Freitag, 23. September 2011

japanische Hinterhöfe & europ. Flair: Onomichi + Kurashiki

Nach Hiroshima war nun erst einmal Schluss mit Burgen. Nichtsdestotrotz warteten spannende Dinge, die ich fast übersehen hätte, da Onomichi nicht berühmt genug ist, um im Reiseführer erwähnt zu werden und Kurashiki selten erwähnt wird. Aber dank Freunden und Oma&Opas Superreiseführer kam ich den kleinen Örtchen auf die Schliche und war angenehm überrascht.

Der 5. September 2011 startete ob des straffen Programms dann auch ordentlich früh, aber da beide Orte auf der Strecke Hiroshima - Osaka liegen, war die Reise recht einfach. Zuerst war Onomichi an der Reihe. Ich dachte, ich bekomme ein kleines Städtchen mit einem oder zwei schönen Schreinen zu sehen, deswegen hatte ich nur den Vormittag dafür eingeplant - Was ich an der obligatorischen Touri-Info am Bahnhof bekam, war der Plan eines kleines Städtchens gespickt mit historischen Stätten (25!!), die in vielfach möglichen Kurs-Kombination abgelatscht werden konnten. O_O Natürlich fehlte auch nicht der typische Berg - Tempelbau macht ja sonst auch sicher keinen Spaß.

Fleißig hat man in Onomichi jede Straßenecke beschildert, damit die Touristen auch keine Sehenswürdigkeit auslassen. Allerdings wurde auch an die Kultur-Muffel gedacht - man kann in Berg auch ohne Tempeltour erklimmen und wird mit genauen Angaben darüber belohnt, wie viele Kalorien man bereits verloren hat. Auf dem Schild rechts steht "Der Weg zur Gesundheit".

Immerhin gab' es aber auch ein lohnendes Ziel: Wenn man am Berg entlang die Schreintour beendet hat, kommt man an der Seto-Ohashi-Brücke heraus, die die Stadt mit der Insel Shikoku verbindet.


Onomichi-Panorama: Bild von Wikipedia

links: Das Ziel ist im Hintergrund undeutlich zu erkennen; rechts: Eins der vielen Cafes an der Route.

Onomichi ist sicherlich nicht die beeindruckendste Stadt, dafür aber die mit Abstand schnuckeligste: Man wird zu den Klein- und Kleinsttemeln/Schreinen quasi durch die Hinterhöfe der Bergbewohner geschickt, so das man urische traditionell-japanische Winkelstraßen-Bauweise und Schachtel-Häuserstrukturen aus nächster Nähe besichtigen kann. :D
.....

.....
links: Das ist der Eingang zu einem kleinen Restaurant. Sah eher aus, wie jemandes Rümpelkammer vorm Haus mit dem Wohnzimmer, wenn man reingeht, aber laut Fahne isses öffentlich....

.....
Mir kamen nur ein paar alte Leute entgegen, die fleißig gelaufen sind, wenn auch nicht sehr weit, wie ich annehme, und Mopedfahrer. Ein Hoch auf den Postboten-Job. *-* Und die Zeitungsausträger. :P

...
Kulturschatz in einem der Schreine. ....und Palme :D

...

Rechts ist ein Tengu-Schrein (in etwa oft Streiche spielende Dämonen) zu sehen. Was man nicht sieht: Der Schrein ist sehr sehr klein (vllt. einen Meter lang) und unter einem Gang, der zwei Schreine miteinander verbindet. Ich musste quasi drunter kriechen für das Foto.
...

Die Bilder vermitteln euch hoffentlich einen kleinen Eindruck von Kurashiki. Ich muss zugegeben, dass ich den Schrein auf der Bergspitze ausgelassen hab', auch wenn die Japaner natürlich eine kleine Seilbahn nach oben gebaut haben. Und ich hab' es auch nicht bis zur Brücke geschafft, denn dann hätte ich Kurashiki nicht mehr sehen können.

Der Lions-Club ist auch mit von der Partie.

Was es sonst noch zu japanischen Kleinstädten zu sagen gibt: Eigentlich können sie es gut und gerne mit den Großstädte aufnehmen, was Einkaufsmöglichkeiten und Personennahverkehr anbelangt. Da wo es möglich ein. Bei Bergstädten wie Onomichi ist verständlicherweise genau dort der Haken - auf dem Berg sind die Straßen lange nicht breit genug, um einen Bus durchzulassen. Einkauftstechnisch ist die Stadt ebenfalls eigentlich gut ausgerüstet. Wo ist das Problem? Das liegt darin, dass die Geschäfte irgendwie nie offen sind. O_o Vielleicht lang es daran, dass ich wochentags dort war, aber obwohl es viele Cafés, Kneipen und sonstige Läden gibt, war mehr als die Hälfte zu. Dabei sahen sie eigentlich nicht aufgegeben aus, d.h. ich denke, dass die nur zu bestimmten Zeiten an bestimmten Tagen auf sind, wenn es sich mehr lohnt. In Kurashiki war es genau dasselbe.

Kurashiki liegt nur eine knappe Stunde von Onomichi entfernt und ist berühmt für seinen schönen Kanal und die alten Lagerhäuser aus der Edo- und Meiji-Zeit. Als ich da war, kam ich partout nicht darauf, warum Kurashiki tatsächlich anders ist als andere erhaltene Edo-zeitliche Orte, aber ein Blick ins Internet verriet es mir: Es gibt keine Strommasten in den Straßen! So kann man den Flair der Altstadt uneingeschränkt genießen.



In der Meiji-Zeit (1868-1911) war Kurashiki als Produktionsstandort wichtig. Heute ist die alte Spinnerei über und über mit Efeu überwuchert und ein Hotel bzw. Touristenattraktion mit dem Namen "Ivy Square garden".


Am Abend übernachtete ich noch einmal in Osaka. Der nächste und letzte Reise-Eintrag erzählt euch dann von Ise und Nagoya. Und jetzt geh' ich lernen. -.-

Keine Kommentare: