Donnerstag, 22. August 2013

Korea I - Seoul's Changgyeonggung & Changdeokgung

Ich bin wieder da! :) Ihr dürft euch auf eine geballte Ladung Bericht über Korea freuen, denn es gab allerhand zu sehen. Ich plane, täglich einen Bericht zu machen, sonst wird es zu viel. Fangen wir also gleich an:

Am 08.08.2013 (Donnerstag) bin ich am Nachmittag losgestiefelt, um mich auf den Weg nach Narita zu machen. Man könnte jetzt witzeln, dass man damit schon die größte Wegstrecke zurückgelegt hat, insbesondere, wenn man alle Wartezeiten am Flughafen mitrechnet. Der Weg nach Narita dauert nämlich über 2 Stunden, der Fug nach Korea mit Jeju Air 2,5 h. Weiter gibt es hierzu nix Spannendes zu sagen, außer, dass es bei Jeju Air nichts zu essen gibt, was ich nicht wusste. Ich kam also mächtig hungrig an, musste mich am Flughafen aber beeilen, da auch Incheon weit außerhalb Seouls liegt und meine Reise zum Hostel nochmal 90 Min. dauerte. Schon bemerken wir die ersten Unterschiede zu Japan: Es ist heißer! Seoul ist dreckiger (aber nichts im Vergleich zu Paris) und die Bahnhofsstationen in Seoul haben kein Personal. Natürlich hatte es mich nämlich am Gate erwischt, als ich souverän meine aufgeladene Karte auf den Sensor am Gate zur U-Bahn legte (kenn man ja schließlich alles von Japan her), leuchtete nämlich einfach nur Error und dann stehste da. Weit und breit war niemand mehr da, der helfen konnte/sollte. Das passiert dir in Japan nicht. Aber so schlimm war es auch nicht, hab ich eben noch ein Einzeticket gekauft. Am nächsten Tag hat die Karte ominöserweise wieder funktioniert. Sie wollte also nur meine Nerven strapazieren, denn ich war schon verdammt knapp vor Mitternacht an der U-Bahn und wusste nicht, wann genau die letzte fährt. Aber es hat alles geklappt und die Hostels in Seoul sind Kummer gewöhnt. Weil so viele Billigflüge, die spät in Incheon ankommen, angeboten werden, kommen wohl viele Gäste erst nach Mitternacht. Jedenfalls war der Check-in im Backpackers Inside kein Problem. 

Das Hostel war sein Geld wirklich Wert. ;) Soll heißen, es ist eins der billigsten Hostels in Seoul (11 E pro Nacht im 4-Bett-Zimmer) und trotzdem spitzenmäßig. Mein Häuschen war gerade neu renoviert worden, es gab zwei Badezimmer und eine funktionierende Klimaanlage. Obendrein gab es eine lustige Taiwanesin und eine ständig betrunkene Chinesin, die aber auch lieb war.


Hier mal eine...ähm..sehr vereinfachte Darstellung von Seoul, damit meine Erzählung nachvollziehbarer wird. *-*

Seoul ist bemüht, Touristen das Leben so angenehm wie möglich zu machen, hat man das Gefühl, so dass es umfassende Seiten auf Englisch zu allen Attraktionen etc. gibt. Am 1. Tag meiner Reise hatte ich aber nichts Konkretes vor und beschloss, einfach der Nase nach zu gehen. Das war nicht besonders kompliziert, da die Touri-Karte direkt vor der Haustür zwei Paläste eingezeichnet  hatte, die keine so schlechte Wahl sein konnten. An dieser Stelle ACHTUNG: Es folgen Millionen Fotos von diversen Palästen und Schreinen in diesem Blog.

Ich lief also der Nase nach zu Palast A - für die Gedächtnisfreaks unter euch: Changgyeonggung Palast. Dieser wurde im 15. Jh. von König Sejong den Großen für dessen Vater gebaut. Wie alle Paläste und Häuseranlagen überhaupt, gibt es zunächst ein großes Tor, in dem man in den "ersten ring" gelangt. Dahinter erst gibt es ein zweites Tor, durch das man in den "zweiten Ringer" gelangt, in dessen Mitte das Hauptgebäude steht. 

links: Das erste Tor. rechts: Die Innenansicht des Hauptgebäudes: Der Thron. Entgegen dem europäischen Sessel-Thon, ist der koreanische meist eine breite Holzbank.


