Sonntag, 16. Februar 2014

Leise rieselt der Schnee. Ach, die Bahnen, oh weh! ...Ich war dann mal weg, in Yamagata. ;)

Da hatte mich meine Familie noch gefragt, ob es in Tokyo wohl schon schön warm sei. Da hatte wohl schon jemand die Sommerklamotten eingepackt? Zugegebenermaßen habe auch ich das Ende des Winters vorhergesagt. Das sahen die Winter-kami (Götter) wohl anders. Jaja, wir waren alle sehr beeindruckt von Fotos wie diesen: Da war ja plötzlich alles weiß am Morgen, wie lustig! Am Abend, als der Schneesturm noch immer nicht vorüber war, haben die Pendler und Zugfahrer (überhaupt alle Fahrer) wohl nicht mehr gelacht. Die Nachrichten verkündeten auch sofort den heftigsten Schneefall seit 20 Jahren und die Schreiberlinge schrieben sich wohl die Finger wund, um alle Fahrplanupdates im Minutentakt durchzugeben. 

Die Eule von Ikebukuro, wettergerecht angezogen. ;P

Mich hat das alles nur bedingt interessiert, denn ich habe mir den schönen Schnee zunächst aus dem Friseursalon aus angesehen und dann aus meinem warmen kleinen Zimmer. Ja, ich war nun tatsächlich zum ersten Mal in einem Friseursalon, denn ich habe einen Rabattschein bekommen. In einer Stunde war ich schmapooniert, massiert, Heiligenschein-getrocknet und schön gemacht. Das Heiligenschein-Ding hab ich ja auch zum ersten Mal gesehen. Bekanntlicherweise ist es ja grausam schädlich, Haare mit dem heißen Föhn zu trocknen, deswegen gibt es jetzt so ein Ständer-Dingens mit einem kreisförmigen Aufsatz, das sich wie ein Heiligenschein um den Kopf herum bewegt und irgendwie die Haare trocknet. Ich habe allerdings nicht herausgefunden, ob das nun heizte oder wehte oder was das eigentlich tat. Es funktionierte jedenfalls. :D Jetzt seh ich aus wie ein blonder Japaner. Also so um den Ponny herum. :D 

 So vorbereitet, konnte ich am 11. Februar also taufrisch um 4.45 Uhr aus dem Bett springen (T__T), um mich mit den Frischlingen des Doppel-Masterprogramms, die gerade erst in Tokyo angekommen waren, und denen, die zusammen mit mir dieses Jahr im Shimoda gewohnt hatten, aud den Weg nach Tokyo zu machen. Dort schafften es auch alle anderen pünktlich zum Shinkansen, der uns 3 Stunden später in Yonezawa herauswarf. 

Yonezawa liegt in der Präfektur Yamagata  und liegt im Norden Japans, eine Stunde von Fukushima entfernt (aber durch Berge davon getrennt). Yamagata  ist überhaupt von allem durch Berge getrennt und ist quasi ein großes Hochplateau. Durch seine geografische Lage war Schnee natürlich vorprogrammiert, aber ausgerechnet dieses Jahr lag nur 1/3 der üblichen Menge. Der Rest war wohl nach Tokyo abgehauen. ;) 

Wir hatten jedenfalls ein enges Programm, dass sich um die Menüpunkte Essen, Essen und Essen gruppierte. :D Daneben hatten wir noch ein Thema, nämlich welche Maßnahmen es gibt, die jungen Leute in der Provinz zu halten. Yamagata ist fraglos tiefste Provinz, denn - wie könnte es auch anderes sein - außerhalb von Tokyo ist alles Provinz. Außer Kyoto, das ist historische Provinz. Und Osaka, das ist immerhin ein Handelszentrum. Nur die Leute dort sind so schrecklich provinziell.
Das Programm offenbarte einem mal wieder ganz die japanische Seele. Unser Guide, Herr Tomita, war natürlich ein Absolvent der Keio-Universität und "Freund von", so dass sich er und sein Sohn die Zeit nahmen, 4 Tage lang mit uns durch die Gegend zu spazieren, obwohl sie eigentlich Chef und Sohn-von-Chef einer Kimono-Firma sind, die Kimonos noch in Handarbeit fertigen lässt. Alle unsere Programmpunkte waren durch Kontakte der Keio-Alumni unter sich entstanden, die durch den "Mita-Kai" Alumni-Verein eng zusammen gehalten werden, was einem quasi alle Türen öffnen kann.              
Zunächst ging es in das lokale Museum, dass mit allerlei modernen Schnicksack die Lokalhistorie darlegte. Am interessantesten für mich war die Präsentation des Glanzstücks - ein goldener Wandschirm (so ein Mehrteiliges  mit Darstellungen von Kyoto. Hätte der einfach so dagestanden, hätte man sich ihn wohl nur kurz angeschaut und wäre weiter gegangen. In diesem Museum wurde man aber erst durch kleine Korridore geführt, in denen einzelne Szenen erklärt waren und in denen ein Film gezeigt wurde, in dem die Szenen des Wandschirms animiert waren. So machte es am Ende Spaß, die Szenen auf dem Schirm wiederzufinden, so dass man sich das Ding viel interessierter ansah.

