Mittwoch, 12. November 2008

Bahnfaltung, das japanische Unisystem

Hm..achja, der letzte Geburtstag stand an, nachdem wir von der Party in Ginza zurückgekommen waren: Ferg (GB, wenn mich nicht alles täuscht) wurde 22. Der Schokoladenkuchen war seeehr lecker!

Am Montag, dem 10. November 2008, hatte ich zum ersten Mal die Gelegenheit, mich in der Meguro-Linie wie Faltpapier zu fühlen. Normalerweise ist unsere Linie eigentlich erträglich und ich bekommen eigentlich zu 90% einen Sitzplatz, aber am Montag war das anders. Zur Erklärung vielleicht: Im Gegensatz zur Toyoko-Linie, die in Hiyoshi bereits vollbepackt ankommt, beginnt die Meguro-Linie in Hiyoshi, d.h. der Zug ist leer, wenn er vorfährt. ;) Nun sind Japaner ja trotz gewisser Anwandlungen, wenn es um Zugsitzplätze geht, im Grunde genommen sehr geordnet und so auch hier: Man stellt sich an markierten Stellen hübsch in Reihen auf und wartet auf den Zug. Das Gute ist: Mein Zug fährt 8:01. Wenn ich aber nicht mal 10 Min. früher da bin, kommen vorher 7:54 und 7:56 noch zwei Züge. Wenn ich mich also in für den 54-er Zug anstelle, dann rücke ich in der Reihe vor, wenn die Leute einsteigen und nochmal, wenn sie in den 56-er einsteigen. Soll heißen, die Chancen in der ersten Reihe für den 8:01-Zug zu sein, stehen normalerweise nicht schlecht.
Aber am Montag muss es wohl einen der berühmten Unfälle gegeben haben: Soll heißen, jemand hat sich (mal wieder) vor den Zug geschmissen. Das war anscheinend weit entfernt von meiner Strecke, aber weil die Züge hier im Minutentakt fahren, funktioniert nix mehr, wenn irgendwo was klemmt.
Ein Wagon hat anders als in De keine Sitzreihen im ganzen Zug, sondern nur an den Wänden. Ich stand genau in der Ecke (im Übergang zum nächsten Wagon) vor der Sitzreihe, mit dem Rücken zur Wand. Und die Menschen strömten und strömten in den Zug..ja wo strömten sie denn hin? Das Lustige war: alles war so gepackt voll, dass sich kein Mensch mehr festhielt, weil das in dieser Situation normalerweise nicht von Nöten ist. Allerdings war tatsächlich am Ende (also wo ich stand) noch Platz, weil sich jemand einfach geweigert hatte, weiterzurücken. Als nun aber der Zug an der ersten Haltestelle hielt, gab es einen Ruck und alles stürzte auf mich zu bzw. neben mich in eben jene Lücke! Ich sah mich schon in flunderform an der Zugwand kleben...@_@ Aber zum Glück stand unser Kendo-Mensch (6 Mal die Woche Training!) Ken (F) vor mir, der 1. den wunderbaren Einfall gehabt hatte, sich doch festzuhalten und 2. obwohl er wie alle (Halb)japaner nicht so aussieht, stark genug war, die Massen aufzuhalten, so dass ich mich lediglich leicht gequetscht fühlte. Merci Ken!
Der Zug kam durch die Neutaktung der Züge jedenfalls 'ne halbe Stunde zu spät an. Problemlos kann man sich dann am Gate ein Zettelchen geben lassen, das dies bestätigt und so kann man der Lehrerin gut erklären, warum man den Kanji-Test verpasst hat. ;)

Der Tag war mal wieder elendig lang, wie Montage halt so sind. Trotzdem hab' ich mich dann nach dem Unterricht noch von Patrick (KH) zum Mita-Haus schleppen lassen. Das ist quasi ein Kulturclub oder so, in dem Andrew (HK) und noch ein paar andere ausländische Studenten sowie ein paar japanische Stundenten bereits saßen. Es wurde viel geredet und es gab Nabe zu Essen. Nabe ist quasi Eintopf...nur dass man die Suppe nicht isst..Naa, jedenfalls werden kohlähnliches Gemüse, Lauch, Fleisch, Pilze, Tofu, was halt so da ist mit Wasser gekocht. Selbst hat man einen Teller mit Soße (irgendwas Sojasoßenähnliches) und fischt sich was man essen möchte aus dem Topf, tunkt es in die eigene Soße und dann isst man es.

Ja..Dienstag hätte ich eigentlich endlich mal zur Großreinigung schreiten sollen,
aber ich bin nicht dazu gekommen. Erst hab' ich stundenlang Blog geschrieben, dann hab' ich mich endlich mal mit meiner Conversation Partnerin getroffen. Sie heißt Asuka, ist im 2. Jahr, studiert BWL. Wir waren in der Mensa am Hiyoshi-Campus Mittagessen und haben gequatscht.

Dann musste ich endlich anfangen für den nächsten Test zu lernen und außerdem gab's wieder massig Hausaufgaben zu korrigieren, so dass ich wieder erst gegen 2:00 ins Bett bin. Heute gab's dann den Kanji-Test und später muss ich noch meinen Test-Partner für den Conversationkurs treffen. Wir haben als Prüfung nämlich verschiedene Dialoge, die wir auswendig lernen und dann aufsagen müssen. Wie ich es liebe!