Die Panorama-Ansicht wurde bei diesem Trip schamlos über-benutzt. Ihr müsst euch das als Häuserkarree vorstellen.

Hinter dem Hauptgebäude folgten dann weitere Innenhöfe und verschiedene mehr oder weniger offenen Plattformen, die für bestimmte Beamte oder bestimmte Feiern vorgesehen waren (cool, wenn man dem Japanischen Guide belauschen kann).

Bonsai und Ähnliches gibt es in Korea nicht und die Teiche in den Gärten sollen nicht natürlich aussehen, sondern sind immer von Steinmauern eingefasst.

Auf den Dächern sitzen  grundsätzlich diese Viecher-Figuren. Was die genau darstellen, weiß ich leider nicht. Das Internet behauptet, die kleinen Figuren am Dach zeigen den Rang der Persönlichkeit an, die in diesem Haus untergebracht war. Acha.

Des weiteren folgte Palast B - Changdeokgung Palast. Nicht zu verwechseln mit ersterem, der Mittelteil im Namen unterschiedet sich. ;) (Die hohe Kunst ist es dann, entsprechend die Bushaltestellen auseinanderzuhalten, wenn man keine Leuchttafel, sondern nur Ansagen hat. Viel Spaß!) Dort habe ich zunächst die "Secret Garden" Tour mitgemacht. Diese ist nach irgendeiner TV-Serie benannt, in der der Garten vorkommt. Nicht, dass das so wichtig gewesen wäre - aber man kann den Teil des Palastgartens nicht allein betreten, also habe ich mich einer japanischen Tour angeschlossen, weil die eben gerade dran war und ich nicht 1 Stunde auf die englische warten wollte. 

So erfährt man zum Beispiel, dass das Wasser immer in viereckiger Form eingefasst wird, um das Erdenreich darzustellen, während die Insel in der Mitte rund ist und den Himmel symbolisiert. Chinesische Harmonie vom Feinsten also.  Der Palast"garten" ist denn auch weniger ein Garten, als ein riesiger Park, der dem Monarchen vorbehalten war. 
Auf den Bildern sehen fast alle Gebäude wie Pavilons aus, sie sind aber eigentlich Häuser. Wie man auf dem Foto sehen kann, haben die Koreaner einen cleveren Klappmechanismus an die Türen gebaut, so dass man sie aushebeln und als Sonnenschutz verwenden konnte. Mehr Abkühlung ging nicht - leider. Es war einer dieser Tage, an denen man einfach durch deshalb schwitzt, weil man atmet. 

Kleiner Einschub: Wer wohl dieses Füchslein(?) in den Stein gemeißelt hat? Und rechts ein Beispiel koreanischer Mode. ;) 

Nach einer Weile folgte ein weiteres Anwesen des Kaisers.
Der erste Ring: Ställe für die Pferde, die Toilette gleich daneben, genauso wie die Küche.
Der zweite Ring: Das Gebäude in der Mitte steht am höchsten - und ist dem Kaiser vorbehalten. 

Links durch die Pforte geht es zu den Frauengemächern. Die schmalen Gebäude werden durch Schiebewände getrennt und waren für Kaiserin sowie Schwiegermutter vorgesehen. Die bekam das kleinste Zimmer, aber trotzdem im Haupthaus. Unser Guide witzelte: Früher hatte man Angst vor den Schwiegermüttern, heutzutage vor den Schwiegertöchtern. :) Rechts im Bild seht ihr das koreanische Heizsystem: Unter dem Zimmer befindet sich der Ondol, die Bodenheizung. Von der Feuerstelle sind unter dem Haus Leitungen aus Stein gelegt, die durch das Feuer erhitzt werden und im Winter (bis zu -17°C) warm halten.

Das Gebäude mit den kleinen Zimmern ist für die Kinder.  Rechts ist der Pavillon des Kaisers - nur ihm vorbehalten, wie man daran erkennt, dass das Dach doppelt gedeckt ist. Es gab noch einen zweiten direkt am Kanal. Dieser war leicht in Bootform gebaut, damit der  Kaiser sich vorstellen konnte, er mache eine Schifffahrt.

Außerdem ist das Drachenmuster dem Kaiser vorbehalten. Viel Freizeit soll der Kaiser nicht gehabt haben und wenn, dann wurde ihm diese auch noch vermiest: Dieser kleine Pavillon liegt an einem sehr malerischen Ort, der leider von der Kamera nicht richtig erfasst werden konnte. Es gab einen kleinen Wasserfall und - ein Reisfeld. Warum? Damit der Kaiser, auch wenn er sich ausruht, an das schwere Leben seiner Untertaten erinnert wird. Deshalb ist der Pavillon auch mit einem Strohdach versehen.
 ...
Links im Bild: Koreas Nationalblume.

