Dienstag, 2. August 2011

Akihabara und Kaisergarten

Dienstag, 2. August

Heute Nacht bebte die Erde! Und wir sind davon wach geworden, d.h. für Franziska reicht ein Beben der Stärke 5 nicht, um sie aus dem Schlaf zu schütteln, aber für Claudia und mich war es so, als hätte einer am Bett gewackelt. Es scheint auf jeden Fall weitreichende Wirkung gehabt zu haben:
Es ist vollbracht! Claudia ist nun Doppeloma und entsprechend elangepeitscht ging es nach einem stärkenden Frühstück voran - auf die Spuren der Technik. Klare Ansage: Im Mutterland der Honda sollte ein Hondamodell beschafft werden. Wo muss man hin in einem solchen Fall? Natürlich ins Elektronikviertel nach Akihabara. Wir waren kaum aus der Station gekrümelt, da schrie es schon "Frääääänziiiii" und eine adrett ge- bzw. verkleidete Servicekraft vor einem der Lichtpaläste klebte an ihrem Hals. Sie stellte sich als Kommilitonin im Ferieneinsatz vor und konnte uns gleich verraten, wo unsere Chancen am größten seien.

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Doch bevor wir zur Tat schreiten konnten, waren wir als Interviewpartner gefragt- was wir von Feuerwerk und diversen Produkten halten und warum. Sie wollten alles ganz genau wissen und konnten kaum fassen, dass bei uns nicht jeder unangemeldet ein solches Ereignis zünden kann.



Das war schon mein zweites Interview in Japan - wie kommen die auf mich? Wahrscheinlich, weil ich so viel Kompetenz ausstrahle. (Hihihi)
Aber schließlich konnten wir unser Augenmerk wieder auf die Honda richten; es bleibt festzuhalten, dass derlei Modelle k e i n e n gleichberechtigtigten Platz im Reigen der Kauftempel einnehmen. Gegen die Vielzahl von Computerspielen, Panzerbasteleien, Waffenmodelle und selbst gegen Autos kommen sie wahrlich nicht an.
Die wenigen Vertreter sehen freilich schnuckelig aus. Leider war es nicht das Passende und so trollten wir uns unverrichteter Dinge.




Wir spazierten dennoch frohgemut ins Regierungsviertel, um wenigstens aus sicherer Entfernung hinter der großen Mauer das Kaiseranwesen zu beäugen. Doch heute hatten wir Glück! Die Tore waren geöffnet; wir konnten uns den Garten und Kulturschätze in Form von "Malbüchern" ansehen.
Es ist schon toll, was man mit Pinsel und Tusche auf Seide und Papier zaubern kann, wenn man's denn kann. Eine Augenweide!
Nach dem Augenschmaus folgte der für den Magen - heute begnügten wir uns mit einem Picknick in stilvollem Ambiente, nämlich umgeben von uralten Bäumen im Park seiner Majestät.
Ich begnügte mich mit den mir wohlbekannten Süßteilchen; Franzika unterstützte Claudia in deren Bemühen, 'mal wieder etwas Neues auszuprobieren. So gab es Reis mit Thunfisch in Seetang. Außerdem umzingelten uns plötzlich kleine aggressive Mücken. Für die waren wir der Snack.



So gekräftigt, konnten wir weiter energiegeladen ausschreiten, denn so ein Kaisergarten ist ganz schön weitläufig - wie das Wort besagt, man muss weit laufen. Wahrscheinlich wurden die Feinde früher so fertig gemacht. Hatten sie schon 'mal ein Tor geknackt, dann sahen sie um die Ecke schon das nächste und mussten nicht nur die Wachen alle niedermetzeln, sondern dazu auch noch die ganze Zeit den Berg hoch hecheln. Das haut den stärksten Krieger um. Wir gingen gemütlich und hatten einen schönen Blick über das Gelände.



