Sonntag, 17. Mai 2015

Ashikaga Flower Park oder auch das Glyzinien-Paradies

Der Mai ist in Japan richtig goldig, denn es gibt dank viel politischen Engagements die "Golden Week", eine Serie aus Feiertagen, die in Kombination mit mindestens einem Wochenende je nach Jahr und dem Einsatz von Urlaubstagen auf cirka eine Woche ausgebaut werden können. Es gibt dafür auch eine goldige Regel - Willst du die Völkerwanderung vermeiden, solltest du zu Hause bleiben. Oder so. :)

Mit jedem Meter, der an einem der großen Bahnhöfe zurück gelegt werden muss, droht es, dich in einen Strudel menschlicher Wirrnis zum falschen Ausgang oder Zug zu reißen, deinen heruntergefallenen Teddy siehst du nie wieder, weinende, verlorene Kinder säumen den Weg, Gepäckleichen zieren das Schlachtfeld nach der Zugabfahrt und die Omas mit Krückstock sehen Pfefferspray plötzlich als legales Mittel für den Nah- bis mittleren Nahkampf an! So die Legenden. ;-)

Ganz so schlimm ist es nicht, aber das Bild der Völkerwanderung wird dem Ganzen schon gerecht, wenn man das Pech hat, einen der Zuge nach Außerhalb Tokyos nehmen zu müssen. Schlauerweise nahm ich also die erste sich lohnende Verbindung gegen 8.00 Uhr, die mich am Ashikaga Flower Park absetzen sollte. 2:30 Stunden dauerte die Fahrt, was aber dank Sitzplatz nicht schlimm war. Wie immer hatten die Japaner die Expresszüge schon ausgebucht, so dass sich nicht übermäßig viele um die Schleichkutsche kümmerte, mit der ich fuhr.

Ansonsten, wer es an den hübschen Bildern oben noch nicht gemerkt hat, ist dieser Eintrag lediglich dazu da, um alle Blumenfreunde vor Neid kochen zu lassen, denn ich war im Paradies gelandet. :D So zumindest die Mutmaßung des kleinen Junge vor mir. Er meinte, im Himmel sehe es bestimmt so aus. Im Gegensatz zur gezähmten Natürlichkeit am Shiofune-Kannon-ji, hatte man es hier mit den Perlen der japanischen Gartenkunst zu tun, die in voller Blüte erwischt und abgelichtet wurde. Das Herz des Parks sind die Glyzinien, die in kunstvoller Kleinarbeit auf Gestelle drapiert werden, damit sie wachsen und wachsen und wachsen - was sie in Natur nie so gekonnt hätten.  


 Ein kleines Exemplar, das muss noch etwas gehätschelt werden.

Die Anlage ist raffiniert angelegt und wartet mit vielen Wasserstellen, Brückchen und Stegen auf und hat - oh Wunder - Sitzmöglichkeiten für Massen in der Planung berücksichtigt. Was ihr hier seht, ist ein Baldachin aus hellrosa Glyzinien. Von Planzenkennern wie mir sofort als Glyzinis Baldachinis pinkis erkannt. Es blühte und gedeihte an allen Ecken und Enden mit verschienen... Blümschen... halt und beeidruckte druch die Arrangements und die Farben. 

 Blick vom Stuhl aus. Ab und an musste man sich in den Schatten flüchten.

Ja, ich war nicht direkt allein da. Da waren noch so ein paar Hanseln. Fielen kaum ins Gewicht.... Wobei die Atmosphere trotzdem angenehm war. Wenn man nicht gerade militante Silberkrieger vor sich hat, (Alle, die vor 1945 geboren wurden, haben Anspruch auf "Silber-Pass" etc. genannte Rabatte) die irgendwie zu glauben scheinen, die ihnen verbliebene Zeit könne umöglich mit warten, anstellen und sonstigem höflichen Benehmen verschwendet werden, sind Japaner ja schon sehr zivil unterwegs. Immerhin handelt es sich hier auch nicht um den Weg = Zug, sondern um das Ziel, und da knipsten alle relativ leise vor sich hin und bemühten sich um stille Geschäftigkeit, so dass man eigentlich nicht genervt war. Man konnte den vielen Knips-Süchtigen auch keinen Vorwurf machen, man war ja selbst ständig mit dem Finger am Abzug.  
 Ich stelle vor: Die Perlen des Parks, Glyzinis Regnensis, oder auch Regenschauer-Glyzinie.  
Hier haben wir dann Glyzinis kugelensis trauberitis, oder auch Kugeltrauben-Glyzinie. Im Übrigen ist der Park hier besonders stolz drauf: Es gibt wohl keine andere Glyzinie dieser besonderen Kugel-Art, die einen Umzug überlebt hat und weiter gewachsen ist.  Die drei großen Glyzinien überspannen insgesamt 1000m2.
Glyzinis Franciskanensum Selfikum. (Diese blöden Selfies - Selbstportraits - sind verdammt schwer zu machen. O_ö) 

Die violetten Arten blühten jedenfalls wunderschön, wobei ich ja immerhin wusste, dass es diese gibt. Was ich nicht wusste, ist, dass es auch weiße Glyzinien gibt und sogar gelbe. Die gelben sind aber anscheinend später dran, denn von denen hat man nichts gesehen. Schade. Aus den weißen Glyzinien haben sie im Park einen 80m langen Tunnel gebaut, so dass man unten drunter hindurch wandeln konnte. Daber ist der Geruch auch ziemlich intensiv. In meiner unendlichen Blumenweisheit behaupte ich einfach mal, dass Flieder dem Geruch vielleicht recht nah kommt.


Glyzinis blankus tunellus

 Lustige Zylinder-Blümchen.

 Glyzinis Quadratis Wandis. 

 Buschis Drummelensis

 Glyzinis Bogensis. Die hochwachsenden Glyzinien waren aber schon am verblühen.
Latrinensis sauberitis, Bacterium Gestankum nixis. Oder wie Dixi-Klos in Ländern aussehen, in denen das mit den Sanitäranlagen einfach mal funktioniert. Selbst am Nachmittag sauber, funktionierend und es stinkt noch nicht einmal. Sogar Wasser zum Händewaschen kommt oben aus dem kleinen Hahn.
 Glyzinis longis schönis

 Lupinien (stand dran)
 Azaleen (kenn ich jetzt!)
 Jaha, jetzt seid ihr neidisch!


 Einige hatten sich auch extra in Schale geworfen.
Und weils so schön ist, zum Abschluss nocheinmal im Großformat.

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