Der Changdeokgung  (Palast der glänzenden Tugend) ist einer von fünf noch erhaltenen Königspalästen aus der Joseon-Dynastie (1392-1919) in Südkoreas Hauptstadt Seoul. Die letzten Mitglieder der Königsfamilie lebten noch in diesem Palast.  

 Die Tour war zwar mit 90 Minuten recht lang, aber ich lernte Yuki und Ji-in kennen (unten rechts im Bild). Yuki kam gerade von ihrem Austauschjahr in Bochum zurück und besuchte Ji-in auf ihrer Rückreise nach Japan. Ich schloss mich den beiden also für den Rest des Tages an. :) 
Alles Weitere Morgen...

Mittwoch, 7. August 2013

Frauenpower bei "Romeo & Julia"- und wie das größte Feuerwerk Tokyos weggefegt wurde.

Am 27. Juli ging es noch früher los als Anfang des Monats zum Fischmarkt. 4:30 Uhr klingelte der Wecker, nur, damit ich mich 6:30 Uhr vor der Takarazuka-Bühne in Tokyo, Hibiya, schlaftrunken für die nächsten 3 Stunden auf den Bürgersteig sinken konnte. Nein, natürlich nicht einfach so! Das Herumliegen hatte natürlich seinen Sinn, denn ich lag ja, wie gesagt, nicht einfach irgendwo, sondern ich befand mich - mich brav an-liegend - in der Schlage für die Tagestickets des Takarazuka-Theaters. Es sollte "Romeo und Julia" geben und Karten sind bei der Takarazuka kaum jemals zu haben, daher wollten Steffi und ich die Chance nutzen, eins der knapp 100 (42 Sitzplätze, 49 Stehplätze) Tagestickets zu kriegen, die aber erst ab 9:30 verkauft werden würden. Ihr glaubt, 6:30 Uhr wär dafür ein bisschen zu früh? Ha! Weit gefehlt- die Wahnsinnigen hier haben uns natürlich um Längen geschlagen, standen (bzw. saßen) schon seit dem ersten Zug an und wohnen wahrscheinlich auch noch näher dran als wir, jedenfalls hat uns unsere Heldentat gerade eben noch so Stehplätze sichern können. Da kam Freude auf - aber immerhin, nach der Aufstehanstrengung freut man sich auch über Stehplätze - besser, als gar nix. 

Die Takarazuka. Wikipedia weiß dazu:
"Die Takarazuka Revue (jap. 宝塚歌劇団, Takarazuka Kagekidan) ist eine populäre japanische Musiktheatergruppe, die 1913 von Kobayashi Ichizo gegründet wurde. Das maßgebliche Merkmal der Gruppe ist, dass sowohl weibliche als auch männliche Rollen ausschließlich von Frauen dargestellt werden. Neben der Faszination des „Spiels mit den Geschlechtern“ prägt die Inszenierungen meist eine romantische und märchenhafte Kulisse. Die meisten Stücke sind westliche Musicals, aber auch Adaptionen von Manga oder japanischen und chinesischen Märchen. Durch die Inszenierung der Musicals Elisabeth sowie Die Rosen von Versailles erlangte das Ensemble auch außerhalb Asiens Aufmerksamkeit. Die Gruppe gehört zur Eisenbahngesellschaft Hankyū." - Sprich, es gibt reichlich kitschige Aufführungen in Revue-Manier, wobei die Schausspielerinnen in Gruppen eingeteilt sind:
  • Hanagumi (花組, dt. „Blumengruppe“)
  • Tsukigumi (月組, dt. „Mondgruppe“)
  • Yukigumi (雪組, dt. „Schneegruppe“)
  • Hoshigumi (星組, dt. „Sternengruppe“)
  • Soragumi (宙組, dt. „Kosmosgruppe“) seit 1998
Schön, nicht? ;) In jeder Gruppe gibt es den Top-Star, der die Männerrollen übernimmt und einen Neben-Top-Star für die weibliche Hauptrolle. Die Männerrollen-Stars sind das Herzstück der jeweiligen Gruppe, sie haben auch die mit Abstand meisten Fans. Alles Frauen! Sicherlich 99,5 Prozent und der Rest in angeheiratet oder mitgeschleppt.

