Mittwoch, 28. September 2011

Der Schrein der Schreine und Nagoya

Sooooo! Der krönende Abschluss des Reiseberichts ist da!

Der 6. September 2011, ein Dienstag, sollte eigentlich ein gaaanz entspannter Tag werden. Das Ziel, Ise, lag nicht so weit von Osaka entfernt und ich wollte mir den ganzen Tag Zeit für diese kleine Stadt nehmen. Wo lag das Problem? -.- An der japanischen Reisfeld-Pampa. Da ich ja das seishun-18-Ticket hatte, konnte ich nur mit JR-Zügen fahren. Anstatt also den in 1 h direkt nach Ise fahrenden Privatbahn-Express einzugsteigen, wollte ich mit 3 mal Umsteigen nach Ise tingeln. Sollte 2 h dauern, war also noch verkraftbar - wenn, ja wenn a) die erste Bahn pünktlich gewesen wäre, ich b) gewusst hätte, auf welches Gleis ich zum Anschluss hätte springen müssen und c) mir bewusst gewesen wäre, was das Verpassen eines Zuges bedeutete. In der japanischen Pampa ist es nämlich nich' anders als in DE: der Zeug fährt genau einmal pro Stunde. Was bei zwei verpassten Anschlüssen was macht? Genau: 2 h! Abgesehen davon, dass ich natürlich die Expresszüge verpasst habe, was mich zusätzliche endlose Stunden durch die Käffer tingeln lies, bis ich es dann nach 4 h aufgegeben habe und die letzten 30 Minuten doch abgekürzt habe, in dem ich in die Privatlinie umgestiegen bin. UND WAS WAR??? In Ise sind die Ausgangs-Gates von der Privatbahn und der JR-Bahn ÜBERHAUPT NICHT GETRENNT! Das heißt, es hätte kein Schwein gemerkt, wenn ich gleich die Privatbahn genommen hätte! &gt;.< Meine Nerven!

Nach der Nachmittags-Touristen-Zeit ist nix los in Ise. Aber ein paar schöne alte Häuser stehen noch rum.

Jedenfalls war ich in Ise dann 16.00 Uhr und nicht 13.00 Uhr, fand ich ganz genial. Mein einziges Trostpflaster war, dass die Ise-Schreine DIE Shinto-Schreine von ganz Japan sind und dementsprechend nicht bereits 17.00 Uhr sondern erst 18:00 Uhr zu machten. Eigentlich spricht man immer von dem Ise-Schein, beziehungsweise Ise-Jingu. Obwohl auch das falsch ist, denn eigentlich ist der Schrein nur "Jingu" - also "Schrein, der dem Tenno gewidmet ist" - im Gegensatz zu normalen Schreinen, die "Jinja" heißen. Der Schrein aller Schreine braucht schließlich keinen anderen Namen eben "Schrein". Inzwischen macht sich der Namenszusatz aber doch ganz gut, denn es gibt nunmehr 3 Jingus in Japan -und darauf aufgeteilt die drei Throninsignien Japans: Im Meiji-Jingu oder im Palast in Tokyo soll angeblich der Edelstein Yasakani no magatamin sein, im Atsuta-Schrein in Nagoya ist angeblich das Schwert Kusanagi und in Ise soll der Spiegel Yata no kagami aufbewahrt sein. Von denen sieht man aber so wenig wie von den Ise-Schreinen selbst. Inmitten uralter Riesenbäume liegen der Innere und der äußerem Schreinbezirk, von denen man jeweils nur an den Eingang gelangen kann, um ein bisschen durch die Zaunlatten zu luken.

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Eingang und ein Gebäude des äußeren Schreins.

Nebenschrein. Das Gelände ist sehr schön.

Außerdem ist der Ise-Schrein der Schrein Japans, an dem man die rein shintoistische Architektur sehen kann, ohne buddhistische Einflüsse. Dem ein oder anderen Banausen könnte dabei ein: "Sind ja bloß olle Holzhütten" entschlüpfen. In der Tat zeichnet sich shintoistische Architektur vor allem durch einen sehr schlichten Aufbau aus, die einzigen Verzierungen sind goldene Beschläge. Beeindrucken fand ich vor allem die Japaner bei den Schreinen. Das sich auch Touristen immer vor den jeweiligen Schreinen verbeugen, ist mir ja nicht neu. Aber am Ise-Jingu artet das ein wenig aus: ich habe etliche Besucher gesehen, die sich vor dem Torii am Eingang zum Gelände verbeugt haben, um sich dann bei jedem einzelnen Schrein auf dem Gelände an den Stufen des Schreins, am Schrein selbst, auf dem Rückweg sich umdrehend noch einmal an den Stufen und dann wieder am Ausgangs- Torii zu verbeugen.

