Ich stieg also am 19. November aus dem völlig überhitztem Nachtbus in Sibirien aus. Also in Kyoto, um genau zu sein, um 6 Uhr morgens den Bummelzug nach Nara zu nehmen, der an jeder Dorfhaltestelle natürlich brav alle Türen sperangelweit öffnete. brrrrrrrr. Jaja, ihr Deutschländer verdreht jetzt wieder die Augen, aber Winter hatte ich nicht gepackt und so lieferte ich schnell meinen Koffer am Hostel ab und stiefelte zur Bibliothek in Nara, um meine Studien zu eröffnen.
Nara am Vormittag. Das Wetter versprach noch, gut zu werden. Auf dem Weg zur Bibliothek, 20 Min. aus dem Zentrum raus, sah man auch mal ein kleines Reisfeld.
Entschädigt wurde man mit diesen malerischen Herbstfarben.
Die Bibliothek
noch mehr Herbst (keine Angst, davon kommt noch viel. Wer braucht schon euren Weihnachtskram! *schnüff*)
Jaha, Japaner können nicht nur niedlich, sondern auch niedlich-böse! ;) Dieses Furcht einflößende Männchen verbietet das Hinterlassen von Müll am Flussufer.
Für ein, zwei Stunden erschien mir das Gebäude sogar warm. Mit zunehmender Akklimatisierung stellte sich jedoch heraus, dass auch die wunderbar moderne Bibliothek in Nara an der Modernen-Architektur-Krankheit krankt: Was nur aus meterweise Glas und Beton besteht, kann nun mal nicht ordentlich beheizt werden. Vor allem die lockenden Sofas an den großen Fenstern waren daher leider nur auf den ersten Blick anheimeld. Das trübtassige Regenwetter sah allerdings auch bloß von drinnen romantisch aus, so dass ich bis in den Nachmittag hinein durchhielt.
Dann trieb mich allerdings doch der Hunger in die Innenstadt. Nara ist im Prinzip sehr einfach aufgebaut. Es gibt zwei Bahnhofe und das Gebiet mit dem Reh-Park und den zwei wichtigsten Ausflugszielen - dem großen Buddha und dem Kasuga-Schrein. Beides wird durch eine Haupt-Souvenirstraße verbunden und von winzigen Gassen malerisch instand gehaltener Altstadt umringt. Fast alles richtet sich nach dem Tempel-und Schreinbetrieb - schließen die ihre Pforten gegen 5 Uhr, hört man schon das Rattern der Rollläden im Rest der Stadt und die Bürgersteige klappen hoch. Aus die Maus. So gesehen die perfekte Umgebung zum ungestörten Studieren. ;)


Nach diesem Festmahl war nur noch wenig Zeit, eine Runde um den nächsten Tempel zu drehen. Entgegen meiner Hoffnung ist die Haupthalle des Koufukuji aber immer noch in Arbeit, genauso wie anno 2011, als ich das erste Mal in Nara war. (Wer die Sommer-Beschreibung von Nara noch einmal Revue passieren will - bitte hier klicken.)
Die verhüllte Haupthalle bei Niesel-piesel-Wetter

Der Koufukuji in Nara gehört zum UNESCO Weltkulturerbe, weil er auf einen Tempel zurückgeht, der 672 erbaut worden sein soll. Sicher ist, dass er mit der Verlegung der Hauptstadt nach Nara dort im Jahr 710 als Kōfuku-ji wiederaufgebaut wurde. Der Koufukuji hatte massiven Einfluss im 11/12. Jh., denn etliche der wichtigsten Tempel in Kyoto und Nara, die auch heute noch durch ihre Größe beeindrucken, waren unter seiner Kontrolle. In der frühen Meiji-Zeit (19. Jh.) wurde der Tempel allerdings durch die allgemeine Erhebung des Shintō
zur Staatsreligion und dem Erlass zur Trennung von Buddhismus und
Shintō schwer vernachlässigt und größtenteils enteignet. Nur mit Not
konnte er erhalten werden. Heutzutage ist der Tempel diese Sorge los, denn die Besucher strömen nur so dorthin. Praktischerweise liegt der Tempel nämlich im Herzen Naras.
Ein kleiner Schrein im Koufukuji
Und ja, nicht nur mir war kalt. Diese Schulklasse (eine von tausenden, die diese Woche da hingekarrt wurde) hielt sich durch gegenseitiges Rücken-Rubbeln war.
Und ja, die Rehe kommen noch.
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