Nun gibt es viele Japaner, die noch nie ein Takarazuka-Stück gesehen haben, was auch daran liegt, dass es nur Aufführungen in Osaka oder Tokyo gibt und die Gruppe nicht reist. Aber es wissen alle von dieser "Tradition" Japans und so musste auch ich immerhin einmal dahin. Zumal die Tagestickets 1500 Y (13 E) kosten. :) 

Da wir ja früh genug da waren, konnten wir uns auch die Fankultur in Ruhe anschauen, .v.a., da es ein Samstag war. Wie gesagt, waren fast nur Frauen da. Die waren je nach Fanclubzugehörigkeit aufgestellt und hatten daher alle dasselbe Tuch oder dasselbe T-Shirt oder so an, damit man sich auch ja zugehörig fühlt. Und dann wurde gewartet, bis die Stars der Reihe nach zur Arbeit erschienen. Das war total lustig und funktionierte so: Eine Gruppe bunter Halstücher rennt nach rechts ums Haus, um zu gucken, wer kommt. Ist der Star entdeckt, huscht eine Gruppe in kleinem Kampf-Halstuch zur wartenden Masse, um zu signalisieren, dass man dran sei. Dann muss die Gruppe, die bis dato sich am Eingang positioniert hatte, rasch die Plätze räumen, damit die Fanclubgruppe, deren Star gerade naht, vor den Eingang huschen kann. Das alles passiert total leise und die Frauen huschen wirklich, weil sie als höflicher Fanclub (der wahrscheinlich fast jeden Tag vor diesem Haus lauert) niemanden stören dürfen. Deswegen setzen sich auch alle brav hin, wenn der Star kommt, damit der Rest der Zuschauer auch fein sehen kann. Es wird auch peinlich darauf geachtet, dass auf dem Bürgersteig eine Gasse zum Laufen frei bleibt. Der Polizist rechts im Bild, der routinemäßig an dem Ort positioniert ist, weil sich an der Ticketkasse eben jeden Tag so viele Leute sammeln, hat deshalb auch nicht wirklich viel zu tun. Der Fanclub achtet nämlich sorgfältig darauf, dass die allgemeine Morgenruhe und Verkehrslage nicht beeinträchtigt wird. 

Die morgendliche Ruhe darf wohl nur durch "Happy Birthday" unterbrochen werden, wenn einer der Stars Geburtstag hat.   


*-*, Steffi und Steffis Freundin, die uns von den Karten-Trick überhaupt erst erzählt hat. 


Das Musical an sich war aber einfach ein sehr schönes Musical, wobei mich doch beeindruckt hat, dass Romeo wirklich nicht wie eine Frau klang. Also so gar nicht. Bei allen anderen Sängerinnen, die Männerparts hatten, hörte man doch irgendwie, dass es Frauenstimmen waren, aber Romeo hat wirklich eine sehr gut trainierte Stimme. Wenn man Leon Yuzuki einfach so hört, würde man erst einmal tippen, dass es sich um einen Mann handelt. Hier könnt ihr euch ja die Vorschau dafür anschauen:



Und wer wissen will, die die Revue normalerweise aussieht, wenn sie halt Revue macht:Das Video zeigt den Abgang der Schausspieler, nachdem das Musical vorbei war, in echter Takarazuka-Manier.



In Osaka gibt es demnächst auch Goethes "Die leiden des jungen Werther" zu bewundern - schade, wär's in Tokyo gewesen, hätt' ich die Tortour vllt. sogar nochmal mitgemacht - in der Takarazuka wird ja eh alles als tiefdramatisches Drama dargestellt, da passt der Werther ja perfekt.  

Ukiyo-e Farbholzschnitt des Sumidagawa-Feuerwerks von Hiroshige.
 
