Sonntag, 23. August 2015

Seoul, Tag 4 - Bukhansan Nationalpark

Wie wir „spazierend“ den höchsten Berg von Seoul erklommen...
  
Das Netz war sich einig: mit dem Bus zur Haltestelle X, dann immer gerade aus, und nach drei Stunden leichten Anstiegs habt ihr die schönsten Plätze im Bukhansan Nationalpark gesehen. Na super, hört sich doch gut an. Wir sind also in die Metro gestiegen,  dann Bus gefahren und einfach dort ausgestiegen (der Name der Haltestelle war auch nich‘ verkehrt), wo auch wanderslustiger Wandersmensch ausstieg. Von den Japanern vieles gewöhnt, die ja immer perfekt ausgerüstet sind, egal wie klein der Hügel ist, der bestiegen werden soll, scherten uns dessen Wanderschuhe, Wanderrucksack, Wanderstöcke, Wanderhandschuhe und überhaupt wandermäßiges Aussehen überhaupt nüsch und stiefelten hinterher. Am Eingang wollten wir uns noch einmal des Weges versichern und schielten auf die vielen Wanderwegetafeln, die alle hübsch beschriftet und nagelneu daherkamen – auf Koreanisch. Unter den vereinzelten englischen Beschriftungen kam „leichter Wanderweg und ihr habt nach 3h alle schönen Plätze gesehen“ irgendwie nicht vor, komisch eigentlich. Egal, der Hauptweg geht geradeaus, schwierig sieht es nicht aus, auf dem Wegweiser stehen 4 Kilometer, wird schon passen.


Locker-flocking spazierten wir bis zum ersten Aussichtspunkt, ein altes Aussicht-Wehr-Tor. Na bitte, wir sind richtig. Wasser nachgekippt und weiter ging es. Der Weg schlängelte sich am Fuß eines Berges vorbei (siehe Foto) und wir guckten so hoch und dachte, Mensch, sieht ganz schön hoch aus. Zum Glück wollten wir jetzt nicht direkt doch. Unser Weg versprach nämlich wirklich keine Herausforderung zu werden. Irgendwann dann mal wieder eine Tafel, auf der die Berge vor uns mit Namen verzeichnet waren: Super, an denen führt unser Weg also vorbei, ja? Schnell mal nachgelesen: x,y,z, Baegungdae (Spitze). Moment mal, da war doch was. Schnell auf dem Fotoapparat das Foto von „unseren“ Wegweiser aufgerufen, oh oh, „Baegungdae, 4,2 km“. Hm, wir befinden uns also auf dem Weg zum höchsten Gipfel der Umgebung? Egal, der Weg ist ja nicht sooo schlimm und außerdem, auf dem nächsten Wegweiser stand nur noch etwas von 2,6 Kilometern. 


Wir spazierten also weiter. Irgendwann wurde das Gelände doch uneben, aber egal, alles noch im grünen Bereich. Die Hänge werden steiler, die Steinsbrocken größer, aber alles noch zu schaffen – auch mit Franzens Sandalen. Die Entfernung wird aus unerfindlichen Gründen nicht geringer, wir machen eigentlich nur Höhenmeter gut. Aber jetzt umkehren? Nööö. Der Spaziergang entwickelte sich nun doch zum Klettergang und langsam dämmert es uns, dass die Wanderausrüstung aller anderen Bergerklimmer nicht sooo übertrieben ist, wie anfangs gedacht. Franzens Sandalen werden mit mitleidigem Blick bedacht. Aber hey, sie halten! Aus dem Kurzausflug im Grünen ist mittlerweile ein tagesfüllendes Programm geworden. Immer weiter hoch, über immer unwegsamere Pfade.


 Doch dann: eine Treppe mit ganz normalen Stufen! Moment mal, da war doch was. Franz murmelt etwas, dass der Gipfelpfad als „für Profis“ ausgezeichnet gewesen sei. Komisch, das damit Treppenstufen gemeint sein sollten. Egal, wir finden es schon heraus. Geschafft, ein Tor und ein Pfad nach unten. Aber, halt. Jetzt will Anka auf den Gipfel (Franz will nicht so sehr, lässt sich aber überreden). Nach den ersten zwanzig Metern kehrt Franz dann doch lieber um, Sandalen sind eben doch nicht das optimunale Wanderutensil. Außerdem ist man ja doch ganz schon weit oben. Wenn da dann so langsam luftig um die Nase wird, muss man seine Höhenangst jetzt niht unbedingt herausfordern. Ich klettere natürlich weiter, ziehe mich irgendwann an Seilen hoch (Füße haben aber noch Bodenkontakt) bis ich mich nur noch hängend vorwärtshangele (Füße haben schon lange keine richtige Haftung mehr, nirgends). BERGSPITZE! 836 Meter! Koreanische Flagge weht. Ich bin da! Der Blick ist hervor…, na ja, von Seoul sieht man nicht viel, die Sonne scheint einfach viel zu hell und alles verschwindet in einem Meer aus weiß.
Jetzt nur noch der Abstieg. Kinderkram. Na ja, Teenagerkram, wohl eher, denn sooo einfach war der dann auch nicht. Außerdem dauerte er dann auch noch mal geschlagene zwei Stunden. Unten angekommen sofort Bus gefunden, eingestiegen, zur Metro gefahren, DUSCHEEEE, ich kommeee!

Man kann den Berg natürlich auch mit einer einem 20er-Pack 2-Liter-Wasserflaschen hochlaufen, um die Raststation kurz vor dem Gipfelweg zu versorgen. Kein Ding. 

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