Mittwoch, 26. August 2015

Seoul, letzter Tag: Dongdaemun

Der letzte Tag in Südkoreas Hauptstadt ist recht schnell erzählt: 
Es war diesig am Tagesanfang, es tröpfelte immer mal wieder, so richtig hell wurde es den ganzen Tag nicht und wir hatten ein Dutzend beschriebener Postkarten, für die wir noch entsprechende Marken benötigten, um sie abschicken zu können. Also galt es dorthin zu gehen, wo es Schlupfdächer für den Fall eines Regengusses gibt und die Wahrscheinlichkeit eines der selten anzutreffenden Postämter aufzutreiben, hoch ist.
Am besten noch irgendwo, wo wir noch nicht waren. Kurzum es ging nach Dongdaemun, einem hippen Viertel, wo neben Shopping-, Shopping-, Shoppingtempeln auch Museen und Ausstellungsräume ihren Platz haben UND EINE POST (wie wir von einem freundlichen mobilen Informations-Menschen erfuhren, der extra den ganzen Tag durch die Straßen läuft, um möglichst vielen ratlosen Touristen mit allem möglichen weiterzuhelfen und von denen es recht viele zu geben scheint). Wir wählten die attraktive Route immer auf der alten, frisch restaurierten Stadtmauer aus dem 14. und 15. Jhd. entlang, die praktischerweise gleich hinter unserem Hostel anfing und direkt zum alten Ost-Tor der Stadtmauer führt, dem Dongdaemun (Großes Tor im Osten).
 

Bei der Gelegenheit probierte Franz auch sein neues Lieblingstrainingsgerät aus. Überhaupt muss lobend erwähnt werden, dass die Stadtväter (nehmen wir mal an, dass sie dafür verantwortlich zeichnen) sehr darum bemüht waren, nicht nur die Stadt zu verschönern, sondern auch Plätze zu schaffen, die der sportlichen Ertüchtigung genügend Platz bieten. Zu so einem Ort gehört auch der Teil der Stadtmauer, der gleich bei uns um die Ecke lag. Überall standen Trainingsgeräte  und Wasserspender, zudem gab es auch Badminton- und Baskettballspielfelder, wo abends, wenn die Temperaturen doch merklich angenehmer waren (bitte denkt nicht, es wäre wirklich angenehm gewesen, geschwitzt hat man immer noch im Stehen), reges Treiben herrschte. Man konnte also auf dem Stepper steppen und gleichzeitig die Sicht auf das nächtliche Seoul genießen. Unter einem haltestellenähnlichem Häuschen standen sogar noble Geräte mit Sitzen mit Lederbezug – und das in einem einwandfreien Zustand! 

Ohne das wir es bewusst gesucht hätten, fanden wir ein zukünftiges kleines Handwerkskunstviertel, was sich noch im Aufbau befindet. Aus der Altstadt sozusagen, den realtiv keinen, dunklen weil verschachtelten Gehöften, werden hier Kreativläden und Galerieräume entstehen, so wie es aussieht. Das ist wohl der Versuch, einen Anflug von Denkmalpflege mit praktischen Überlegungen zu vereinen, denn in den alten Miniaturhäusern von anno dazumal möchte kaum jemand mehr leben, zumal sie in engen Gassen auf dem Hügel gelegen sind und selbst Mopeds nicht überallhin fahren können.  Aber die Wandbemalungen und die ersten kleinen Cafes lassen Schönes für die Zukunft erahnen.

Nach diesem kleinen Umweg, während dem auch wir uns natürlich mit den Wandmalereien ablichten lassen mussten (Augenroll, weil Rollenverteilung mal wieder typisch, obwohl komplett unwahr!),  erreichten wir das Tor, dass dem Stadtteil seinen Namen gab.