Nunja, mein Schlafsack an dem Tag hat mir jedenfalls geholfen, die 3 Stunden stehen zu überleben und sollte auch später am Tag noch zum Einsatz kommen. Am 27. fand nämlich auch das Feuerwerk am Sumidagawa-Fluss statt, eine der größten Hanabi (wenn nicht das größte) im Raum Tokyo. Die Tradition reicht bis 1732 zurück, als das Feuerwerk Teil des Toten-Fests war. Gang traditionell ist es ein Wettkampf verschiedener Feuerwerk-Vereinigungen und geht 1.5 h, wobei bis zu 22000 Feuerwerkskörper verschossen werden. Entsprechend wollen jedes Jahr an die 1 Mio. Menschen das Spektakel sehen. So auch dieses Jahr. Macht aber nix, dachten wir uns, schließlich können wir nach dem Musical gemütlich nach Kuramae (denn das Feuerwerk fand im Fluss zwischen Asakusa und Kuramae statt und wurde von zwei Stellen verschossen) und dort suchen wir uns dann ein Plätzchen, breiten den Schlafsack aus und schlafen, bis es losgeht. So weit also zum Plan. -.-

Die Neuerung des Jahres: Das Flussufer war abgesperrt. Bitte was? Und wo sollen wir dann alle hin? Ja.. da es sowieso immer voll sei, sei das dieses Jahr ein Spaziergeh-Hanabi. Ahja. Ab 18.00 Uhr werde die Straße abgesperrt dann könne man gemütlich spazierengehen und das Hanabi genießen. Danke für die Info. Leider ist es erst 16.00 Uhr und eine gefühlt halbe Million hat sich bereits, mit Decken bewaffnet, eingefunden. Was sollen wir die nächsten Stunden tun und vor allem, wo sollen wir hin?? Gegen 17:00 Uhr waren Steffi und ich immerhin bis Asakusa vorgelaufen, in der Hoffnung, irgendwo einen Straßenrand zu erwischen, von dem aus man was sehen konnte. Es war nur noch Stop-und-go und wir beschlossen ,über die Brücke auf die andere Seite zu flüchten, wo hoffentlich weniger Menschen sein werden. Jahaaa...
Übrigens eine Großansicht des städtischen Plans: Die Promenade am Fluss VOR den Bäumen war ja aus sicherlich logischen Gründen gesperrt (haben Angst, dass die Menge ins Wasser fällt oder was?), d.h. es gab genau 4 Meter Grünstreifen Platz zum Sitzen HINTER den Bäumen. Und die Straße, auf der wir wandeln sollten, ist HINTER den Bäumen und UNTER der Hochstraße. Ich sehe, es lag Genialität in der Luft. Naja, Steffi und ich quetschten jedenfalls erstmal unseren Schlafsack irgendwo hin, um uns noch ein bisschen auszuruhen und dann halt zu schauen, ob man was sehen würde. Immerhin gab es eine Baumlücke. 

War aber die falsche. Jaja. Für ein bisschen platte Nase (am Uferzaun) war aber ein sehr schönes Feuerwerk zu sehen. Und v.a. aus nächster Nähe - das glitzerte und funkelte erst richtig - für genau 20 Min. Danach brauste urplötzlich ein dermaßen gigantischer Sturm alle Zugucker von ihren Planen, dass es sich gewaschen hatte. Bzw. dafür sorgte dann auch der Platzregen mit Weltuntergangswolken, die aus dem Nichts aufgetaucht waren. Hatten wir uns morgens vor der Takarazuka noch beschwert, dass es uns quasi mit dem Schlafsack in die Fußgängerweg-Platten gebrannt hatte? Alles Schnee von gester..äh..vom Morgen halt. Das Feuerwerk war damit natürlich beendet. So hat halt wie immer alles seine guten und schlechten Seiten: Wir waren der Hochstraße sehr dankbar, dass sie so Sicht-versperrend über uns stand und uns die nächsten 1,5 h beherbergte, als wir überlegten, was inmitten von 1 Mio. Menschen zu tun sei und wir wie immer zu dem Schluss kamen, dass nichts zu tun war. Bahnhof Asakusa war restlos überfordert, so dass die Eingänge teilweise von der Polizei geschlossen wurden, mit einem Platz im Restaurant oder Ähnlichem war nicht zu rechnen. Außerdem wären wir ja nicht über die Brücke gekommen, die war restlos blockiert. Später dann irgendwann, als der Regen nachließ, sind wir nach Ueno pilgert, wo ich dann einsteigen konnte und 23:00 Uhr endlich wieder zu Hause war.  

Dafür gab es aber ein schönes Feuerwerk in Yokohama!  Am 1. August bin ich erst mit Steffi und einem Japanesen namens Aki, den Steffi irgendwo aufgetrieben hatte, und waren im Karaoke. Danach bin ich nach Yokohama, wo ich mich strategischerweise  in Bahnhofsnähe positionierte.

