Am Mittwoch begleitete ich einen japanischen Professor auf
den Spuren von Nakayama Miki, der Gründerin der Tenrikyo. Die ich ja beforsche :). Das war also auch für
mich interessant, denn obwohl ich schon etliche Male in Tenri gewesen war und
die Tempel und Schreine besucht hatte, die mit der Religion in Zusammenhang
standen, hatte ich nie Hinweise auf Lebensorte der Gründerin gefunden. Es gab
auch tatsächlich keine Ausschilderung in irgendeiner Weise, man muss halt
wissen, wo man suchen muss. Ich hätte ja gedacht, man würde es seinen Gläubigen
leichter machen (immerhin hat die Religion auch ausländische Gläubige), die
sich alle Jahre in Tenri einfinden. Jedenfalls sind wir auf der Suche nach der
richtigen Adresse durch das umliegende Dorf gepilgert und hatten Glück, dass
wir auf eine Post gestoßen sind, in der man uns weiterhelfen konnte. Adressen
müssen die schließlich wissen.
Das Geburtshaus von Nakayama Miki steht noch, genauso wie
weitere Gebäude, in denen die Familie Maekawa gelebt hat, bis Miki heiratete
und umzog, dorthin, wo jetzt das Hauptheiligtum der Kirche liegt.
Das ist nur das Vorhaus, glaube ich. Das Haupthaus war prächtger, passte aber nicht auf's Foto.
Die Küche
Das hintere ist das Geburtszimmer.
Der Tempel, bei dem das Grab der Gründerin zunächst gelegen hat, bevor sie umgebettet wurde.
Die ersten Gebäude der Tenrikyo, in denen Miki im heutigen
Tenri Besucher empfangen und gelebt hat, werden von einem Wachmann bewacht und
dürfen nicht fotografiert werden. Sie sind direkt neben dem Haupttempel, aber
auch hier mussten wir extra nachfragen, bevor wir den richtigen Ort fanden. Die
erste Person behauptete dabei, den Ort nicht zu kennen, obwohl die schwarze
Jacke mit der Aufschrift „Tenrikyo“ eindeutig darauf hinwies, dass wir uns
einen Gläubigen zum Fragen geangelt hatten. Die Leute reagierten zwar alle
nett, aber so richtig scheint man Fremde mit Fragen doch nicht recht zu mögen.
Am Donnerstag nutzte ich das schöne Wetter, um noch einen
Stopp in Kōbe einzulegen. Kōbe ist keine 2 Stunden von Nara entfernt und ich
war noch nie dort gewesen - also nix wie hin! Ich hatte anderthalb Tage
geplant, aber für Kobe reicht im Prinzip einer.
Der Ikuta-Schrein in Kobe
Die Stadt Kobe gleicht allen anderen Großstädten auch
Bis auf solche Juwelen, die sich hier und dort zeigen.
Natürlich ist der Unterhalt nicht ganz billig - welcher Betreiber eignet sich also besser als die Café-Kette Starbucks?
Kōbe war schon immer eine bedeutende Hafenstadt: Schon in
der Nara-Zeit (710–784 n. Chr.) legten hier Handelsschiffe aus China und
anderen Ländern an. Bekannt ist Kōbe außerdem seit eh und je für die heißen
Quellen im nahe gelegenen Arima – auch der berühmte Reichseiniger Toyotomi
Hideyoshi soll oft hierher gekommen sein, um genüsslich zu baden. In der
Edo-Zeit (1603–1867) wurde die Stadt außerdem bekannt für seine
Sake-Brauereien. Noch heute kommt der größte Teil der japanischen
Sake-Produktion von dort. Nicht vergessen darf man natürlich auch das Kōbe-Rind,
das zu äußerst teuren Filetstückchen verarbeitet wird und das ich daher dann
doch nicht genossen habe.
Als sich Japan unter dem Druck Amerikas in der
Meiji-Restauration der Welt öffnete, fiel 1868 der Startschuss für die
Entwicklung Kōbes zu einer internationalen Hafenstadt. (Die Bilder zeigen bereits den Hafen)
Viele Amerikaner und
Europäer kamen nach Kōbe und etablierten sich in der Gegend des Hafens und des
Stadtteils Kitano, der auch der interessanteste Teil der Stadt ist, denn einige
Gebäude haben die Napalmbomben des Zweiten Weltkriegs überlebt und sind heute
Museen oder Cafés, die man besuchen kann. So in das normale Stadtbild von Kōbe an den Berghang
gepresst, sieht das Viertel wirklich sehr interessant aus. Man merkt auch die
Bemühungen, das Viertel attraktiv zu gestalten und zu erhalten, auch wenn in
Kobe bei weitem weniger Touristen umherspazieren, als beispielsweise in Osaka
und Kyoto.
Die Sicht vom Berg-Schrein aus, dem Kitano-Tenman-gu
Der Grund für die gute Aussicht....der Weg zum Kitano-Tenman-gu
Kōbe ist eher so wie Nara, die Stadt, die man noch dranhängt, wenn
man sonst alles gesehen hat. Ich war natürlich auch in der Hafengegend, die in
Kombination mit China-Town sehr wie Yokohama aussieht.
Das Hafenbecken sieht wie aus dem Ei gepellt aus - es wurde ja auch erst nach dem großen Kobe-Erdbeben 1995 neu gebaut.
Dieser Abschnitt ist jetzt Denkmal und wurde so belassen,
wie die Uferpromenade nach dem verheerenden Erdbeben 1995 ausgesehen hat.
Am nächsten Tag sollte es zwar schon nach Tokyo zurück
gehen, aber nicht, ohne im erholsamen Arima-Onsen-Resort gewesen zu sein. Arima
ist als Heilort mit heißen Quellen bereits seit dem 8. Jh. belegt und zieht
Besucher dank seines „Goldwassers“, das mit Salzen und Eisen durchsetzt ist und
deshalb bräunlich aussieht, und seines
„Silberwassers“, das farblos ist und Radium beinhaltet, an.
Die zwei
Onsen-Badehäuser, die Gelegenheitsgästen Zugang gewähren, heißen daher auch
„Silberbad“ und „Goldbad.“ Daneben gibt es ca. 20 weitere Hotels und
Wellnessoasen, so dass ich sehr positiv überrascht war, als sich Arima-Onsen
als ein neckischer kleiner Ort herausstellte, bei dem der historische Kern
erhalten geblieben ist und in ca. einer Stunde abgelaufen werden kann. Ich war
im „Goldbad“ und kurierte meine abgelatschten Füßchen und die wehleidigen
Knochen, die finden, dass japanische Hostelbetten doch etwas dickere Futons
vertragen könnten.
Die Quelle?
Zurück in Tokyo holte mich der Alltag wieder ein – die
verreisten Tage mussten am Wochenende nachgeholt werden, denn es galt noch den
letzten Abschlussvortrag vorzubereiten, Bücher zu kopieren, Blätterstapel zu
ordnen, Visitenkarten auszusortieren etc. pp.
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