist, dass das Kind im Sitz keine gewischt kriegt. Entgangen sind mir die Hinweise, dass man sich nicht auf die Klobrille stellt, um zu, na ja, ihr wisst schon. Die Japaner teilen dir das mit (schriftlich und sogar bildlich). Damit wäre der Toilettenexkurs dann beendet. 

 Wir stiegen also in die Metro und stiegen irgendwo im Zentrum wieder aus (hab‘ vergessen, wo genau). Jedenfalls waren wir nicht so weit bis vor die Tür gefahren, als das wir nicht noch einen Spaziergang  durch den (oder doch entlang des?) Cheonggyecheon machen konnten. Für alle, die mit den koreanischen Namen mittlerweile durcheinandergekommen sind, sei noch einmal in aller Kürze rekapituliert, dass es sich um ein städtebauliches Verschönerungsprojekt handelt, bei dem der durch Seoul fließende Cheonggyecheon-Fluss mit einer schnieken Uferpromenade versehen wurde, die begrünt und mit allerlei Skulpturen, Lichtinstallationen und Freiflächen für Kunstprojekte aller Art, mächtig was hermacht. Die Promenade liegt etwas tiefer, als der sonstigen Straßenverkehr, so dass man quasi in den grünen Streifen Seoul hinab“taucht“. Entscheidet euch also selbst, ob euch „durch“ oder „entlang“ besser passt…
 Bei König Sejong angelangt, waren wir auf der „Hauptverkehrsader“ von Seoul zu gelangen, an deren „Ende“ der große Gyeongbokgung steht. Er ist der erste (Ende des 14. Jhd.) von insgesamt fünf unter der Joseon-Dynastie erbauten Palästen und – wie bereits erwähnt – der flächenmäßig größte. Der Name steht für "strahlende Glückseligkeit". Die Lage an der vielbefahrenen Straße, die Menschenmassen vor und auf dem Palastgelände und nicht zu vergessen, der „weiße“ Himmel, der während unserer Zeit dort, einfach nie „blau“ wurde, verhinderten Kunstaufnahmen. Stattdessen wurde von mir Geknippst, was das Zeug hielt, um wenigsten eine Auswahl an präsentablem Bildmaterial zu haben. Da sich alle Paläste aber nicht voneinander unterschieden (lässt man die Größe mal außen vor), fallen die Fotos auch nicht groß anders au.



 Im hinteren Teil des Geländes, war – neben dem Königinen-Garten und einem künstlichen Teich mit Zierpagode – auch das Reich der Soja-Soßen-Töpfe untergebracht. Auf Stellwänden wurde Zubereitung und Aufbewahrung erklärt sowie klar gestellt, dass der kaiserliche Hof spezielle Soja-Soßen-Köchinnen bezahlte, die jeweils nur für eine Sorte von Soja-Soße zuständig waren. Schließlich sind nicht alle Soja-Soßen gleich Maggifix, sondern unterscheiden sich in dünn- bzw. dickerflüssige, in super-scharfe und einfach nur scharfe, in … viele weitere Unterarten jedenfalls.
 


Da wir bei der Pagode angekommen, eigentlich das Ende des Geländes erreicht hatten (und der Franz auf Örtchensuche gehen wollte), schlenderten wir eine etwas andere verwinkelte Route zurück zum Haupttor. Gleich um die Ecke, aber noch vor den Örtchen gelegen, hatten pfiffige Koreaner einen Souvernir-Shop errichtet, der POSTKARTEN im 20er Pack verkaufte. Wir kaufte gleich eine heiße Schoki mit (also für jeden eine) und schlürften diese erst einmal genüsslich in uns rein, während plötzlich aus unergründlichen Gründen Menschen mit Trillerpfeifen bewaffnet auftauchten und die Leute von den Straßen weg winkten. Ein freundlicher Herr neben uns kramte sein Englisch hervor und erklärte uns etwas von wegen Polizeiübung??? Aha. Na gut, die besten Plätze hatten wir ja. Auf der Terrasse mit dampfenden Bechern mit sogar mir zu zuckersüßer Schokolade. Aber nix. Es geschah nix. Keine Polizeier nirgends in Sicht. Der Platz war und blieb einfach nur leer. Vielleicht fand die Übung an einem anderen Palastende  statt und Straßen wurden – hm, zur Sicherheit? – alle gesperrt. Nix genaues wussten wir hinterher auch nicht und machten uns – nachdem die Menschen mit den Trillerpfeifen den Platz verlassen hatten – MIT Postkarten in den Taschen in Richtung Bukchon Hanok Village auf. 

