Am 15. August schloss ich mein Zelt in Japan ab (das
Abbrechen hat dann doch noch etwas Zeit) und tigerte gen Flughafen Narita, wo
es nunmehr 3 Terminals gibt und nicht 2. Das ist nicht weiter tragisch und
erlaubt nach 2 Stunden Zugfahrt auch einen willkommenen Spaziergang, so man
denn genug Zeit eingeplant hat. Wenn nicht, dann iss‘es echt Mist, denn der
Shuttlebus braucht 15 Minuten Fahrzeit, während ich nur 10 gelaufen bin. Aber
ich hatte genug Zeit und machte meinen Check-in: Wasserflasche nein, Feuerzeuge
nein, Waffen nein. Ja, ich fliege nach Japan zurück, aber nicht von Korea,
sondern von Deutschland. Nein, nicht aus Frankfurt, das „Kaff“ heißt Leipzig.
Ja, das steht da sogar, gibt‘s. Soll in Deutschland mehr geben außer Frankfurt,
München und Berlin. Auch mit Flughafen. Ja, ich fliege aus Korea nach Leipzig
und auch aus Leipzig zurück, nicht über Korea. Nein, auch nicht direkt nach
Japan, über Frankfurt. Nein, ich fliege NICHT von Frankfurt…. Bah. Aber sie
hat‘ es dann, die Gutste, immerhin sind sie ja immer freundlich und nett. Dann
sollte ich warten. Aha..? Dann kam sie mit einem Formular und ich dachte, mein
Gott, was denn jetzt? Ich kriege Steuern zurück, weil man jetzt von Terminal 3
fliegt. Ok, das unterschreibe ich doch glatt. Der Flug verlief reibungslos und
auch in Incheon habe ich mein Schwesterherz sofort gefunden (Das wild wedelnde
mit den blonden Haaren). Weitere zwei Stunden Zugfahrt, kennt man ja schon.
„Das wild wedelnde mit
den blonden Haaren“ hatte auch eine lange Anreise von Kyoto nach Seoul hinter
sich. Nach knappen zwei Stunden Expressfahrt nach Osaka/ Kansai Flughafen und
der kurzen Shuttlefahrt zum Terminal 2 stand ich überpünktlich am Check-In, so
dass ich noch nicht einchecken durfte… Aber die Zeit habe ich mühelos damit
überbrückt, die Ich-druck-dir-dein-Flugticket-aus-Maschine zur Kooperation zu
überreden, was mir natürlich nicht gelang. Mein Pass könne angeblich nicht
gelesen werden… Super. Zum Glück ist Japan nicht Deutschland und Kansai nicht
Schönefeld. Eine hilfsbereite
Maschinenflüsterin sprang eilig herbei und nachdem auch sie nichts ausrichten
konnte, sind wir einfach an einen Schalter gezuckelt und siehe da, alles in
Ordnung mit meinem Pass.
Tasche durch den Scanner, auf’s Rollband, ich samt
Ticket durch den Check-In, alles OK. Alles OK? Natürlich nicht. Ob ich
Feuerzeug dabei hätte? Nee, bin ja Nichtraucherin und so. Aha. Aber es befänden
sich Feuerzeuge in meinem Gepäck, sprach der Scannermensch. Hääääää???!!! Also
alles auspacken. Super! Oh oh, was ich völlig vergessen hatte, war der Inhalt
meines Mitbringselbeutelchens für meine Raucher-Bürokolleginnen.
Seidentäschchen für das Zigarettenschächtelchen mit passendem Beutelchen für das
Feuerzeug – natürlich MIT Feuerzeug schon drin -_-*. Der Nette Herr vom Scanner
lächelte nur freundlich, warf die Feuerzeuge weg und schon konnte es
weitergehen, jetzt ohne weitere Zwischenfälle. In Seoul angekommen,
Einreisedokument und Zollunterlagen ausgefüllt, Passkontrolle passiert, Gepäck
abgeholt und nach dem Franz Ausschau gehalten und wild wedelnd und mit blonden
Haaren auf sich aufmerksam gemacht. So einfach geht reisen und sich finden in
Asien :).