Das einzige gute Foto, dass ich mit meiner Kamera hinbekommen habe, erinnert zwar ein bisschen an Waldbrand, aber.. naja.^^ 


Ok, das sag' ich jetzt nur so. in Wahrheit war ich spät dran und das Hafengebiet bereits abgesperrt, weil die Polizei mal wieder Angst hatte, dass die Leute ins Wasser klatschen, wenn sich zu viele dort tummeln. Deswegen gab es auf der Straße, auf die ich vom Bahnhofsuntergrund heraufkam, kein Vorwärtskommen mehr. War aber auch gut- durch die Häuserlücken konnte man einwandfrei das Feuerwerk sehen. Das haben sie bestimmt extra so positioniert. Leider hatten wir auch in Yokohama
Pech mit dem Wind dieses Jahr. Auch hier wollte der Rauch nicht abziehen, so dass sich da Feuerwerk teilweise versteckte. Und dann, als Wind aufkam, drehte der in unsere Richtung, so dass es uns mit Asche vollregnete. Doll. Das Lustigste diesmal: Ich hatte mich ja schon relativ wenig vom Bahnhof entfernt, trotzdem fing die Polizei nach einer Stunde Feuerwerk  an, uns mit der Nachricht, dass die Banhofseingänge bereits überfüllt seien, zu belästigen. Anscheinend wollten so einige nicht in den Heimfahrtwahnsinn hineingezogen werden. Unser Problem diesmal war jedoch, dass wir das letzte große Feuerwerk verpasst haben - weil es einfach im Rauch verschwand. Das allgemeine Aufbruch-Signal blieb also aus und die Leute blieben verwirrt sitzen, weil sie nicht wussten, ob nicht doch noch etwas kommt. Gut vorbereite Leute wussten aber, wann das Feuerwerk enden sollte (die sind doch eh so pünktlich hier, wie es von uns immer behauptet wird), und schon sprintete ich zum nächsten Eingang und war tatsächlich innerhalb einer Stunde zu Hause. Ha!



So, und die Meldung des Tages: Ab morgen geht es für 11 Tage nach Korea! Yaaay! Urlaub! Reisen! Mal schauen, wie das so wird. Ich bin schlecht vorbereitet. Habe jetzt erst einmal 4 Übernachtungen in Seoul  und werde dann man weiter schauen, was sich so lohnt. Der Blog dazu kommt dann auch irgendwann, versprochen! ;)

Montag, 5. August 2013

After-Uni-Party-Ferien-Woche :)

Tja, und schon springen wir zum kläglichen Rest, der nach den Prüfungen noch vom Monat übrig geblieben ist. Am 21. Juli, einem Sonntag (jaaa, weil ich meine letzten beiden Prüfungen am Samstag hatte!!) war in auf Jasmins Geburtstagsparty.

Geburtstagskind und *-*; einer der 3 männlichen Tänzer 

Nach einem stärkendem Mittagessen beim Inder um die Ecke, fuhren wir nach Ouji raus, da dort in einem kleinen Club eine stattfand. Das ist quasi Cosplay, nur mit Tanzen. Soll heißen, es finden sich Liebhaber von koreanischer Popmusik zusammen (98% weiblich), die sich einen Song aussuchen und dann voll kostümiert die Tanzparts ihrer Stars nachahmen. Dabei rangierte der Spaß an der Sache eindeutig vor dem Tanztalent, aber es war trotzdem sehr putzig anzuschauen.

Und ich habe mich immer gefragt, wer diese mittelprächtigen Ballkleider an den Ständen jemals kauft. Jetzt weiß' ich's. Und wer es nicht erkennt: Rechts im Bild haben sie sich ihre Jacken über und über mit Teddybären verziert.

Ein, zwei Paare hatten aber wirklich was drauf. :) Und danach ging es noch ins Izakaya, wo eine anfangs kleine Runde plötzlich von irgend woher ungeahnt Zuwachs bekamt, so nach dem Motto: "Kann ich noch ein zwei Freunde mitbringen?"  Es waren 9.

Auch im Hochsommer haben die Spatzen am Bahnhof von Enoshima brav ihre Häkeljäckchen an. *-*

Am 23. Juli dann ging es endlich endlich eeeeeeendlich an den Strand! :D Wir hatten ja nun schon seit Mitte Juli Temperaturen (+ Schwüle) der Art, dass wir freiwillig die Klimaanlage von den minimal einstellbaren 26°C auf 28°C hochstellten, um dem Kältetod zu entgehen (Jaja, ich weiß, ihr seid grade mächtig neidisch auf unsere Klimaanlagen :P). Was gibt es da Besseren als Sommer, Sonne, Strand! Wir (Jasmin, Steffi, *-*) beschlossen, dass Enoshima mal wieder fällig sei. Der eine oder andere Blogleser wird sich vllt. erinnern, ich glaube, Enoshima kommt in diesem Blog min. 3 Mal vor, daher halte ich es kurz.