Danach ging es zum Uesugi-Jinja, dem Schrein, der für die lokale Fürstenfamilie errichtet wurde. Leider waren die Schneelaternen, die aufgestellt worden waren, fast schon alle kaputt. Ich war jedenfalls froh, dass ich doch Winterjacke und Winterstiefelchen nach Japan mitgenommen hatte, die waren nötig. Aber damit war auch alles in Ordnung, denn das Wetter war einfach (grausam) schön. Ohne Sonnenbrille war es echt schwer, die Augen überhaupt offen zu lassen.  

Der nächste Punkt war Mittagessen. Ja, die Erdbeere habe ich auch zweifelsfrei erkannt.
 Der Rest ließ mich endlich verstehen, warum Japaner mit so viel Inbrunst ihre Fress-Reisen beschreiben. Außer der Erdbeere kannte ich nämlich nichts von dem, was da auf unserem Teller, äh.. in unseren Schüsseln lag. Natürlich waren wir auch nicht direkt in der nächstgelegenen Absteige - wir waren im besten Restaurant der Stadt, in einem alten Herrenhaus, das nur das Beste zu bieten hatte. Es gab also v.l.n.r., von unten nach oben: 

-Tsuyahime-Reis aus Yamagata, mit Ei-Streifen und Fischroggen
- Eine Art Getreide-Riegel aus Nüssen und Hülsenfrüchten, zusammengeklebt mit Honig? 
- eingelegtes Gemüse, das nichtmal die Japaner erkannten
- noch mehr eingelegtes Gemüse , das nichtmal die Japaner erkannten
- Hering mit Bohnen
- eingelegtes Gemüse, das nichtmal die Japaner erkannten.
- Rosa Klebreis mit Kirsch-Blatt, Wasabi und einer Soße
- Ein Dessert aus grünen Bohnen und anderen Bohnen, das verboten gut schmeckte. 
- Ein Stück Sashimi in Honig-Senf-Soße. Mhh...... 

Danach wurden wir mit dem Bus zum Shirafu-Onsen gebracht. Das, was es in Yamagata nämlich in erstaunlicher Zahl gibt das sind Onsen, Thermalquellen, um die hübsche japanische Häuschen gebaut wurden, in denen man für viel Geld übernachten kann. 
Im Falle dieses Ryokan trifft das Wort "Häuschen" jedoch nicht direkt - Das Haus hatte endlose Korridore. Zum Glück standen überall kleine Wegweiser, sonst hätten wir uns nicht durch gefunden. 

Dort haben wir das ein Forschungskolloquium abgehalten, und ich habe fleißig meinen Job gemacht und übersetzt. Deswegen war ich ja überhaupt eingeladen worden. 

Danach wurde abermals zum Festmahl geladen. Hier mal nur das Foto der besten Stücke: Gekochtes Stück Fleisch mit Stövchen und Fisch am Spieß.

Kugelnd sind wir dann in den Schnee hinaus gerollt, um dieses schöne Foto zu produzieren. Wir haben Kerzen angezündet und die Umgebung erhellt. Also den Schnee, denn wir waren irgendwo im Nirgendwo. 
  
Aber das eigentliche Highlight war natürlich das Onsen. Denn so ein Ryokan, so schön es auch ist, ist ziemlich kalt. In unserem Zimmer hatten wir zwar einen wunderbaren Kotatsu (Tisch mit Heizdecke, unter den man kriecht), die Gänge und die Toilette sind aber ziemlich kalt. Auf also ins Bad! Denn da ist es naturgemäß he....scheißkalt!!! Brrr... Denn natürlich muss man sich zunächst waschen und das passiert neben dem Wasserbecken. Mist bloß, dass das Bad zwar mit Holzwänden verbaut ist, im Prinzip aber draußen ist. So schnell hab ich mich noch nie gewaschen. O_o Danach ging es in sekundenschnelle ins Baaaaa-AAAHH! Man war das Ding heiß. Ich dachte, meine Fingernägel würden bald abfallen oder so.
Gekleidet in grüne Yukata saßen wir dann noch ein bisschen zusammen, aber da wir an dem Tag alle vor Sonnenaufgang aufgestanden waren, waren wir pünktlich Mitternacht im Bett.

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