In Hyehwa quartierten wir uns in quasi dasselbe Hostel ein,
wie anno 2011. Quasi deshalb, weil das Seoul Backpackers sich erweitert hat und
es jetzt in ein anderes Gebäude ging. Ein Zimmer nur für uns allein, Küche, Bad
– wir haben ein Zweibettzimmer ensuite bezahlt und ein voll ausgestattetes
Apartement bekommen. Sehr schön, gerne wieder. J
Danach war es schon Abend, aber die Beine wollten laufen, also machten wir
einen Spaziergang zum nächsten Palast, der ja direkt um die Ecke liegt und
natürlich schon geschlossen… oha, da war eine lange Schlange. Das verhieß
Gutes! Internet sei Dank, wussten wir später auch, dass der 15. August der Nationalfeiertag
Koreas ist, der Tag der Republik. Die Paläste hatten Sonderöffnungszeiten mit
viel Beleuchtung in der Nacht und 100 erlesene Ausländer durften das
Nationalgefühl etwas beeinträchtigen bzw. zuschauernd jubeln. Kein Problem, wir
guckten ehrfürchtig, stellten uns an und durften dank extra-Schlange viel
schneller rein. Ätsch.
Der Changgyeonggung Palast (nicht zu verwechseln mit dem
Changdeokgung Palast!) Steht für die konfuzianische Tugend, ein guter Sohn/eine
gute Tochter zu sein, denn König Seongjong baute ihn einst für 3
Königinnen-Witwen.
Außerdem befindet sich auf dem Gelände ein viktorianisches
Glashaus, das maleeerisch an einem Teich gelegen ist.
Natürlich stellte uns dieser kleine Glücksgriff (ach was,
das war alles geplant!) nicht zufrieden, im Gegenteil, wir hatten Laufhunger
nach mehr. Vielleicht war an dem Abend ja noch mehr los?
Wir folgten mehr oder
weniger erfolgreich dem Weg zum Cheonggyecheon-Kanal (jedenfalls kamen wir an),
der zur Mitte Seouls führt. Am Abend tummelte sich halb Seoul dort zum Vergnügen,
genauso wie am breiten Zentralplatz, auf dem gerade eine Rockband ihr bestes
gab, dem Nationalstolz der Koreaner ordentlich einzuheizen. Die Performance
einer Boygroup, deren Mitglied unglücklicherweise japanische Schriftzeichen auf
dem Pullover hatte, haben wir nicht live erlebt.
Aber am nächsten Tag durfte
die Nation wissen, dass er sich formvollendet entschuldigt hat, ausgerechnet am
Nationaltag die Schriftzeichen der einstigen Kolonialmacht getragen zu haben, und nicht das Hangeul-Alphabet,
auf das die Koreaner so stolz sind. Immerhin sind sie das einzige Land
Ostasiens, dass sich relativ früh vollständig von den chinesischen
Schriftzeichen verabschiedet hatte. Jedenfalls ist die Geschichte sehr
aufschlussreich, was die Haltung der Koreaner zu den Nachbarn anbelangt –
lustig fand ich nur, dass der Schriftzug auf betreffendem Pullover ausgerechnet
¨mondai nai¨ lautete, auf Deutsch ¨Kein Problem¨.
Anschließend glühten die Latschen dann auf der Suche nach
etwas zu essen – nach 22 Uhr In der Mitte Seouls irgendwie unmöglich. Wir
sockten also ¨nach Hause¨ und stellten fest, dass es die lokalen Suppenküchen sind,
die bis Mitternacht geöffnet haben. Die ahjummas (Tanten) servierten uns das,
was ich entziffern und einigermaßen zuordnen konnte: Kimchi jjigae, einen Eintopf
aus Kimchi und Tofu, und Bulgogi-Suppe, eine Rinderbrühe mit Gemüse. Danach
glühten zumindest einer von uns beiden nicht nur die Socken, sondern auch
Zunge, Rachen, alles, was da so dazugehört.
So hatten wir am ersten Abend die Innenstadt Seouls bereits
einmal komplett abgegrast.
Meine smarte Uhr hat, glaube ich, noch nie so viel
Tiefschlafphase registriert, wie an diesem Tag. Die Vortrags-Sessions der
vergangenen Tage steckten noch in den Schlafknochen und ich sprang gegen 9 muuunter
aus dem Bett. Immerhin wurde das Frühstück serviert. :)
Leider war aber keine Gnade zu erwarten.
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