Die Brücke zur Insel.

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Vor dem Eingang


Der Enoshima-Schrein ist ja den Liebenden gewidmet, deshalb sind die Votivtäfelchen auch rosa.

Quatschtüten bei der Arbeit. ;) Ihr seht, die Hitze hat zugeschlagen.  

Auf dem Weg zum anderen Ende der Insel und zu den Höhlen. Bisher war ich noch nie in die Höhlen reingegangen, aber diesmal haben wir sie endlich mal erkundet. Enoshima war ja schon in der Edo-Zeit (17.-20 Jh.) ein beliebter Wallfahrtsort, vor allem wohl, weil die Kontrollstellen, an denen man vorweisen musste, aus welchem Grund und mit welcher Erlaubnis man sich aus Edo entfernte, nicht so streng waren. Es versteht sich natürlich, das ssolche Höhlen der perfekte Ort für Götter aller Art sind, und der Schrien auf Enoshima war ursprünglich in diesen Höhlen, der Bergschrein kam erst später hinzu. Die Höhlen waren natürlich voller buddhistischer Statue, die wir in bester Indiana Jones-Manier erkunden konnten. 


Die Lampen wurden und am Eingang mitgegeben. Und wir sehen: eine Schlange, passend zum Jahr der Schlange.

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Leider waren die Höhlen nicht tief genug, um echte Abkühlung zu bieten, so dass wir gegen halb eins ernsthaft dem Strand zustrebten.


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Deswegen sind wir diesmal nicht über die ganze Insel zurückgehirscht, sondern haben uns für 400 Y (3,50E) ein Boot gegönnt. 

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Am Strand konnten sie es natürlich nicht lassen, und mit allem möglichen Kram zu beschallen, aber wir haben ein bisschen weiter weg ein ruhigeres Fläckchen gefunden. Straaaaand! Meeeeer! Glüüück! :D

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 Am Abend gab es dann noch am Strand von Kamakura, das ja auf dem Weg zwischen Enoshima und Yokohama liegt, ein Feuerwerk.  Das das Feuerwerk von Shiffen auf dem Meer abgefeuert wurde, war die Sicht grandios.

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Die Highlights des Feuerwerk-Sommers sind diesmal viele neue Arten von Feuerwerk, das sich immer weiter verzweigt und scheinbar wahllose über den Himmel saust. Solche, die aussehen, als wären viele kleine Glühwürmchen am Himmel. Außerdem haben sie den Glitzeranteil irgendwie erhöht - es gibt nicht nur einfach Feuerregen, sondern der löst sich auch noch in funkelnden Glitzerstaub auf. Sehr schön. :)

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Die Halbkugeln, die über dem Wasser aufgingen, waren auch sehenswert.

Leider gab es nur ein Problem: Es war windstill. Also, absolute Flaute. Deswegen sah die Hälfte des Feuerwerks eher so aus:


Und das ist noch die bessere Variante. Manchmal haben wir Farbenblitze am Himmel gesehen, aus denen wir dann schließen konnten, dass das Feuerwerk am Himmel wohl..öh..rot..sein musste. Aber teilweise war überhaupt nichts zu sehen, weil der Rauch vom Feuerwerk einfach nicht abziehen wollte.
Tja, der Nachhauseweg war ein Stop-and-Go vor dem Bahnhof in Kamakura, wo sie (wie immer) so klug waren, immer nur eine gewisse Anzahl von Leuten überhaupt in den Bahnhof zu lassen.   

Donnerstag, 1. August 2013

"Happiness Science" und weniger schönes Seppuku: die 47 Ronin

Tja, vom Anfang des Monats springen wir auch gleich zur Prüfungswoche und den letzten Unterrichtstagen.

Mit dem Religionsunterricht ging es 10. Juli (Mi) zur Koufuku no Kagaku, bzw. "Happy Science". Das ist eine erst 1986 gegründete Neue Religion, die allerdings ziemlich guten Zulauf hat. So gut jedenfalls, dass aus "Spendengeldern" (Bereiten wir uns auf unseren Eintritt ins Paradies vor, indem wir lernen, Materielles abzugeben und loszulassen. Wer darin gut ist, kommt ganz sicher ins Paradies.) bereits eine Middle- und Highschool gebaut wurden. Die Universität der Gruppe wird nächstes Jahr eröffnet. 

