Hm, ich denke, irgendwie kam das mit der „Rose des Nordens“
im letzten Beitrag nicht so ganz raus, deshalb an dieser Stelle erst einmal
noch eine Erklärungsnachreichung.
Die Stadt Chinag Mai ist Zentrum der Provinz Chiang Mai, im
äußersten Norden Thailands. Sie gilt von altersher als kulturelles Zentrum der
Region und hat sich einen gewissen Sonderstatus im Bewusstsein der Menschen
erhalten können, nachdem die Provinz 1767 in das Land Siam inkorporiert wurde und de
Facto nicht mehr selbständig war/ ist. Sie ist von Gebirgszügen des hinterindischen Gebirgslandes umgeben, teilweise ist
der stark in Thailand dezimierte Regenwald noch erkennbar und das Klima, wenn
auch heiß, ist Dank des lauen Lüftchens leichter zu ertragen. Bevor Chiang Mai ein Teil des heutigen Thailands wurde, war sie Hauptstadt des Lan-Na-Königreiches, daher auch die erstaunliche Dichte an Tempel. Die ersten Europäer nannten die Stadt nicht umsonst "Stadt der goldenen Tempel" (heute teilweise mit UNESCO-Geldern rekonstruiert). Chiang Mai ist
außerdem, ganz anders als Bangkok, immer noch etwas provinziell: keine Skyline,
keine Metro oder S-Bahn, kein chaotisches Riesenverkehrsaufkommen in der Stadt,
obwohl sie die viertgrößte des Landes ist. Leider müssen die alten Teakholz-Häuser auch hier den Betonbauten immer mehr weichen, trotzdem gilt sie als die schönste Stadt Thailands. Nur Rosen hab‘ ich keine gesehen…
 |
Blick auf das Gebirge gegen 17:30 aus einem fahrenden roten Bus heraus. |
 |
Typischer Straßenzug in Chiang Mai |
 |
Kanäle durchziehen auch diese Stadt |
 |
Reste der alten, die Stadt umgebenden, Stadtmauer. Der rote Bus war so schnell unterwegs, dass die Bilder alle etwas unscharf geworden sind... hui, und wieder ging es um eine Ecke... |
 |
Ein Wat-Dach gegen 18:00. |
In diesem Idyll galt es also am Montag einen roten Bus zu
finden, der uns nach Wat Doi Suthep, einem Tempel auf dem nahegelegenen Berg,
bringen konnte. Nachdem dies geschafft wäre, würden wir einen Preis aushandeln
müssen und dann hoffen, irgendwann auch los zu kommen. Die Busse fahren nämlich
eigentlich erst, wenn eine bestimmte Mitfahrerzahl erreicht worden ist, die von
Fahrer zu Fahrer unterschiedlich sein kann. Außerdem folgen sie keinem Fahrplan
oder bestimmten Routen. Sie kreuzen quer durch die Stadt, man winkt sie an einer
beliebigen Straßenstelle zu sich heran und muss beim Fahrer erfragen, wohin er
gerade unterwegs ist. Wenn man Glück hat, stimmt die Richtung, wenn man Pech
hat, muss man beim nächsten Bus sein Glück versuchen. Zum Glück sind auf Chiang
Mais Straßen viiieeele rote Busse unterwegs. Einige haben – touristenfreundlich
– bestimmte Ziele wie „Tigertempel“, „Zoo“ oder eben „Doi Suthep“ dranstehen.
Dumm nur, dass meistens auf allen Bussen alle Ziele verzeichnet sind, so dass man
trotzdem fragen muss, wohin der angehaltene Bus in diesem Moment wirklich
fährt.
