Freitag, 28. November 2014

Osaka am 22.11 - @_@ Verwirrter Touri auf Abwegen

Trotzdem hat die Erholung nicht ausgereicht, um mir das Elend zu ersparen, da der nächste Tag, der 22. November, in Osaka werden sollte. Es wird mir immer ein Rätsel bleiben, wie ich diese Misere fertig gebracht habe, aber es bleibt nun nix anderes zu sagen, als dass der Tag komplett im Eimer war bis auf das Konzert, deswegen ich hingefahren war. Was ja immerhin die Hauptsache ist.

Schuld war im Endeffekt 1. Japanisches Englisch und 2. die Vorliebe der Japaner, ihren Zügen so klangvolle Namen wie „Nozmi“ (Wunsch), „Hikari“ (Licht) oder eben „Thunderbird“ (Donnervogel) zu geben. Die, wie ich dachte, den Shinkansen vorbehalten sind, bis ich endlich begriff, dass dem nicht so ist. Ich stand also am Morgen so da und wollte mein Gepäck einschließen, so dass ich nach dem Konzert, das glücklicherweise 15.00 Uhr beginnen sollte, gleich in den Zug nach Kanazawa einsteigen konnte. Nach Kanazawa wolle/musste ich, weil die Herbstlaub-Manie der Japaner solche Ausmaße annimmt, dass an einem November-Samstag alle Hotels um Osaka/ Kyoto/ Nara/ Himeji/ Kobe im Umkreis von 2-Shinkansen-Stunden ausgebucht waren und ich also direkt nach Kanazawa fuhr, das 4 h entfernt war und wo eine Freundin wohnt. Der letzte Zug fuhr 21:00 Uhr und den durfte ich nicht verpassen. Also dachte ich, ich schließe mein Gepäck an dem Bahnhof ein, von dem ich abfahren sollte. Und auf meinem Ticket stand „Osaka-Kanazawa“. Und dann stand ich da so und schaute auf mein Ticket und dachte, Moment mal, angekommen bist du doch in Shin-Osaka (Neu-Osaka), weil das der einzige Shinkansen-Bahnhof ist. Du fährst doch mit dem „Donnervogel“, der fährt doch nicht von Osaka ab. Komisch. Aber egal, das Konzert geht ja 15.00 Uhr los, da ist dann noch Zeit, nach Shin-Osaka zu fahren, das mit Umsteigen in Osaka verbunden ist. Also fuhr ich mit der Ringbahn nach Osaka, stieg nach Shin-Osaka um, suchte mir ein Schließfach und fand mich sehr toll, bis mir auffiel, dass ich meine Mütze mit eingeschlossen hatte. Mist, in Japan zieht‘s ja überall, die Konzerte in den riesigen Arenen waren bisher immer saukalt gewesen und außerdem ist Ende November. Ich kaufte  mir also noch eine Mütze, anstatt noch einmal 500 Y ins Schließfach zu versenken und war nun super-vorberietet auf ein bisschen Sightseeing. Nur gab es um den Bahnhof herum überhaupt nichts Sehenswertes und weil ich ja gegen halb 2 am Dome sein sollte, um einer Japanerin ein Ticket abzukaufen, lies ich es dann sein. 

Der Osaka Kyocera-Dome

Also fuhr ich von Shin-Osaka wieder nach Osaka und dann mit der Ringbahn zum Dome und wurde von traumhaften Sommerwetter begrüßt, weil die Sonne plötzlich den Plan gefasst hatte, mit 25° unbarmherzig auf unsere Anoraks herunter zu prasseln. Aber egal, ich fand die Japanerin mit ihrer stummen Tochter (Japanische Kinder um 13 Jahre sind nicht in der Lage, dir ins Gesicht zu schauen und mit dir zu reden. Hilfe, Fremde!), kaufte mein Ticket und schaute mir gut gelaunt meinen Sitzplatz an und sah…dass der Einlass 15.00 Uhr war. Das Konzert begann 17.00 Uhr. Hm… leicht beunruhigt fragte ich, wie lange das denn so dauern würde…3 h… aha… und dann muss man es ja noch zusammen mit 45.000 anderen Leuten aus dem Dome schaffen… hm…hm… schlecht.  Nervös blickte ich auch mein Ticket, da stand wirklich immer noch 21.00 Uhr. Von Osaka. Mit dem Limited Express Donnervogel. Aber, seit wann ich ein Shinkansen eigentlich ein Halb-Express-Zug?  Ja, da fiel dann der Groschen. Der Zug fuhr natürlich deshalb von Osaka, weil er gar kein Shinkansen war. Und in Shin-Osaka hält er auch, aber dahin brauchte ich viel länger  vom Dome aus. Und überhaupt war eine knappe ¾ h nach dem Konzert verdammt wenig Zeit. Und es war ja erst 15.00 Uhr, der Einlass begann aber eben nicht das Konzert. Also sauste ich zu Ringbahn, nach Osaka, nach Shin-Osaka, holte mein  Gepäck wieder aus dem Schließfach, verfluchte die Sonne, die mich selbst ohne Anorak noch mächtig ins Schwitzen brachte, fuhr nach Osaka, verstaute meine Gepäck dort und fuhr wieder zum Dome, um dann kurz vor knapp meinen Sitzplatz zu erreichen und mir di letzte Hälfte des sehr schönen Konzertes Sorgen zu machen, wie lange es wohl noch gehen würde. L Und dabei hatte ich so einen schönen Arena-Sitzplatz, ganz weit vorne, wo man alles so richtig schön da. Jedenfalls verbrachte in den vorletzten Song der zweiten Zugabe auf dem Weg Richtung Ausgang und blieb dann noch für den allerletzten stehen, aber ich musste aufpassen, um den Moment nicht zu verpassen, indem die Ordner die Gitter versperren würden. Um nämlich 45.000 Leute geordnet aus dem Dome zu bringen, sind Gitter zwischen den einzelnen Sitzblöcken angebracht, die nach Ende des Konzerts geschlossen werden, um in Reihenfolge nacheinander die Leute herauslassen zu können. Wenn man da einmal feststeckt, kann man mit viel Pech eine Stunde aus dem Dome heraus brauchen. Zu guter Letzt schaffte ich jedenfalls gerade noch rechtzeitig nach Osaka, um in letzter Minute mit Gepäck meinen Zug nach Kanazawa zu finden. In Kanazawa kam ich dann 23.30 h an, wo mich die liebe Katja, eine Japanologin aus Halle, mich abholte.                 
DAS ist nämlich ein Shinkansen - wie es sich gehört, so schnell, dass man die Schnauze nicht erwischt im Bild.

An dem Punkt der Reise hatte ich zwar sehr viel Schönes erlebt, war aber durch wenig abgeklungenen Jet-Lag, das ewige späte zu Bett gehen in Ikegami (weil meine Mitbewohnerin Lynn immer erst 23.00 Uhr von der Arbeit kommt und ich nicht schlafen kann, bevor es in der Küche ruhig ist) und diesen Tag in Osaka ziemlich erledigt. Da erwies sich der Ausflug nach Kanazawa als genau das Richtige. Nicht nur, dass sowieso Sonntag und Feiertag war, so dass ich ruhigen Gewissens die geschlossenen Bibliotheken in Tokyo lassen konnte, Katja und ihr Ehemann Kensuke waren hervorragende Gastgeber, die mir Kanazawa und Shirakawa-Go zeigten.           

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