Montag, 17. August 2015

Seoul: Summer Special Open Night

Am 15. August schloss ich mein Zelt in Japan ab (das Abbrechen hat dann doch noch etwas Zeit) und tigerte gen Flughafen Narita, wo es nunmehr 3 Terminals gibt und nicht 2. Das ist nicht weiter tragisch und erlaubt nach 2 Stunden Zugfahrt auch einen willkommenen Spaziergang, so man denn genug Zeit eingeplant hat. Wenn nicht, dann iss‘es echt Mist, denn der Shuttlebus braucht 15 Minuten Fahrzeit, während ich nur 10 gelaufen bin. Aber ich hatte genug Zeit und machte meinen Check-in: Wasserflasche nein, Feuerzeuge nein, Waffen nein. Ja, ich fliege nach Japan zurück, aber nicht von Korea, sondern von Deutschland. Nein, nicht aus Frankfurt, das „Kaff“ heißt Leipzig. Ja, das steht da sogar, gibt‘s. Soll in Deutschland mehr geben außer Frankfurt, München und Berlin. Auch mit Flughafen. Ja, ich fliege aus Korea nach Leipzig und auch aus Leipzig zurück, nicht über Korea. Nein, auch nicht direkt nach Japan, über Frankfurt. Nein, ich fliege NICHT von Frankfurt…. Bah. Aber sie hat‘ es dann, die Gutste, immerhin sind sie ja immer freundlich und nett. Dann sollte ich warten. Aha..? Dann kam sie mit einem Formular und ich dachte, mein Gott, was denn jetzt? Ich kriege Steuern zurück, weil man jetzt von Terminal 3 fliegt. Ok, das unterschreibe ich doch glatt. Der Flug verlief reibungslos und auch in Incheon habe ich mein Schwesterherz sofort gefunden (Das wild wedelnde mit den blonden Haaren). Weitere zwei Stunden Zugfahrt, kennt man ja schon.

„Das wild wedelnde mit den blonden Haaren“ hatte auch eine lange Anreise von Kyoto nach Seoul hinter sich. Nach knappen zwei Stunden Expressfahrt nach Osaka/ Kansai Flughafen und der kurzen Shuttlefahrt zum Terminal 2 stand ich überpünktlich am Check-In, so dass ich noch nicht einchecken durfte… Aber die Zeit habe ich mühelos damit überbrückt, die Ich-druck-dir-dein-Flugticket-aus-Maschine zur Kooperation zu überreden, was mir natürlich nicht gelang. Mein Pass könne angeblich nicht gelesen werden… Super. Zum Glück ist Japan nicht Deutschland und Kansai nicht Schönefeld. Eine hilfsbereite Maschinenflüsterin sprang eilig herbei und nachdem auch sie nichts ausrichten konnte, sind wir einfach an einen Schalter gezuckelt und siehe da, alles in Ordnung mit meinem Pass. 


Tasche durch den Scanner, auf’s Rollband, ich samt Ticket durch den Check-In, alles OK. Alles OK? Natürlich nicht. Ob ich Feuerzeug dabei hätte? Nee, bin ja Nichtraucherin und so. Aha. Aber es befänden sich Feuerzeuge in meinem Gepäck, sprach der Scannermensch. Hääääää???!!! Also alles auspacken. Super! Oh oh, was ich völlig vergessen hatte, war der Inhalt meines Mitbringselbeutelchens für meine Raucher-Bürokolleginnen. Seidentäschchen für das Zigarettenschächtelchen mit passendem Beutelchen für das Feuerzeug – natürlich MIT Feuerzeug schon drin -_-*. Der Nette Herr vom Scanner lächelte nur freundlich, warf die Feuerzeuge weg und schon konnte es weitergehen, jetzt ohne weitere Zwischenfälle. In Seoul angekommen, Einreisedokument und Zollunterlagen ausgefüllt, Passkontrolle passiert, Gepäck abgeholt und nach dem Franz Ausschau gehalten und wild wedelnd und mit blonden Haaren auf sich aufmerksam gemacht. So einfach geht reisen und sich finden in Asien :)