Torii vor dem Hauptschrein. Weiter darf man nicht fotografieren und so sehr viel weiter darf man aber auch nicht gehen.

Kagura-den im Inneren Schrein. Dort werden zu festen traditionelle Tänze aufgeführt.

Stufen zum Hautschrein und ein ziemlich lustig gewachsener Baum

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Bild aus Wikipedia: Diese Dächer sind das Markenzeichen der Ise-Schreine.

Man sieht mir leichte Zug-Müdigkeit an in dem Foto..^^°

In Ise hatte im am Abend noch eine nette Begegnung: Ich stand gerade an einem Schrein und schrieb eine Handy-Nachricht an Noriko, bei ich übernachten wollte, als eine Frau auf mich zutrat und fragte, ob alles in Ordnung sei oder ob ich irgendwie Hilfe bräuchte. Ö_ö Öh, , mir ging's gut. Aber jedenfalls entwickelte sich ein Gespräch und das Ende vom Lied war, dass sie so nett war und mich im Auto mitnahm um mich zur Spezialität von Ise zum Abendbrot einzuladen: Ise-Udon. Udon sind fette Nudeln, die es überall in Japan gibt. Sie werden in eine Soße getunkt gegessen und die regionale Besonderheit besteht zum einen in der Bissfestigkeit der Nudeln und zum anderen in der Soße. Ise-Udon kriegen jedenfalls 100 Punkte! :D Die Nudeln sind richtig weichgekocht und die Soße erinnert in der Konsistenz an Bratensoße oder so, jedenfalls richtig dick und stark im Geschmack. Hmmm..lecker! Dann wurde ich netterweise noch zum Bahnhof gebracht und ich verabschiedete mich nach Nagoya.

Der Atsuta-Schrein in Nagoya ist in demselben Shinto-Stil gebaut wie der Schrein in Ise.

In Nagoya war Noriko am selben Tag wie ich zwei Stunden vor mir gerade erst aus Halle angekommen, da hatte ich wirklich Glück. Ich durfte bei ihrer Familie übernachten und am nächsten Tag nahmen sich ihre Mutter rund ältere Schwester Zeit, mir ein bisschen von Nagoya zu zeigen und mir - natürlich - die regionalen Spezialitäten vorzuführen. Das war super-lieb von allen! Besonders aufgeregt war Norikos kleiner Neffe Shuya, der erst 5 Jahre alt war und fürchterlich mit seiner Höflichkeitssprache strauchelte, die er bei mir an die Frau zu bringen versuchte. Dass Noriko und ihre Schwester sich dabei fast vor Lachen gekugelt haben, half dem Kleinen dabei nicht unbedingt. :D

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Raubtierfütterung: Die Massen warten vor DEM Aal-Restaurant in Nagoya.
unten: Fumiko und Noriko Yamada. Nach dem Alter darf man mal wieder echt nicht fragen..-.-

Wir hatten und angemeldet und warteten "bloß" eine Stunde. Das Restaurant ist solchen Andrang aber gewöhnt: Routiniert schrie man die Namen der Wartenden in die Menge, draußen sind bereits fest Schilder installiert, die einen in die Warteschlange einreihen und weiterhin gibt es einen separaten Raum mit Stühlen nur für wartende Gäste, damit keiner bei der Prozedur umkippt. Aber das Warten hatte sich gelohnt: Es gab eine Reisschüssel mit gebratenem/geräucherten/irgendwie jedenfalls gemachtem Aal drauf, den man wahlweise mit Lauchringen, Wasabi-Meerrettich oder mit dünner Soße unter Wasser gesetzt essen konnte. Das war auch richtig gut! Ich war ja zuerst skeptisch, weil Aal schließlich Fisch ist, aber Aal schmeckt nich' wie seine flossigen Verwandten.

Und damit war's auch schon vorbei. Mitternacht stieg ich in meinen Nightbus, in dem ich nun wirklich nicht schlafen konnte, nachdem ich die Hälfte meiner Ferien pennend im Zug verbracht habe und entsprechend geplättet kam ich zu Hause an.

Noch was in Sachen modernes Japan. Noriko im Supermartkt an der Do-it-yourself-Kasse. Man schiebt die Barcodes einfach selbst unter den Scanner. Das Verwunderliche: Ich hab' zumindest an den Rolltreppen-Ausgängen keine Piep-Tore gesehen, die gemeldet hätten, wenn man nicht alles scannt.

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