Freitag, 4. Januar 2013

Kultur und Hormone :)

Ich wünsche allen ein frohes Neues Jahr 2013! Ich muss auch gleich meinen guten Vorsatz umsetzen und nicht länger mit dem Blog-Schreiben herumtrödeln. @_@

Die Chronik setzt also umgehend einen Tag vor Halloween ein (als wenn's hierzulande wen interessieren würde), am 30. Oktober 2012.  An jenem Tag lies ich mich in den 11. Stock des Shibuya Hikarie-Towers aufziehen, um ins Tokyu Theatre Orb zu gelangen, Tokyos neuster (und am höchsten gelegenere) Musical-Bühne. Zum Glück hatte meine treue Musical-Freundin Yurie Karten für das fast ausverkaufte Gastspiel des Ensembles aus Wien für "Elisabeth" ergattern können. Auch wenn das hieß, dass auf die oppulente Bühnengestaltung verzichtet wurde, so dass man kurzerhand das Orchester in die Mitte der Bühne gepflanzt hat, konnte ich das Original auf Deutsch genießen, während die Japaner der Handlung nur mithilfe japanischer "Untertitel" verfolgen konnten, die jeweils links und rechts vom Bühnenrand auf Bildschirmen eingeblendet wurden (immerhin praktisch: von oben nach unten). Eins ließ man aber unübersetzt und das war das gute Wort "Kitsch", weswegen ich mich nach der Vorstellung abmühen durfte, es Yurie zu erklären. Aber ich glaube, es ist schwer einer Hello Kitty-Figuren-Kultur, die zudem von jeder Reise blöde Mitbringel aller Art anschleppen muss, vermitteln zu wollen, was genau als Kitsch bezeichnet werden muss...


Am 3. November wurde es wieder traditionell-kulturell, denn das ist der Tag der Kultur in Japan. Und einer der Orte, an denen man dann sein kann, ist natürlich der Schreinbezirk in Asakusa, in dem jedes Jahr das Tokyo Jidai Matsuri - das Geschichtsfestival stattfindet. Ich werde euch jetzt nicht den ganzen Umzug und jede einzelne Etappe in der Geschichte Tokyos vorstellen - seid versichert, es war alles dabei. :)

Rechts ist zu sehen, wie alles sich seinen Sitzplatz sichert - Das war auch gut so, denn der Umzug dauerte gute drei Stunden. Brav, wie alle sind, werden fein die Schuhe ausgezogen, wenn man sich auf die vorgeklebte Plane setzt und gut behütet wird man selbstverständlich auch von einem Herr aus Polizisten, Helfern und Feuerwehrwännern.

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Eingeleitet wurde das Fest mit dem Kranich-Tanz der Schrein-Mädchen, der dann in der parade auch wiederholt wurde.

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Es waren mehrere Schulen beteiligt, die Gewänder der normalen Leute zur Schau zu stellten und die Nachbarschaftsorganisationen und Traditionsvereine stellten die Feuerwehrleute, die Geisha, Samurai etc. pp.

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Der Tag wurde durch ein Treffen mit Freunden von anno 2008 sehr gut abgerundet (Ruby & Hiro), denn schließlich darf auch die Küchen-Kultur nicht zu kurz kommen. :D Das aus unerfindlichen Gründen "Dschingis Khgan" genannte Gericht war jedenfalls eine Variante des japanischen Nabe-Eintopfes, bei dem man einen Topf mit dampfender Brühe auf eine Herdplatte auf dem Tisch platziert und dann allerlei Fleisch und Gemüse reinhaut. Das schmeckt wunderbar und ist für die kühleren Monate genau richtig. Das war jedenfalls weitaus konventioneller als "Hormon", das ich kurz darauf serviert bekam.



Alles fing damit an, dass die lieben Leute aus dem Guesthouse mir unbedingt alles japanische vorstellen wollten, das ich nicht kannte und die Vorstellungskraft dabei irgendwie auf das Essen beschränkt blieb. Jedenfalls wurde ich tausend Mal gefragt, was ich gerne essen würde und wie ich die japanische Küche fände und überhaupt. Ich hatte es ja auch erst für einen Witz gehalten, als Herr Y. meinte, dass wir mal mit Herrn U. zusammen "Hormon" essen gehen sollten, wenn ich das noch nicht gemacht habe. "Hormon" hat mit Hormonen nichts zu tun, sondern bezeichnet Innereien. "Horu mono" heißt so viel wie "das, was weggeworfen wird". Klang bisher nie sehr vielversprechend, so dass ich diese Besonderheit der Cuisine ignoriert hatte, an jenem Samstag (10. November) jedoch hieß es plötzlich "kommst du dann um 5 Uhr?" und ich wurde jedenfalls eingelanden. Herr U. kennt sich jedenfalls aus in der Gegend und hat natürlich "das Beste" Restaurant ausfindig gemacht - darauf legen Japaner immer Wert. Und dann kriegt man lauter Kimchi-ähnliche Beilagen und einen heißen Grill auf den Tisch, auf dem dann eben lauter undefiniertbare Stücken Fleisch (?), Knorpel und ähnliches liegen. So weit so gut. Die fleisch-ähnlichen Stücke schmeckten zugegebenermaßen sehr gut, je exotischer jedoch, desto komischer wurde es aber auch. Japaner schworen zwar genr auf dieses Knorpel-Zeugs, aber mal ehrlich: Wozu??

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