In Hyehwa quartierten wir uns in quasi dasselbe Hostel ein, wie anno 2011. Quasi deshalb, weil das Seoul Backpackers sich erweitert hat und es jetzt in ein anderes Gebäude ging. Ein Zimmer nur für uns allein, Küche, Bad – wir haben ein Zweibettzimmer ensuite bezahlt und ein voll ausgestattetes Apartement bekommen. Sehr schön, gerne wieder. J Danach war es schon Abend, aber die Beine wollten laufen, also machten wir einen Spaziergang zum nächsten Palast, der ja direkt um die Ecke liegt und natürlich schon geschlossen… oha, da war eine lange Schlange. Das verhieß Gutes! Internet sei Dank, wussten wir später auch, dass der 15. August der Nationalfeiertag Koreas ist, der Tag der Republik. Die Paläste hatten Sonderöffnungszeiten mit viel Beleuchtung in der Nacht und 100 erlesene Ausländer durften das Nationalgefühl etwas beeinträchtigen bzw. zuschauernd jubeln. Kein Problem, wir guckten ehrfürchtig, stellten uns an und durften dank extra-Schlange viel schneller rein. Ätsch.      

Der Changgyeonggung Palast (nicht zu verwechseln mit dem Changdeokgung Palast!) Steht für die konfuzianische Tugend, ein guter Sohn/eine gute Tochter zu sein, denn König Seongjong baute ihn einst für 3 Königinnen-Witwen. 
 Außerdem befindet sich auf dem Gelände ein viktorianisches Glashaus, das maleeerisch an einem Teich gelegen ist. 



Natürlich stellte uns dieser kleine Glücksgriff (ach was, das war alles geplant!) nicht zufrieden, im Gegenteil, wir hatten Laufhunger nach mehr. Vielleicht war an dem Abend ja noch mehr los? 
Wir folgten mehr oder weniger erfolgreich dem Weg zum Cheonggyecheon-Kanal (jedenfalls kamen wir an), der zur Mitte Seouls führt. Am Abend tummelte sich halb Seoul dort zum Vergnügen, genauso wie am breiten Zentralplatz, auf dem gerade eine Rockband ihr bestes gab, dem Nationalstolz der Koreaner ordentlich einzuheizen. Die Performance einer Boygroup, deren Mitglied unglücklicherweise japanische Schriftzeichen auf dem Pullover hatte, haben wir nicht live erlebt.
 

Aber am nächsten Tag durfte die Nation wissen, dass er sich formvollendet entschuldigt hat, ausgerechnet am Nationaltag die Schriftzeichen der einstigen Kolonialmacht  getragen zu haben, und nicht das Hangeul-Alphabet, auf das die Koreaner so stolz sind. Immerhin sind sie das einzige Land Ostasiens, dass sich relativ früh vollständig von den chinesischen Schriftzeichen verabschiedet hatte. Jedenfalls ist die Geschichte sehr aufschlussreich, was die Haltung der Koreaner zu den Nachbarn anbelangt – lustig fand ich nur, dass der Schriftzug auf betreffendem Pullover ausgerechnet ¨mondai nai¨ lautete, auf Deutsch ¨Kein Problem¨.  

Anschließend glühten die Latschen dann auf der Suche nach etwas zu essen – nach 22 Uhr In der Mitte Seouls irgendwie unmöglich. Wir sockten also ¨nach Hause¨ und stellten fest, dass es die lokalen Suppenküchen sind, die bis Mitternacht geöffnet haben. Die ahjummas (Tanten) servierten uns das, was ich entziffern und einigermaßen zuordnen konnte: Kimchi jjigae, einen Eintopf aus Kimchi und Tofu, und Bulgogi-Suppe, eine Rinderbrühe mit Gemüse. Danach glühten zumindest einer von uns beiden nicht nur die Socken, sondern auch Zunge, Rachen, alles, was da so dazugehört.  
So hatten wir am ersten Abend die Innenstadt Seouls bereits einmal komplett abgegrast.      
Meine smarte Uhr hat, glaube ich, noch nie so viel Tiefschlafphase registriert, wie an diesem Tag. Die Vortrags-Sessions der vergangenen Tage steckten noch in den Schlafknochen und ich sprang gegen 9 muuunter aus dem Bett. Immerhin wurde das Frühstück serviert. :) Leider war aber keine Gnade zu erwarten.     

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