Donnerstag, 4. August 2011

Odaiba

Donnerstag, 4. August

In einer relativ ausgeschlafenen Verfassung - die Motorradfreaks hatten sich wegen der sintflutartigen Regenfälle der Nacht vielleicht eine andere Beschäftigung gesucht - nahmen wir die vorletzte Etappe in Angriff: Odaiba, die künstliche Insel vor den Toren Tokyos, wartete auf uns.
Wir demonstrieren euch hier, wie man sich 1. nicht ordentlich in der U-Bahn anstellt und 2., wie man es vorbildlich tut.



Turner können das - gerade Reihe an der dafür vorgesehenen Markierung. Dies garantiert die größtmögliche Kapazität für Massenumschichtungen im Berufsverkehr. Für uns war's nur eine Trockenübung, vor Mittag ging's bei uns in den letzten Tagen nicht los.

An der Haltestelle Teleport empfing uns ein Hinweis zum Energiesparen. Dort hatte man zwar nicht die Lampen ausgeschaltet, wie das Schild suggerieren könnte, aber die Klimaanlage lief deutlich gedrosselt. Daher traf uns nicht gleich der Schlag, als wir ins Freie traten; wahrscheinlich wollte die Sonne wegen gestern etwas an uns gut machen.



Wir suchten uns ein luftiges Plätzchen auf der Promenade und schauten auf die City zurück. Am Odaiba - Aqua - Park, einem Kauftempel mit Kinos und Restaurants vorbei, kommt man fast nach Amerika.



Im Hintergund des rosa Centers sieht man bereits das Fuji - Fernsehzentrum. Dies wurde aus irgendeinem Grund von Menschengruppen größeren Ausmaßes - wenn auch unter Führung und geordnet - zu einem Fest gestürmt, ebenso wie das gegenüberliegende Rummelgelände. Ein Riesengetümmel, dem wir flugs entwanderten. Dabei leistete der Schirm wieder gute Dienste, diesmal gegen Sonnenbrand. (Heute Abend leuchten wir beide dennoch ein wenig.)





Über die Bäumchen habe ich mich sehr gefreut. Als ich vor zwei Jahren dort entlang spazierte, lagen sie gerade alle noch mit ziemlich großen, gut verpackten Wurzelballen herum und wurden in mühevoller Kleinarbeit mit "Kränchen" frisch gesetzt. Offensichtlich sind sie angewachsen und gedeihen prächtig. Auch sonst ist einiges passiert. Wo vor zwei Jahren noch freie Fläche war, ist überall ein Glaspalast gebaut, die letzte Baustelle ist schon weit gediehen, dann ist die Insel voll.



Aber das Gelände ist großzügig ausgelegt, man kann wunderbar flanieren, zumal aggressive Radfahrer hier in die Schranken gewiesen werden. Dafür bekommen sie schicke Parkplätze und können mitflanieren.

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Wir haben ein bisschen geschummelt und ein Stück des Weges mit der Rundbahn zurückgelegt, um zum Messegelände vorzudringen. Dafür, dass gerade keine Messe ist, liefen sehr viele Weißhemden dort herum. Warum das Ganze etwas martialisch mit einer Säge geschmückt wurde, konnten wir nicht eruieren.





Bei einer Rast auf Bänken im Schatten (die bewährte Verteilung von Süßem und Herzhaftem)
gelang etwas ganz Wunderbares. Claudias strenger Blick erfasste ein Mieps, wie es sich gerade niederließ und seinen unflätigen "Gesang" anstimmte. Aber wir wollen nicht meckern - das arme Tier kann sicher nichts Sinnvolles. Außer sich tarnen und verstecken, womit es den Krach eigentlich produziert. Es sieht völlig unbeteiligt und unangestrengt aus. Dieses hier hatte sogar noch eine neue Tonfolge für uns eingeübt.



Wir schlossen den Tag mit einem Besuch auf dem Campus der KEIO - Universität ab. Ihr seht Franzl vor dem ältesten Teil (1858), heute noch als Administration (rechte Seite) und Alte Bibliothek (linker Teil) genutzt. Der ehrwürdige Herr ist der Gründervater Fukuzawa Yukichi.
Deswegen darf er heute noch den 10.000 - Yen - Schein schmücken.





Auf dem Letzten Bild seht ihr den Haupteingang von der "falschen" Seite, da wir uns von hinten eingeschlichen hatten, um auf der Vorderseite noch eine Rechnung zu begleichen. Claudia hatte immer noch kein glückliches Orakel und am Uni - Schrein bot sich praktisch die letzte Möglichkeit. Mit ordentlich gewaschenen Händen und gegen das übliche Entgelt zog sie andächtig einen der vielen Zettelchen. Und siehe da: Bei entsprechend harter Arbeit an sich selbst steht einer glücklichen Zukunft nichts Wege! Damit kann man doch ruhigen Gewissens das Land der aufgehenden Sonne Richtung Heimat verlassen.
Nebem dem Schrein gibt es am Unicampus allerdings auch medizinische Eingreifmöglichkeiten gegen Schicksalsschläge. Ob der Defibrilator öfter von Studenten mit Prüfungsangst oder von Professoren hohen Alters genutzt wird, haben wir nicht herausgefunden. Der Schrein ist zu Prüfungszeiten nachgewiesenermaßen hoch frequentiert; die Gerüste für missgünstige Orakel sind dann täglich voll. Heute hingen gerademal vier Zettel da.

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Wir erhaschten noch einen kurzen Blick auf den Tokyo- Tower und machten uns auf den Heimweg. Franziska will noch einem Kumpel Tschüssi sagen, der für ein Jahr nach Amerika geht, wir müssen unseren Krempel flugfähig einsacken.

So, ihr Lieben, morgen fliegen Claudia und ich nach Hause - es war ein schöner Urlaub, aber er ist leider schon zu Ende. Im Unterschied zu anderen Gegenden der Welt (einschließlich Leipzig und Umland) hatten wir Sommer in einer Form, die den Namen auch wirklich verdient. Mal sehen, ob die Balkonpflanzen zu Hause den Regen überstanden haben.
Tschüssi an alle; falls ich wieder 'mal eine große Reise mache und jemanden mithabe, der mir dann wieder verklickert, wie es geht, könnte ich auch wieder einen Blog schreiben. Vielen Dank an Franziska! Sollte sich jemand finden wollen, der mir entsprechende Reisen sponsort, würde ich mich sogar dazu verpflichten.

Bis bald! Wir kommen!

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