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Garten heißt in erster Linie "Baumgrün", zumindest zu dieser Jahreszeit. Riesige uralte Bäume und akkurat gekürzte Rasenflächen ohne jedes welke Blatt. Im Frühjahr muss sich ein gigantischer Anblick bieten, denn die Hecken sind sämtlich Azaleen und blühen in allen möglichen Farben. Wir konnten das nur auf dem Flyer sehen und haben daher Franziska beauftragt, das im nächsten Frühling fotografisch festzuhalten.



Faszinierend ist der abrupte Wechsel von Metropole (man sieht ja die Wolkenkratzer auf jedem Bild) und herrlicher Ruhe. Die Mauer trennt in der Tat zwei Welten. Auf der Außenseite tobt das Leben. 1. Hier stehen die Klötzer der Banken. Viele Angestellte liefen da in ihrer Mittagspause herum. Da in diesem Jahr die Energiekrise tobt, sind sie von Krawatten- und Jackettzwang befreit, schließlich arbeiten die Klimaanlagen nicht wie sonst auf Hochtouren. Ich habe mir die Weißhemdengeldverwalter genau angesehen. Nicht einer hat so ausgesehen, als würde er für die Finanzkrise zuständig sein, kein bisschen Schuldbewusstsein! Zum Renovieren und Neubauen ist jedenfalls Schotter vorhanden - Baukräne, wohin man blickt, vor allem jedoch in den oberen Etagen.

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Vorbildlich ist die Absicherung in einem Land, in dem es das Wort "Baufreiheit" wahrscheinlich gar nicht gibt. Ihr seht drei uniformierte Sicherheitsbeauftragte, die gerade einen Bauzaun geöffnet haben und lautstark heranpreschende Radfahrer und dahineilende Fußgänger davor bewahren, von ein- und ausfahrenden Betonmischern geplättet zu werden.




2. Außerhalb der Palastmauern gibt es jede Menge Firmengebäude - man sieht die Menschlein im gläsernen Ameinsenhaufen emsig wirbeln - und die technische Univerität.

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Rings um die Mauer führt eine Magistrale, die sich gelegentlich in Zwei - Ebenen - Brücken splittet und deren Steuerung selbstverständlich nicht dem Zufall überlassen wird. An der Tafel kann man sich informieren, wie schnell zu fahren ist, um welchen Stau auf welcher Spur zu vermeiden.

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Überquert man diese Straße, kommt man zum Budokan; das ist seit den Olympischen Spielen von 1964 eines der Wahrzeichen. Wir wünschten allen Sportlern aller Länder aller Disziplinen große Erfolge.



Ein Stückchen weiter, und man steht vor dem Yaskuni - Schrein. Das ist der, wo aller Krieger gedacht wird. Da die vom 2. Weltkrieg eingeschlossen sind, die bekanntlich halb Asien unterjocht hatten und auf Seiten Hitlers und Mussolinis gekämpft haben, ist dies in jedem Jahr wieder ein Politikum. Heute war es dort sehr ruhig, zumal bereits die Abendämmerung hereinbrach, sodass wir uns auf den Heimweg machten.
Ein Highlight erwartete uns in Hyoshi - die Sushi-Bar. Wir schlemmten ganz gemütlich von kleinen Tellerchen leckere Häppchen, von denen wir nicht immer ganz ganau wussten, was es denn war. Aber Thunfisch, Lachs, Ei und Aal haben wunderbar geschmeckt. Seeigel und Tintenfisch konnten unser Misstrauen nicht besiegen. Die Victorys bedeuten, wir haben es geschafft. Die Kellnerin zählt anschließend die Teller und berechnet nach deren verschiedenen Farben den Preis. Heute waren wir bei Claudia eingeladen. Danke schön, können wir 'mal wieder machen.



So, ihr Lieben, das war es für heute, es ist kurz vor Elf. Erstaunlich, wie lange ich auch heute wieder an einem Blog herumgemurkst habe. Morgen geht's nach Noborita, dafür will ich gut erholt sein. Schlaft schön!

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Japan ist so ein schönes Land. Man wird ganz euphorisch, beim lesen des Textes! Ich wünschte, ich wäre auch in Japan!