Samstag, 10. September 2011

Burg Nr.1: Osaka

Am 30. August 2011 verschlug es mich planmäßig nach Osaka. Wenn man im Stadtführer schaut, dann gibt es sicherlich keinen ohne Osaka (immerhin 2.-größte Stadt Japans oder so ähnlich), aber auch keinen, in dem Osaka mehr als ein paar Zeilen einnimmt. Bekannt ist die alte Handelsstadt nämlich seit eh und je genau für diesen Aspekt ihrer Geschichte - Shoppen shoppen shoppen! Und zwar oben, unten, überall. :D Das ist wohl der Grund dafür, dass es in Japan zwei Börsen-Zentren gibt.

unterirdisches Einkaufs-Labyrinth - Ausschnitt ;D

In Osaka spricht man nicht von Einkaufstempeln, sondern von Einkaufs-Labyrinthen: Der Kern der Stadt, der Bahnhof Osaka, wird durch eine zwei Kilometer lange 6-spurige Straße mit dem südlich gelegenen Namba verbunden. Der Bahnhof selbst ist ober- sowie unterirdisch ein Einkaufsparadies, aber auch die ganze Straße entlang steht ein Kaufhaus neben dem nächsten. Vervollständigt wird das ganze durch die unterirdischen Shopping-Straßen, die grob in demselben Gebiet liegen. Das alles ist viel zu groß, als dass es nur einen Namen für das ganze Gebiet geben könnte. ö_ö Aber wenn man Dotonburi sagt, wissen die meisten, wovon man ungefähr spricht.

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Die oberirdische Konsum-Welt
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und noch mehr. Rechts das "neue/alte Wahrzeichen" der Stadt - die bekannte Werbung der Firma Glico, hängt schon ewig unverändert dort.


:D

Als ich in Osaka morgens gegen 11:00 Uhr ankam, machte die Stadt allerdings einen ganz anderen Eindruck auf mich. Möglicherweise, weil ich in Shin-Imamiya Bett bezogen habe, das neben Shin-Sekai liegt. Shin-sekai heißt übersetzt "Neue Welt" und war es auch vor ungefähr 20 Jahren oder so. Shin-Sekai ist ein Bar-, Restaurant-, Karaoke- und Spielhallen-Viertel, dessen bessere Tage längst vorbei sind - was den besonderen Reiz dieser Gegend ausmacht. Alles im Gebiet sieht aus, als wäre es einmal etwas Wert gewesen, aber inzwischen hat die Moderne das alles längst ein- und überholt. Alles ist irgendwie ein bisschen verlottert, ein bisschen marode, ein bisschen dreckig & ein bisschen weniger höflich und zurückhaltend. Shin-sekai wird morgens von alten Herren jenseits der 50 bewohnt, die auch die Öffnung der Spielhalle oder des Go-& Shougi-Salons warten, bzw. ihre Nudelsuppe zum Frühstück verspeisen. Sie sehen aus, als würden sie den ganzen Tag nicht aus diesem Viertel herauskommen. Nachts ist die Shin-Sekai voll mit Jugendlichen der eher rebellisch-gestylten Art, die mit Vorliebe Kushi-yaki ("gebratene Spieße") essen und dann in billigen Karaoke-Bars verschwinden. Soooo viele Touristen tummelten sich auch gar nicht, möglicherweise, weil japanische Reiseführer (ähnlich wie unser jap. RA, den ich nach Osaka gefragt hatte) vor der Gegend warnen. Schrecklich gefährlich, das ganze ungesittete Pack. :P Ups, da hatte ich meine Bleibe schon reserviert.^^°

oben: mein erster Eindruck von Osaka. Irgendwie Baustelle.

Danke an Google für das Bild. Im Endeffekt sich Kushi-yaki einfach Spieße mit jeglicher Sorte Fleisch, Gemüse, kleinen Eiern, die dann in eine Art Teig und Semmelbrösel getunkt und frittiert werden. Als Nachtisch gab's Schoko-Banane! *-* Da ich am Tresen saß, hat mir der freundliche Frittierer auch bei jedem Spieß angesagt, ob ich ihn in die Soja-Soße tunken soll oder nicht. Besonders toll fand ich sein großes mit beiden Armen gezeichnetes X mit dem anschließenden "Nooo!" bei der Schoko-Banane.^^°

Neben diesen recht gegensätzlichen Seiten Osakas gibt es auch Geschichte zu bewundern: Das Schloss von Osaka. Geschichtlich relevant durch die Belagerung Toyotomi Hideyoshis durch Tokugawa Ieyasu (Klick mich, wer mehr wissen will :) ist die heutige Burg ein Nachbau aus Beton. Aber trotzdem sehenswert. An der Burg angekommen, wurde mir auch promt vom lokalen Ausländer-lass-dir-die-Geschichte-Osakas-erklären-Rentner der beste fotografier-Platz gezeigt.

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Das Schloss und ein Gebäude rechts davor.


Malerisches Osaka. Nicht so groß wie Tokyo, aber von oben recht ähnlich, würd' ich meinen. ^^°

Am Abend bekam ich dann die ersten Ausläufer von Taifun #12 zu spüren: Mir nichts, dir nichts fing es an zu Regnen und ich hatte keinen Schirm. Rettung bot der Koreaner um die Ecke, der mir folgendes leckeres Gericht servierte: Chijimi.

Absolut leckerfetzig. *-* Der Mann hat auch- oh Wunder - deutsch studiert und kramte seinen Rest-Sätze hervor. Nebenbei servierte er mir extra Kraut- und Kimchi-Portionen zum probieren. Sehr nett. :)

Ansonsten verlitten mir mir die Stadt nur drei kleine Käfer und eine Kakerlake, die ihren Weg in mein Tatami-Zimmer fanden bzw. dort wahrscheinlich munter lustig hausten. -.- Aber naja, was erwartet man für 1700 Yen die Nacht.

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