Die Doktrin der Gruppe lautet so: Der Gott "El Cantare" sei natürlich ewig und überhaupt, und sei schon daaaamals im Alten Griechenland als Hermes wieder geboren worden. Deswegen sehen die Gebäude der Gruppe von außen auch ziemlich Akropolis-mäßig aus.  Danach sei der Gott natürlich auch z.B. als der historische Buddha Sidharta Gauthama wieder geboren worden etc., Damit haben sie schon mal etliche Religionen eingepackt. Wenn man in das Gebäude in Tokyo rein geht, sieht man zunächst ein Kitsch-triefendes Altarbild, in dem Buddhas und Engelchen sich in göttlichem Licht antrompeten. Die Gruppe soll quasi das Verschmelzen der westlichen und östlichen Welt = Weltfrieden bringen. Auf die Frage einer Studentin, was denn mit Afrika sei, wusste man nichts zu sagen. (Wurde wohl zum Westen gezählt...) Naja, war jedenfalls recht spaßig. 

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Im Anschluss ging es noch zum Sengakuji-Tempel, an dem die 47 Ronin begraben liegen. Die Geschichte handelt von einem berühmten Ereignis, bei dem 47 Krieger den Tod ihres Herrn rächten.

Gräber sind in Japan wohl schon immer recht spartanisch eingerichtet: Das sind sie alle. In dem kleinen Schrein natürlich der des Lords Asano, der gerächt wurde.   

Die Kurzfassung (Wikipedia lässt grüßen) lautet so: Im Jahre 1701 wurden zwei Daimyō (Fürsten) an den Hof des Shōgun in der Burg Edo gerufen. Es handelte sich um Kamei Korechika sowie Asano Naganori. Sie wurden mit der Aufgabe betraut, eine Empfangszeremonie für das Gefolge des Abgesandten des Higashiyama-Tennō vorzubereiten, der am Hof des Shōgun erscheinen würde. Zur Unterweisung in der nötigen höfischen Etikette waren sie auf den Zeremonienmeister Kira Kōzuke no Suke Yoshihisa angewiesen, der im Shōgunat von Tokugawa Tsunayoshi ein mächtiges Amt innehatte. Aber: Die Daimyo hatten ihm vorgeblich zu geringe Geschenke als Kompensation für die Unterweisungen gebracht und er machte seine Sache sehr nachlässig. Während Asano das ertrug, wurde Kamei immer erzürnter und plante, den Hofmeister Kira zu töten. Kameis aufmerksame Ratgeber übergaben jedoch insgeheim Kira eine große Bestechungssumme und verhinderten so diesen Mord, Kira behandelte Kamei daraufhin sehr zuvorkommend und dieser beruhigte sich.

Asano jedoch dachte nicht daran, sich zu fügen und verletzte Kira, als er die Beherrschung verlor.
Kiras Verletzung war nicht wirklich schwer, aber ein Angriff auf einen Hofbeamten des Shōgunats selbst war schwerwiegend - schon das Ziehen einer Waffe galt in der Burg von Edo, der Residenz des Shōgun, als eine Straftat, die mit der Todesstrafe geahndet wurde, weshalb man Asano nahelegte, Seppuku zu begehen. Nach Asanos Selbstmord am gleichen Tage wurden seine Güter und Ländereien eingezogen und Asanos Samurai wurden zu herrenlosen Rōnin.

Diese töteten Kira und begingen dann selbst Seppuku. Die Ereignisse gelten als vorbildliches Beispiel für die bedingungslose Treue der Samurai (der Ausdruck Rōnin bezeichnet einen herrenlosen Samurai). Sie werden teils zu den Nationalmythen Japans gezählt. Das Unschöne an der Geschichte ist ja mal wieder, dass die Ronin am Ende zwar brav Seppuku begangen haben (ritueller Selbstmord), dass man aber ihre gesamten Familien wohl ebenfalls drangekriegt hat.
Dass man die Familienehre durch Selbstmord reinwaschen kann und die Familien dann verschont werden, ist wohl entweder nur eine nette Geschichte, oder wurde erst später eingeführt, wie's scheint.

Wie sich Parteien einkratzen können: Man stelle einfach mal Bänke auf, damit sich Mensch hinsetzen kann. Clever.