  
Man konnte sich durchaus verlaufen in den Palastanlagen. Diese bestanden im Prinzip aus vielen Karrees - ein Haupthaus, ein Gehöft drumherum, und alles irgendwie durch Gänge und Tore miteinander verbunden. In jedem Karree wohnte dann ein Prinzlein oder eine Kaiserinnen-Witwe etc.pp. 

Die (gar nicht mal so schlanken) Koreanerinnen scheinen Ihre Liebe zum Hanbok wieder entdeckt zu haben. Zumindest für Photo-Sessions auf Palastgelände waren diese beliebtes Assecoire. Aber anscheinend ist das erst seit kurzem so und die Hanboks sind wahrscheinlich nur aus dem Kostümverleih. Anders als Japanerinnen, bei denen zumindest der leichte Sommeryukata inzwischen wieder fest zum Sommerrepertoir gehört, hat man traditionelle Kleidung in Korea noch nicht so richtig wieder entdeckt.    
 Ich ziehe meinem Tierkreiszeichen die Öhrchen lang. :)

 Das ethnographische Museum bot Häuser zum Anfassen. Bauernhütten waren halt nirgendwo so das Wahre...
 
Steinfiguren aller Art waren auch ausgestellt. So richtig haben wir aber nicht rausfinden können, wozu die da waren.

Vorbei am National Folk Museum of Korea (ethnographisches Museum) marschierten wir mehr oder weniger orientierungssicher in die richtige Richtung zum Bukchon Hanok Village. Bukchon ist heutzutage ein Stadtteil Seouls, dass noch ganze Straßenzüge von Häusern in alter, traditioneller Bauweise zu bieten hat, in dem die Leute tatsächlich noch wohnen. Touristisch herausgeputzt wie der Stadtteil war, wird das sicherlich auch lukrativ sein. Der Rest des Viertels ist mittlerweile mit Souvernirläden, Fressbuden und schicken Boutiquen gespickt und kann sich demzufolge vor Besuchern kaum noch retten kann. 

Es gab z.B. ein kleines Puppenmuseum zu sehen. 
Nachdem wir wieder einmal gute Höhenmeter gemacht hatten (Seoul-Stadt ist auch ganz schön hüggelig), hatten wir einen weiß-getrübten Blick über die Stadt und erspähten unter uns eine Terrasse, die stark nach einem schmeckerfetzigem Cafe aussah. Dort wollten wir hin und uns mal wieder hinsetzen, einen – na was wohl? – schlürfen und Postkarten schreiben. Ich schwöre, ich habe noch nie sooo viele heiße Schokoladen getrunken, wie in Gesellschaft mit dem Franz! Schließlich hatten wir noch etwas Zeit, bevor wir uns mit Sieun treffen wollten, meiner ehemaligen Wohnheim-Mitbewohnerin.  

Gerade noch rechtzeitig trafen wir am vereinbarten Metro-Station-Treffpunkt ein, nachdem wir die Entfernungen doch etwas unterschätzt hatten und auch die Ampelphasen in Myeongdong (Shopping!) etwas länger anhielten, als es sich eilende Touristinnen wünschen würden. Zum Glück erkannten  wir uns nach so vielen Jahren immerhin noch auf Anhieb. Sieun hatte versprochen, ein gute Möglichkeit zu Speisen ausfindig zu machen und strebte auch zielsicher zum Ausgang nur um beim Verlassen der Station festzustellen, dass sie sich in dieser Gegen auch nicht soooo genau auskennt. Zum Glück konnte sie einfach Jemanden auf der Straße fragen und so fanden wir das Lokal dann doch auf den zweiten Anhieb. Sie hatte nicht zu viel versprochen, es war gemütlich eingerichtet und geschmeckt hat es auch wunderbar (Feuer sprüüühhhh). Um den Abend ausklingen zu lassen, schlug sie vor, noch in ein traditionelles Teehaus zu gehen. Also ich fand, der Jujube-Tee hat geschmeckt; Franz hat’s geschüttelt. Schön, Sieun wiedergesehen zu haben! Schade, dass es Hyuwah nicht geschafft hatte L. Aber vielleicht gibt es ein nächstes Mal.

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