 

Danach passierte wirklich nicht mehr viel, da es zu regnen anfing und wir in einem dieser Shoppingtempel verschwanden. Eigentlich ist Dongdaemun ja für seinen Klamottenmarkt und die viele unerhört billigen Einkaufsmöglichkeiten bekannt. Aber wir wollten uns dann doch ncht in den Streifenhörnchen-Look der Saison einkleiden und außerdem etwas haben, dass drei Monate übersteht, von daher suchten wir uns ein etwas schicker aussehendes Häusschen. Und da schau her, der Tempel schien für junge südkoreanische Designer reserviert gewesen zu sein und ich muss zugeben, mit einigen Sachen könnte ich mich anfreunden. Mit einer Westen habe ich mich so angefreundet, dass Franz sie mit seiner Kreditkarte für mich bezahlen durfte :). Der Franz fand auch etwas (zum Anziehen und zum Umhängen) und so hat sich der Ausflug für beide gelohnt. 
Dongdaemung so für und an sich - potthässlich

Danach suchten und fanden wir die Post, leckten Briefmarken im Akkord und gaben die versandfertigen Postkarten einer Dame am Schalter. Da hat man mal wieder gemerkt ,dass Asien eben doch nicht Asien ist. Ich übergab der Frau die Postkarten und die sah mich genervt an, weil ich ihr nicht sagen konnte, wie viele es sind. Ich bin es aus Japan gewöhnt, dass brav gezählt wird, ich zahle, und der Rest von der Post erledigt wird. Aber nein, Service ist in Korea nicht.

Das ist kein Ufo.  

Anschließend machten wir uns zur neuen Ausstellungshalle auf, der ein namhafter Architekt, dessen namhafter Name mir doch glatt entfallen ist, ein ufoähnliches Aussehen verliehen hat. Aber sei‘s drum, innen hat die Halle was, bietet Platz für Allerlei und wir kauften  sogar eine Tee-Schnabelente für Franz. Wer jetzt wissen möchte, was eine Tee-Schnabelente ist, der muss den Franz um ein Bild bitten. 

 
Um den letzten Tag in Seoul so richtig rund abzurunden, durfte natürlich eine heiße Schokolade nicht fehlen. Netterweise fing es wieder zu tröpfeln an, so dass wir sogar einen legitimen Grund hatten, eine Terrasse mit Dach aufzusuchen, die – der Zufall wollte es so –  zu einem Cafe gehörte, dass leckere Schokolade im Angebot hatte. Von dort aus konnten wir das regen Treiben beobachten, ich schrieb sogar noch weitere Postkarten und Franz ihre Blogs von anno dazumal zu ende. Zurück gingen wir den gleichen Weg, weswegen ich sogar noch ein nächtliches Stadtmauerbild in Petto habe und ihr jetzt auch versteht, warum Sport dort, wahrscheinlich auch Sportmuffel ansprechen können.


Am nächsten Tag stand dann die Abreise an. Stress. Gepäck da, Kühlschrank leer, Handys alle mit. Es konnte losgehen. Wie wir dachten doch recht zeitig, so dass wir am Flughafen eine ruhige Kugel schieben konnten und Franz sogar die Chance ergreifen könnte, noch so ein Nackenkopfstützdingens käuflich zu erwerben. Ich wollte ein Pinguinkissen! Aber Pustekuchen, der Stress ging weiter, denn Incheon ist einfach riesig. Rieeeesig. Mit vielen Leuten, vielen Flugzeugen und überhaupt viel zu viel los. Es war nicht chaotisch, dauerte aber einfach überall verdammt lange. Wir schafften es aber wenigstens pünktlich zum Abflug und sogar ein Stopp auf der Toilette war noch drin. Der Flug verlief glatt bis Frankfurt am Main, wo wir geschlagene vier Stunden (in DER 25°-Kälte) ausharren mussten, bevor der Flieger nach Leipzig abging. Ich hab‘ gefroren wie ein Schneiderlein! Zum Glück hat uns Pops von Flughafen abgeholt und ein Teil des Gepäcks getragen.  

Keine Kommentare: