Samstag, 5. Dezember 2015

Tenri: Isonokami-jingū


 Am Mittwoch hatte ich ein Treffen mit einem Professor in Tenri, der mir zum Glück wertvolle literaturhinweise und überhaupt Ratschläge mit auf den Weg gab, bevor ich wieder in der Bibliothek landete. Das war auch sehr willkommen, denn inzwischen waren die Socken doch etwas lahmend. Und warum? Weil Tenri ein Kaff ist, darum! 
Meine Wanderung begann am Morgen, denn vor dem Mittagessen wollte ich noch dem Isonokami-jingū (石上神宮 "Oberer-Stein/Gott Götter-Schrein") einen Besuch abstatten. Genauso wie der Oyamato-Jinja vom Vortag spielt er natürlich eine Rolle in der Geschichte der Tenrikyo, der Neuen Religion, die in Tenri beheimatet ist und die ich im Rahmen meines aspirierten Doktortums erforsche. Zunächst geht es vom Tenri-Bahnhof wie immer die Ladenstraße 15 Min. schnurstracks gerade aus, bis man zum Tenrikyo-Hauptquartier kommt. Anstatt aber zur Universität hin abzubiegen, geht man geradewegs weitere 20 Minütchen, bis man am Inosokami-jingū angekommen ist. 


Ein "jingū" ist die höchste Bezeichnung für einen Schintoistischen Schrein und reserviert für diejenigen, die einen besonderen Bezug zur Kaiserfamilie haben. In Tokyo meint man damit zumeist den Meiji-jingū, den Schrein des Meiji-Kaisers aus der Restaurationszeit. Eigentlich steht "jingū" (ohne Namenszusatz) aber als Synonym für den Ise-Schrein, den wichtigsten Schinto-Schrein. (Da war ich 2011.)   

Der Isonokami-jingū wird bereits in einem Gedicht im Man’yōshū, der ältesten japanischen Gedichtsammlung, erwähnt. Außerdem besitzt er Japans älteste Bethalle. Wikipedia weiß außerdem, dass der Hauptgegenstand der Verehrung des Schreins das Schwert Futsu-no-mitama(-no-tsurugi) ist. Dieses Schwer ist also die Seele eines Kami (insofern schintoistische Kami "Seelen" haben können, aber ich wißt, was gemeint ist!). Nach Ansicht mancher Shintō-Theologen handelt es sich dabei um die Seele Japans schlechthin. Der Legende nach handelt es sich hierbei nämlich um das Schwert, bei dem der Gott Susanoo den Drachen Yamata-no-orochi erschlug. Daraufhin konnte Susanoo dem späteren ersten Tenno Japans, Jimmu, den Gott Take-mika-dzuchi zur Seite Stellen, der für Jimmu die Erde (sprich Japan) unterwarf. 

 Das Wetter war nicht fototauglich und so besonders sah der Schrein zugegebenermaßen nicht aus. ;)

Das Schwert soll dann vom 10. Tenno, Suijin, im Jahr 93 v. Chr. im Schrein eingelagert worden sein, nachdem es sich vorher im kaiserlichen Palast befunden hatte. Im Inneren des Schreins befinden sich eine große Zahl an Waffen, eine besonders berühmte Reliquie ist das Nanatsusaya-no-tachi, ein siebenschneidiges Schwert aus dem Jahr 369. 

Nunja, danach sollte es einen heißen Kako geben in diesem Niesel-Piesel-Wetter und ja, da waren auch zwei Cafés in der Nähe des Schreins, zurück auf dem Weg zur Universität. Bei hatten mittwochs geschlossen, acha. Dann eben auf dem Campus, der ist ja weitläufig genug und es gibt immer(!) Cafés. Fehlanzeige. Aber ich hatte noch 2 Stunden totzuschlagen bis zum Treffen, also auf zur Ladenstraße, wo ich endlich einen Kakao bekam, in einem dieser 80er Jahre angehauchten Cafés mit schwerer dunkler Holzvertäfelung und Schnörkelschnitzkunst an den Stuhlarmlehnen. Danach ging es wieder gute 20 Minuten zur Universität und zum Mittagessen ging es -richtig- zurück zur Ladensstraße, die kaum etwas Essbares zu bieten hatte, weswegen ich in professoraler Begleitung fast bis zum Bahnhof vorlaufen musste. Danach ging es für wieder zurück zur Bibliothek und später dann, recht fußlahm, "nach Hause".

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