Montag, 1. August 2011

Nikko

Montag, 1. August

Der versprochene Ausflug begann nach der obligatorischen Mailkontrolle, die bzgl. des Omastatus keine neuen Erkenntnisse erbrachte. Da ich gestern nur "zeitig" verinnerlicht hatte, trieb ich heute zur Eile an, mit dem Ergebnis, dass wir eigentlich zu zeitig in Asakusa waren.
Das war noch ein Foto wert, denn erstens hatte ich den neuen Tower nicht korrekt benannt - er heißt Sky tree/Himmelsbaum. Zweitens verdient das dunkle Brauereigebäude rechts im Vordergrund besondere Beachtung. Das Gebilde obendrauf soll Bierschaum symbolisieren.
Sieht so etwa Schaum aus? Wir nennen es liebevoll-despektierlich "Kackwurst".



Aber weiter zum Zug:
"Eigentlich" bedeutet, wir kamen auf den letzten Pfiff, unter Begleitung der Servicemitarbeiterin persönlich mit guten Wünschen in den Express verfrachtet zu unserer Landpartie. Die bequemen Sessel und das leichte Schaukeln ließen Claudia und Franzl sofort wieder in den Schlaf sinken. Beneidenswert, aber leider nicht mein Ding. So hatte ich aber Zeit, japanische Landwirtschaft zu studieren. Der Reis wächst bekanntlich nicht im Supermarkt, sondern auf akkurat gesteckten, redlich gehegten und frisch grünen Feldern, sobald man aus der Stadt heraus ist. Jede Ecke wird genutzt; hin und wieder darf auch 'mal ein Maisfeld gedeihen. Fast nie aus dem Bild zu kriegen: Stromleitungen und -masten, die Metropole muss schließlich brummen.

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Die dunklen Absätze zwischen den Karrees sind keine Wege, sondern Kanäle, damit die Pflänzchen auch genug im Wasser stehen. In Ortsnähe gibt es Gärtchen, zu erkennen waren Bohnen, Zwiebeln, Kürbisse; nicht exakt zu bestimmen (selbst nach eingehender Nachbetrachtung auf der Rückfahrt mit Claudia und nach Konsultation von Google) waren die Pflanzen unten rechts. Für sachdienliche Hinweise wären wir dankbar. Auf Ideen wie Süßkartoffel, Rettich und Mangold sind wir selbst schon gekommen.)
Besser konnte ich sie nicht fotografieren, der Zug war zu schnell. Auf alle Fälle muss es sich um etwas Wichtiges handeln, denn es wächst in jedem Garten viel davon.

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Auffällig war mir weiterhin, dass mit einer Ausnahme kein verspeisungsfähiges Getier herumlief. Besagte Abweichung war ein einziger Stall mit ca. 30 dunkelbunten Kühen.

Zwischen den Ortschaften sieht man zunehmend Berge und Wald im Hintergrund. Leider hingen die Wolken richtig tief drin, sodass es kein gutes Licht gab. Aber ansatzweise erkennt man, dass sich die Hügelketten ins Landesinnere fortsetzen.



Wir hatten nicht damit gerechnet, dass sich das Wetter so von dem in Tokyo unterscheiden würde, dabei haben wir in der Schule einst gelernt, dass sich Wolken vom Meer nur dann übers Gebirge quälen, wenn sie dabei ordentlich Wasser lassen. Und so war es denn auch den ganzen Tag trübe, nass und deutlich kühler als bisher, schätzungsweise keine 20 °C - und das mit mir als Oberfrutzmemme!
Aber wir wurden gigantisch entschädigt. Warum waren wir denn in Nikko?
Richtig: Diese gewaltige Tempelanlage der Tokugawa - Shogune gehört zum Weltkulturerbe und wird entsprechend erschlossen. Mit unserem Kombi - Pass zu je fast 50 € für je zwei Stündchen Hin- und Rückfahrt und Eintritte bekamen wir ordentlich zu sehen und zu staunen und noch dazu gut weg.
Man schreitet durch Tore und sieht sich von Tempeln und Schreinen umgeben, die wieder zu Toren führen, durch die man Tempel und Schreine und ab und zu mal eine Pagode sieht. Unmöglich, alles zu schaffen oder sich gar zu merken. Eine kleine Auswahl habe ich für euch hochgeladen:
Freundlich begrüßt wurden wir von einem wasserschlürfenden Drachen; der erste Tempel befindet sich in einer Halle; dort kann man sich ansehen, wie Tempelbau funktioniert. Die Hölzer sind alle verzapft und verspundet - Nägel und Schrauben sind obsolet.



Aber dann wurde es bunt, soweit es der graue Regen zuließ:

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Wer gut aufgepasst hat, weiß jetzt, wo die drei "Uraffen" sitzen, die nichts Böses sehen, hören und sagen. Die Japaner schwören, sie kämen von da.
Eine wichtige Prüfung haben wir dort auch noch bestanden. Ihr seht Franziska beim Ringe werfen. Wenn man einmal bei drei Versuchen trifft, reicht das schön für ein Quantum Glück. Da Claudia sogar zweimal traf, konnte sie sicher das Orakel von gestern ausgleichen. Franz uns ich trafen je einmal - also alles im grünen Bereich.




Apropos grün: Die Umgebung hier ist der blanke Wahnsinn, allerlei Baumbestand, der hunderte Jahre alt sein muss - riesengroß und abwechslungsreich durchmischt. Dazu rieseln überall kleine Bächlein zu Tale und werden Bäche, es klingt wie im Urwald. Und dann wieder Tempel und Schreine ... wer mehr sehen, will, muss uns 'mal besuchen, das führt jetzt zu weit.



Nach einem Schmeckerchen in Nikko ging's zurück; drei Stunden Sitzen im Zug tat nach der Lauferei gut und der Tag war schon wieder um.
Ein seltener Anblick: leerer Waggon, wenn auch nur kurzzeitig. Und da könnt ihr sehen, wie es aussieht, wenn Franzl über das Gesehene nachdenkt.
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Heute habe ich nach dem Abendbrot noch schnell gelernt, wie man ein Video in den Blog lädt; wer Lust hat, kann im Eintrag von gestern die Elvisse tanzen lassen.

2 Kommentare:

xfranczeskax hat gesagt…

Fein schreibst du das! :D

Anonym hat gesagt…

... und da kam ich hierher, weil ich bei google nach "japanische Stromleitungen" suchte, um mich an ein paar Industrienormen und Standardbauformen Japans für deren Kabelchaos heranzutasten. ("japanese power lines" liefert leider nur grandiose Bilder, aber kaum Infos).

Wie sieht der Japaner eigentlich den Kabelsalat am Himmel? Kritisch oder eher romantisierend?