Das japanische Unisystem: Dafür, dass es diesmal gar keine Bilder gibt, erzähl' ich euch mal was Interessantes, was ich von Asuka erfahren habe.
Also, Japaner bewerben sich logischerweise für einen bestimmten Studiengang, für den sie dann nach Bestehen der horror-mäßigen Aufnahmeprüfung, für die sie alle jahrelang in spezielle Nachhilfeschulen gehen, angenommen werden.
Aber studieren sie auch was sie studieren?
Nö.
Jedenfalls nicht im ersten oder zweiten Jahr. Ich hab' das ja nicht so richtig verstanden, als Toshi (Tandem-Kurs und Onlne-Seminar-Bekannter) damals, als ich nach seinem Studium gefragt hab', meinte, er würde mal dies mal jenes machen, worauf er halt so Lust hätte. Anscheinend lassen sich die Studis nach dem Schuften für die Aufnahmeprüfung hier Zeit, um mit dem "richtigen" Studium anzufangen und belegen halt Kurse, von denen sie glauben, dass sie Spaß machen könnten. Erst im 3. Jahr fängt die Mehrheit an, sich mal um ihr Fach zu kümmern, wobei mehrer Japaner bereits bestätigt haben, dass sich die Mehrheit der Studis nicht wirklich genötigt fühlt, allzu viel zu lernen.
Dazu kommt, dass die Noten sowieso schxxejal sind. Wenn sie sich um einen Beruf bewerben, interessiert ihre Note anscheinend keine Sau. Allein die Uni zählt und damit man auch weiß, wo man steht, gibt es eine jährlich aktualisierte Uni-Rangliste. Momentan (wie seit eh und je) liegt die Todai vorne, die nächsten Plätze belegen abwechselnd Keio, Waseda und Kyoto-Uni. Also, nur die Uni zählt und sie kommen schließlich von der Keio. Auch was sie eigentlich studiert haben, ist nicht wirklich von Belang, außer man möchte Arzt oder so werden.
Die Studiengebühren sind im Übrigen nicht an der ganzen Uni gleich, sondern variieren von Campus zu Campus. Der SFC-Campus ist wohl gut ein Drittel teurer als der Mita-Campus.
In Korea ist das anders. Man hat ja aus Unwissenheit immer so die Neigung zu vermuten, in Korea sei das Meiste wie in Japan, aber so einfach ist das anscheinend nicht. In Korea interessieren Noten und man studiert was man studiert. Die Studiengebühren sollen außerdem noch höher sein als in Japan und die Koreaner sind wesentlich umtriebiger als ihre Nachbarn und besuchen die Highschool oder die Uni im Ausland (zumeist USA), wenn es nur irgend geht. In Hong Kong soll es auch so sein.
Im Übrigen hat die Keio sogar in New York ne Highschool für Japaner in Amerika....

Ja...demnächst werd' ich wohl noch meinen Senf zum DAAD loswerden, weil ich schon mehrfach gefragt worden bin, wie das mit der Bewerbung oder so ist..

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ah, wenn ich das lese...alle 2 bis 3 Minuten eine Bahn XD Das ist so cool. ^^ Hier kann man ja manchmal froh sein, wenn alle Viertelstunde mal eine fährt.
Neulich stand ich an einer Haltestelle und wollte in Richtung Bahnhof und da wären 4 Linien langgefahren, die alle Viertelstunde kommen...so müssten ja eigentlich in einer viertelstunde 4 Bahnen kommen...aber es kam keine XD ich musste laufen...auf der Strecke wurde dann das Glas von einem Haltehäuscen gesprengt und flog über die gane Straße, aber kA warum die das getan haben...

Ui, das mit den Unisystemen ist ja echt mal interessant. ^^° Ich hab auch schon öfter in irgendwelchen Japanbüchern gelesen, dass die Japaner das Studieren genießen und da dann viele Partys feiern und so, da sie in der stressigen Schulzeit ja nicht dazu kommen o.o°

Anonym hat gesagt…

wiesz,że Keio ma też w Durham japoński uniwersytet dla japończyków? i japońskie akademiki? ja spałam w jednym z nich :)
pa,

dzia za obrazek, ale możesz już te ręce opuścić :)

Anonym hat gesagt…

hey, cool, dass du bald was zum DAAD machst. xD

Das phänomen der bahnen kenn ich noch zu gut´... man kommt schnell irgendwo hin, hat aber meistd as problem, ne sardine in ner viel zu kleinen büchse zu sein ~__~
das unisystem war mir zwar bekannnt, aber das mit den studiengebühren nicht oO das ist ja ma cool ^^

Unknown hat gesagt…

Zitat: "Soll heißen, jemand hat sich (mal wieder) vor den Zug geschmissen."

Irgendwo erschreckend, wenn man sich mal überlegt, was man so darüber denkt, aber nach ein paar Wochen ist man in Bezug auf die U-Bahn-Selbstmörder richtig makaber geworden, oder? Ich denk mir auch jedes Mal nur: "Oh, hat schon wieder einer den Fahrplan durcheinander gebracht..."
Nur gut, dass die Marunouchi-sen die Brennpunkte alle umfährt. Dafür nimmt Katrin die jedes Mal mit.

Von diesen Verspätungs-Zettelchen wird bei uns übrigens auch gern Gebrauch gemacht XD. Zumal man ja so gut wie immer 'nen Test verpasst, wenn man mal 15 min zu spät ist...