Beim ersten hatten wir kein Glück. Der Fahrer wollte nämlich
500 Baht für eine Rundfahrt, sprich zum Tempel hin und wieder zurück. Das
wollten wir nicht; noch wollten wir einfach nur hin, weil wir uns nicht nur den
Tempel vorzunehmen gedachten, sondern auch noch einen Wasserfall, eine
Mönchshöhle usw., eventuell sogar zurück laufen, wäre dann noch Zeit genug und
der Weg schön. (Ihr wisst, wie unsere Pläne meistens ausgegangen sind… alles planmäßig!) Einige
Zeit später erblickten wir einen roten Bus mit 5 europäisch aussehenden
Menschen drin und fragten einfach mal nach, wohin die Reise ging und siehe da:
Wat Doi Suthep. Zwar verlangte der Fahrer auch hier eine Hin- und Rückfahrt, aber
für nur 200 Baht (für uns beide) und so stiegen wir zu den Londonern dazu.
Über Serpentinen ging es mächtig schaukelnd den Berg nach
oben. Den Rucksack zwischen die Beine geklemmt und mit der Hand irgendwo
festhaltend, damit man nicht hinten aus dem Bus herausgerutscht ist. Es ist
nicht so, dass der Pick-Up-ähnliche Bus keine Türen hinten gehabt hätte, sie
waren einfach nur nicht geschlossen worden. Nun ja, Thailand eben…
Oben angekommen - der Wat liegt auf 1053 m Höhe unterhalb des Berggipfels des Doi Pui (1685 ü.d.M.), trennten wir uns (nicht bevor eine
Abfahrtszeit von 1,5 Stunden später festgelegt zu haben, die wir ja einhalten konnten
oder eben nicht) und jeder ging seiner Wege nach oben. Über dreihundertsechs
Drachen (eigentlich Naga-Schlangen)-Stufen galt es zu erklimmen, bevor der Eingangsbereich mit der
Aufforderung nach züchtiger Kleidung auftauchte.
 |
Ballustrade der Treppe in Form von zwei sich windenden siebenköpfigen Nagas |
 |
Im Norden Thailands sind auch auch noch traditionell lebende Bergvölker beheimatet, die heutzutage viel im Souveniergeschäft arbeiten. |
 |
Ich glaub es ist die 279 Stufe gewesen... :) |
 |
Sarong |
Franziska hatte vorbildlich
und vorausschauend den hässlichen Sarong aus dem Königspalast mitgenommen und
band ihn sich um. Ich verblieb in meiner Hose, zog sie nur etwas herunter und
hatte aus einer Dreiviertel eine Siebeneinhalbachtel gemacht und los ging‘s.
Natürlich mussten erst noch die Sandalen in ein Schuhregal abgestellt werden, dann ging
es aber wirklich los.
 |
Ich vor dem vergoldeten Chedi. |
Was soll ich sagen? Goldene Buddhastatuen, goldene
Dächer, Spendenboxen überall und für jeden Zweck – ein Wat also, der nicht
unbedingt viel anders aussah, als alle anderen Wat(te) zuvor, mit dem
Unterschied, dass man erst noch dreihundertsechs Stufen hinaufsteigen musste. Schön
anzusehen, aber nach einer halben Stunde auch umrundet und fertig besichtigt.
Verschnaufpause war angesagt und das zuvor gesichtete
Durian-Eis musste endlich probiert werden. Stinkt das Eis genauso wie die
Frucht angeblich stinken soll? (Nicht umsonst kleben fast überall, ob im Taxi
oder im Hostel, Durian-Verbotsschilder an den Scheiben oder Wänden) Eis
gekauft, Eis aufgemacht, Eis gelöffelt… buöhh. Mich hat es dermaßen
geschüttelt, nie wieder!
 |
Durians sind NICHT ERLAUBT in den Hostelzimmern. |
Ich hatte ein bisschen das Gefühl den Geruch gegessen
zu haben, buöhhh. Franziska meinte zwar, dass wenn man das Eis nur lange genug
im Mund behält, würde sich eine Art Kokosgeschmack entwickeln… Na ja, bei mir
konnte sich nichts entwickeln, sorry. Trotz des sich nach einer Weile
einstellenden (guten) Kokosgeschmacks, ließen wir den Becher stehen und
schlürften lieber unsere Eis-Schokolade zu Ende.
