Freitag, 21. August 2015

Seoul, Tag 3 - Drei Unis an einem Tag

Ein  gemütliches Frühstück mit Brötchen vom Bäcker, Honig aus dem Laden und sauteurer Paprika, um den Vitaminhaushalt nicht ganz verkommen zu lassen, verhieß einen guten Start in den Tag. Vom Regen am Tag zuvor war nix mehr zu erahnen, die Temperaturen haben auch den letzten Tropfen Feuchtigkeit von den Straßen verdunsten lassen. Schwül wie immer begrüßte uns die Außenwelt, als wir nur 5 Meter vom Hostel entfernt bereits das erste Universitätsgelände erreichten.  (Wir waren schließlich weit weg vom Ausländermagneten Itaewon oder Hongdae im gemütlich-kulturellen Hyehwa stattioniert.)


Die Sungkyunkwan „Universität“ wurde 1398 als eine Akademie nach konfuzianischem Vorbild gegründet, um die künftigen Beamten für den staatlichen Verwaltungsdienst auszubilden. Da der Gebäudekomplex auf dem Grundstück der heutigen Sungkyunkwan Universität liegt, muss man keinen Eintritt bezahlen, weswegen auch kein Büdchen davor stand, das an einem Montag geschlossen haben könnte. Das Herzstück der Akademie war die große Lehr-Halle, unter deren Dach fleißig kluge Sprüche abgepinselt und eingeprägt wurden. 

Ebenso wichtig ist natürlich der Schrein, der natürlich Konfuzius gewidmet ist, vom Baustil her aber genauso aussah. Konfuzianische Schreine müssen ausgewiesen werden, um sie als solche erkennen zu können. 

Links und rechts der Halle befanden sich langgezogene Gebäude, die in Mini-Zimmer gegliedert waren und als „Wohnheimplätze“ dienten.

Vom dem mittig auf dem Gelände stehenden Ginko-Baum weiß man zu berichten, dass er zu Ehren Konfuzius gepflanzt wurde, weil dieser seine Schüler unter einem solchen belehrte. Auch das alte Bibliothekshäuschen und die Waffenkammer (neben dem Studium von Lektüren stand wohl auch Bogenschießen auf dem Stundenplan) stehen noch. Diese Stippvisite wurde abgerundet durch einen Rundgang durch Hyewha, dem Viertel, in dem wir für diese Woche unsere Wohnstätte hatten. 

Anschließend brachen wir zum modernen „Universitätsviertel“ auf, wo wir einfach mal das hippe Leben Seouls beobachten wollten. Die Ewha Womans Universität wurde von einer methodistischen Missionarin 1886 gegründet und gilt heute als die größte Frauenuniversität weltweit (ca. 21.000 Studentinnen). Männliche Prominente aus Übersee ernten dann auch regelmäßig den Neid ihrer Kollegen, wenn sie angeben, an der Uni studiert zu haben – im Koreanischsprachkus, der für beide Geschlechter offen ist. 
 
Neben den Universitätsgebäuden aus dem 19. Jahrhundert schließen sich natürlich mehrere moderne an. Unter anderem auch die unterirdischen Seminarräume, die Mensa und ein Buchladen, die nur über das Herunter- bzw. Heraufklettern von hunderten Treppenstufen zu erreichen sind (stünde diese Uni in Utopia) oder über die Rolltreppen und Lifte, die über dezent gehaltene Eingangstürme zu betreten sind. 
 Frauenuni heißt natürlich Shoppingviertel, was denn sonst?

Durch ein Gewühl von Straßen und Sträßchen, vorbei an Klamotten-ständen, Taschen-Outlets und Schuhläden, Karaokebars, Nudelsuppen-restaurants, Brillenverkäufern und schnieken Kosmetikläden, nur nicht entlang der eigentlichen Hauptstraße durch die quirlige Campus-Stadt, endeten wir wieder einmal in einem Café und genehmigten uns eine Portion koreanischen Eises mit Quarkkuchen (was auch immer der Quarkkuchen da zu suchen hatte, er hat geschmeckt). Das Haus rechts ist im Übrigen ein Karaoke-Café, das Häuschen links ein Kosmetiklasen.  

 Frisch gestärkt machten wir uns zur Yonsei Universität auf, die hoch oben auf einer Anhöhe gelegen, eine super Aussicht versprach. Sie zählt zu den drei renommiertesten Unis in Korea und geht auf die Gründung des ersten Krankenhauses in Korea 1885 durch einen amerikanischen Missionar zurück. Wie ihr sicherlich schon vermutet, konnte sich Korea vor MissionarenInnen kaum retten. Zu dumm nur, dass uns der Blick durch Bauzäune, Baugruben, Bauplanen und Baugerät versperrt wurde. Zwischendrin standen auch noch Bäume mit Grünzeug an den Ästen; weiß auch nicht, wer die da hingestellt hat. Jedenfalls sah man nichts, schaute man vom Berg herunter. Zurück ging es dann doch über die Hauptstraße; vielleicht würde man ja doch Postkarten ergattern können? Pustekuchen. 

Gegessen haben wir dann wieder in Myeongdong, wo wir eine große Portion Fleisch mit Reis verdrückten, alles in einer großen Schüssel über einer Flamme am eigenen Tisch frisch zu gebrutzelt. Super lecker. Leider stand diesmal der Reis nicht als Flammenlöscher und Mund, Rachen, Kehle zur Verfügung, weil er ja schon in der Pfanne mit verrührt war. Leicht tränende Augen und schniefende Nasen waren die Folge…

 Abends rafften wir uns wieder auf und fuhren mit der Metro in Richtung Gangnam (Gangnam Style, yeah!), allerdings stiegen wir in Flussnähe aus und mieden das Zentrum von Gangnam, dem Moneten-intensiven Vergnügungsviertel Seouls. Entlang eines äaus dem Boden gestampft wurden, suchten wir einen Straßenübergang zum Fluss (was wegen der vielen Baustellen nicht sooo einfach war), vor allem wenn Schwesterherz (ich war’s nich‘, es war der Farnz!) den Stadtplan falsch liest und wir in die falsche Richtung gehen! 

Na ja, angekommen sind wir. Uns begrüßte eine schicke Promenade mit Riesenleinwand, auf der gerade ein Baseballspiel übertragen wurde.  Wir kamen super-pünktlich zur Vorstellung bei der Banpo-Brücke: Die Wasserdüsen spien das Wasser aus, die Musi spielte (Titanic, wie passend bei dem regen Schiffsverkehr auf dem Fluss) und je dunkler es wurde, desto besser konnte das Farbenspiel bewundert werden. Danach hatten wir nix mehr vor, außer unseren Naturausflug für den nächsten Tag zu planen. 

 Der Pavillon, in dem sie neue Technik ausstellen etc. war passend high-tech ausgestattet und strahlte in allen Farben abwechselnd.

Das Flußufer war für einen Wochentag gut besucht. Am Wochenende soll die Jugend Seouls ja in Hongae und Umgebung (auch Univiertel) in unzähligen (Jazz-)Bars und Clubs unterwegs sein oder den zahlreichen kleinen Bands an den Straßenecken lauschen, aber das hatten wir am WE nun nicht auf dem Plan gehabt und daher verpasst.  


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