Ich hatte meine Reise in die Kansai-Gegend um Kyoto extra einen
Tag vorverlegt, damit ich vor meinem großen wissenschaftlichen Auftritt noch
die „O-mizu-tori“ Zeremonie in Nara mitnehmen konnte.
Wie der Name „Wasser-Schöpf-Zeremonie“
schon sagt, gibt es zwei Wochen lang ein feuriges Festival, was es zu DEM
zentralen Ereignis in Nara macht. Das Fest begleitet die Shuni-e-Riten, die ritualisierten
Frühlingsputz beinhalten. Wie links zu sehen, lugte der Frühling erst sehr vorsichtig um die Ecke, also war es auch höchste Zeit!
Der Höhepunkt ist am 12. März, wenn in einer
stundenlangen nächtlichen Zeremonie Wasser aus dem Wakasa-Brunnen an der
Nigatsu-do (Februar-Halle) geholt wird. Der Legende nach sprudelt dieser
Brunnen nur ein Mal in Jahr zu besagtem Ereignis, was göttlicher Intervention
zu verdanken ist. Es ist ja nicht so, als hätte der Gründer des Festes, Jitchuu,
altertümlichst ca. 13700 Götter auf den letzten Drücker eingeladen - Warum der Gott Onyu also ausgerechnet an dem
Tag fischen gehen musste und entsprechend zu spät kam, wird wohl auf ewig ein
Rätsel bleiben. Onyu jedoch war es peinlich und so schenkte er also diese
Quelle zu speziell diesem Fest. Warum nun um diese Quelle die Februar-Halle
gebaut wurde, wenn das Fest im März ist, und warum es mit Feuer begangen wird
statt Wasser….Rätsel über Rätsel. Vielleicht lässt sich aber alles sehr elegant
mit dem Wort „Funkenregen“ überbrücken, denn das Fest ist ein einziges
Funkenregen-Spektakel. D.h. das wäre es
gewesen, wenn es am 13. März, dem vorletzten Tag, nicht pünktlich 10 Minuten
vor 19.00 Uhr zu gießen angefangen hätte, aber wer weiß, dass war vielleicht
auch göttliche Fügung.
Jedenfalls standen die Massen unterhalb der Tempelhalle, die
am Berghang erbaut majestätisch über alles hinausragte. Die Halle hat eine
Veranda und auf diese richteten sich alle Blicke, während aus Lautsprechern auf
Japanisch, Chinesisch und Englisch darauf aufmerksam gemacht wurde, dass man
andere nicht stören, man seine Tasche im Blick behalten und sich bei jeglichen
Vorfällen an die Polizei wenden sollte. Jaja…. -.- Aber dann flammte es am
linken Ende der Veranda auf und ich
glaubte schon daran, dass das Dach doch Feuer fangen müsste, denn der Mönch auf
der Veranda hielt seine 6 Meter lange Bambusstange schräg nach oben, während
das Reisigbündel am Ende in Flammen aufging. So wurde eine Weile gewartet, bis
das Reisig gefährlichglühte und dann drehte der Mönch die Stange und rannte über
die Veranda, während die Funken einem Funkenregen gleich den Tempel
hinunterstoben. Dann stellte er die Stange am rechten Ende wieder auf, bis das
Reisigbündel komplett auseinanderstob. Das ganze wiederholte sich 10 Mal, wobei
die Menge den Atem anhielt, wenn die vorangegangene Stange noch glühte, der
nächste Mönch also noch nicht losrennen konnte, aber schon Gefahr lief, dass
ihm das Bündel noch auf der Veranda abfiel.
Das Schauspiel hatte die Wetter-Götter momentan jedenfalls beeindruckt, denn die darauf
folgende Woche war vergleichsweise warum und der Frühling lag in der Luft.
So „gereinigt“ trat ich am Montag, dem 14. März, den Gang
zur Doshisha-Universität in Kyoto an, wo ich bei einer der
Omoto-Forschungsgruppen meinen Vortrag hielt. Die Gruppe besteht aus Professoren
und Doktoranden, die sich mit den Neuen Religion in Japan beschäftigen, daher
war es das erste Mal, dass ich tatsächlich vor Fachpublikum sprach.
Entsprechend glücklich war ich über die positive Aufnahme meines Themas und Literaturhinweise. War also alles primstens.
Freischwebende Kunst :)
Am nächsten Tag hätte ich also voller Elan mich der
Literaturbeschaffung an der Tenri-Bibliothek widmen können, wenn ich dieses Mal nicht
ziemliches Pech mit den Hostels gehabt hätte. Dabei hatte ich
sogar Räume erwischt, die gute robuste Betten und v.a. dicke
schließende Vorhänge davor hatten, so dass ich gegen alle mit Licht
schlafenden Asiaten gefeit war! Aber alle Ohrstöpsel dieser Welt helfen nicht,
wenn in der Nacht irgendein blödes Handy fünfmal vibriert und am Ende auch noch
denselben Weckerton hat wie meins. -.- Die Krönung war natürlich, dass dieses
Monster von einem asozialen Menschen, das seinen Wecker auf 5 Uhr gestellt
hatte, nicht etwas 5 Uhr aufstand, sondern sich alle halbe Stunde bis 7.30 h
wecken ließ, bevor überhaupt Zeichen zu vernehmen waren, dass Madame den Wecker
wahrgenommen hat. Ich wär‘ bald im Dreieck gesprungen.
Im übrigen ist mein Schwesterherz in Tokyo eingetroffen und zwingt meine Füßchen zu weiteren Hochstleistungen. Es folgen also noch Einträge aus Tokyo und aus Taiwan. :)
Im übrigen ist mein Schwesterherz in Tokyo eingetroffen und zwingt meine Füßchen zu weiteren Hochstleistungen. Es folgen also noch Einträge aus Tokyo und aus Taiwan. :)
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