Mit Blick auf eine Karte und mit dem Wissen um den Weg
herauf, leuchtete uns ein, dass es mit einer Wanderung zu einem Wasserfall,
einer Mönchshöhle oder gar zurück nichts werden würde. Wir beschlossen daher
zum Bus zurückzukehren und uns zum Zoo bringen zu lassen, dessen Eingang direkt
am Wegesrand auf der Strecke zur Stadt zurück lag (und wir bereits auf der Hinfahrt
entdeckt hatten). So würden wir jedenfalls etwas Schatten haben, Tierchen sehen
und leicht einen Bus zurück erwischen und nicht der Gefahr ausgesetzt sein,
unseren Flug nach Bangkok zu verpassen.
Der Zoo ist groß und schön; größer und schöner, als der
Dusit-Zoo. Die Gehege, wenn auch manchmal kleiner, erinnern stark an die
Leipziger. An Flamingos vorbei – ist euch schon mal aufgefallen, dass Flamingos
IMMER im Eingangsbereich eines JEDEN Zoos zu finden sind? – ging es zu den
Raubkatzen und Bären. Für die Pandabären mussten wir ein Extraeintritt bezahlen. Aber hey, man ist schließlich nur einmal hier. Trotz der 200 Baht
bekamen wir nur ein Hinterteil zu sehen, von dem wir nicht einmal genau sagen
können, ob es wirklich das Hinterteil gewesen ist. Schnauze oder Tatzen waren
es jedenfalls definitiv nicht. Dieses Geld hätte man sich also sparen können… aber
hinterher ist man bekanntlich immer schlauer.
 |
Und was sagt Ihr? Hinterteil??? |
Weiter ging’s und wir trafen auch
die Londoner wieder (die spontan mit uns zum Zoo gefahren sind, dann aber auch wieder
ihren eigenen Weg gegangen sind), die zuschauten, wie sich eine ihrer
Freundinnen in einem „Luftball“ abmühte und schließlich doch mit einem Seil
wieder an Land gezogen werden musste. Wir lachten auch herzlich mit…
 |
Melissa versucht ihr Bestes... |
Dann konnten wir Koalas in Aktion sehen. Einer hing nur im
Halbschlaf im Baum, ein anderer saß aber kerzengerade auf einem Ast und mampfte
vor sich hin. Zugegeben, auch er drehte uns irgendwann den Rücken zu und viel
in einen Dämmerzustand; aber immerhin. Weiter ging es zu den Affen, die wir aber
nicht näher in Augenschein nahmen und zu den Pinguinen. Zu guter Letzt konnten
wir ein wunderschönes Pfauenrad bewundern. Der Herr Pfau war wenigstens so
eitel, dass er ohne zu mucken fotografier-freundlich dastehen blieb und immer
in die Kammeralinse schaute. Daher gibt es auch nur Frontalansichten, von der
Seite habe ich ihn nie erwischt – das Vieh hat sich IMMER zur Linse
gedreht!

Der Zoo schloss bereits um 17:00, so dass wir uns einen roten Bus zurück suchten und nach Chiang Mai zurück fuhen. Nach einer kurzen Runde um den Block machten wir an einem einladend aussehenden Restaurant halt und bestellt wieder einmal thailändisches Essen: klebriger Mangoreis (Süßspeise) und ich Reis mit Hühnchen (keine Süßspeise) - beides leckerfezig. Frühzeitig machten wir uns zum Flughafen auf - man kann ja nie wissen. Genau, wir wussten eben nicht, dass gerade unser Flugzeug 50 Minuten verspätet abheben würde. Zum Glück gibt es Lounges zum Warten und freies Wi-Fi, so dass wir die letzte ZDF-"Heute Show" anschauen konnten. So war auch diese Wartezeit zu etwas nütze.
Mit dem Taxi ging zurück zum Hostel, dann unter die Dusche und ab ins Bett. Morgen wollten wir einfach nur ausschlafen...