Freitag, 24. Mai 2013

Taiwan V - Taroko

Am 30. April waren wir hier:


Kann sich sehen lassen, oder? Dieses hübsche Fleckchen Erde ist als Taroko-Schlucht bekannt. Dorthin fährt ein Touristen-Shuttle-Bus vom Hauptbahnhof in Hualien. Unerklärlicherweise wartete ein Mini-Bus auf die touristische Meute, die im Prinzip nur wegen Taroko nach Hualien gefahren ist - und dementsprechend gequetscht die 1,5 h Busfahrt verbringen durfte. Touren nach Taroko laufen wie folgt ab: Der Bus hat eine Route mit mehreren Haltstellen, an denen man jeweils aussteigen kann, um einen der zahlreichen Wanderwege zu erkunden. Daraufhin springt man wieder in den Bus, zur nächsten Route. Da der Bus nur alle 1,5 h kommt und so eine Route durchschnittlich 1 h Wandern vorsieht, kann man unmöglich alles an einem Tag schaffen. Da wir aber eben nur einen hatten, hatten wir uns die perfekte Route überlegt, um die schönsten Orte sehen zu können!
  ...als da wir feststellten, dass wir doch eher in China denn in Japan waren. -.- Aber dazu später.

Der Tag fing jedenfalls durchgeschüttelt serpentinenförmig an, versprach aber gut zu werden, als wir am letzten Halt  ausstiegen. Das Feld von hinten aufrollen - das war die Devise, die uns die Massen an Festland-Chinesen vom Leib halten sollte. (Seit ein paar Jahren dürften Chinesen nach Taiwan fahren und tun das wohl auch mit wachsender Begeisterung. Sie sind ganz einfach von den Einheimischen zu unterscheiden - durch ihre Lautstärke!)

Der Plan ging auch auf und so befanden wir uns zunächst mutterseelenallein in der Finsternis - eines Tunnels, durch den man zum Wanderpfad gleitet wurde. Inklusive der freundlichen Aufforderung, Taschenlampen und Helm bereit zu halten - danke für den frühzeitigen Hinweis. Der erste Tunnel war nur die Aufwärmübung, längere sollten folgen. Und dunkel war dunkel, keine Notausgangsleuchten weit und breit. Aber bis auf mich, die ich immer noch in der Vorsintflut lebe, hatte natürlich jeder ein Smartphone mit Taschenlampen-App, da war das alles kein Problem.

..

..

Auch wenn in Taiwan für die Kulturgüter-begeisterte Seele nicht viel zu holen war (soweit wir das gesehen haben), entschädigte dieser Anblick doch mächtig gewaltig! Und ja, wir sind über diese Brücke rüber gewackelt. Der Wanderweg endete an einem Wasserfall in einer Höhle, was aus naheliegenden Gründen leider nicht im Bild festgehalten werden konnte. Glücklicherweise bot mir eine nette Taiwanesin ihren Müllbeutel (also Regenmantel-Dingens) an und ich konnte zwar nicht trockenen Fußes, aber immerhin trockener Tasche samt Klamotten in die Höhle, die rechts einen schmalen Gang hatte, der aber trotzdem vom Wasserfall patschnaß war. 

Soweit war alles sehr schön verlaufen. Als nächstes standen die wohl schönsten Orte der Schlucht auf dem Plan - der Neun-Schluchten-Weg und die Schwalben-Grotte. Aber es hat nicht sein sollen - hier zeigte Taiwan seine chinesische Seite. Zunächst kam der Bus - was schon mal gut war - diesmal war die Anzeige aber nicht auf Englisch. Und unser Halt wurde kurz entschlossen nicht angefahren. O_o Also stiegen wir eben leicht verschnupft am Schrein des ewigen Frühlings aus  - zusammen mit einer Million Chinesen und Koreanern, deren Reisebusse alle dort hielten. Schon umschwärmten lauter lärmende Rentner (nicht gegen Rentner, aber diese..!) den Schrein, der im Andenken an die 212 gestorbenen Bauarbeiter, die beim Bau der Ost-West-Autobahn ums Leben gekommen sind, gebaut worden war. 


Damit diesmal nichts passiert, bewachten auch einige Götter(?) unseren Weg dahin. Chinesen wie Koreaner (gut zu erkennen an den bunten einfarbigen Windjacken - neuster Schrei in Korea der so?) zündeten brav die Räucherstäbchen an und bevölkerten  (beblitzten) den kleinen Schrein.

Was soll's? Blieb uns nur die Flucht nach oben. Wir entdeckten eine schmale Treppe, die hoch in die Berge führte und dachten uns, dass die Fahrradtour vom Vortag noch nicht genug für unseren Muskelkater getan hatte. Auch hier waren die Buddhas auf unserer Seite. Allerdings scheinen die Gutsten gemerkt zu haben, dass wir sie nicht für ganz voll nahmen - kaum fingen wir an, die Treppen hochzugehen, schon hörten wir das unmissverständliche Rasseln von herunterfallenden Steinen, die rasant den Berg herunterkullerten. O_o Oha, da waren die Schilder, die vor Steinschlag warnten, wohl doch nicht aus Jux überall angebracht.
Etliche Minuten und Treppenstufe und Schweißausbrüche später ergab sich dieser reizvolle Anblick:

So, damit wäre bewiesen, dass ich wirklich da war. ;)

..
Der Changuan-Tempel bildete den krönenden Abschluss dieses Wanderwegs. Den Tempeln in Taiwan scheint es jedenfalls gut zu gehen - mitten in den Bergen gelegen sah dieser hier ganz neu aus - der Buddha glänzte fein und die pinke Kitsch-Deko tat mal wieder ihr übriges, das ganze etwas surreal erscheinen zu lassen. Besondern, als uns auf dem Treppen-Wanderweg ein junger Bursche entgegenkam, der das Laub von den Stufen fegen musste. Wenn der das jeden Tag machen muss... muss er wahrscheinlich auch jeden Tag zu der Wasserfallhohle und in Zen-Pose auf'm Stein sitzen. ;)
Aber der Tempel war durchaus nicht so abgeschieden, wie man glauben könnte - die angebundene Straße führte uns direkt wieder zur Haltestelle - nochmal Treppensteigen war an dem Tag nicht mehr vorgesehen! 


Es war erst gegen 14.00 Uhr und wir hatten noch viel vor! Dachten wir, als der Bus ungeniert an uns vorbeifuhr. Ja, wie jetzt? sagten sich 10 ratlose Menschen, die den Shuttle-Bus zur nächsten Station hatten nehmen wollen. Aber ärgern half nichts - die 3 h warten, wem macht das schon was aus. Zumal ich an dem Tag nichts zu Lesen dabei hatte, weil ich an allen anderen Tagen auch nicht dazu gekommen war...  Damit fiel unser Strand-Plan dem Bus zum Opfer und wir trollten uns mit dem nächsten zurück nach Hualien.
Dort beschwerte uns das Restaurant-Experiment des Tages u.a.:
 
Einmal Fisch - im Ganzen, nicht ausgenommen. Hat aber gut geschmeckt. :)

Keine Kommentare: