Sonntag, 26. April 2015

Azaleen im Salzboot - Der Shio-fune-Kannon-ji

Am 26. April ging es zum Shio-fune-Kannon-ji, dem Saltzboot-Kannon-Tempel.  Dieser Tempel ist stolzer Herr über 20.000 Azaleen-Büsche, die etwas entlegen in Ome ihre Farbenpracht entfaltet hatten. Praktischerweise wohne ich schon an der richtigen Bahnlinie, ich musste nur noch eine gute Stunde damit raus aus Tokyo fahren und dann den richtigen Weg zum Tempel finden. Naja, der Weg war in dem Fall zwar nicht das Ziel, aber ich rechne es mir einfach mal als Pilgerfahrt an. (Ich hätte natürlich auch an der richtigen Haltestelle, Kabe, aussteigen können, da wäre der Schild einfach ausgeschildert gewesen. Aber das ist was für Anfänger!) 

 Kaum waren aus der einen angepeilten Stunde zwei geworden, grüßte mich dieser Anblick:


 Die Zedern rechts und links des Weges sind 5.7 bzw. 6.6. Meter dick im Umfang und sind dank ihres geraden Wuchses die Bäume, die direkt zu den Göttern wachsen. Als solche werden sie oft an den Eingängen von Tempeln geplanzt.
Der Tempel hier ist 1300 Jahre alt und gehört zum Chizan-Zweig der Shingon-Schule. Als solcher ist er ein Ort des esoterisch orientierten Buddhismus und bietete eine Städte für viele Bergasketen, die sich zur Meditation in die Wälder zurpckzogen. Wenn ich von Tempel spreche, ist wie so oft ein Areal gemeint, das mehrere Tempel-Bauten umfasst, die zusammengefasst den Salzschiff-Kannon-Tempel bilden. Angeblich wurde dieser Tempel also in der Ära Taika (645-650) von Yaobikuni gegründet, einer berühmten Sagengestalt.
 Die Legende besagt, dass ein Fischer einst einen Fisch mit Gesicht fand und diesen seinen Gästen anbot, die diese Gabe jedoch dankend ablehnten. Ein Gast betrank sich jedoch mächtig und nahm ein Stück Fleisch des  Fisches mit nach Hause, wo seine Tochter ihn aß. Seitdem hörte diese auf zu altern und wurde später als Yaobikuni (800-Nonne) bekannt, da sie erst im Alter von 800 Jahren gestorben sein soll. Was sie in diesem langen Leben alles angestellt hat, ist wieder Stoff für viele andere Sagen. Hier also hat sie einen Tempel gegründet. Ob sie da auch schon Azaleen gepflanzt hatte, ist leider nicht überliefert. 

Benannt hat sie den Ort jedenfalls nicht. Der Buddhistische Mönch Gyoki (669-749) soll eines schönen Tages an dem Tempel halt gemacht haben und die Gestalt der umliegenden Hügel mit der Form des Salzschiffes verglichen haben, das Boot, dass die Menschen über die See der Wirrniss zur Erleuchtung führt.

 Wie an den Einzelbildern oben zu erkennen ist, blühten die Büsche in den pächtigsten Farben. Das Gesamtbild sieht trotzdem recht verhalten aus - das hat erstens mit dem gleißenden Sonnenlicht zu tunu nd zweitens, glaube ich, damit, dass hier das Ideal verfolgt wurde, Kultiviertes natürlich aussehen zu lassen. Natürlich sind die Kugel-Büsche alle gehegt und gepflegt und geschnitten und was weiß ich, aber im Gesamtbild sollen sie trotzdem nicht zu aufdringlich sein.
 Buddha Kannon sieht zu, dass alles seine Ordnung hat.

Die Sicht des Buddha auf Samsara - die irdische Welt.

Mitten im Kugel-Busch-Gewirr waren kleine Pfade und Bänke, so dass sich mich mit meinen Pluderhosen und meiner collen Sonnenbrille hinbrezelte, Erdbeeren aß und mein Buch zur Geschichte des Christentums in Japan las - sehr zur Verblüffung der geballten Rentnerschaft, aus der die Besucher zum Großteil bestand.

Der Tempel selbst ist natürlich keine 1300 Jahre alt, sonern ein neuerer Nachau. 

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